Nekrophilie: Unterschied zwischen den Versionen

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==Forschungsstand==
==Forschungsstand==
Bezüglich der Nekrophilie finden sich nur wenige Studien. Zumeist werden in der Literatur explizite Fälle dargestellt und untersucht.
Bezüglich der Nekrophilie finden sich nur wenige Studien. Zumeist werden in der Literatur explizite Fälle dargestellt und untersucht.
Im Jahr 1989 machten Jonathan Rosman und Peter Resnick eine Studie. Zum damaligen Zeitpunkt stellten sie 122 Fälle von manifestierten nekrophilen Handlungen oder Fantasien fest. Davon fanden sie 88 in der Weltliteratur sowie 34 unveröffentlichte Fälle von denen sie durch Kollegen erfuhren. Die Daten wurden über mehrere Jahre in verschiedenen Ländern gesammelt. Sie weisen in ihrem Bericht darauf hin, dass die verschiedenen Varianten der Berichte, die niedrige Grundlage von Daten sowie Lücken in den Daten das Risiko einer Überinterpretation erhöhen. Auch hier wurde Nekrophilie in echte Nekrophilie und Pseudonekrophilie unterteilt. Sie haben 54 Fälle von „echter Nekrophilie“ sowie 33 Fälle von Pseudonekrophilie untersucht. Darüber hinaus wurden die Fälle von echter Nekrophilie nochmals in 3 Typen klassifiziert:
Im Jahr 1989 machten Jonathan Rosman und Peter Resnick eine Studie. Zum damaligen Zeitpunkt stellten sie 122 Fälle von manifestierten nekrophilen Handlungen oder Fantasien fest. Davon fanden sie 88 in der Weltliteratur sowie 34 unveröffentlichte Fälle von denen sie durch Kollegen erfuhren. Die Daten wurden über mehrere Jahre in verschiedenen Ländern gesammelt. Sie weisen in ihrem Bericht darauf hin, dass die verschiedenen Varianten der Berichte, die niedrige Grundlage von Daten sowie Lücken in den Daten das Risiko einer Überinterpretation erhöhen. Auch hier wurde Nekrophilie in echte Nekrophilie und Pseudonekrophilie unterteilt. Sie haben 54 Fälle von „echter Nekrophilie“ sowie 33 Fälle von Pseudonekrophilie untersucht. Darüber hinaus wurden die Fälle von echter Nekrophilie nochmals in 3 Typen klassifiziert:


Necrophilic homicide = Mord um eine Leiche für sexuelle Zwecke
Necrophilic homicide = Mord um eine Leiche für sexuelle Zwecke
regular necrophilia = das Gebrauchen von bereits toten Körpern für das sexuelle Vergnügen
regular necrophilia = das Gebrauchen von bereits toten Körpern für das sexuelle Vergnügen
Necrophilic fantasy = Fantasien bezüglich sexuellen Aktivitäten mit Leichen ohne nekrophile Handlungen auszuführen
Necrophilic fantasy = Fantasien bezüglich sexuellen Aktivitäten mit Leichen ohne nekrophile Handlungen auszuführen


Sie fanden in ihrer Studie 14 Fälle von „Necrophilic homicide“, 21 Fälle von „regular necrophilia“ sowie 15 Fälle von „Necrophilic fantasy“, 4 Fälle konnten nicht näher betrachtet werden, da die Daten unzureichend waren. Rosman und Resnick berichten, Nekrophile werden häufig als geisteskrank, psychotisch oder unfähig einen sexuellen Partner zu finden beschrieben. Rosman und Resnick erklären diese Annahmen nach ihrer Studie als fehlerhaft und kamen zu dem Ergebnis, dass weder Psychosen noch mentale Behinderungen oder Sadismus mit Nekrophilie inhärent seien. Auch eine Intelligenzminderung soll nach ihrer Studie Nekrophilie nicht begünstigen. Sie berichten, dass bei 60% der Untersuchten eine Persönlichkeits-störung vorliegt. Gerade einmal 10% seien psychotisch. Lediglich der Konsum von Alkohol und Drogen könne ein wichtiger Faktor darstellen, indem die Menschen durch die Enthemmung nekrophile Handlungen ausführen. Häufig seien von Nekrophilen mehrere Motive genannt worden. Das meist verbreitete Motiv sei ein widerstandsloser nicht ablehnender Partner. Hier konnten Rosman und Resnick 23 Fälle finden. In 7 Fällen wurde als Motiv, die Wiedervereinigung mit deren Partner genannt, in 5 Fällen wurde die sexuelle Anziehung zu Leichen genannt und in 4 Fällen war das Motiv die Erhöhung des Selbstwertgefühls durch die Tötung ihres Opfers. Darüber hinaus berichten sie, nekrophile Menschen würden sich häufig Berufe, in denen sie Kontakt zu Leichen haben suchen. Dennoch sollen selbst nekrophile Menschen, die beruflichen Kontakt zu Leichen haben Tötungsdelikte begehen. Psychodynamische Themen sowie Abwehrmechanismen und die Behandlung dieser seltenen Störung wurden zu damaligen Zeitpunkt diskutiert. (vgl. Rosman und Resnick 1989: 153ff.).  
Sie fanden in ihrer Studie 14 Fälle von „Necrophilic homicide“, 21 Fälle von „regular necrophilia“ sowie 15 Fälle von „Necrophilic fantasy“, 4 Fälle konnten nicht näher betrachtet werden, da die Daten unzureichend waren. Rosman und Resnick berichten, Nekrophile werden häufig als geisteskrank, psychotisch oder unfähig einen sexuellen Partner zu finden beschrieben. Rosman und Resnick erklären diese Annahmen nach ihrer Studie als fehlerhaft und kamen zu dem Ergebnis, dass weder Psychosen noch mentale Behinderungen oder Sadismus mit Nekrophilie inhärent seien. Auch eine Intelligenzminderung soll nach ihrer Studie Nekrophilie nicht begünstigen. Sie berichten, dass bei 60% der Untersuchten eine Persönlichkeits-störung vorliegt. Gerade einmal 10% seien psychotisch. Lediglich der Konsum von Alkohol und Drogen könne ein wichtiger Faktor darstellen, indem die Menschen durch die Enthemmung nekrophile Handlungen ausführen. Häufig seien von Nekrophilen mehrere Motive genannt worden. Das meist verbreitete Motiv sei ein widerstandsloser nicht ablehnender Partner. Hier konnten Rosman und Resnick 23 Fälle finden. In 7 Fällen wurde als Motiv, die Wiedervereinigung mit deren Partner genannt, in 5 Fällen wurde die sexuelle Anziehung zu Leichen genannt und in 4 Fällen war das Motiv die Erhöhung des Selbstwertgefühls durch die Tötung ihres Opfers. Darüber hinaus berichten sie, nekrophile Menschen würden sich häufig Berufe, in denen sie Kontakt zu Leichen haben suchen. Dennoch sollen selbst nekrophile Menschen, die beruflichen Kontakt zu Leichen haben Tötungsdelikte begehen. Psychodynamische Themen sowie Abwehrmechanismen und die Behandlung dieser seltenen Störung wurden zu damaligen Zeitpunkt diskutiert. (vgl. Rosman und Resnick 1989: 153ff.).  


Ein US-amerikanischer Websitebetreiber der Website http://www.burknet.com/robsfantasy beschreibt nach Hoffmann jedoch andere Erfahrungen, die er durch den Austausch mit nekrophilen in seinem Chat machen konnte. Er nennt als häufigste Eigenschaft Extrovertiertheit sowie Kreativität. Die häufigsten Berufsgruppen sollen Mediziner, Juristen, Erzieher, Politiker sowie Menschen aus dem kreativen Bereich wie Computergraphiker sowie Marketing-Fachleute darstellen. Menschen aus der Arbeiterschicht oder aus dem Bestattungsbereich seien nur sehr selten vertreten (vgl. Hoffmann 2003, S.337).
Ein US-amerikanischer Websitebetreiber der Website http://www.burknet.com/robsfantasy beschreibt nach Hoffmann jedoch andere Erfahrungen, die er durch den Austausch mit nekrophilen in seinem Chat machen konnte. Er nennt als häufigste Eigenschaft Extrovertiertheit sowie Kreativität. Die häufigsten Berufsgruppen sollen Mediziner, Juristen, Erzieher, Politiker sowie Menschen aus dem kreativen Bereich wie Computergraphiker sowie Marketing-Fachleute darstellen. Menschen aus der Arbeiterschicht oder aus dem Bestattungsbereich seien nur sehr selten vertreten (vgl. Hoffmann 2003, S.337).


Ehrlich et al. (2000) schreiben, Fälle von Nekrophilie treten extrem selten auf. In ihrer medizinischen Fallbeschreibung finden sich die Angaben, dass sich in den letzten 50 Jahren gerade einmal 9 Fälle im deutschsprachigen Raum festgehalten wurden. Davon waren 6 in Deutschland, 2 in der Schweiz und einer in Österreich (vgl. Ehrlich et al. 224ff.).
Ehrlich et al. (2000) schreiben, Fälle von Nekrophilie treten extrem selten auf. In ihrer medizinischen Fallbeschreibung finden sich die Angaben, dass sich in den letzten 50 Jahren gerade einmal 9 Fälle im deutschsprachigen Raum festgehalten wurden. Davon waren 6 in Deutschland, 2 in der Schweiz und einer in Österreich (vgl. Ehrlich et al. 224ff.).


Hoffmann 2003 schreibt, Studien des amerikanischen Kinsey-Institutes erbrachten in Bezug auf Nekrophilie keine statistisch nennenswerten Ergebnisse. Der Präsident des Institute for Advanced Study of Human Sexuality Ted McIlvenea bekunde, dass es nur einen sehr kleinen Prozentsatz der entsprechend veranlagten Menschen gäbe. Nekrophilie fände statt, jedoch viel seltener als die Leute denken würden.


Hoffmann 2003 schreibt, Studien des amerikanischen Kinsey-Institutes erbrachten in Bezug auf Nekrophilie keine statistisch nennenswerten Ergebnisse. Der Präsident des Institute for Advanced Study of Human Sexuality Ted McIlvenea bekunde, dass es nur einen sehr kleinen Prozentsatz der entsprechend veranlagten Menschen gäbe. Nekrophilie fände statt, jedoch viel seltener als die Leute denken würden (vgl. Hoffmann 2003,S.335).


==Kriminologische Relevanz==
==Kriminologische Relevanz==
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