31.738
Bearbeitungen
Tiao (Diskussion | Beiträge) |
Tiao (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 24: | Zeile 24: | ||
==Kriminalpolitische Positionen== | ==Kriminalpolitische Positionen== | ||
*Aufsehen erregte sein vehementer Einsatz gegen die Todesstrafe (Dt. Juristentag 1912). | |||
*Kritisch stand er der lebenslangen Freiheitsstrafe gegenüber. In diesem Zusammenhang entwickelte er eine Dreiphasen-Theorie des Vollzugsverlaufs: | |||
:Erstens das Stadium hochgradiger Erregung, d.h. der verzweifelten Auseinandersetzung mit der deprimierenden Haftsituation und den Nachwirkungen der Untersuchungshaft und der Verurteilung. | |||
:Das zweite Stadium ist ein Prozess der Selbsterhaltung, in dem der Gefangene einen Kampf gegen die zerstörerische Kraft des Eingesperrtseins führt bzw. versucht, sich seelisch zu stabilisieren und an seine Lage zu gewöhnen. | |||
:Das nach ca. 20 Jahren Haft einsetzende dritte Stadium bringt ein Abflauen der Affekte, Resignation, Misstrauen und Verbitterung – sozusagen ein Dahinvegetieren. | |||
*Mit seiner interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft für die Reform des Strafvollzugs zielte er auf die Einrichtung eines Erziehungsvollzugs. | |||
*Die Diagnosen von "Unerziehbarkeit" auf der Basis "erbbiologischer" Betrachtungen, wie sie von der ersten "Kriminalbiologischen Sammelstelle" im Zuchthaus Straubing erstellt wurden, hielt er (auf der 22. Tagung der Deutschen Landesgruppe der IKV im Jahre 1927) für unsinnig und gefährlich. | |||
Liepmann setzte sich ferner für eine Revision des politischen Strafrechts ein. | *Liepmann setzte sich ferner für eine Revision des (allzu sehr auf die Gesinnung abstellenden) politischen Strafrechts ein. | ||
Ebenso wie [[Franz Exner]] beschäftigte sich auch Moritz Liepmann mit den kriminalsoziologischen Fragen des Ersten Weltkriegs. Hiervon zeugt vor allem auch sein letztes, 1928 vollendetes und im Jahre 1930 posthum veröffentlichtes Werk, ''"Krieg und Kriminalität in Deutschland"''. | *Ebenso wie [[Franz Exner]] beschäftigte sich auch Moritz Liepmann mit den kriminalsoziologischen Fragen des Ersten Weltkriegs. Hiervon zeugt vor allem auch sein letztes, 1928 vollendetes und im Jahre 1930 posthum veröffentlichtes Werk, ''"Krieg und Kriminalität in Deutschland"''. | ||
==Wirken in Hamburg== | ==Wirken in Hamburg== |