Moritz Liepmann: Unterschied zwischen den Versionen

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==Thesen/Theorien des Kriminalsoziologen Moritz Liepmann in der Weimarer Republik==
==Thesen/Theorien des Kriminalsoziologen Moritz Liepmann in der Weimarer Republik==


Durch intensive Beschäftigung mit den ethischen Grundlagen der Justiz entstand Liepmanns Kritik am herrschenden Strafrechtssystem. Strafurteile sah er als Ausdruck sozialer Mißbilligung. In einer Folgerung erkannte Liepmann keine Gegensätze zwischen Vergeltungs- und Zweckstrafen. Aus moralischen Gründen lehnte er die Todesstrafe strikt ab. Durch seine Betrachtungen erregte er 1912 auf dem 12. Deutschen Juristentag erhebliches Aufsehen, ferner auch mit seiner gegen die herrschende Lehrmeinung in der Rechtswissenschaft aufgezeigte Betrachtung zur Einschränkung der Strafbarkeit bei Abtreibungen.
Durch intensive Beschäftigung mit den ethischen Grundlagen der Justiz entstand Liepmanns Kritik am herrschenden Strafrechtssystem. Strafurteile sah er als Ausdruck sozialer Mißbilligung. In einer Folgerung erkannte Liepmann keine Gegensätze zwischen Vergeltungs- und Zweckstrafen. Aus moralischen Gründen lehnte er die Todesstrafe strikt ab. Durch seine Betrachtungen erregte er 1912 auf dem 12. Deutschen Juristentag erhebliches Aufsehen.
In demselben Gutachten entwickelte er auch seine Dreiphasen-Theorie der lebenslangen Freiheitsstrafe.
 
Liepmann beschrieb den Vollzugsverlauf in 3 Stadien:
*Erstens das Stadium hochgradiger Erregung, d.h. der verzweifelten Auseinandersetzung mit der deprimierenden Haftsituation und den Nachwirkungen der Untersuchungshaft und der Verurteilung.
*Das zweite Stadium ist ein Prozess der Selbsterhaltung, in dem der Gefangene einen Kampf gegen die zerstörerische Kraft des Eingesperrtseins führt bzw. versucht, sich seelisch zu stabilisieren und an seine Lage zu gewöhnen.
*Das nach ca. 20 Jahren Haft einsetzende dritte Stadium bringt ein Abflauen der Affekte, Resignation, Misstrauen und Verbitterung – sozusagen ein Dahinvegetieren.  
 
Nach Ende des ersten Weltkrieges setzte sich Liepmann weiter für eine Reform des Strafvollzugs ein. Dazu gründete er eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft. Der Strafvollzug sollte der psychischen Situation des Bestraften gerecht werden. Liepmann setzte sich ferner für eine Revision des politischen Strafrechts ein. Ebenso wie [[Franz Exner]] beschäftigte sich auch Moritz Liepmann mit den kriminalsoziologischen Fragen des Ersten Weltkriegs. Hiervon zeugt vor allem auch sein letztes, 1928 vollendetes und im Jahre 1930 posthum veröffentlichtes Werk, ''"Krieg und Kriminalität in Deutschland"''.
Nach Ende des ersten Weltkrieges setzte sich Liepmann weiter für eine Reform des Strafvollzugs ein. Dazu gründete er eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft. Der Strafvollzug sollte der psychischen Situation des Bestraften gerecht werden. Liepmann setzte sich ferner für eine Revision des politischen Strafrechts ein. Ebenso wie [[Franz Exner]] beschäftigte sich auch Moritz Liepmann mit den kriminalsoziologischen Fragen des Ersten Weltkriegs. Hiervon zeugt vor allem auch sein letztes, 1928 vollendetes und im Jahre 1930 posthum veröffentlichtes Werk, ''"Krieg und Kriminalität in Deutschland"''.


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