Mord (Version 2): Unterschied zwischen den Versionen

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*Weltweit starben im Jahr 2010 nach der besten verfügbaren Schätzung 468 000 Menschen durch vorsätzliche Tötungsdelikte. Die Homizidrate lag damit im weltweiten Durchschnitt bei 6,9 Tötungsdelikts-Opfern pro 100.000 Einwohnern.
*Weltweit starben im Jahr 2010 nach der besten verfügbaren Schätzung 468 000 Menschen durch vorsätzliche Tötungsdelikte. Die Homizidrate lag damit im weltweiten Durchschnitt bei 6,9 Tötungsdelikts-Opfern pro 100.000 Einwohnern.
*In armen Ländern mit extremen Einkommensunterschieden und schlechter Regierungsführung ist die Mord- und Totschlagsrate um ein Mehrfaches höher als anderswo. Länder wie Honduras, El Salvador, Guatemala sind von tiefen sozialen Gräben zwischen einer nahezu allmächtigen Oligarchie und weitgehend rechtlosen Angehörigen verschiedener Volksgruppen gekennzeichnet. Polizei und Militär haben in solchen Ländern oft faktisch eine Lizenz zum Töten und stellen eher einen Teil der Gewaltmärkte und Gewaltkulturen dar, als dass sie sie eindämmten. 
*Die vier Staaten mit den höchsten Homizidraten sind Honduras (2010: 82/100.000; 2011: 86), El Salvador (2010: 66; 2011: 71), Saint Kitts and Nevis (2010: 38; 2011: 68) und Venezuela (2010: 48; 2011: 67). Es folgen mit großem Abstand Belize, Guatemala und Jamaika (mit jeweils 39/100.000 im Jahre 2011), die Bahamas (36), Kolumbien (33), Südafrika (32; Durchschnitt für ganz Afrika: 17) und die Dominikanische Republik (31). Im Rest der Welt liegt die Homizidrate unter dem Wert von 30/100.000.
*Im Jahre 2010 lag die Homizidrate in 17 der untersuchten 207 Staaten über 20/100.000.


*Homizide sind überwiegend Männersache und werden häufig mit Schusswaffen begangen. 80 Prozent aller Täter und aller Opfer sind männlich. Schußwaffen spielen bei 40% aller Taten eine Rolle (in Europa: 21%).
*Homizide sind überwiegend Männersache und werden häufig mit Schusswaffen begangen. 80 Prozent aller Täter und aller Opfer sind männlich. Schußwaffen spielen bei 40% aller Taten eine Rolle (in Europa: 21%).
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*Sogar ohne dramatische gesellschaftliche Verwerfungen können sich die Homizid-Raten innerhalb von ein bis zwei Dekaden erheblich verändern. Zwischen Ende der 1950er und Ende der 1970er Jahre stieg z.B. in entwickelten westlichen Ländern das Risiko, Opfer eines tödlichen Gewaltverbrechens zu werden, um 60%. Andererseits sank dasselbe Risiko in New York City von 1993 bis 2002 um 69% (vgl. Hess 2004).
*Sogar ohne dramatische gesellschaftliche Verwerfungen können sich die Homizid-Raten innerhalb von ein bis zwei Dekaden erheblich verändern. Zwischen Ende der 1950er und Ende der 1970er Jahre stieg z.B. in entwickelten westlichen Ländern das Risiko, Opfer eines tödlichen Gewaltverbrechens zu werden, um 60%. Andererseits sank dasselbe Risiko in New York City von 1993 bis 2002 um 69% (vgl. Hess 2004).


*Homizidraten von über 20/100.000 fanden sich 2010 in 17 der 2007 Staaten. Die Spitzengruppe liegt mit ihren Raten allerdings weit darüber. An erster Stelle steht Honduras (Anstieg von 82/100.000 im Jahre 2010 auf 86/100.000 im Jahre 2011). Mit einigem Abstand folgen El Salvador (von 66 in 2010 auf 71 in 2011), Saint Kitts and Nevis (von 38 in 2010 auf 68 in 2011) und Venezuela (von 48 in 2010 auf 67 in 2011).
*Direkt unter den genannten vier Ländern mit ihren völlig aus dem Rahmen fallenden Homizidraten rangierten im Jahr 2011 sieben Staaten mit Raten im Dreißigerbereich: Belize, Guatemala und Jamaika (mit jeweils 39), die Bahamas (36), Kolumbien (33), Südafrika (32; Durchschnitt für ganz Afrika: 17) und die Dominikanische Republik (31).


*In armen Ländern mit extremen Einkommensunterschieden und schlechter Regierungsführung und  ist die Mord- und Totschlagsrate um ein Mehrfaches höher als anderswo. Länder wie Honduras, El Salvador, Guatemala sind von tiefen sozialen Gräben zwischen einer nahezu allmächtigen Oligarchie und weitgehend rechtlosen Angehörigen verschiedener Volksgruppen gekennzeichnet. Polizei und Militär haben in solchen Ländern oft faktisch eine Lizenz zum Töten und stellen eher einen Teil der Gewaltmärkte und Gewaltkulturen dar, als dass sie sie eindämmten. 
*Ausnahmefall Nicaragua: das Land ist arm und liegt in demselben Drogenkorridor von Süd- nach Nordamerika, der die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Gruppen und Banden in Ländern wie Honduras und El Salvador befeuert. Dennoch liegt die Homizidrate (13/100.000) hier seit vielen Jahren schon um ein Vielfaches niedriger als bei den Nachbarn. Die relative Immunität gegen exorbitante Gewalt korreliert hier mit einer besseren Regierungsführung, einer vergleichsweise funktionsfähigen Justiz und einer weniger in feindselige ethnische oder soziale Lager gespaltenen Gesellschaftsstruktur (Logan 2009).  
*Ausnahmefall Nicaragua: das Land ist arm und liegt in demselben Drogenkorridor von Süd- nach Nordamerika, der die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Gruppen und Banden in Ländern wie Honduras und El Salvador befeuert. Dennoch liegt die Homizidrate (13/100.000) hier seit vielen Jahren schon um ein Vielfaches niedriger als bei den Nachbarn. Die relative Immunität gegen exorbitante Gewalt korreliert hier mit einer besseren Regierungsführung, einer vergleichsweise funktionsfähigen Justiz und einer weniger in feindselige ethnische oder soziale Lager gespaltenen Gesellschaftsstruktur (Logan 2009).  


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