Moralische Panik: Unterschied zwischen den Versionen

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Disproportionalität beschreibt die Unverhältnismäßigkeit zwischen dem in der Gesellschaft subjektiv wahrgenommenen und objektiven Ausmaß der Gefahr. Folgendes Zitat benennt diese Unverhältnismäßigkeit in ihrem Kern: ''"Objective molehills have been made into subjective mountains."''<ref>Jones, Brian J./Gallagher Bernard J./III/ and Mc. Falls Jr., Joseph A.: Toward a unified model for social problems theory, In: '' Journal for the Theory of Social Behaviour'' ,Nr. 19, 1989, S. 337 -56 </ref> Der [[Aspekt der Disproportionalität]] ist umstritten, da es sich hierbei um eine Größe handelt, die praktisch nicht messbar ist. Kritiker, vor allem Vertreter des Konstruktivismus <ref> Für ausführliche Informationen siehe: Joseph Schneider and John. J. Kitsuse: ''Studies in the Sociology of Social Problems'', 1989, Norwood, NJ oder Woolgar, Steve/ Pawluch, Dorothy:''Ontological gerrymandering: the anatomy of social problems explanations'', Social Problems, 32, 1985, S. 213 -27, http://epl.scu.edu/~stsvalues/readings/OntologicalGerrymandering.pdf, aufgerufen am 16.07.12, aus Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Indicators of the Moral Panic'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 37 </ref>  gehen davon aus, dass Disproportionalität sozial konstruiert ist und objektiv gesehen eine leere Hülle darstellt.<ref name="Indicators of the Moral Panic" /> Die empirische Validität ist folglich fragwürdig. Yehuda und Goode zufolge kann ein gewisses Ausmaß an Disproportionalität allerdings mittels einer Gegenüberstellung von empirischen Datenmaterial und den im öffentlichen Diskurs geführten Aussagen festgestellt werden. Beispielsweise konnten die Wissenschaftler anhand eines Vorfalls im israelischen Parlament von 1982 die Vorlegung übertriebener Zahlen, welche zur Entwicklung einer moralischen Panik beitrugen, aufzeigen. In diesem Zusammenhang legten ein Parlamentsmitglied und Repräsentanten der Polizei Zahlen vor, denen zufolge die Hälfte aller israelischen Gymnasiasten [[Haschisch]] konsumieren würden. Daten aus systematischen Erhebungen belegten demgegenüber einen Haschischkonsum von 3-5 % der Schüler. <ref name="Criteria of Diproportionality">:Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Criteria of Disproportionality'' In: Moral Panics: the social construction of deviance, 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 43 f. </ref> Dieser Vergleich deutet darauf hin, dass im Kontext von Diskursen über abweichendes Verhalten Daten verwendet werden, welche eine besorgte Stimmung unterstützen oder auch intensivieren können. Des Weiteren weisen Goode und Yehuda auf das Vorliegen einer Disproportionalität hin, sobald extreme Besorgnis über eine Problematik besteht, welche im Vergleich zu anderen Problematiken einen wesentlich größeren Umfang aufweist.<ref name="Criteria of Diproportionality"/>  In der Feststellung von Disproportionalität ist es außerdem sinnvoll zwischen aktuellen ([[z.B. Drogenmissbrauch]]) und zukünftigen (z.B. Klimawandel) Bedrohungen zu unterscheiden,<ref name="Indicators of the Moral Panic"/> da empirische Daten über zukünftige Bedrohungen im Wesentlichen auf Hypothesen basieren, was wiederum zu einer erschwerten Aussage über Proportionalität führt.
Disproportionalität beschreibt die Unverhältnismäßigkeit zwischen dem in der Gesellschaft subjektiv wahrgenommenen und objektiven Ausmaß der Gefahr. Folgendes Zitat benennt diese Unverhältnismäßigkeit in ihrem Kern: ''"Objective molehills have been made into subjective mountains."'' <ref>Jones, Brian J./Gallagher Bernard J./III/ and Mc. Falls Jr., Joseph A.: ''Toward a unified model for social problems theory'', In: Journal for the Theory of Social Behaviour ,Nr. 19, 1989, S. 337 -56 </ref> Der [[Aspekt der Disproportionalität]] ist umstritten, da es sich hierbei um eine Größe handelt, die praktisch nicht messbar ist. Kritiker, vor allem Vertreter des Konstruktivismus <ref> Für ausführliche Informationen siehe: Joseph Schneider and John. J. Kitsuse: ''Studies in the Sociology of Social Problems'', 1989, Norwood, NJ oder Woolgar, Steve/ Pawluch, Dorothy:''Ontological gerrymandering: the anatomy of social problems explanations'', Social Problems, 32, 1985, S. 213 -27, http://epl.scu.edu/~stsvalues/readings/OntologicalGerrymandering.pdf, aufgerufen am 16.07.12, aus Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Indicators of the Moral Panic'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 37 </ref>  gehen davon aus, dass Disproportionalität sozial konstruiert ist und objektiv gesehen eine leere Hülle darstellt.<ref name="Indicators of the Moral Panic" /> Die empirische Validität ist folglich fragwürdig. Yehuda und Goode zufolge kann ein gewisses Ausmaß an Disproportionalität allerdings mittels einer Gegenüberstellung von empirischen Datenmaterial und den im öffentlichen Diskurs geführten Aussagen festgestellt werden. Beispielsweise konnten die Wissenschaftler anhand eines Vorfalls im israelischen Parlament von 1982 die Vorlegung übertriebener Zahlen, welche zur Entwicklung einer moralischen Panik beitrugen, aufzeigen. In diesem Zusammenhang legten ein Parlamentsmitglied und Repräsentanten der Polizei Zahlen vor, denen zufolge die Hälfte aller israelischen Gymnasiasten [[Haschisch]] konsumieren würden. Daten aus systematischen Erhebungen belegten demgegenüber einen Haschischkonsum von 3-5 % der Schüler. <ref name="Criteria of Diproportionality">:Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Criteria of Disproportionality'' In: Moral Panics: the social construction of deviance, 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 43 f. </ref> Dieser Vergleich deutet darauf hin, dass im Kontext von Diskursen über abweichendes Verhalten Daten verwendet werden, welche eine besorgte Stimmung unterstützen oder auch intensivieren können. Des Weiteren weisen Goode und Yehuda auf das Vorliegen einer Disproportionalität hin, sobald extreme Besorgnis über eine Problematik besteht, welche im Vergleich zu anderen Problematiken einen wesentlich größeren Umfang aufweist.<ref name="Criteria of Diproportionality"/>  In der Feststellung von Disproportionalität ist es außerdem sinnvoll zwischen aktuellen ([[z.B. Drogenmissbrauch]]) und zukünftigen (z.B. Klimawandel) Bedrohungen zu unterscheiden,<ref name="Indicators of the Moral Panic"/> da empirische Daten über zukünftige Bedrohungen im Wesentlichen auf Hypothesen basieren, was wiederum zu einer erschwerten Aussage über Proportionalität führt.
 
=== Votalität ===
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