Menschenwürde: Unterschied zwischen den Versionen

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Siehe auch: [[Würde]], [[Verletzung der Menschenwürde]]
Siehe auch: [[Würde]], [[Verletzung der Menschenwürde]], [[Kriminologie der Menschenwürde]]


Wenn die Rede auf die [[Würde]] kommt, ist meist - aber nicht immer (vgl. Hoerster 2004) - die Würde des Menschen gemeint, also die '''Menschenwürde'''. Gemeint ist damit entweder ein unveräußerliches Wesensmerkmal des Menschen oder ein Gestaltungsauftrag (Wetz 2011), der sich entweder als Appell an das Individuum und/oder an den Rechts- und/oder Sozialstaat richtet. Bezogen auf das Individuum ist die Menschenwürde ein achtungsgebietender Habitus, der aus Selbsterziehung, Impulskontrolle und ethischer Prinzipienfestigkeit entwickelt werden kann und zu dessen Bedingungen der Möglichkeit die Scham als Schutz-Affekt gegenüber dem Rückfall auf das unkultivierte Körperliche gehört.  
Wenn die Rede auf die [[Würde]] kommt, ist meist - aber nicht immer (vgl. Hoerster 2004) - die Würde des Menschen gemeint, also die '''Menschenwürde'''. Gemeint ist damit entweder ein unveräußerliches Wesensmerkmal des Menschen oder ein Gestaltungsauftrag (Wetz 2011), der sich entweder als Appell an das Individuum und/oder an den Rechts- und/oder Sozialstaat richtet. Bezogen auf das Individuum ist die Menschenwürde ein achtungsgebietender Habitus, der aus Selbsterziehung, Impulskontrolle und ethischer Prinzipienfestigkeit entwickelt werden kann und zu dessen Bedingungen der Möglichkeit die Scham als Schutz-Affekt gegenüber dem Rückfall auf das unkultivierte Körperliche gehört.  
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Wolfgang Deppert (2011: 146) erklärt mit gehörigem Nachdruck: "Da die Sicherung der inneren Existenz des Menschen selbst eine notwendige Bedingung für den Erhalt seiner äußeren Existenz ist und weil der Staat seine eigene äußere und innere Existenz auf die Existenz von Menschen gründet, ist die Würde des Menschen für den Staat selbst der fundamentale Wert überhaupt. Ferner stellt der staatliche Schutz der Würde des Menschen die Bedingung der Möglichkeit für die Ableitung von Grund- oder Menschenrechten dar. Damit ist das Recht auf den Schutz der Menschenwürde das grundlegendste Recht, das es überhaupt geben kann, es sei darum als das fundamentale Menschenrecht bezeichnet."
Wolfgang Deppert (2011: 146) erklärt mit gehörigem Nachdruck: "Da die Sicherung der inneren Existenz des Menschen selbst eine notwendige Bedingung für den Erhalt seiner äußeren Existenz ist und weil der Staat seine eigene äußere und innere Existenz auf die Existenz von Menschen gründet, ist die Würde des Menschen für den Staat selbst der fundamentale Wert überhaupt. Ferner stellt der staatliche Schutz der Würde des Menschen die Bedingung der Möglichkeit für die Ableitung von Grund- oder Menschenrechten dar. Damit ist das Recht auf den Schutz der Menschenwürde das grundlegendste Recht, das es überhaupt geben kann, es sei darum als das fundamentale Menschenrecht bezeichnet."
Jeder Diskussionsteilnehmer legt in den Begriff sein jeweiliges Menschenbild hinein, um sodann den Anschein zu erwecken, dass sich die eigene Position aus der Menschenwürde selbst ergebe. Das, so Hoerster (2011: 306), ist kein seriöses Argumentieren: "In Wirklichkeit hat man (...) nichts begründet, sondern seiner Bewertung lediglich auf besonders suggestive Weise Ausdruck gegeben."
Aus einer anderen Perspektive relativiert Franz Josef Wetz (2008: 46) insbesondere die rechtliche Bedeutung, die der Menschenwürde besonders in Deutschland oft zugewiesen wird. Er argumentiert gegen eine überragende Stellung der Menschenwürde gegenüber den Grund- und Menschenrechten mit dem Hinweis darauf, dass die Idee der Menschenwürde im Recht sehr viel jüngeren Datums (und weitaus weniger verbreitet und anerkannt) sei als diejenige der Menschenrechte, und dass zweitens die Grund- und Menschenrechte mühelos ohne Rückgriff auf die Menschenwürde - also aus eigener Kraft - einer ethischen Begründung fähig seien:
:''"Abgesehen davon, dass die im 18. und 19. Jahrhundert proklamierten Menschenrechte zur damaligen Zeit nicht ein einziges Mal auf die Idee der Menschenwürde gegründet wurden, die erst im 20. Jahrhundert nach dem brutalen Mord von Millionen Unschuldiger den Weg ins Recht fand, können die Menschenrechte durchaus ethisch begründet werden und damit für sich stehen. Es bedarf keiner tiefsinnigen Reflexion, um zu erkennen, dass Schmerz, Leid oder Unterdrückung nicht nur für einen selbst, sondern für alle etwas Schlimmes sind."''


== Wie sie verletzt werden kann ==
== Wie sie verletzt werden kann ==
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*[http://en.wikipedia.org/wiki/Dignity Dignity in: en.wikipedia]
*[http://en.wikipedia.org/wiki/Dignity Dignity in: en.wikipedia]
*[http://de.wikiquote.org/wiki/W%C3%BCrde Würde in: Wikiquote]
*[http://de.wikiquote.org/wiki/W%C3%BCrde Würde in: Wikiquote]
*[http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/pocket-politik/16497/menschenwuerde Menschenwürde in: bpb]
*[http://www.imew.de/index.php?id=229 Graumann, Sigrid (2002) Menschenwürde - eine unverzichtbare Idee. IMEW konkret Nr. 2, September 2002 Online Version ISSN 1612-9997 © Copyright: IMEW]
*[http://www.ethik.uzh.ch/ethikkommission/veranstaltungen2/Downloads/EK-HK-Wuerde-Kreatur.pdf Kummer, Hans (2007) Die Würde der Kreatur und die Menschenaffen]
*[http://www.ethik.uzh.ch/ethikkommission/veranstaltungen2/Downloads/EK-HK-Wuerde-Kreatur.pdf Kummer, Hans (2007) Die Würde der Kreatur und die Menschenaffen]
*[http://arthur-schopenhauer.blog.de/2009/05/13/arthur-schopenhauer-mitleidsethik-6108361/ Schopenhauers Mitleidsethik]
*[http://arthur-schopenhauer.blog.de/2009/05/13/arthur-schopenhauer-mitleidsethik-6108361/ Schopenhauers Mitleidsethik]
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