Menschenwürde: Unterschied zwischen den Versionen

6 Bytes hinzugefügt ,  23:27, 28. Mär. 2013
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Wenn die Rede auf die [[Würde]] kommt, ist meist - aber nicht immer (vgl. Hoerster 2004) - die Würde des Menschen gemeint, also die '''Menschenwürde'''. Gemeint ist damit entweder ein unveräußerliches Wesensmerkmal des Menschen oder ein Gestaltungsauftrag (Wetz 2011), der sich entweder als Appell an das Individuum und/oder an den Rechts- und/oder Sozialstaat richtet. Bezogen auf das Individuum ist die Menschenwürde ein achtungsgebietender Habitus, der aus Selbsterziehung, Impulskontrolle und ethischer Prinzipienfestigkeit entwickelt werden kann und zu dessen Bedingungen der Möglichkeit die Scham als Schutz-Affekt gegenüber dem Rückfall auf das unkultivierte Körperliche gehört. Gezwungenermaßen und unter dem Blick der Anderen seine ''leibliche Souveränität'' (Thomas Fuchs) einzubüßen - das ist eine fundamentale Verletzung der Menschenwürde.  
Wenn die Rede auf die [[Würde]] kommt, ist meist - aber nicht immer (vgl. Hoerster 2004) - die Würde des Menschen gemeint, also die '''Menschenwürde'''. Gemeint ist damit entweder ein unveräußerliches Wesensmerkmal des Menschen oder ein Gestaltungsauftrag (Wetz 2011), der sich entweder als Appell an das Individuum und/oder an den Rechts- und/oder Sozialstaat richtet. Bezogen auf das Individuum ist die Menschenwürde ein achtungsgebietender Habitus, der aus Selbsterziehung, Impulskontrolle und ethischer Prinzipienfestigkeit entwickelt werden kann und zu dessen Bedingungen der Möglichkeit die Scham als Schutz-Affekt gegenüber dem Rückfall auf das unkultivierte Körperliche gehört.  
 
Gezwungenermaßen und unter dem Blick der Anderen seine ''leibliche Souveränität'' (Thomas Fuchs) einzubüßen - das ist eine fundamentale [[Verletzung der Menschenwürde]].  


:''Dementsprechend gehört zu den massivsten Verletzungen der Würde nicht die Gewaltanwendung als solche, sondern die demütigende Brechung der leiblichen Souveränität, wie sie vor allem durch Vergewaltigung oder durch die Folter erreicht wird. Solche Würdeverletzungen wirken in besonderer Weise beschämend und nahhaltig traumatisierend. Sie durchbrechen die Barrieren der Intimität und reduzieren das Opfer auf seine nackte Körperlichkeit, ohne ihm eine Möglichkeit zu lassen, seine Würde in seinem Leib darzustellen. Ähnlich entwürdigende Wirkung hatten frühere Strafen wie der Pranger oder die Kreuzigung, die den Delinquenten in beschämender Weise zur Schau stellten. Aus jüngster Zeit ist die Folter durch erzwungene Einnahme sexueller Posen zu trauriger Berühmtheit gelangt. Solche Verfahren berauben die Opfer ihrer leiblichen Souveränität und zwingen sie auf demütigende Weise in ihre Körperlichkeit zurück'' (Fuchs 2008: 210).  
:''Dementsprechend gehört zu den massivsten Verletzungen der Würde nicht die Gewaltanwendung als solche, sondern die demütigende Brechung der leiblichen Souveränität, wie sie vor allem durch Vergewaltigung oder durch die Folter erreicht wird. Solche Würdeverletzungen wirken in besonderer Weise beschämend und nahhaltig traumatisierend. Sie durchbrechen die Barrieren der Intimität und reduzieren das Opfer auf seine nackte Körperlichkeit, ohne ihm eine Möglichkeit zu lassen, seine Würde in seinem Leib darzustellen. Ähnlich entwürdigende Wirkung hatten frühere Strafen wie der Pranger oder die Kreuzigung, die den Delinquenten in beschämender Weise zur Schau stellten. Aus jüngster Zeit ist die Folter durch erzwungene Einnahme sexueller Posen zu trauriger Berühmtheit gelangt. Solche Verfahren berauben die Opfer ihrer leiblichen Souveränität und zwingen sie auf demütigende Weise in ihre Körperlichkeit zurück'' (Fuchs 2008: 210).  
31.738

Bearbeitungen