Menschenwürde: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die Würde des Menschen - vom Tiere her betrachtet ==
== Die Würde des Menschen - vom Tiere her betrachtet ==


Der Mensch pflegt sich selbst Würde zuzusprechen und den Würdebegriff zu essentialisieren. Wenn die Rede auf Tiere und ihre Würde kommt, zeigt sich die Schwäche dieser anthropozentrischen Sichtweise. Tiere nämlich haben nach Ansicht der meisten Denker keine eigene Würde und können daher auch keine verlieren. Zustimmungsfähig finde ich die Ansicht von Hans Kummer (2007: 5), derzufolge die Würde in der Tierschutz- und Tierrechte-Diskussion "auf der falschen Seite plaziert" worden sei. Würde sei nicht eine Eigenschaft des Tieres, sondern eine Eigenschaft des Menschen, die dieser verlieren könne - etwa dadurch, dass er ein Tier misshandle.
Der Mensch pflegt sich selbst Würde zuzusprechen und den Würdebegriff zu essentialisieren. Wenn die Rede auf Tiere und ihre Würde kommt, zeigt sich die Schwäche dieser anthropozentrischen Sichtweise. Tiere nämlich haben nach Ansicht der meisten Denker keine eigene Würde und können daher auch keine verlieren. Andersherum wird ein Schuh daraus. Mit Michael Pawlik wäre gleichsam tugendtheoretisch zu argumentieren: es geht bei der Behandlung von Tieren durch den Menschen weniger um die Tierethik und die Tierrechte als vielmehr um die Menschenethik und die Menschenrechte. Was durch die Misshandlung von Tieren gefährdet ist, ist einerseits die Integrität des Tieres, aber in rechtlicher Hinsicht und in ethischer ist es in erster Linie die "Achtung des Menschen vor sich selbst". Wer ein Tier brutal schlägt, der brutalisiert sich selbst, der "beschädigt, aristotelisch gesprochen, seine eigene Seele", verliert seine eigene Würde.


Die Möglichkeit, dass der Mensch als Subjekt seine Würde durch eigenes Böses-Tun verliert, ist aber nicht auf die Interaktion mit dem Tier als Objekt beschränkt. Der Mensch handelt auch dann würdelos, wenn er sich anderen Objekten gegenüber - insbesondere den Mitmenschen - schlecht benimmt.
Wenn aber die Würde in der Tierrechte-Diskussion gleichsam "auf der falschen Seite plaziert" wurde (Kummer 2007: 5), weil es nicht um die Verletzung einer angeblichen Würde-Eigenschaft der Tiere geht, sondern eher darum, dass der Mensch seine Würde verliert, wenn er ein Tier misshandelt, dann steht damit die Frage im Raum, ob gleiches nicht auch für die Menschen-Würde-Diskussion gilt. Ist es nicht eher der Täter, der sich würdelos verhält, wenn er einen Menschen misshandelt, als dass der zum Objekt gemachte Mensch in seiner Würde verletzt würde?


Nach Norbert Hoerster besitzt kein Lebewesen - ob Mensch oder Tier - "einen mit der bloßen Vernunft erkennbaren 'Eigenwert', auf Grund dessen dieses Lebewesen per se unsere Wertschätzung verdient."  
Nach Norbert Hoerster besitzt kein Lebewesen - ob Mensch oder Tier - "einen mit der bloßen Vernunft erkennbaren 'Eigenwert', auf Grund dessen dieses Lebewesen per se unsere Wertschätzung verdient."  
Mit Michael Pawlik wäre tugendtheoretisch zu sagen: es geht in der Tierethik vor allem um die "Achtung des Menschen vor sich selbst". "Wer sich brutalisiert", der "beschädigt, aristotelisch gesprochen, seine eigene Seele." Er verliert seine eigene Würde.


Wenn aber Tiere keine angeborene Würde haben, weil es keine Prämissen gibt, die für einen solchen Schluss geeignet wären, dann ist - mit Hoerster - in einem zweiten Schritt zu fragen, ob das nicht auch für die Frage der Menschenwürde gelten müsse.  
Wenn aber Tiere keine angeborene Würde haben, weil es keine Prämissen gibt, die für einen solchen Schluss geeignet wären, dann ist - mit Hoerster - in einem zweiten Schritt zu fragen, ob das nicht auch für die Frage der Menschenwürde gelten müsse.  
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