Medienwirkungstheorien: Unterschied zwischen den Versionen

 
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* die '''Moralpanik''' ([[Moralische Panik|Moralpanik]])<ref>Stanley Cohen (1972/ 2002): Folk devils and moral panics: the creation of the Mods and Rockers. Rotledge.</ref>: Das Konzept der Moral Panik geht auf den britischen Soziologen und Kriminologen [[Stanley Cohen]] zurück und beschreibt eine disproportionale, ablehnende soziale Reaktion auf eine Bedingung, Person oder Bevölkerungsgruppe, deren Auftreten als Bedrohung für soziale Normen und Werte empfunden wird. Die stereotypisierende, wiederkehrende mediale Berichterstattung führt zu einem öffentlich Ruf nach stärkerer sozialer Kontrolle.  
* die '''Moralpanik''' ([[Moralische Panik|Moralpanik]])<ref>Stanley Cohen (1972/ 2002): Folk devils and moral panics: the creation of the Mods and Rockers. Rotledge.</ref>: Das Konzept der Moral Panik geht auf den britischen Soziologen und Kriminologen [[Stanley Cohen]] zurück und beschreibt eine disproportionale, ablehnende soziale Reaktion auf eine Bedingung, Person oder Bevölkerungsgruppe, deren Auftreten als Bedrohung für soziale Normen und Werte empfunden wird. Die stereotypisierende, wiederkehrende mediale Berichterstattung führt zu einem öffentlich Ruf nach stärkerer sozialer Kontrolle.  
* der '''Werther-Effekt''': Der Begriff des Werther-Effekt geht zurück auf den amerikanischen Sozialwissenschaftler Phillips (1974) <ref>Phillips, David P. (1974): The Influence of Suggestion on Suicide: Substantive and Theoretical Implications of the Werther Effect. In: American Sociological Review 39, S. 340-354.</ref>. Der Begriff beschreibt den Anstieg der Suizidrate in Folge einer intensiven Medienberichterstattung über den Selbstmord einer (zumeist prominenten) Person. Erstmalig beschrieben wurde das Phänomen unter dem Begriff des "Wertherfiebers" nach der Veröffentlichung von Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther". Zahllose (zumeist jugendliche, männliche) Leser ahmten den im Roman beschriebenen Selbstmord des Protagonisten nach.   
* der '''Werther-Effekt''': Der Begriff des Werther-Effekt geht zurück auf den amerikanischen Sozialwissenschaftler Phillips (1974) <ref>Phillips, David P. (1974): The Influence of Suggestion on Suicide: Substantive and Theoretical Implications of the Werther Effect. In: American Sociological Review 39, S. 340-354.</ref>. Der Begriff beschreibt den Anstieg der Suizidrate in Folge einer intensiven Medienberichterstattung über den Selbstmord einer (zumeist prominenten) Person. Erstmalig beschrieben wurde das Phänomen unter dem Begriff des "Wertherfiebers" nach der Veröffentlichung von Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther". Zahllose (zumeist jugendliche, männliche) Leser ahmten den im Roman beschriebenen Selbstmord des Protagonisten nach.   
* der '''CSI-Effekt''' ist benannt nach der gleichnamigen amerikanischen Fernsehserie (im Deutschen: CSI - den Tätern auf der Spur) und beschreibt unrealistische, überzogene Erwartungshaltungen von juristischen Laien, Juroren aber auch Kriminellen an die Möglichkeiten forensischer und kriminalistischer Ermittlungsmethoden <ref>N. J. Schweitzer and Michael J. SaksThe CSI Effect: Popular Fiction About Forensic Science Affects Public Expectations About Real Forensic Science. Jurimetrics, Spring 2007.</ref> Kim et al. (2009)<ref>Kim, Young S.; Barak, Gregg; Shelton, Donald E. (2009). "Examining the "CSI-effect" in the cases of circumstantial evidence and eyewitness testimony: Multivariate and path analyses". Journal of Criminal Justice 37 (5): 22.</ref> fanden in einer empirischen Studie keinen Beleg für einen signifikanten Einfluss der Medienkonsumgewohnheiten auf die Entscheidungen von amerikanischen Geschworenen. Empirisch belegt ist aber hingegen ein "CSI-Effekt" hinsichtlich der beruflichen Orientierung junger Menschen in Deutschland, die eine Ausbildung als Rechtsmediziner anstreben <ref>Keuneke S. ; Graß H. ; Ritz-Timme S. (2010). „CSI-Effekt“ in der deutschen Rechtsmedizin : Einflüsse des Fernsehens auf die berufliche Orientierung Jugendlicher. Rechtsmedizin, Vol. 20, No. 5, S. 400-406.</ref>.   
* der '''[[CSI-Effekt]]''' ist benannt nach der gleichnamigen amerikanischen Fernsehserie (im Deutschen: CSI - den Tätern auf der Spur) und beschreibt unrealistische, überzogene Erwartungshaltungen von juristischen Laien, Juroren aber auch Kriminellen an die Möglichkeiten forensischer und kriminalistischer Ermittlungsmethoden <ref>N. J. Schweitzer and Michael J. SaksThe CSI Effect: Popular Fiction About Forensic Science Affects Public Expectations About Real Forensic Science. Jurimetrics, Spring 2007.</ref> Kim et al. (2009)<ref>Kim, Young S.; Barak, Gregg; Shelton, Donald E. (2009). "Examining the "CSI-effect" in the cases of circumstantial evidence and eyewitness testimony: Multivariate and path analyses". Journal of Criminal Justice 37 (5): 22.</ref> fanden in einer empirischen Studie keinen Beleg für einen signifikanten Einfluss der Medienkonsumgewohnheiten auf die Entscheidungen von amerikanischen Geschworenen. Empirisch belegt ist aber hingegen ein "CSI-Effekt" hinsichtlich der beruflichen Orientierung junger Menschen in Deutschland, die eine Ausbildung als Rechtsmediziner anstreben <ref>Keuneke S. ; Graß H. ; Ritz-Timme S. (2010). „CSI-Effekt“ in der deutschen Rechtsmedizin : Einflüsse des Fernsehens auf die berufliche Orientierung Jugendlicher. Rechtsmedizin, Vol. 20, No. 5, S. 400-406.</ref>.   
* '''Oprah's Pick''' (Oprahs erste Wahl) beschreibt den sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Büchern, die die populäre amerikanische Talkmasterin Oprah Winfrey ihrem Fernsehpublikum empfohlen hat. <ref> Wilke, Jürgen; König Barbara (1997): Hilft das Fernsehen der Literatur? Auch eine Antwort auf die Preisfrage der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. In: Gutenberg-Jahrbuch 72, S. 254-282</ref>
* '''Oprah's Pick''' (Oprahs erste Wahl) beschreibt den sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Büchern, die die populäre amerikanische Talkmasterin Oprah Winfrey ihrem Fernsehpublikum empfohlen hat. <ref> Wilke, Jürgen; König Barbara (1997): Hilft das Fernsehen der Literatur? Auch eine Antwort auf die Preisfrage der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. In: Gutenberg-Jahrbuch 72, S. 254-282</ref>
* der '''Kylie-Effekt''': nachdem die australische Popsängerin Kylie Minogue sich 2005 öffentlich zu ihrer Brustkrebserkrankung bekannt hatte, stieg die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen um 40% an <ref>Michael Jäckel (2008): Medienwirkungen. Ein Studienbuch zur Einführung. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 17f.</ref>
* der '''Kylie-Effekt''': nachdem die australische Popsängerin Kylie Minogue sich 2005 öffentlich zu ihrer Brustkrebserkrankung bekannt hatte, stieg die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen um 40% an <ref>Michael Jäckel (2008): Medienwirkungen. Ein Studienbuch zur Einführung. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 17f.</ref>