Makrokriminalität: Unterschied zwischen den Versionen

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== Erklärungsansätze ==
== Erklärungsansätze ==
Eine spezielle Ursachentheorie für die Erklärung von kollektiven Großverbrechen gibt es bisher nicht. Zudem ist es schwer, diese Art der Verbrechen ursächlich auf kriminogene Anlagen oder Sozialisationsdefizite zurückzuführen (vgl. Walter S.124). Zur Erklärung von makrokriminellen Phänomenen erfolgen Rückgriffe auf psychologische Theorien sowie auf allgemeine kriminologische Theorien.  
Eine spezielle Ursachentheorie für die Erklärung von kollektiven Großverbrechen gibt es bisher nicht. Zudem ist es schwer, diese Art der Verbrechen ursächlich auf kriminogene Anlagen oder Sozialisationsdefizite zurückzuführen (vgl. Walter 1993, S.124). Zur Erklärung von makrokriminellen Phänomenen erfolgen Rückgriffe auf psychologische Theorien sowie auf allgemeine kriminologische Theorien.  


Im Sinne eines Erklärungsansatzes hat Jäger die Techniken der Neutralisation von Sykes / Matza auf die Phänomene der Makrokriminologie übertragen. Der einzelne Täter bedient sich Techniken der Rechtfertigung, Neutralisation und Umwertungen, um sich gegen (Selbst-) Vorwürfe zu schützen. Dies erfolgt nicht nur im Sinne einer nachträglichen Selbstentlastung sondern v.a. in vorgeschalteter Weise, um so die Handlung zu ermöglichen. Dabei stehen im Falle, der unter Konformität begangenen Makrokriminalität, die Selbstrechtfertigungen im Vordergrund, da ein nur geringer Neutralisationsbedarf gegenüber Dritten besteht (Reese, S.179). Jäger dehnt die ursprüngliche Fassung aus, indem er alle Fälle einbezieht, in denen es zu einer Schwächung oder völligen Eliminierung des Unrechtsbewusstseins und der Handlungshemmungen kommt (S.190). Jäger unterscheidet 10 Varianten der Neutralisation, die empirisch erkennbar waren (nachzulesen bei …) (S.209).  
Im Sinne eines Erklärungsansatzes hat Jäger die Techniken der Neutralisation von Sykes/Matza auf die Phänomene der Makrokriminologie übertragen. Der einzelne Täter bedient sich Techniken der Rechtfertigung, Neutralisation und Umwertungen, um sich gegen (Selbst-) Vorwürfe zu schützen. Dies erfolgt nicht nur im Sinne einer nachträglichen Selbstentlastung sondern v.a. in vorgeschalteter Weise, um so die Handlung erst zu ermöglichen. Dabei stehen im Falle, der unter Konformität begangenen Makrokriminalität, die Selbstrechtfertigungen im Vordergrund, da ein nur geringer Neutralisationsbedarf gegenüber Dritten besteht (vgl. Reese, S.179). Jäger dehnt die ursprüngliche Fassung aus, indem er alle Fälle einbezieht, in denen es zu einer Schwächung oder völligen Eliminierung des Unrechtsbewusstseins und der Handlungshemmungen kommt (vgl. 1989, S.190). Er unterscheidet 10 Varianten der Neutralisation, die empirisch erkennbar waren (nachzulesen bei Jäger, 1989).  


Neben der Betrachtung makrosozialer und situativer Aspekte muss auf der individuellen Ebene nach Erklärungen für kollektive Verbrechen geschaut werden. Art und Grad der Beteiligung und Verstrickung am Kollektivgeschehen werden durch individuelle Einflüsse mitbestimmt. Neben der kriminogenen Situation sind es daher vor allem Gefühle, Einstellungen und Werteorientierung, welche eine Rolle im Hinblick auf das Geschehen spielen (J 80 S.363). Als tatbestimmende Motive können weiter auch Dispositionen und Affinitäten zu gruppenkonformen Verhaltensweisen eine Rolle spielen (Jäger 89 S.152) um das kollektive Verhalten zu erklären.
Neben der Betrachtung makrosozialer und situativer Aspekte muss auf der individuellen Ebene nach Erklärungen für kollektive Verbrechen geschaut werden. Art und Grad der Beteiligung und Verstrickung am Kollektivgeschehen werden durch individuelle Einflüsse mitbestimmt. Neben der kriminogenen Situation sind es daher vor allem Gefühle, Einstellungen und Werteorientierung, welche eine Rolle im Hinblick auf das Geschehen spielen (vgl. Jäger 1980, S.363). Als tatbestimmende Motive können weiter auch Dispositionen und Affinitäten zu gruppenkonformen Verhaltensweisen eine Rolle spielen um das kollektive Verhalten zu erklären (vgl. Jäger 1989, S.152).


== Konsequenzen für die Kriminologie und Kriminalpolitik ==
== Konsequenzen für die Kriminologie und Kriminalpolitik ==
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