Kriminalitätsfurcht: Unterschied zwischen den Versionen

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Eine Modifikation der Soziale-Kontroll-Perspektive sieht als Auslöser von Kriminalitätsfurcht ein multizentrisches Gefüge von sozialer Desorganisation, Kriminalitätsproblemen, Ausprägungen informeller Sozialkontrolle und Art der Nachbarschaft, die bei der (Nicht-)Herausbildung von Kriminalitätsfurcht in wechselseitiger Wirkbeziehung stehen. Eine empirische Überprüfung dieser Annahmen wird in Ermangelung geeigneter Methoden jedoch als schwierig erachtet.
Eine Modifikation der Soziale-Kontroll-Perspektive sieht als Auslöser von Kriminalitätsfurcht ein multizentrisches Gefüge von sozialer Desorganisation, Kriminalitätsproblemen, Ausprägungen informeller Sozialkontrolle und Art der Nachbarschaft, die bei der (Nicht-)Herausbildung von Kriminalitätsfurcht in wechselseitiger Wirkbeziehung stehen. Eine empirische Überprüfung dieser Annahmen wird in Ermangelung geeigneter Methoden jedoch als schwierig erachtet.


Der Broken-Windows-Ansatz gilt als konservativ geprägte Sonderform der Soziale-Kontroll-Perspektive. Er geht ebenfalls von der Annahme sozialer Desorganisation und dem Vorliegen von incivilities aus, konzentriert sich jedoch auf personale Zeichen von Verfall. Zentral ist die Annahme, dass bestimmte Personengruppen (z.B. Betrunkene, "herumlungernde" Personen, Bettler) Vorboten für eine alsbald einsetzende Kriminalitätswelle seien. Daher entstehe bei den Bewohnern Furcht. Entsprechend müsse früh, schnell und scharf auf soziale Unordnung reagiert werden, bevor Kriminalität und Kriminalitätsfurcht entstehen könnten. Der Polizei wird ein zentraler Stellenwert zugewiesen, während die Entkriminalisierung bestimmter Verhaltensweisen unter dieser Prämisse als kontraproduktiv betrachtet wird, da sie die Polizei der Möglichkeit beraubt, frühzeitig einzugreifen. Entsprechende Programme ([[Community Policing]]) wurden u.a. daraufhin untersucht, inwieweit sie Kriminalitätsfurcht senken konnten. Es zeigte sich jedoch, dass gerade das eher aggressive Policing nicht zu einer Senkung beitragen konnte (Boers 1991: 113ff.).
Der Broken-Windows-Ansatz gilt als konservativ geprägte Sonderform der Soziale-Kontroll-Perspektive. Er geht ebenfalls von der Annahme sozialer Desorganisation und dem Vorliegen von incivilities aus, konzentriert sich jedoch auf personale Zeichen von Verfall. Zentral ist die Annahme, dass bestimmte Personengruppen (z.B. Betrunkene, "herumlungernde" Personen, Bettler) Vorboten für eine alsbald einsetzende Kriminalitätswelle seien. Daher entstehe bei den Bewohnern Furcht. Entsprechend müsse früh, schnell und scharf auf soziale Unordnung reagiert werden, bevor Kriminalität und Kriminalitätsfurcht entstehen könnten. Der Polizei wird ein zentraler Stellenwert zugewiesen, während die Entkriminalisierung bestimmter Verhaltensweisen unter dieser Prämisse als kontraproduktiv betrachtet wird, da sie die Polizei der Möglichkeit beraubt, frühzeitig einzugreifen. Entsprechende Programme ([[Policing|Community Policing]]) wurden u.a. daraufhin untersucht, inwieweit sie Kriminalitätsfurcht senken konnten. Es zeigte sich jedoch, dass gerade das eher aggressive Policing nicht zu einer Senkung beitragen konnte (Boers 1991: 113ff.).


===Soziale-Problem-Perspektive===
===Soziale-Problem-Perspektive===
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