Kreislauf der Gewalt: Unterschied zwischen den Versionen

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====Pfeiffer/Wetzels====
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Wesentlich besser überprüfbare Daten finden sich hingegen in dem Aufsatz „Zur Struktur und Entwicklung der Jugendgewalt in Deutschland“ von 1999 von Christian Pfeiffer und Peter Wetzels auf der Internetseite des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. (KFN).
Wesentlich besser überprüfbare Daten finden sich hingegen in dem Aufsatz „Zur Struktur und Entwicklung der Jugendgewalt in Deutschland“ von 1999 von Christian Pfeiffer und Peter Wetzels auf der Internetseite des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V. ([[KFN]]).
Aus einer Untersuchung des KFN zum Thema Jugendgewalt geht hervor, dass Jugendliche, die in ihrer Kindheit oder als Jugendlicher von ihren Eltern massiv geschlagen oder misshandelt wurden, erheblich häufiger selber gewalttätig werden als nicht geschlagene. 9,8% der befragten Jugendlichen waren Opfer schwerer körperlicher Misshandlung in der Kindheit, 16,4% wurden von den Eltern schwer gezüchtigt, und noch einmal 29,4% wurden leicht körperlich gezüchtigt. Gewalt durch Eltern im familiären Bereich ist damit stärker verbreitet als die Viktimisierung Jugendlicher durch andere Gewalthandlungen. Diese innerfamiliäre Gewalt steht wiederum in Zusammenhang mit der sozialen Lage der Familien, denn Jugendliche aus Familien, die von Sozialhilfe oder Arbeitslosigkeit betroffen sind, werden mehr als doppelt so oft misshandelt wie andere Kinder. Türkische Jungen werden hierbei im ethnischen Vergleich besonders oft Opfer physischer elterlicher Gewalt, gefolgt von Jugoslawen und Südeuropäern. Derartige Gewalterfahrungen erhöhen für die betroffenen Jugendlichen die Wahrscheinlichkeit signifikant, selbst Gewalt auszuüben; besonders deutlich ist dies bei Mehrfachtätern. Von den Jugendlichen, die nie Opfer von elterlicher Gewalt wurden, begingen nur 4,5% mehrere Delikte. Von denen, die in der Kindheit und Jugendzeit schwere elterliche Gewalt erfahren haben, begingen mehr als doppelt so viele, 14,8%, mehrere Taten. Zudem sind neben dem elterlichen Erziehungsverhalten auch die Ressourcen der Familien und positive Zukunftsperspektiven von grosser Bedeutung für die Entwicklung der Jugendlichen. Man fand heraus, dass sich das Risiko der Entstehung von Jugendgewalt drastisch erhöht, wenn mindestens zwei der folgenden Faktoren zusammentreffen: Die Erfahrung innerfamiliärer Gewalt, eine gravierende soziale Benachteiligung der Familie, und schlechte Zukunftschancen des Jugendlichen selbst aufgrund eines niedrigen Bildungsniveaus.
Aus einer Untersuchung des KFN zum Thema Jugendgewalt geht hervor, dass Jugendliche, die in ihrer Kindheit oder als Jugendlicher von ihren Eltern massiv geschlagen oder misshandelt wurden, erheblich häufiger selber gewalttätig werden als nicht geschlagene. 9,8% der befragten Jugendlichen waren Opfer schwerer körperlicher Misshandlung in der Kindheit, 16,4% wurden von den Eltern schwer gezüchtigt, und noch einmal 29,4% wurden leicht körperlich gezüchtigt. Gewalt durch Eltern im familiären Bereich ist damit stärker verbreitet als die Viktimisierung Jugendlicher durch andere Gewalthandlungen. Diese innerfamiliäre Gewalt steht wiederum in Zusammenhang mit der sozialen Lage der Familien, denn Jugendliche aus Familien, die von Sozialhilfe oder Arbeitslosigkeit betroffen sind, werden mehr als doppelt so oft misshandelt wie andere Kinder. Türkische Jungen werden hierbei im ethnischen Vergleich besonders oft Opfer physischer elterlicher Gewalt, gefolgt von Jugoslawen und Südeuropäern. Derartige Gewalterfahrungen erhöhen für die betroffenen Jugendlichen die Wahrscheinlichkeit signifikant, selbst Gewalt auszuüben; besonders deutlich ist dies bei Mehrfachtätern. Von den Jugendlichen, die nie Opfer von elterlicher Gewalt wurden, begingen nur 4,5% mehrere Delikte. Von denen, die in der Kindheit und Jugendzeit schwere elterliche Gewalt erfahren haben, begingen mehr als doppelt so viele, 14,8%, mehrere Taten. Zudem sind neben dem elterlichen Erziehungsverhalten auch die Ressourcen der Familien und positive Zukunftsperspektiven von grosser Bedeutung für die Entwicklung der Jugendlichen. Man fand heraus, dass sich das Risiko der Entstehung von Jugendgewalt drastisch erhöht, wenn mindestens zwei der folgenden Faktoren zusammentreffen: Die Erfahrung innerfamiliärer Gewalt, eine gravierende soziale Benachteiligung der Familie, und schlechte Zukunftschancen des Jugendlichen selbst aufgrund eines niedrigen Bildungsniveaus.


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====PKS====
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Aus der aktuellen [[Polizeilichen Kriminalstatistik ]] aus dem Jahr 2006 lässt sich ablesen, dass es im Bereich der Gewaltkriminalität (Gesamtheit BRD) bei den Delikten Vergewaltigung, Sexuelle Nötigung und Raub einen leichten Abfall gibt (um ca. 1,5 %), bei den Delikten Mord/Totschlag, gefährliche und schwere und leichte Körperverletzung einen Anstieg der Fälle im Vergleich zum Vorjahr gibt (um ca. 3 %).
Aus der aktuellen [[Polizeiliche Kriminalstatistik ]] aus dem Jahr 2006 lässt sich ablesen, dass es im Bereich der Gewaltkriminalität (Gesamtheit BRD) bei den Delikten Vergewaltigung, Sexuelle Nötigung und Raub einen leichten Abfall gibt (um ca. 1,5 %), bei den Delikten Mord/Totschlag, gefährliche und schwere und leichte Körperverletzung einen Anstieg der Fälle im Vergleich zum Vorjahr gibt (um ca. 3 %).
In der registrierten Kriminalität des gesamten Bundesgebietes machen die Straftaten "Schwerer Diebstahl" und "einfacher Diebstahl" jeweils ca. 20 % aus. Der Anteil an Betrugsstraftaten beträgt ca. 15 %, 12 % der Taten sind Sachbeschädigungen, 4 % Rauschgiftdelikte und ca. 8 % der Straftaten sind Körperverletungen unterschiedlicher Intensität.
In der registrierten Kriminalität des gesamten Bundesgebietes machen die Straftaten "Schwerer Diebstahl" und "einfacher Diebstahl" jeweils ca. 20 % aus. Der Anteil an Betrugsstraftaten beträgt ca. 15 %, 12 % der Taten sind Sachbeschädigungen, 4 % Rauschgiftdelikte und ca. 8 % der Straftaten sind Körperverletungen unterschiedlicher Intensität.
Taten mit sexuell motiviertem Hintergrund machen lediglich ca. 1 % aller Straftaten aus.  
Taten mit sexuell motiviertem Hintergrund machen lediglich ca. 1 % aller Straftaten aus.  
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====Baier/Pfeiffer====
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Die aktuellste Studie, die auffindbar war zum Thema "Kreislauf der Gewalt", findet sich ebenfalls in einem Forschungsbericht des KFN aus 2007, und basiert auf einer Schülerbefragung aus dem Jahr 2005.
Die aktuellste Studie, die auffindbar war zum Thema "Kreislauf der Gewalt", findet sich ebenfalls in einem Forschungsbericht des [[KFN]] aus 2007, und basiert auf einer Schülerbefragung aus dem Jahr 2005.


==Abschließendes Ergebnis==   
==Abschließendes Ergebnis==   
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- Internetseite: www.ohs-spca.org/violence.html
- Internetseite: www.ohs-spca.org/violence.html


- Internetseite: www.kfn.de/strukturenentwicklungjugendgewalt.html / Pfeiffer, Christian und Wetzels, Peter: Zur Struktur und Entwicklung der Jugendgewalt in Deutschland, 1999
- Internetseite: www. kfn.de
 
-      Pfeiffer, Christian und Wetzels, Peter: Zur Struktur und Entwicklung der Jugendgewalt in Deutschland, 1999


- Ostendorf, Heribert: Ursachen von Kriminalität; in: Informationen zur politischen Bildung, Heft 248/ Kriminalität und Strafrecht, 1999
- Ostendorf, Heribert: Ursachen von Kriminalität; in: Informationen zur politischen Bildung, Heft 248/ Kriminalität und Strafrecht, 1999
-      Polizeiliche Kriminalstatistik, Berichtsjahr 2006  (Internetseite: www.bka.de/kriminalstatistiken)
-      Baier, D. / Pfeiffer, C. : KFN-Forschungsbericht "Gewalttätgkeit bei deutschen und nicht-deutschen Jugendlichen - Befunde einer Schülerbefragung 2005 und Folgerungen", 2007
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