Korruption, Gewalt und die Welt der Polizisten. Deutschland, Chile, Bolivien und Venezuela im Vergleich: Unterschied zwischen den Versionen

 
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'''Korruption, Gewalt und die Welt der Polizisten - Deutschland, Chile, Bolivien und Venezuela im Vergleich''' ist der Titel eines Buches von Carola Schmid aus dem Jahre 2007. Dieser Beitrag behandelt ausschließlich den Aspekt der Polizei-Gewalt (zur Korruption siehe: [[Korrupte Polizei in Lateinamerika]]).
'''Korruption, Gewalt und die Welt der Polizisten - Deutschland, Chile, Bolivien und Venezuela im Vergleich''' ist der Titel eines Buches von Carola Schmid aus dem Jahre 2007. Dieser Beitrag behandelt ausschließlich den Aspekt der Polizei-Gewalt (d.h. Tötungen, Folter und andere körperliche Gewalteinwirkungen; vgl. Schmid, S. 339). Zur Korruption siehe: [[Korrupte Polizei in Lateinamerika]]).


In der Polizei sieht die Autorin eine „bedeutende Akteurin des Rechtsstaates" - "aus der Perspektive der Bevölkerung vielleicht sogar die bedeutendste, weil sie den Staat am nachdrücklichsten zu spüren bekommt, wenn sie mit der Polizei zu tun hat“ (Schmid 2007: 7).
In der Polizei sieht die Autorin eine „bedeutende Akteurin des Rechtsstaates" - „aus der Perspektive der Bevölkerung vielleicht sogar die bedeutendste, weil sie den Staat am nachdrücklichsten zu spüren bekommt, wenn sie mit der Polizei zu tun hat“ (Schmid 2007: 7).


Ihre Forschungsfragen lauteten:
Ihre Forschungsfragen lauten:
*Gibt es überhaupt ‚die‘ korrupte und brutale lateinamerikanische Polizei?
*Gibt es überhaupt ‚die‘ korrupte und brutale lateinamerikanische Polizei?
*Ist die lateinamerikanische Polizei in allen Ländern gleich?
*Ist die lateinamerikanische Polizei in allen Ländern gleich?
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*Was treibt Polizisten zu ihrem Handeln?
*Was treibt Polizisten zu ihrem Handeln?


Ausgangspunkt der Studie sind Rechtsbrüche durch die Polizei, welche von Schlägen bis hin zu Tötungen reichen (S. 13 f.).
Gegenstand der Untersuchung ist die Schutzpolizei. Die Autorin begründet diese Wahl damit, dass sie für „einen großen Teil der Menschenrechtsverletzungen und Tötungen verantwortlich" sei (S. 67). Es wurden die Polizisten der Hauptstädte befragt, da sich Probleme durch steigenden Kriminalitätsdruck sowie zunehmende Verstädterung und Verarmung hier ansammeln. Dabei stehen die Bürger des Landes meist im direkten Kontakt zur Schutzpolizei und sie repräsentiert die Polizei am stärksten (vgl. S. 63 f.).
Gegenstand der Untersuchung ist nur die Schutzpolizei. Die Autorin begründet diese Wahl damit, dass die Schutzpolizei für „einen großen Teil der Menschenrechtsverletzungen und Tötungen verantwortlich" sei (S. 67). Gesucht wird nach "Gewalt" (Tötungen, Folter und andere körperliche Gewalteinwirkungen; vgl. S. 339).  




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*Literaturstudium (Veröffentlichungen von Menschenrechtsorganisationen, Presseberichte)
*Literaturstudium (Veröffentlichungen von Menschenrechtsorganisationen, Presseberichte)
*Ethnographie, teilnehmende Beobachtung
*Ethnographie, teilnehmende Beobachtung
*Befragung von Polizisten in den Hauptstädten der drei südamerikanischen Staaten in offenen Interviews und mit Fragebögen.
*Befragung von Polizisten der drei südamerikanischen Staaten in offenen Interviews und mit Fragebögen
    
    
Problematisch bei der Erforschung der lateinamerikanischen Polizei ist nicht klar definierbare Trennlinie zwischen „Normalität und Devianz“, da sich „Normalität sich in der Alltagspraxis konstruiert“ (S. 8). Ein großes Problem für das Aufdecken von Straftaten, begangen durch die Polizisten, sind die für die Bevölkerung unklaren Bedeutungen von Gewalt. Bestimmte Handlungen, wie die Anwendung von Elektroschocks, werden nicht als solche angesehen (S. 337).
Probleme beim Feldzugang bestanden in der Notwendigkeit zu vermeiden, mit Mitgliedern von Menschenrechtsorganisationen verwechselt zu werden - und damit umzugehen, dass der Zugang an die Möglichkeit gekoppelt wurde, auch der Perspektive der Polizeiführung Rechnung zu tragen. Die Polizeiführung wählte die teilnehmenden Polizeireviere aus und wirkte an der Erstellung des Fragenkatalogs mit. Die Befragten selbst tendierten einerseits zu Verschwiegenheit, andererseits zu sozial erwünschten Antworten (auch aus Sorge vor Verletzung der Anonymität der Antworten durch die Polizeiführung; S. 74, 87).
Gewisse Probleme berichtet die Autorin hinsichtlich des Feldzugangs. Es war für die Forscher wichtig, nicht mit (bei der Polizei häufig unbeliebten) Mitgliedern von Menschenrechtsorganisationen verwechselt zu werden. Der Zugang wurde an die Möglichkeit gekoppelt, auch der Perspektive der Polizeiführung Rechnung zu tragen: sie entschied zum Beispiel darüber, welche Reviere an der Forschung teilnahmen und wirkte auch bei der Erstellung des Fragenkatalogs mit. Angesichts der Probleme mit Befragten - einerseits Verschwiegenheit und andererseits Tendenz zu sozial erwünschten Antworten (auch aus Sorge vor Verletzung der Anonymität der Antworten durch die Polizeiführung) - erforderte die Durchführung der Interviews ein hohes Maß an Versiertheit der Befrager (S. 74, 87).


Problematisch bei der Erforschung der lateinamerikanischen Polizei ist die nicht klar definierbare Trennlinie zwischen „Normalität und Devianz“. Gesetzesverletzungen wie z.B. die Verabreichung von Elektroschocks durch die Polizei, werden als alltäglich und damit nicht als Devianz wahrgenommen. Die oft unwissende Bevölkerung sieht derlei Phänomene dann gar nicht als als unrechtmäßige Gewalthandlung der Polizisten an (S. 8, 337).


== Ergebnisse ==
== Ergebnisse ==
Nach Carola Schmid (S. 340) ist das polizeiliche Gewaltniveau am höchsten in Venezuela, gefolgt von Bolivien, Chile und der Bundesrepublik Deutschland. Die Gewaltdaten werden von Venezuela angeführt, da die Polizisten sind hier selbst am stärksten den Todesgefahren ausgesetzt. So durchdringt die venezolanische Gewalt nicht nur die Polizei, sondern auch die Gesellschaft (S. 370).
Das höchste Gewaltniveau findet sich laut Schmid (S. 340) in Venezuela, gefolgt von Bolivien, Chile und der (gleichsam als Hintergrundfolie dienenden) Bundesrepublik Deutschland.  
 


=== Venezuela ===
=== Venezuela ===
Seit 1992 wurden mindestens 101 Tötungen pro Jahr (28-50% der Tötungen sind Exekutionen (S. 339)) als häufige Folge von Folter begangen. Die meisten Tötungen haben Beamte der Einzelstaaten (Policias Estatales), Gemeindepolizeien (Policias Municipales) oder der Hauptstadtpolizei (Policía Metropolitana de Caracas) zu verantworten. Laut PROVEA (Programa Venezolana de Educación – Acción de Derechos Humanos) entspicht die Hälfte aller Tötungen extralegalen Hinrichtungen. Ein weiteres Problem ist das „Verschwindenlassen“ von Personen (Amnesty International, 2000).
Hier ist das Todesrisiko für Polizisten selbst am höchsten. Die Gewalt durchdringt Polizei und Gesellschaft. Die Polizei tötet häufiger als in den anderen Staaten. Seit 1992 pro Jahr mindestens 101 Fälle (28-50% davon Exekutionen). Tötungen sind häufig auch Folge von Folter. Laut PROVEA (Programa Venezolana de Educación – Acción de Derechos Humanos) entspicht die Hälfte aller Tötungen extralegalen Hinrichtungen. Ein weiteres Problem ist das „Verschwindenlassen“ von Personen (Amnesty International, 2000). Säuberungen von Stadtvierteln dienen der Demonstration staatlicher Macht (S. 50 f.; 339, 370).
Zudem sollen Säuberungen von Vierteln staatliche Macht demonstrieren (S. 50 f.).
 
PROVEA berichtet von körperlicher staatlicher Gewalt in Gewahrsam und bei Verhaftung (bspw. Einsatz des Vagabundengesetzes (seit 1997 aufgehoben) bei Großrazzien (S. 46)). Dabei schlagen, misshandeln, foltern Polizisten Verdächtige, verabreichen ihnen Elektroschocks oder führen Scheinhinrichtungen durch (Amnesty International, 2000). Polizisten in Venezuela sind in der Unterschicht verankert und ihr brutales Vorgehen wird von Teilen der Bevölkerung (Mittel- und Oberschicht ) toleriert und gilt so als Normalität (S. 369, 63). In Caracas ist die Gewalt durch die Polizei sozial erwünscht, da so gegen die Grundkriminalität vorgegangen wird und sich die Menschen dankbar für zum Beispiel die Erschießung von Gangmitgliedern zeigen (S. 216).
 
 
Venezolanische Polizisten sprechen in den Interviews sehr frei über Auseinandersetzungen mit Verdächtigen und ihr eigenes gewalttätiges Vorgehen. Ursächlich für die Offenheit ist das Unwissen über Gesetzesbrüche, als auch der soziale Prozess Gewalthandeln als alltäglich und normal anzusehen (S. 223, 243).
Die Einstellung venezolanischer Polizisten zu Polizistenmördern, Auszug aus einem Interview:
„Wenn sie uns umbringen, bringen sie uns um, sonst bringen wir sie um. Es gibt überhaupt keine Norm, die die Tat eines Polizisten kontrolliert, wenn sein Leben in Gefahr ist.“ (S. 253. V 7)


PROVEA berichtet von körperlicher staatlicher Gewalt in Gewahrsam und bei Verhaftung (bspw. Einsatz des Vagabundengesetzes; seit 1997 aufgehoben) bei Großrazzien (S. 46)). Dabei schlagen, misshandeln, foltern Polizisten Verdächtige, verabreichen ihnen Elektroschocks oder führen Scheinhinrichtungen durch (Amnesty International 2000). Polizisten in Venezuela sind in der Unterschicht verankert und ihr brutales Vorgehen wird von Teilen der Bevölkerung (Mittel- und Oberschicht ) toleriert und gilt als Normalität (S. 369, 63). In Caracas ist die Gewalt durch die Polizei sozial erwünscht, da so gegen die Grundkriminalität vorgegangen wird und sich die Menschen z.B. für die Erschießung von Gangmitgliedern dankbar zeigen (S. 216).


Venezolanische Polizisten sprechen in den Interviews sehr frei über Auseinandersetzungen mit Verdächtigen und ihr eigenes gewalttätiges Vorgehen. Ursächlich für die Offenheit sind ihre eigenes Unwissen über die Rechtswidrigkeit des Vorgehens als auch die Normalitätsvorstellungen ihrer Umgebung (S. 223, 243). Illustrieren kann das die Aussage eines Polizisten zum richtigen Umgang mit Polizistenmördern: „Wenn sie uns umbringen, bringen sie uns um, sonst bringen wir sie um. Es gibt überhaupt keine Norm, die die Tat eines Polizisten kontrolliert, wenn sein Leben in Gefahr ist.“ (S. 253. V 7)


=== Bolivien ===
=== Bolivien ===
Die Gewalt nimmt mit dem Anstieg der Drogenkriminalität zu, vor allem in Kokain-Anbauregionen (bei El Chapare) ist sie sehr hoch. Todesopfer sind meist Demonstranten, die willkürlichen Schüssen oder Schlägen ausgesetzt sind, sowie Kinder, die durch exzessiven Tränengaseinsatz in geschlossenen Räumen daran ersticken. Es gibt nur wenige extralegale Exekutionen, Folter und keine Fälle von „Verschwindenlassen“ (S. 56).  
Die Gewalt nimmt mit dem Anstieg der Drogenkriminalität zu, vor allem in Kokain-Anbauregionen (bei El Chapare). Todesopfer sind meist Demonstranten, die willkürlichen Schüssen oder Schlägen ausgesetzt sind, sowie Kinder, die durch exzessiven Tränengaseinsatz in geschlossenen Räumen ersticken. Extralegale Exekutionen und Folter sind eher selten. Fälle von „Verschwindenlassen“ werden nicht berichtet (S. 56).  


Die Antisoziale Haltung der Polizei zeigt sich durch Fälle, wie:  
Die Antisoziale Haltung der Polizei zeigt sich durch Fälle, wie:  


„Jugendlicher aus der sozial schwachen Schicht […] sah sich in eine Schlägerei verwickelt […]. Zwei Beamte brachten ihn in ein Wäldchen […], sie prügelten ihn lange und brutal durch, was zu Knochenbrüchen und zahlreichen Blutergüssen führte, zogen ihn aus, überschütteten ihn mit Benzin und versuchten ihn lebendig anzuzünden.“
:„Jugendlicher aus der sozial schwachen Schicht […] sah sich in eine Schlägerei verwickelt […]. Zwei Beamte brachten ihn in ein Wäldchen […], sie prügelten ihn lange und brutal durch, was zu Knochenbrüchen und zahlreichen Blutergüssen führte, zogen ihn aus, überschütteten ihn mit Benzin und versuchten ihn lebendig anzuzünden.“
Der Polizeichef äußerte sich dazu wie folgt, ''„dass es eine alltägliche Praxis sei, Betrunkene und Antisoziale an abgelegene Plätze zu bringen, um auf diese Weise eine ‚soziale Säuberung‘ zu erreichen […]''“. Er stritt den Einsatz physischer Gewalt ab.  
Der Polizeichef äußerte sich dazu wie folgt, ''„dass es eine alltägliche Praxis sei, Betrunkene und Antisoziale an abgelegene Plätze zu bringen, um auf diese Weise eine ‚soziale Säuberung‘ zu erreichen […]''“. Er stritt den Einsatz physischer Gewalt ab.
Der Polizeichef des Departments […] erklärte, dass der Versuch einen Menschen lebendig zu verbrennen […] eine ''‚vereinzelte kleine Sache‘'' innerhalb eines Einsatzes der Säuberung sei. […] Die Verbrennungen habe sich die Person selbst zugefügt“ (Mansilla, 1999, S. 40 ff.)
 
:Der Polizeichef des Departments […] erklärte, dass der Versuch einen Menschen lebendig zu verbrennen […] eine ''‚vereinzelte kleine Sache‘'' innerhalb eines Einsatzes der Säuberung sei. […] Die Verbrennungen habe sich die Person selbst zugefügt“ (Mansilla, 1999, S. 40 ff.)


=== Chile ===
=== Chile ===
Pro Jahr sterben zwischen fünf und zwanzig Menschen (Zahlen sinken). Zu 80% gehen die von der Polizei verursachten Todesfälle auf Schusswaffengebrauch zurück; zu 20% auf Ersticken, Untertauchen, Schläge und anderes. Im Polizeigewahrsam und in der Haft kommt es aber zu Schlägen, Folter, Elektroschocks, Essen- und Schlafentzug. Laut der Menschenrechtsgruppe CODEPU (Comité de Defensa de los Derechos del Pueblo) gibt es keine massenhaften Willkürverhaftungen. Die Autorin sieht im Einsatz der Foltertechniken gegenüber gewöhnlichen ebenso wie politischen (34%) Straftätern eine Nachwirkung des Militärregimes (S. 61).
Pro Jahr sterben zwischen fünf und zwanzig Menschen (abnehmende Tendenz). Zu 80% gehen die von der Polizei verursachten Todesfälle auf Schusswaffengebrauch zurück; zu 20% auf Ersticken, Untertauchen, Schläge und anderes. Im Polizeigewahrsam und in der Haft kommt es aber zu Schlägen, Folter, Elektroschocks, Essen- und Schlafentzug. Laut der Menschenrechtsgruppe CODEPU (Comité de Defensa de los Derechos del Pueblo) gibt es keine massenhaften Willkürverhaftungen. Die Autorin sieht im Einsatz der Foltertechniken gegenüber gewöhnlichen ebenso wie politischen (34%) Straftätern eine Nachwirkung des Militärregimes (S. 61).


Übergriffe auf politische Häftlinge:  
Übergriffe auf politische Häftlinge:  
„(…) im Zuge der Verlegung von 56 Häftlingen (…)" wurden „politische Gefangene von Wärtern misshandelt. Dem Vernehmen nach wurden die Insassen zu Boden gestoßen und anschließend mit Faustschlägen traktiert, mit Gewehrkolben geschlagen sowie mit Wasser begossen und mit Tränengas besprüht. Mindestens zwei Gefangene sollen mit Elektroschlagstöcken gefoltert, einige andere mit dem Kopf unter Wasser getaucht worden sein" (Amnesty International 2000, US Department of State 2000).
:„(…) im Zuge der Verlegung von 56 Häftlingen (…)" wurden „politische Gefangene von Wärtern misshandelt. Dem Vernehmen nach wurden die Insassen zu Boden gestoßen und anschließend mit Faustschlägen traktiert, mit Gewehrkolben geschlagen sowie mit Wasser begossen und mit Tränengas besprüht. Mindestens zwei Gefangene sollen mit Elektroschlagstöcken gefoltert, einige andere mit dem Kopf unter Wasser getaucht worden sein" (Amnesty International 2000, US Department of State 2000).
 


=== Deutschland ===
=== Deutschland ===
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Meist werden in Deutschland Schüsse aus Notwehr abgefeuert. Von 1976 bis 1997 starben circa zwölf Menschen durch Schüsse der Polizisten (S.339). In verschiedenen Studien zu europäischen, nord- und südamerikanischen Ländern (vgl. Busch, u.a. 1985) zeigt sich, dass die deutsche Polizei „[…] nicht schießwütig ist“ (S. 42 ff.).
Meist werden in Deutschland Schüsse aus Notwehr abgefeuert. Von 1976 bis 1997 starben circa zwölf Menschen durch Schüsse der Polizisten (S.339). In verschiedenen Studien zu europäischen, nord- und südamerikanischen Ländern (vgl. Busch, u.a. 1985) zeigt sich, dass die deutsche Polizei „[…] nicht schießwütig ist“ (S. 42 ff.).




== Diskussion ==
== Diskussion ==
Bolivien und Chile befinden sich bezüglich des polizeilichen Gewaltniveaus zwischen der BRD (niedriges Gewaltniveau) und Venezuela (hohes Gewaltniveau), wobei Bolivien etwas weniger körperliche Gewalt und Folter und Chile etwas weniger Tötungen aufweist (S. 340).
* Opfer: intellektuelle Oppositionelle, untere Schichten (ohne Besitz von Mitteln zur Informierung der Öffentlichkeit über ihre Verhältnisse (vgl. S. 63))


* Venezuela/Bolivien: Drohungen gegen Menschenrechtsorganisationen; willkürliche Verhaftungen; Gewalt gegen Unterprivilegierte, Menschen mit geringem Machtpotential, Studenten und Rekruten (vgl. S. 53; Amnesty International, 2000)


Venezuela und Bolivien einen: Drohungen gegen Menschenrechtsorganisationen, willkürliche Verhaftungen sowie Gewalt gegen Unterprivilegierte und Menschen mit geringem Machtpotential, wie Studenten und Rekruten (S. 53).
* Venezuela
-> keine Verbesserung der Situation in den letzten Jahren


Die BRD dient als Vergleich und Kontrast zu den südamerikanischen Ländern (S. 63).
-> durch „Schwäche" des Staates keine Kontrolle der Polizei möglich


Es wurden die Polizisten der Hauptstädte befragt, da sich Probleme durch steigenden Kriminalitätsdruck sowie zunehmende Verstädterung und Verarmung hier ansammeln (S. 63 f.). Dabei stehen die Bürger des Landes meist im direkten Kontakt zur Schutzpolizei und sie repräsentiert die Polizei am stärksten. Weiterhin zeigen Statistiken, dass Schutzpolizisten für
-> Berufsauffassung/Autonomie der Polizisten stehen Staat entgegen (keine mündliche Rechtstreue (vgl. S. 386)




Opfer der Polizeigewalt in Lateinamerika sind meist intellektuelle Oppositionelle und untere Schichten, die keine entsprechenden Mittel besitzen, um die Öffentlichkeit über ihre Verhältnisse zu informieren (S. 63).  
* Bolivien: mehr Tötungen als körperliche Gewalt und Folter (vgl. S. 340)
* Chile: mehr körperliche Gewalt und Folter als Tötungen, aber Entspannung der Lage (vgl. S. 340, 58; Amnesty International, 2000)
-> Vergleich Bolivien/Chile: ähnliche Gewaltniveaus müssen nicht den Einstellungen der Polizisten entsprechen (vgl. S. 371).


== Das Gewaltmonopol der Polizei ==
*Das staatliche Gewaltmonopol existiert in der BRD und Chile, nicht jedoch in Venezuela und Bolivien (vgl. S. 376).
 
Die venezolanische Polizei kann nicht durch den schwachen Staat kontrolliert werden. Berufsauffassung und Autonomie der Polizisten stehen dem Staat entgegen und die Polizisten halten nicht einmal mündlich Rechtstreue (S. 386).
So kann die von den Polizisten ausgehende Gewalt durch das Erledigen privater Geschäfte mit selbst gewählter Justiz erklärt werden (S. 385). 
 
Während sich die Situation bezüglich Foltermaßnahmen in Chile entspannt, ist in Venezuela keine Verbesserung erkennbar (Schmid, S. 58 f.; Amnesty International, 2000).
 
Das staatliche Gewaltmonopol existiert in der BRD und Chile, nicht jedoch in Venezuela und Bolivien (S. 376).
 
Die BRD ist am wenigstens gewalttätig, Venezuela am stärksten, womit das Gewaltmonopol hier übereinstimmt. Chilenische und bolivianische Polizisten bedienen sich ähnlich oft Gewalt, hier ist das Gewaltmonopol jedoch sehr divergent (S. 384). Der Vergleich von Chile und Bolivien zeigt, dass ähnliche Gewaltniveaus nicht mit entsprechenden Einstellungen der Polizei einhergehen müssen (vgl. S. 371).
 
Aus den gewonnenen Informationen kann geschlossen werden, dass die Ländermerkmale in Beziehung zur Gewalt durch ihre Polizei stehen, sich also eher länderspezifisch verhalten (vgl. S. 363).
 
 
 
 
== Literatur ==
 
== Weblinks ==


== Literatur ==
== Literatur ==
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* Schmid, C. (2007). Korruption, Gewalt und die Welt der Polizisten Deutschland, Chile, Bolivien und Venezuela im Vergleich. Frankfurt am Main: Vervuert.
* Schmid, C. (2007). Korruption, Gewalt und die Welt der Polizisten Deutschland, Chile, Bolivien und Venezuela im Vergleich. Frankfurt am Main: Vervuert.


* http://www.amnesty.de/laenderbericht/venezuela?country=210&topic=227&node_type=ai_annual_report&from_month=0&from_year=&to_month=0&to_year=&submit.x=58&submit.y=6&result_limit=10&form_id=ai_core_search_form
*[http://www.amnesty.de/laenderbericht/venezuela?country=210&topic=227&node_type=ai_annual_report&from_month=0&from_year=&to_month=0&to_year=&submit.x=58&submit.y=6&result_limit=10&form_id=ai_core_search_form Amnesty International. Länderbericht Venezuela]


* http://www.philso.uni-augsburg.de/lehrstuehle/soziologie/sozio3/mitarbeiter/schmid/publikationen/
*[http://www.philso.uni-augsburg.de/lehrstuehle/soziologie/sozio3/mitarbeiter/schmid/publikationen/ Carola Schmid, Universität Augsburg]


*http://www.presse.uni-augsburg.de/unipress/up20025/artikel_15.shtml
*[http://www.presse.uni-augsburg.de/unipress/up20025/artikel_15.shtml Informelle Verhaltensnormen der Polizei in Lateinamerika]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.youtube.com/watch?v=K3zWTwwnHDA Polizeigewalt in Deutschland]  
*[http://www.youtube.com/watch?v=K3zWTwwnHDA Polizeigewalt in Deutschland]  
*[http://www.youtube.com/watch?v=5KHpwsHdi3E Amnesty International Bericht zur Polizeigewalt in Deutschland]
*[http://www.youtube.com/watch?v=5KHpwsHdi3E Amnesty International Bericht zur Polizeigewalt in Deutschland]
*http://www.youtube.com/watch?v=-2oRWW3y4dY
*[http://www.youtube.com/watch?v=VXL8STWFqDo Polizeigewalt in Bolivien]
*http://www.youtube.com/watch?v=VXL8STWFqDo
*[http://www.youtube.com/watch?v=I759deROP9Y Polizeigewalt in Bolivien, Protestmarsch]
*http://www.youtube.com/watch?v=EZYpK0caL_c
*[http://www.youtube.com/watch?v=EZYpK0caL_c Polizeigewalt in Venezuela]
*http://www.youtube.com/watch?v=I759deROP9Y
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