Kokain - eine harte Droge?: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Drogen ===
=== Drogen ===


Unstreitig verändert die Einnahme von psychoaktiven Drogen das Wachbewusstsein des Konsumenten. Doch was genau passiert, das hängt von drei Faktoren ab: von Art und Menge der eingenommenen Wirkstoffe (drug), von den Erwartungen des Konsumenten (set) und vom sozialräumlichen Kontext des Konsums (setting).  
Was durch Drogenkonsum geschehen kann, ist zu unterscheiden von dem, was durch Drogenkonsum tatsächlich in der Realität normalerweise passiert. So kann der Konsum von Kokain zum Tode führen. Tatsache aber ist: "Auf eine Kokainvergiftung durch Überdosierung zurückzuführende Todesfälle sind offenbar recht selten." Das erklärt der "Europäische Drogenbericht 2013" der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2013) auf Seite 37. - Wie sich Drogenkonsum in der Realität auswirkt, hängt eben nicht nur von der chemischen Substanz ab, sondern von drei Faktoren: von Art und Menge der eingenommenen Wirkstoffe (drug), von den Erwartungen des Konsumenten (set) und vom sozialräumlichen Kontext des Konsums (setting).  


Die Rede von der harten Droge (z.B. "Kokain macht schnell süchtig") unterstellt einen sehr viel einfacheren und fremdbestimmten Wirkungszusammenhang. Sie tut so, als entscheide sich Wohl und Wehe des Konsumenten allein durch die Wahl der Droge, also durch ihre chemische Zusammensetzung. Das ist jedoch verkehrt.  
Die Rede von der harten Droge (z.B. "Kokain macht schnell süchtig") unterstellt einen sehr viel einfacheren und fremdbestimmten Wirkungszusammenhang. Sie tut so, als entscheide sich Wohl und Wehe des Konsumenten allein durch die Wahl der Droge, also durch ihre chemische Zusammensetzung. Das ist jedoch verkehrt.  
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Ist ein solcher "weicher" Konsum bei Opiaten und Kokain möglich? Pädagogik und Justiz verfolgen beide dasselbe Ziel: sie wollen die Öffentlichkeit vor den Gefahren der Drogen durch deren Dramatisierung und Dämonisierung bewahren. Doch wissenschaftliche Untersuchungen beweisen eindeutig: die Vorstellung von der Übermacht der Drogen über den menschlichen Willen ist eine Verallgemeinerung von Minderheitsphänomenen. Im Regelfall dominieren die Konsumenten der Drogen die Substanzen und nicht umgekehrt. So wie die meisten Konsumenten von Alkohol ihren Konsum in ein reguläres, normales und sozial produktives Leben einbauen - Bier zum Feierabend, Wein zu festlichen Gelegenheiten - während eine Minderheit von Alkoholkonsumenten die Kontrolle über Art und Umfang des Konsums verliert und sich und andere erheblichen Risiken aussetzt, so vermögen auch die meisten Kokaingebraucher ihren Konsum zu kontrollieren und nach einer Phase der Faszination und gelegentlicher Übertreibungen auch wieder auf ein normales Maß zurückzuschrauben, bzw. ganz einzustellen. Dass Kokain-Konsumenten so erhebiche Probleme mit ihrem Konsum bekommen, dass sie in ambulante oder stationäre ärztliche Behandlung müssen, ist ausgesprochen selten.  
Ist ein solcher "weicher" Konsum bei Opiaten und Kokain möglich? Pädagogik und Justiz verfolgen beide dasselbe Ziel: sie wollen die Öffentlichkeit vor den Gefahren der Drogen durch deren Dramatisierung und Dämonisierung bewahren. Doch wissenschaftliche Untersuchungen beweisen eindeutig: die Vorstellung von der Übermacht der Drogen über den menschlichen Willen ist eine Verallgemeinerung von Minderheitsphänomenen. Im Regelfall dominieren die Konsumenten der Drogen die Substanzen und nicht umgekehrt. So wie die meisten Konsumenten von Alkohol ihren Konsum in ein reguläres, normales und sozial produktives Leben einbauen - Bier zum Feierabend, Wein zu festlichen Gelegenheiten - während eine Minderheit von Alkoholkonsumenten die Kontrolle über Art und Umfang des Konsums verliert und sich und andere erheblichen Risiken aussetzt, so vermögen auch die meisten Kokaingebraucher ihren Konsum zu kontrollieren und nach einer Phase der Faszination und gelegentlicher Übertreibungen auch wieder auf ein normales Maß zurückzuschrauben, bzw. ganz einzustellen. Dass Kokain-Konsumenten so erhebiche Probleme mit ihrem Konsum bekommen, dass sie in ambulante oder stationäre ärztliche Behandlung müssen, ist ausgesprochen selten.  


Für die große Mehrzahl der Konsumenten ist Kokain eine kontrollierte Freizeitdroge, die sie während einer Phase ihres Lebens auf meist recht unproblematische Weise nehmen und auf die sie nach Beendigung dieser Phase auch ohne nennenswerte Schwierigkeiten verzichten können. Die Vorstellung gräßlicher Entzugserscheinungen nach dem Absetzen von Kokain gehört eindeutig in den Bereich der Schauermärchen.
Für die große Mehrzahl der Konsumenten ist Kokain eine kontrollierte Freizeitdroge, die sie während einer Phase ihres Lebens auf meist recht unproblematische Weise nehmen und auf die sie nach Beendigung dieser Phase auch ohne nennenswerte Schwierigkeiten verzichten können. Die Vorstellung gräßlicher Entzugserscheinungen nach dem Absetzen von Kokain gehört eindeutig in den Bereich der Schauermärchen.


=== Konsument ===
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