Kokain - eine harte Droge?: Unterschied zwischen den Versionen

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Für die große Mehrzahl der Konsumenten ist Kokain eine kontrollierte Freizeitdroge, die sie während einer Phase ihres Lebens auf meist recht unproblematische Weise nehmen und auf die sie nach Beendigung dieser Phase auch ohne nennenswerte Schwierigkeiten verzichten können. Die Vorstellung gräßlicher Entzugserscheinungen nach dem Absetzen von Kokain gehört eindeutig in den Bereich der Schauermärchen.   
Für die große Mehrzahl der Konsumenten ist Kokain eine kontrollierte Freizeitdroge, die sie während einer Phase ihres Lebens auf meist recht unproblematische Weise nehmen und auf die sie nach Beendigung dieser Phase auch ohne nennenswerte Schwierigkeiten verzichten können. Die Vorstellung gräßlicher Entzugserscheinungen nach dem Absetzen von Kokain gehört eindeutig in den Bereich der Schauermärchen.   


=== Konsument ===
Wer sich in das Gedankengefängnis der "harten Droge" begibt, der trifft dort auf die Stereotype von der dämonischen Droge und dem gewissenlosen Dealer. Den Drogenbenutzer trifft er nur als Opfer-Stereotyp. In diesem Universum ist ausgerechnet derjenige, der die Droge will, der sie sucht und erwirbt, der sich über sie freut und sie sich zubereitet, der sie konsumiert und sich - unter Inkaufnahme möglicher Nebenwirkungen - entspannt, konzentriert, ausruht, aktiviert, verlustiert oder sonstwie mit Hilfe der Droge seine Freizeit zu verschönern sucht, als handelndes Subjekt gar nicht vorhanden. Dabei ist es der Konsument, der mit seinem Konsumverhalten darüber entscheidet, was passiert. Und dem, wie beim Alkohol, die Kontrolle auch gelegentlich entgleiten kann.


Wer bei alledem überhaupt keine aktive Rolle spielt, ist derjenige, der sie kauft, sie benutzt und sich - unter Inkaufnahme möglicher Nebenwirkungen - entspannt, konzentriert, ausruht, aktiviert, verlustiert oder sonstwie mit Hilfe der Droge seine Freizeit zu verschönern sucht. Manchmal, nicht anders als beim Alkohol, mit Erfolg und manchmal ohne. Zum Begriff der harten Droge gehört eine Denkschablone, in der es zwei böse Mächte gibt (die Droge und den Dealer) und einen Dritten, der nur als passives Opfer von Schädigungen auftaucht: den Konsumenten.  
Am geringsten sind die Risiken des Konsums, wenn der Konsum sozial akzeptiert und integriert ist, wenn der Konsument seine eigenen Konsum-Regeln aufstellt und befolgt, und wenn die äußeren Umstände des Konsums für eine angstfreie entspannte Atmosphäre sorgen. Je größer der Druck der Illegalität, je größer die Angst vor dem Entdecktwerden, je ängstlicher oder verletzlicher der Konsument selbst, desto riskanter wird der Konsum.


== Ein Beispiel für weichen Konsum von Kokain ==


 
Die Überschrift dieses Abschnitts könnte auch lauten: es gibt keine harten und keine weichen Drogen; es gibt nur harten und weichen Gebrauch. Das Beispiel betrifft die feine Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Droge: eine Mischung aus Wein und Kokain unter dem Markennamen "Vin Mariani".  
 
Es gibt keine harten und keine weichen Drogen. Es gibt nur harten und weichen Gebrauch.  
Kokain wird häufig weich gebraucht. Früher noch häufiger: Leo XIII.  
   
   


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