Kokain - eine harte Droge?: Unterschied zwischen den Versionen

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Wer über harte Drogen spricht, spricht über Drogen, als wären sie die eigentlichen handelnden Akteure, die Subjekte des Geschehens. Von harten Drogen heißt es, dass sie "abhängig machen", "süchtig machen", "irreparable Schäden hervorrufen" und "zum Tode führen". Der Konsument, der die Droge sucht, sie erwirbt, sie zubereitet, sie mit bestimmten Erwartungen konsumiert und der diese oder jene Risiken in Kauf nimmt, weil er diese oder jene Hauptzwecke seines Konsums erreichen will - meist wohl eine Bereicherung seiner guten Gefühlserlebnisse in der Freizeit - dieser Konsument taucht im Reden über harte Drogen gar nicht als aktives Wesen auf, sondern nur als Opfer einer mit übermächtigen Kräften ausgestatteten Droge. Die Droge tut und macht und schädigt, der Konsument, das Opfer, leidet und stirbt daran. Doch Drogen selbst tun gar nichts. Solange sie irgendwo gelagert sind, tun sie nicht mehr als ein Sack voller Kartoffeln: sie machen nichts, sie rufen nichts hervor, sie verleiten nichts und niemanden und schon gar nicht töten sie irgend jemanden. In Wirklichkeit sind Drogen tote Gegenstände. Sie, die nichts tun können, werden durch die Rede von der harten Droge auf metaphorische Weise zum Leben erweckt. Sie werden mit dämonischen Kräften ausgestattet, die sich ihre Opfer suchen und sie zu willenlosen Zombies machen.
Wer über harte Drogen spricht, spricht über Drogen, als wären sie die eigentlichen handelnden Akteure, die Subjekte des Geschehens. Von harten Drogen heißt es, dass sie "abhängig machen", "süchtig machen", "irreparable Schäden hervorrufen" und "zum Tode führen". Der Konsument, der die Droge sucht, sie erwirbt, sie zubereitet, sie mit bestimmten Erwartungen konsumiert und der diese oder jene Risiken in Kauf nimmt, weil er diese oder jene Hauptzwecke seines Konsums erreichen will - meist wohl eine Bereicherung seiner guten Gefühlserlebnisse in der Freizeit - dieser Konsument taucht im Reden über harte Drogen gar nicht als aktives Wesen auf, sondern nur als Opfer einer mit übermächtigen Kräften ausgestatteten Droge. Die Droge tut und macht und schädigt, der Konsument, das Opfer, leidet und stirbt daran. Doch Drogen selbst tun gar nichts. Solange sie irgendwo gelagert sind, tun sie nicht mehr als ein Sack voller Kartoffeln: sie machen nichts, sie rufen nichts hervor, sie verleiten nichts und niemanden und schon gar nicht töten sie irgend jemanden. In Wirklichkeit sind Drogen tote Gegenstände. Sie, die nichts tun können, werden durch die Rede von der harten Droge auf metaphorische Weise zum Leben erweckt. Sie werden mit dämonischen Kräften ausgestattet, die sich ihre Opfer suchen und sie zu willenlosen Zombies machen.


Natürlich kann man die Wut über die Schäden, die die Drogen anrichten, nicht an den Drogen selbst auslassen. Gewiss: man kann Drogen verbrennen. Aber man kann sie nicht bestrafen. Deswegen muss die Schuld auf diejenigen projiziert werden, die sie auf die Menschheit losgelassen haben. Das sind die Dealer, gewissermaßen die Täter hinter den Tätern, die Drahtzieher, die eigentlichen Bösewichte und die eigentlichen Objekte unserer Straflust.  
Natürlich kann man die Wut über die Schäden, die die Drogen anrichten, nicht an den Drogen selbst auslassen. Gewiss: man kann Drogen verbrennen. Aber man kann sie nicht bestrafen. Deswegen muss die Schuld auf diejenigen projiziert werden, die sie auf die Menschheit losgelassen haben. Das sind die Dealer, gewissermaßen die Täter hinter den Tätern, die Drahtzieher, die eigentlichen Bösewichte und die eigentlichen Objekte unserer Straflust. Die Dämonisierung der harten Drogen geht Hand in Hand mit der Dämonisierung derjenigen, die mit ihnen Handel treiben. 


und als wären diejenigen, die sie in Verkehr bringen, sozusagen die mittelbaren Täter, die "Täter hinter den Tätern".  Diejenigen, die sie in Verkehr bringen, nutzen die Drogen zumindest mit bedingtem Vorsatz als Werkzeuge ihrer gewissenlosen Geschäftemacherei.
== Mythos und Realität ==
In der wissenschaftlich erforschten Wirklichkeit sieht alles etwas anders aus:
 
=== Dealer ===
Dealer sind Geschäftsleute und haben wie andere Geschäftsleute auch Konflikte mit Lieferanten, Konkurrenten, Mitarbeitern und Kunden. Die Illegalität verbaut ihnen den Zugang zum  Wirklichkeit und als wären diejenigen, die sie in Verkehr bringen, sozusagen die mittelbaren Täter, die "Täter hinter den Tätern".  Diejenigen, die sie in Verkehr bringen, nutzen die Drogen zumindest mit bedingtem Vorsatz als Werkzeuge ihrer gewissenlosen Geschäftemacherei.


Wer bei alledem überhaupt keine aktive Rolle spielt, ist derjenige, der sie kauft, sie benutzt und sich - unter Inkaufnahme möglicher Nebenwirkungen - entspannt, konzentriert, ausruht, aktiviert, verlustiert oder sonstwie mit Hilfe der Droge seine Freizeit zu verschönern sucht. Manchmal, nicht anders als beim Alkohol, mit Erfolg und manchmal ohne. Zum Begriff der harten Droge gehört eine Denkschablone, in der es zwei böse Mächte gibt (die Droge und den Dealer) und einen Dritten, der nur als passives Opfer von Schädigungen auftaucht: den Konsumenten.  
Wer bei alledem überhaupt keine aktive Rolle spielt, ist derjenige, der sie kauft, sie benutzt und sich - unter Inkaufnahme möglicher Nebenwirkungen - entspannt, konzentriert, ausruht, aktiviert, verlustiert oder sonstwie mit Hilfe der Droge seine Freizeit zu verschönern sucht. Manchmal, nicht anders als beim Alkohol, mit Erfolg und manchmal ohne. Zum Begriff der harten Droge gehört eine Denkschablone, in der es zwei böse Mächte gibt (die Droge und den Dealer) und einen Dritten, der nur als passives Opfer von Schädigungen auftaucht: den Konsumenten.  
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