Journalisten-Tötungen erfolgen häufig im Auftrag von Personen und/oder Institutionen, die von der Berichterstattung einen Nachteil befürchten. Die Tötung kann der Bestrafung für bereits erfolgte und/oder der Verhinderung künftiger Veröffentlichung dienen - dies einerseits spezialpräventiv in Bezug auf die Person der Getöteten, andererseits aber auch generalpräventiv in Bezug auf andere potentielle Berichterstatter, die dadurch abgeschreckt werden sollen. Ermittlung und Strafverfolgung bleiben oft erfolglos. In Kolumbien wurde im Jahr 2009 nur ein Verdächtiger festgenommen. In Lateinamerika konkurrieren laut der Interamerikanischen Journalistenvereinigung SIP die Staaten Kolumbien und Mexiko um den Rang des gefährlichsten Landes für Journalisten. 2009 lag Mexiko mit 11 vor Kolumbien mit 7 Fällen. In Mexiko wurden von 2000-2009 insgesamt Tötungen von 56 Medienvertretern registriert; acht gelten als vesrchwunden.


Seit 1992 bemüht sich ein "Committee to Protect Journalists (CPJ) um die Zählung von getöteten Journalisten und um die Aufklärung der Hintergründe. Nach der Zählung des CPJ wurden vom 1.1.1992 bis zum 30.6.2008 insgesamt 693 Journalisten getötet.

Kolumbien

In Kolumbien wurden während der Drogenkonflikte der achtziger Jahre mehr als 120 Journalisten getötet. Im Jahre 2009 bat der 32jährige Sohn des (von der Polizei später getöteten) Drogenbosses Pablo Escobar, die Wirtwe des am 17.12.1986 auf Befehl seines Vaters umgebrachten Journalisten Guillermo Cano (erfolglos) um Verzeihung für die Tat seines Vaters.

  • 2008: kein Journalistenmord.
  • 2009: 7. Opfer des Jahres war der 48 Jahre alte Fernseh- und Sportjournalist Humberto Rivas Quevedo. Er hatte sich in einem Begräbnisinstitut aufgehalten, als er mit fünf Pistolenschüssen von einem Täter umgebracht wurde, der auf einem mit laufendem Motor wartenden Motorrad fliehen konnte.


Einzelfälle

  • Anna Stepanowna Politkowskaja (russisch Анна Степановна Политковская, wiss. Transliteration Anna Stepanovna Politkovskaja, geborene Мазепа/ Masepa; * 30. August 1958 in New York; † 7. Oktober 2006 in Moskau) wurde im Oktober 2006 in ihrem Wohnhaus in Moskau erschossen. Sie war eine russische Reporterin, Autorin und Aktivistin für Menschenrechte, die durch Reportagen und Bücher über den Krieg in Tschetschenien, über Korruption im Verteidigungsministerium und dem Oberkommando der Streitkräfte in Tschetschenien bekannt wurde.
  • Fadel Shana, ein 24jähriger Palästinenser, kam am 16.04.2008 ums Leben, als israelische Panzer aus 1,5 km Entfernung auf das mit Stativ filmende Reuters-Team zwei "Flechettes"-Granaten feuerten, die jeweils etwa 5000 winzige Metallpfeile freisetzten. Der Kameramann und acht weitere Zivilisten starben, der Toningenieur Wafa Abu Mizyed wurde verletzt. Die Reporter trugen blauen Schutzwesten mit der Aufschrift "Presse". Mindestens eine israelische Beobachtungsdrohne kreiste über der Gruppe und konnte das Medien-Team als solches identifizieren. Shanas letzte Aufnahmen zeigen ein Panoramabild mit dem fraglichen Panzer und das Abfeuern der Granate: "Für den Kameramann war das erste Geschoss tödlich" (FAZ 17.06.08: 44: Israel soll aufklären. Reuters fragt nach totem Reporter). Ein Armeesprecher erklärte Reuters, dass der Vorfall weiter untersucht werde. Zwei Monate nach dem Tod des Reporters gab es keine weiteren Erklärungen seitens der israelischen Streitkräfte. Ein Bericht der BBC stellt eine Verbindung mit dem Tod dreier israelischer Soldaten bei Kampfhandlungen im Gaza-Streifen her. In einer Art Racheaktion habe die israelische Armee daraufhin an einem Tag den Kameramann und weitere 14 Zivilisten, darunter Kinder, gezielt getötet: "Five Palestinian children and a farmer tending his fields were among the others who paid the price."

Quellen

  • Oehrlein, Joseph (2009) Fünf Schüsse. Ungeklärte Morde an Journalisten in Kolumbien. FAZ 22.12.09: 35.

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