JVA Billwerder, Hamburg

Das ursprüngliche Konzept der JVA Billwerder: Die Justizvollzugsanstalt Billwerder war ursprünglich als Anstalt des offenen Vollzuges mit 419 Haftplätzen geplant worden. Die Anstalt sollte die damalige Justizvollzugsanstalt Vierlande (Anstalt XII), eine Anstalt des offenen Vollzuges, ersetzen, die auf dem Gelände der heutigen KZ-Gedenkstätte Neuengamme untergebracht war und teilweise noch Gebäude des ehemaligen KZs Neuengamme nutzte.


Überplanung und Fertigstellung: Im Anschluss an die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft im September 2001 war die bereits im Bau befindliche JVA Billwerder neu zu konzipieren: Nunmehr sollte statt einer Anstalt des offenen Vollzuges mit 419 Haftplätzen eine Anstalt des geschlossenen Vollzuges mit 803 Plätzen entstehen. Dafür war erforderlich, innerhalb der bereits in Fertigstellung befindlichen Anstalt zusätzlich drei weitere Hafthäuser zu errichten. Die bis dahin errichteten Hafthäuser, zentralen Einrichtungen und Werkstätten wurden am 30.06.2003 in Betrieb genommen. Die nachträglich geplanten weiteren 3 Hafthäuser sowie eine zusätzliche Werkhalle wurden am 06.02.2006 in Betrieb genommen.


Bauliche Gliederung: Die Anstalt in ihrer heute erstellten Form gliedert sich in insgesamt 7 Vollzugsabteilungen, in denen 803 Gefangene ausschließlich in Einzelhafträumen untergebracht werden können. In jeder Vollzugsabteilung stehen den dort untergebrachten Gefangenen Freizeiträume mit z. B. Tischtennisplatten oder Tischkickern, gemeinschaftliche Fernsehräume, eine gemeinschaftlich zu nutzende Teeküche sowie Duschen zur Verfügung. Vor jedem Hafthaus ist ein Fußball- und/ oder Basketball-Kleinspielfeld angelegt worden. Daneben sind eine Sporthalle, ein Schulungs- und Qualifizierungszentrum sowie sechs Werkhallen für Betriebe und Werkstätten fertig gestellt worden.


Zuständigkeit: Die Justizvollzugsanstalt Billwerder ist derzeit (Oktober 2007) zuständig für den Vollzug von Ersatzfreiheitsstrafen, den Vollzug von Freiheitsstrafen bei Erstverbüßern sowie den Vollzug von Freiheitsstrafen bis max. 2 Jahre bei Wiederholungsverbüßern. In der Anstalt werden ausschließlich erwachsene Männer untergebracht.


Vollzugskonzept: Mit der Vorbereitung der Inbetriebnahme des sog. 2. Bauabschnittes, der im Februar 2006 bezogen worden ist, war unter Auswertung der in der geschlossenen Justizvollzugsanstalt Vierlande (Anstalt IX), die zum gleichen Zeitpunkt geschlossenen worden ist, ein System der „stationsgebundenen Binnendifferenzierung“ (vgl. Binnendifferenzierung) entworfen worden. Dieses Konzept sieht vor, dass die beiden Zugangsabteilungen der Anstalt jeden Gefangenen nach Abschluss der Eingangsdiagnostik entsprechend seinen individuellen Betreuungs- und Sicherungsbedarfen einer der Vollzugsabteilungen zuweisen, die sich hinsichtlich ihres Betreuungsangebotes und hinsichtlich ihres Sicherheitsgrades deutlich unterscheiden. Betreuungsintensivere Gefangene werden mit speziellen Behandlungsangeboten begleitet. So gibt es eine Abteilung für „Jüngere Erwachsene“, die durch gezielte Gruppen- und Einzelgesprächsangebote auf ihre Entlassung vorbereitet werden sollen. Geleitet wird diese Abteilung von einem Dipl.-Pädagogen mit einer Dipl.-Psychologin. Max. 48 suchtmittelabhänge Gefangene werden in einer „Therapievorbereitenden Station“, die von einem Dipl.-Soz.Pädagogen geleitet wird, auf eine stationäre Entwöhnungsbehandlung in der Zeit nach der Haftentlassung vorbereitet. Insgesamt 80 Haftplätze stehen für Gefangene zur Verfügung, die durch besonders engmaschige Begleitung auf die Entlassung vorzubereiten sind, denen bereits aus dem geschlossenen Vollzug heraus Vollzugslockerungen wie Ausgang und Urlaub gewährt werden oder die auf Grund ihrer Tätigkeit im Anstaltsgelände oder außerhalb weitestgehende Bewegungsfreiheit haben.

Arbeit und Ausbildung der Gefangenen: Im Schulungszentrum werden den Gefangenen verschiedene schulische Qualifizierungsmaßnahmen (Küchenhelfer, Grundlehrgänge Holz und Metall, EDV für Lagerwirtschaft, Glas- und Gebäudereiniger pp.) angeboten. In den Werkstätten und Betrieben der Anstalt stehen u. a. verschiedene Produktionsbetriebe, eine Tischlerei, eine Schlosserei, eine Haustechnikwerkstatt, eine Malerei sowie ein Garten- und Landschaftsbaubetrieb zur Auswahl.


MitarbeiterInnen: In der JVA Billwerder sind u.a. knapp 300 MitarbeiterInnen im Vollzugsdienst, 6 Lehrkräfte, 2 Ärztinnen, 10 Krankenpfleger, 2 (stundenweise) Zahnärzte, 2 Diplompsychologinnen sowie ein Diplompädagoge. Fasst man alle Gruppen von Mitarbeitern zusammen, sind in der Anstalt insgesamt etwa 370 MitarbeiterInnen tätig.


Belegung und Auslastung der Anstalt: Nach Inbetriebnahme des 2. Bauabschnittes der Anstalt am 6.2.2006 konnte auch die zweite JVA, die unmittelbar neben dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme lag, geschlossen und abgerissen werden. Die JVA Billwerder als modernste Justizvollzugsanstalt der Freien und Hansestadt Hamburg ist seit ihrer Fertigstellung durchschnittlich zwischen 80 und 95 % ausgelastet.

weblinks: http://fhh.hamburg.de/.../behoerden/justizbehoerde/strafvollzugsamt/justizvollzugsanstalten/billwerder/start.htm http://hamburg.de/.../justizvollzugsanstalten/billwerder/Informationen_20JVA_20Billwerder,property=source.pdf http://syspro.de/allgemein/news/2003-11-3/html/jva_billwerder_0.html http://bildarchiv-hamburg.de/hamburg/gebaeude/jva_billwerder/index.html http://pressefoto-hamburg.de/.../locations/hochsicherheitsgefaengnis_billwerder/04_jva_billwerder/index.html http://jugend-hilft-jugend.de/de/verein/kodrobs/externe http://hamburg.de/fhh/aktuelle_meldungen/archiv_2002/januar/pe_2002_01_10_jb_01.htm http://hamburg.de/fhh/aktuelle_meldungen/archiv_2002/april/pe_2002_04_12_jb_01.pdf http://wikipedia.org/wiki/Strafvollzugspolitik http://abendblatt.de/daten/2004/04/16/284566.html http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/justizbehoerde/broschueren/so-viel-ist-sicher,property=source.pdf http://de.wikipedia.org/wiki/Gefängnis http://de.wikipedia.org/wiki/Erstvollzug