Hypo Real Estate: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Hypo Real Estate''' Holding (HRE) mit Sitz in München stellt Pfandbriefe aus und finanziert gewerbliche Immobilien. Zu ihren Tochtergesellschaften gehören die [[Pfandbriefbank]] AG und die [[Depfa Bank]] plc. In der Finanzkrise von 2008 wäre die HRE unter normalen Umständen untergegangen. Doch mit ihrem Geschäftsvolumen (2007: Pfandbriefe im Wert von 146 und Immobilienfinanzierungen im Wert von 63 Milliarden Euro) galt sie der Bundesregierung als "too big to fail". Folglich wurde sie mit Steuergeldern vor dem Konkurs bewahrt. Die HRE war die erste deutsche Bank, die eine staatliche Kreditzusage in dreistelliger Milliardenhöhe erhielt - und die nach ihrer Auslistung aus dem DAX (12/2008) und dem MDAX (12/2008) im Oktober 2009 vollkommen verstaatlicht wurde. Zuvor war der Aktienkurs von einem Hoch über 55 Euro am 09.03.2009 auf 0,64 Euro gefallen.
Die '''Hypo Real Estate''' Holding (HRE) mit Sitz in München stellt Pfandbriefe aus und finanziert gewerbliche Immobilien. Zu ihren Tochtergesellschaften gehören die [[Pfandbriefbank]] AG und die [[Depfa Bank]] plc. In der Finanzkrise von 2008 wäre die HRE unter normalen Umständen untergegangen. Doch mit ihrem Geschäftsvolumen (2007: Pfandbriefe im Wert von 146 und Immobilienfinanzierungen im Wert von 63 Milliarden Euro) galt sie der Bundesregierung als "too big to fail". Folglich wurde sie mit Steuergeldern vor dem Konkurs bewahrt. Die HRE war die erste deutsche Bank, die eine staatliche Kreditzusage in dreistelliger Milliardenhöhe erhielt - und die nach ihrer Auslistung aus dem DAX (12/2008) und dem MDAX (12/2008) im Oktober 2009 vollkommen verstaatlicht wurde. Während der Finanzkrise war der Aktienkurs von über 55 auf weniger als 1 Euro gefallen.


== Geschichte ==
== Geschichte ==


Aus der Subprim-Krise im Herbst 2007 war die HRE, deren Bilanzsumme sich von 2006 bis 2007 immerhin von 161 auf 400 Milliarden Euro erhöht hatte, nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden vom 06.11.07 angeblich "gestärkt hervorgegangen" (Handelsblatt, 07.11.07).
Gegen Jahresende 2007 hieß es noch, dass die HRE aus der US-Immobilienkrise "gestärkt hervorgegangen" sei. Tatsächlich hatte sich die Bilanzsumme gegenüber 2006 von 161 auf 400 Mia. Euro erhöht. Am 15.01.2008 fiel die HRE-Aktie dann um 35%. Das war der größte Tagesverlust einer DAX-Akite. Die HRE hatte eine außerordentliche Abschreibung über 390 Mio. Euro auf US-CDOs bekannt gegeben. Es folgten vertrauliche Krisengespräche mit Banken und Staatsvertretern. Für die Öffentlichkeit überraschend musste die HRE im September 2008 Existenzprobleme wegen Refinanzierungsschwierigkeiten der Depfa dementieren - angeblich ging es um ein Volumen von über 600 Mia. Euro.  
 
Nach vertraulichen Krisengesprächen mit Banken und Staatsvertretern hieß es für die Öffentlichkeit überraschend am 28. 09. 2008, dass die HRE vor allem wegen erheblicher Refinanzierungsprobleme der Depfa wanke. Zwar dementierte die HRE Berichte über 600 Milliarden in sog. außerbilanziellen Geschäften, doch führte am  15.01.08 die Nachricht einer außerordentlichen Abschreibung über 390 Mio. € auf amerikanische CDOs zum größten Tagesverlust einer DAX-Aktie (35%).
 
Daraufhin veranlasste die Bankenaufsicht (BaFin) eine vorgezogene Prüfung der HRE-Gruppe. Am 06.02.08 beauftragte sie die Bundesbank, ab dem 18.02.08 die in München ansässigen Tochterunternehmen der HRE – die Hypo Real Estate Bank AG und die Hypo Real Estate International AG – zu überprüfen. Am 25.02.08 ordnete sie zudem die Prüfung der DEPFA Deutsche Pfandbrief AG in Frankfurt am Main. Die Prüfung in München dauerte bis zum 04.04.08; die Prüfung in Dublin dauerte vom 27.02.-12.03.08. Die damals geltenden deutschen Bestimmungen des Kreditwesengesetzes (KWG) erlaubten der BaFin allerdings ausdrücklich nicht die Prüfung der Liquidität dieses „systemrelevanten“ Finanzkonstrukts. Auf die Kleine Anfrage der FDP-Fraktion antwortete die Bundesregierung, dass die deutsche Rechtslage ebenso wie die damals geltende EU-Richtlinie (Bankenrichtlinie 2000/48/EG) und die Kapitaladäquanzrichtlinie (2006/49/EG) in der Lückenhaftigkeit übereinstimmten: „Auch auf EU-Ebene ist eine umfangreiche Überwachung von Finanzholding-Gesellschaften NICHT vorgeschrieben.“
Daraufhin veranlasste die Bankenaufsicht (BaFin) eine vorgezogene Prüfung der HRE-Gruppe. Am 06.02.08 beauftragte sie die Bundesbank, ab dem 18.02.08 die in München ansässigen Tochterunternehmen der HRE – die Hypo Real Estate Bank AG und die Hypo Real Estate International AG – zu überprüfen. Am 25.02.08 ordnete sie zudem die Prüfung der DEPFA Deutsche Pfandbrief AG in Frankfurt am Main. Die Prüfung in München dauerte bis zum 04.04.08; die Prüfung in Dublin dauerte vom 27.02.-12.03.08. Die damals geltenden deutschen Bestimmungen des Kreditwesengesetzes (KWG) erlaubten der BaFin allerdings ausdrücklich nicht die Prüfung der Liquidität dieses „systemrelevanten“ Finanzkonstrukts. Auf die Kleine Anfrage der FDP-Fraktion antwortete die Bundesregierung, dass die deutsche Rechtslage ebenso wie die damals geltende EU-Richtlinie (Bankenrichtlinie 2000/48/EG) und die Kapitaladäquanzrichtlinie (2006/49/EG) in der Lückenhaftigkeit übereinstimmten: „Auch auf EU-Ebene ist eine umfangreiche Überwachung von Finanzholding-Gesellschaften NICHT vorgeschrieben.“


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