Gustav Aschaffenburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Hans Joachim Schneider, Kriminalpsychologie gestern und heute. Gustav Aschaffenburg als internationaler Kriminologe, in: MschKrim   
Hans Joachim Schneider, Kriminalpsychologie gestern und heute. Gustav Aschaffenburg als internationaler Kriminologe, in: MschKrim   


Der Sohn eines Talmud-Lehrers und Kaufmanns besuchte (obwohl jüdisch und später evangelisch) die katholische Pfarrschule St. Maria und dann das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Köln (Reifeprüfung 1885). Er studierte in Heidelberg, Würzburg, Freiburg, Berlin und Strassburg (wo er 1890 mit einer Arbeit über das Delirium Tremens promoviert wurde) Medizin. Nach weiteren Aufenthalten in Wien und Paris begann seine berufliche Laufbahn 1891 mit einer Stelle als Assistenzarzt (1894: stellv. Direktor) von Emil Kraepelin an der Universitätsnervenklinik Heidelberg. Nach der Habilitation (1895) in Heidelberg wurde er dortselbst im Jahre 1900 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1901 Umhabilitation nach Halle, wo er - nunmehr auch leitender Arzt der Beobachtungsabteilung für geisteskranke Verbrecher im hallenser Gefängnis - vornehmlich Vorlesungen für Juristen abhielt. Der enorme Erfolg veranlasste ihn zum Abfassen seines Handbuchs über »Das Verbrechen und seine Bekämpfung«, das zum Standardwerk der forensischen Kriminologie werden sollte[1]. Seit 1904 war er in Köln tätig: als Professor für Psychiatrie an der Akademie für praktische Medizin, die 1919 zur Universität Köln wurde, als Direktor der Lindenberg-Klinik und Co-Direktor des Instituts für Kriminologie. 1912 veröffentlichte er das Buch »Die Sicherung der Gesellschaft gegen gemeingefährliche Geisteskranke«. Außerdem gab er die Bibliothek der Kriminalistik heraus und war Mitherausgeber der Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform. Mehrfach aufgelegt wurde sein Handbuch der gerichtlichen Psychiatrie. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Aschaffenburg als psychiatrischer Gutachter (»Lokalisierte und allgemeine Ausfallserscheinungen nach Hirnverletzungen«, 1916) und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse. Der Mitbegründer der modernen forensischen Psychiatrie in Deutschland war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen und erhielt mehrere Ehrendoktortitel. Aufgrund des Gesetzes "zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" wurde Aschaffenburg 1934 aus dem Universitätsdienst entlassen. 1935 mußte er auch seine Herausgebertätigkeit aufgeben. Als auch seine ärztliche Tätigkeit  eingeschränkt wurde, emigrierte er 1939 über die Schweiz in die Vereinigten Staaten. In den USA war Aschaffenburg als Arzt und auch als Professor für Kriminalpsychologie an der Catholic Universitity of America in Washington D. C. sowie später an der Johns Hopkins University in Baltimore tätig. 1942 wurde er Ehrenmitglied der American Psychatric Association.  
Der Sohn eines Talmud-Lehrers und Kaufmanns besuchte (obwohl jüdisch und später evangelisch) die katholische Pfarrschule St. Maria und dann das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Köln (Reifeprüfung 1885). Er studierte in Heidelberg, Würzburg, Freiburg, Berlin und Strassburg (wo er 1890 mit einer Arbeit über das Delirium Tremens promoviert wurde) Medizin. Nach weiteren Aufenthalten in Wien und Paris begann seine berufliche Laufbahn 1891 mit einer Stelle als Assistenzarzt (1894: stellv. Direktor) von Emil Kraepelin an der Großherzoglich Badischen Universitäts-Irrenklinik in Heidelberg. Nach der Habilitation (1895) in Heidelberg wurde er dortselbst im Jahre 1900 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1901 Umhabilitation nach Halle, wo er - nunmehr auch leitender Arzt der Beobachtungsabteilung für geisteskranke Verbrecher im hallenser Gefängnis - vornehmlich Vorlesungen für Juristen abhielt. Der enorme Erfolg veranlasste ihn zum Abfassen seines Handbuchs über »Das Verbrechen und seine Bekämpfung«, das zum Standardwerk der forensischen Kriminologie werden sollte[1]. Seit 1904 war er in Köln tätig: als Professor für Psychiatrie an der Akademie für praktische Medizin, die 1919 zur Universität Köln wurde, als Direktor der Lindenberg-Klinik und Co-Direktor des Instituts für Kriminologie. 1912 veröffentlichte er das Buch »Die Sicherung der Gesellschaft gegen gemeingefährliche Geisteskranke«. Außerdem gab er die Bibliothek der Kriminalistik heraus und war Mitherausgeber der Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform. Mehrfach aufgelegt wurde sein Handbuch der gerichtlichen Psychiatrie. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Aschaffenburg als psychiatrischer Gutachter (»Lokalisierte und allgemeine Ausfallserscheinungen nach Hirnverletzungen«, 1916) und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse. Der Mitbegründer der modernen forensischen Psychiatrie in Deutschland war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen und erhielt mehrere Ehrendoktortitel. Aufgrund des Gesetzes "zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" wurde Aschaffenburg 1934 aus dem Universitätsdienst entlassen. 1935 mußte er auch seine Herausgebertätigkeit aufgeben. Als auch seine ärztliche Tätigkeit  eingeschränkt wurde, emigrierte er 1939 über die Schweiz in die Vereinigten Staaten. In den USA war Aschaffenburg als Arzt und auch als Professor für Kriminalpsychologie an der Catholic Universitity of America in Washington D. C. sowie später an der Johns Hopkins University in Baltimore tätig. 1942 wurde er Ehrenmitglied der American Psychatric Association.  




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