Gustav Aschaffenburg

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Gustav Aschaffenburg (* 23. Mai 1866 in Zweibrücken; † 2. September 1944 in Baltimore) war ein deutscher Psychiater und Kriminologe. Er gilt als einer der Pioniere der Forensischen Psychiatrie und Kriminologie in Deutschland. Sein Hauptwerk - in den USA als "Crime and Its Repression" bekannt und erfolgreich - war "Das Verbrechen und seine Bekämpfung" aus dem Jahre 1903 (3. Aufl. 1923). Er begründete die "Monatsschrift", deren damaliger Titel "Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform" lautete (Heft 1: April 1904) und die heute als "Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform" eine der angesehensten deutschsprachigen wissenschaftlichen Zeitschriften der Kriminologie darstellt.

Leben

Der Sohn eines Talmud-Lehrers und Kaufmanns besuchte (obwohl jüdisch und später evangelisch) die katholische Pfarrschule St. Maria und dann das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Köln (Reifeprüfung 1885). Er studierte in Heidelberg, Würzburg, Freiburg, Berlin und Strassburg (wo er 1890 mit einer Arbeit über das Delirium Tremens promoviert wurde) Medizin. Nach weiteren Aufenthalten in Wien und Paris begann seine berufliche Laufbahn 1891 mit einer Stelle als Assistenzarzt (1894: stellv. Direktor) von Emil Kraepelin an der Großherzoglich Badischen Universitäts-Irrenklinik in Heidelberg. Nach der Habilitation (1895) in Heidelberg wurde er dortselbst im Jahre 1900 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1901 Umhabilitation nach Halle, wo er - nunmehr auch leitender Arzt der Beobachtungsabteilung für geisteskranke Verbrecher im hallenser Gefängnis - vornehmlich Vorlesungen für Juristen abhielt. Der enorme Erfolg veranlasste ihn zum Abfassen seines Handbuchs über »Das Verbrechen und seine Bekämpfung«, das zum Standardwerk der forensischen Kriminologie werden sollte.[1] Seit 1904 war er in Köln tätig: als Professor für Psychiatrie an der Akademie für praktische Medizin, die 1919 zur Universität Köln wurde, als Direktor der Lindenberg-Klinik und Co-Direktor des Instituts für Kriminologie. 1912 veröffentlichte er das Buch »Die Sicherung der Gesellschaft gegen gemeingefährliche Geisteskranke«. Außerdem gab er die Bibliothek der Kriminalistik heraus und war Mitherausgeber der Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform. Mehrfach aufgelegt wurde sein Handbuch der gerichtlichen Psychiatrie. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Aschaffenburg als psychiatrischer Gutachter (»Lokalisierte und allgemeine Ausfallserscheinungen nach Hirnverletzungen«, 1916) und erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse. Der Mitbegründer der modernen forensischen Psychiatrie in Deutschland war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen und erhielt mehrere Ehrendoktortitel. Aufgrund des Gesetzes "zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" wurde Aschaffenburg 1934 aus dem Universitätsdienst entlassen. 1935 mußte er auch seine Herausgebertätigkeit aufgeben. Als auch seine ärztliche Tätigkeit eingeschränkt wurde, emigrierte er 1939 über die Schweiz in die Vereinigten Staaten. In den USA war Aschaffenburg als Arzt und auch als Professor für Kriminalpsychologie an der Catholic Universitity of America in Washington D. C. sowie später an der Johns Hopkins University in Baltimore tätig. 1942 wurde er Ehrenmitglied der American Psychatric Association.

Werke

  • Das Verbrechen und seine Bekämpfung, Heidelberg 1903 (2. Aufl. 1906, 3. Aufl. 1923; engl. Übersetzung: Crime and Its Repression, 1915; Reprint 1968)
  • Die Sicherung der Gesellschaft gegen gemeingefährliche Geisteskranke: Ergebnisse einer im Auftrage der Holtzendorff-Stiftung gemachten Studienreise, Berlin 1912
  • Bemerkungen zu dem >Entwurf zu einem deutschen Strafgesetzbuch von 1919<. in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie Band LXXII (1921)
  • Die Bestimmungen über die Trunkfälligkeit und Betrunkenheit im `Entwurf zu einem deutschen Strafgesetzbuch vom Jahre 1919` (o.O.; o.J.)
  • Psychiatrie Und Strafrecht. Köln: Oskar Müller 1928 (= Rede gehalten bei der Gründungsfeier der Univ. Köln am 5.5. 1928. Kölner Universitätsreden Bd. 19)

Literatur

  • Hans Joachim Schneider, Kriminalpsychologie gestern und heute. Gustav Aschaffenburg als internationaler Kriminologe, in: MschKrim 87.2004: 168-191
  • Dorothea Seifert, Gustav Aschaffenburg als Kriminologe. Diss.iur. Freiburg (Dissertationsdruck). 1981.
  • Richard Wetzell, Inventing the Criminal - A History of German Criminology 1880-1945, Chapel Hill und London 2000

Einzelnachweise

  1. Richard Wetzell, Inventing the Criminal - A History of German Criminology 1880-1945, Chapel Hill und London 2000, S. 63

Weblinks