Globalisierung: Unterschied zwischen den Versionen
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=Globalisierung der Kriminalität= | =Globalisierung der Kriminalität= | ||
Die Globalisierung der Kriminalität ist ein Produkt des verschärften Wettbewerbs und der fundamentalen Veränderungen der Weltwirtschaft. Es ist ein von wirtschaftlichen Anreizen, dass heißt dem Streben nach höchstmöglicher Profitabilität hervorgebrachtes Phänomen, welches zur Bildung einer internationalen Schattenwirtschaft führt. Diese beinhaltet globalen Schwarzhandel auf illegalen Vertriebs- und Geldtransferwegen, Menschenhandel, illegalen Warenhandel, Waffenhandel, Transport und Lagerung von toxischen Abfällen und Markenpiraterie. | Die Globalisierung der Kriminalität ist ein Produkt des verschärften Wettbewerbs und der fundamentalen Veränderungen der Weltwirtschaft. Es ist ein von wirtschaftlichen Anreizen, dass heißt dem Streben nach höchstmöglicher Profitabilität hervorgebrachtes Phänomen, welches zur Bildung einer internationalen Schattenwirtschaft führt. Diese beinhaltet globalen Schwarzhandel auf illegalen Vertriebs- und Geldtransferwegen, Menschenhandel, illegalen Warenhandel, Waffenhandel, Transport und Lagerung von toxischen Abfällen und Markenpiraterie. | ||
Der Weltmarkt ist durch die Globalisierung zum Betätigungsfeld für illegale globale Unternehmen geworden, die sich darum bemühen, ihren Gewinn zu vervielfachen. Sie nutzen die Globalisierung, indem sie grenzüberschreitend mit geringen zeitlichen Verzug und ausgezeichneter Effizienz agieren. Diese illegalen globalen Unternehmen kooperieren mit nationalen kriminellen Vereinigungen, verfügen über eine komplexe Struktur mit erweiterter Führungsspitze, professioneller Spezialisierung, riesigen Datenbanken und internationalen Netzwerken. Sie nutzen außerdem die Konsequenzen der Globalisierung, wie rechtliche Lücken oder Mängel in nationalen Rechtssystemen, Machtmissbrauch und [[Korruption]], gesellschaftliche Desorganisation und Armut für ihre kriminellen Aktivitäten. Dazu werden die durch die Globalisierung verschärften wirtschaftlichen Bedingungen oder die Stellung wirtschaftlich schwacher Staaten ausgenutzt. Damit sie Konkurrenz erfolgreich beseitigen können, gründen sie entweder langfristige strategische Allianzen von mehreren nationalen kriminellen Vereinigungen oder arbeiten bezogen auf einen konkreten Auftrag ad hoc zusammen. Sie werden überall dort tätig, wo legale Unternehmen wegen nationaler Gesetzgebung nicht tätig werden können und funktionieren so ergänzend oder alternativ zu ihnen. Oft übernehmen illegalen Unternehmen einen Teil des Unternehmensrisikos von den legalen Unternehmen, indem sie gegen Entlohnung Tätigkeiten durchführen, die entweder verboten- oder mit hohen Kosten verbunden sind, wie zum Beispiel der Transport und die Lagerung von toxischen Abfällen. Weiterhin werden kriminelle Unternehmen tätig, indem sie in die Wirtschaftstruktur eines Landes investieren oder politische Entscheidungsprozesse zu ihren Gunsten vorantreiben. Hierzu verwenden sie illegale Gelder, welche in legale und profitable Unternehmen investiert werden. Die nationalen Verhältnisse spielen in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle für die Vorgehensweise des globalisierten Verbrechens. Häufig stellen wirtschaftlich schwache Staaten illegalen Unternehmen den entsprechenden Rahmen für ihre kriminellen Aktivitäten zur Verfügung. | |||
Weiterhin werden kriminelle Unternehmen tätig, indem sie die Wirtschaftstruktur eines Landes investieren oder politische Entscheidungsprozesse vorantreiben. Hierzu verwenden sie illegale Gelder, | |||
Die nationalen Verhältnisse spielen in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle für die Vorgehensweise des globalisierten Verbrechens. | |||
==Zahlen und Fakten zur Globalisierung der Kriminalität== | ==Zahlen und Fakten zur Globalisierung der Kriminalität== | ||
Der Internationale Währungsfonds schätzt den Jahresumsatz, den kriminelle Organisationen weltweit machen, auf insgesamt 1500 Milliarden US-Dollar | Der Internationale Währungsfonds schätzt den Jahresumsatz, den kriminelle Organisationen weltweit machen, auf insgesamt 1500 Milliarden US-Dollar. | ||
Davon fallen 400 Milliarden Dollar auf den weltweiten Drogenhandel (2006). Wichtigster Produzent und Exporteur synthetischer Drogen ist Europa. | |||
Der Waffenhandel bezieht seine Ware vor allem aus den Lagern der ehemaligen kommunistischen Länder. Weltweit sind 550 Millionen leichte Waffen im Umlauf, wovon nur 3 Prozent in den Händen staatlicher Streitkräfte sind. Der Waffenhandel bringt mehr als eine Milliarde Dollar im Jahr ein (IWF 2006). | |||
Der Handel mit Menschen in seinen unterschiedlichsten Formen (Organhandel, Frauen- und Kinderhandel, Sextourismus, Entführungen, Schleuserei, usw.) ist zur Zeit die kriminelle Aktivität, welche am schnellsten zunimmt. In Thailand kommen auf jährlich über 800.000 Besucher etwa 2 Millionen Prostituierte, davon 300.000 Minderjährige (Atlas der Globalisierung, 2006). Die International Organization für Migration schätzt die Zahl illegaler Migranten auf zwischen 20 und 40 Millionen. Die organisierten Schleuserbanden verdienen an ihnen zwischen 3 und 10 Milliarden US-Dollar (Atlas der Globalisierung, 2006). | |||
=Globaler Terrorismus= | |||
Die klassische Variante des Terrorismus ist gekennzeichnet durch politische Gewalt, die im Zusammenhang mit nationalen Befreiungsbewegungen steht. Diesen Gruppierungen ging oder geht es um ein Veränderung der nationalen Ordnung. Beispiele für diese Gruppierungen sind die baskische ETA, die nordirische IRA, die kurdische PKK oder die deutsche RAF. | Die klassische Variante des Terrorismus ist gekennzeichnet durch politische Gewalt, die im Zusammenhang mit nationalen Befreiungsbewegungen steht. Diesen Gruppierungen ging oder geht es um ein Veränderung der nationalen Ordnung. Beispiele für diese Gruppierungen sind die baskische ETA, die nordirische IRA, die kurdische PKK oder die deutsche RAF. | ||
Im Laufe der neunziger Jahre hat sich eine neue Form des Terrorismus entwickelt, der mit dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001, seinen Höhepunkt gefunden hat. Der Terrorismus bedient sich dabei auch der Möglichkeiten, die mit der Globalisierung verbunden sind. Dies sind vor allem die Bildung von transnationalen Netzwerken, die weltweite Rekrutierung von Mitgliedern sowie die Nutzung verschiedener Finanzquellen und moderner Kommunikationsformen, zum Beispiel das Internet. Die jüngsten Attentate, also in New York, Madrid oder London weisen darauf hin, dass Terrorgruppen heute in der Lage sind, kriegsähnliche Zerstörungen anzurichten. Die Drahtzieher wollen mit den Anschlägen auf die Globalisierung im Sinne einer „Amerikanisierung“ oder „westlicher Dominanz“ reagieren, ihr Ziel ist es, bestimmte Weltregionen von westlichen Einflüssen zu befreien. Der globale Terrorismus setzt dabei auf transnationale Ideologien wie die Religion, um den traditionellen Nationalstaat zu überwinden und um Mitglieder mit unterschiedlicher Nationalität oder sprachlichen Hintergrund zu vereinigen. Weite Teile der Gesellschaft von arabisch-muslimisch geprägten Regionen sehen sich als „Verlierer“ der Globalisierung, welche als „Synonym“ für die westliche Dominanz steht. Diese Haltung in den Gesellschaften bietet den Nährboden, den die islamischen Extremisten ausnutzen, auch um neue Mitglieder zu rekrutieren. Angriffspunkt des globalen Terrorismus ist die bestehende internationale Ordnung. | Im Laufe der neunziger Jahre hat sich eine neue Form des Terrorismus entwickelt, der mit dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001, seinen Höhepunkt gefunden hat. Der Terrorismus bedient sich dabei auch der Möglichkeiten, die mit der Globalisierung verbunden sind. Dies sind vor allem die Bildung von transnationalen Netzwerken, die weltweite Rekrutierung von Mitgliedern sowie die Nutzung verschiedener Finanzquellen und moderner Kommunikationsformen, zum Beispiel das Internet. Die jüngsten Attentate, also in New York (11.09.2001), Madrid (03.04.2004) oder London (07.07.2005) weisen darauf hin, dass Terrorgruppen heute in der Lage sind, kriegsähnliche Zerstörungen anzurichten. Die Drahtzieher wollen mit den Anschlägen auf die Globalisierung im Sinne einer „Amerikanisierung“ oder „westlicher Dominanz“ reagieren, ihr Ziel ist es, bestimmte Weltregionen von westlichen Einflüssen zu befreien. Der globale Terrorismus setzt dabei auf transnationale Ideologien wie die Religion, um den traditionellen Nationalstaat zu überwinden und um Mitglieder mit unterschiedlicher Nationalität oder sprachlichen Hintergrund zu vereinigen. Weite Teile der Gesellschaft von arabisch-muslimisch geprägten Regionen sehen sich als „Verlierer“ der Globalisierung, welche als „Synonym“ für die westliche Dominanz steht. Diese Haltung in den Gesellschaften bietet den Nährboden, den die islamischen Extremisten ausnutzen, auch um neue Mitglieder zu rekrutieren. Angriffspunkt des globalen Terrorismus ist die bestehende internationale Ordnung. | ||
Es hat sich ein | Es hat sich ein globale Auseinandersetzung entwickelt, der aus einer neuartigen Verbindung unterschiedlicher Gewaltformen terroristischer und kriegerischer Art besteht. Diese Auseinandersetzung wird auch auf dem Territorium der westlichen Welt ausgetragen, wie die Anschläge beweisen. Die Attentate waren geprägt durch eine planmäßige Vorbereitung und sollten den Schock, den die Attentate auslösen sollten, bis auf das Äußerste steigern. Die Gewaltakte sollten auf der Seite in der westlichen Welt tiefe Unsicherheit und Schrecken verbreiten und auf der anderen Seite Sympathie und Unterstützungsbereitschaft in der islamischen Welt erzeugen. Den Attentätern ging es dabei nicht nur um ein Maximum internationaler Aufmerksamkeit, sondern auch um ein Maximum an Opfern. | ||
Die terroristischen Vereinigungen, zum Beispiel al-Qaida, sind dezentral und netzwerkartig strukturiert und erstrecken sich auf die ganze Welt. In den Vereinigungen sind einige Gruppen hochgradig miteinander vernetzt, andere agieren autonom, stehen aber unter dem Einfluss der Organisation. Die Terrorvereinigung als eine nicht staatliche Vereinigung verfolgt eine Gewaltstrategie mit der sie eigene politische Ziele durchsetzten will und setzt dabei insbesondere auf psychische Effekte. | |||
Die Terrorvereinigung als eine nicht staatliche Vereinigung verfolgt eine Gewaltstrategie mit der sie eigene politische Ziele durchsetzten will | |||
Der globale Terrorismus finanziert sich, durch die Globalisierung begünstigt, beispielsweise durch den Wegfall von Kapitalverkehrskontrollen, die Liberalisierung der Finanzmärkte und den Wegfall von Grenzkontrollen über mehrere legale und illegale Finanzquellen. Dazu zählen Privatleute, Firmen, Stiftungen, Spenden oder Drogengeschäfte. | Der globale Terrorismus finanziert sich, durch die Globalisierung begünstigt, beispielsweise durch den Wegfall von Kapitalverkehrskontrollen, die Liberalisierung der Finanzmärkte und den Wegfall von Grenzkontrollen über mehrere legale und illegale Finanzquellen. Dazu zählen Privatleute, Firmen, Stiftungen, Spenden oder Drogengeschäfte. | ||
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Durch den globalen Terrorismus ist der deutsche Rechtsstaat vor Herausforderungen gestellt. Der Staat will Sicherheit gewähren und dies geht nur auf Kosten der Freiheit. Es gilt, bei der Einführung neuer Gesetzesvorschriften die richtige Balance zwischen Sicherheit auf der einen Seite und Freiheit auf der anderen Seite, zu finden. | Durch den globalen Terrorismus ist der deutsche Rechtsstaat vor Herausforderungen gestellt. Der Staat will Sicherheit gewähren und dies geht nur auf Kosten der Freiheit. Es gilt, bei der Einführung neuer Gesetzesvorschriften die richtige Balance zwischen Sicherheit auf der einen Seite und Freiheit auf der anderen Seite, zu finden. | ||
=Literaturverzeichnis= | |||
*Bassiouni, C. M./Vetere, E. : Organized Crime. A Compilation of U.N. Documents 1975-1998, Transanational Publishers, Inc, Ardsley, New York 1998 | *Bassiouni, C. M./Vetere, E. : Organized Crime. A Compilation of U.N. Documents 1975-1998, Transanational Publishers, Inc, Ardsley, New York 1998 | ||
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*Giddens, A. : Die Konsequenzen der Moderne, 1. Aufl., Frankfurt am Main, Suhrkamp 1995 | *Giddens, A. : Die Konsequenzen der Moderne, 1. Aufl., Frankfurt am Main, Suhrkamp 1995 | ||
*Hess, H.: Die Zukunft des Verbrechens, Kritische Justiz 31 (1998), 145-161 | |||
*Hess, H: Terrorismus: Quo vadis? Kurzfristige Prognosen und mittelfristige Orientierungen, in Uwe E. Kemmesies (Hg.), Terrorismus und Extremismus - der Zukunft auf der Spur. München: Luchterhand 2006, 105-150 | |||
*Joffe, Josef: Internationale Schattenwirtschaft, in „Die Zeit“, 09.03.2006, Nr.11 | *Joffe, Josef: Internationale Schattenwirtschaft, in „Die Zeit“, 09.03.2006, Nr.11 |