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===Insassenkultur I: Werte, Normen, Einstellungen === | ===Insassenkultur I: Werte, Normen, Einstellungen === | ||
Charakteristisch für das Wert- und Normensystem der Insassen sind Auffassungen, die den offiziellen Gefängnisregeln entgegenlaufen und sich in zwei Grundregeln ausdrücken: Zum einen dem Verbot, mit dem Stab zu kooperieren und deren Normen und Werte zu akzeptieren. Zum anderen dem Gebot des solidarischen Zusammenhalts der Häftlinge untereinander. | Charakteristisch für das Wert- und Normensystem der Insassen sind Auffassungen, die den offiziellen Gefängnisregeln entgegenlaufen und sich in zwei Grundregeln ausdrücken: Zum einen dem Verbot, mit dem Stab zu kooperieren und deren Normen und Werte zu akzeptieren. Zum anderen dem Gebot des solidarischen Zusammenhalts der Häftlinge untereinander. | ||
Werte wie Reichtum, ökonomische Sicherheit und Erfolg gelten auch unter den Insassen. Härte, Männlichkeit, Loyalität, Aufrichtigkeit, Selbstbeherrschung, Mut, Zähigkeit, Verlässlichkeit, Individualität, rationales Handeln, Uneigennützigkeit und Hilfsbereitschaft sind ebenfalls anerkannte Werte. In der Gesellschaft gewürdigte Werte wie Strebsamkeit und Lernwilligkeit, aber auch die körperliche Unversehrtheit oder das Eigentum Anderer, fehlen in der Insassenkultur fast vollständig oder nehmen einen untergeordneten Rang ein. Bei schwerwiegenden Verstößen gegen die Insassenkultur greifen Gefangene zu unterschiedlich harten Sanktionen wie Spott, Unterdrückung, Isolierung oder Gewalt. Die Häftlingsgemeinschaft wirkt von außen sowohl solidarischer, als auch harmonischer und konfliktfreier als von innen. | |||
Insassen fühlen sich | Der Kriminelle arbeitet im Gefängnis um Geld zu verdienen, Privilegien zu erlangen oder um an begehrte Dinge (z.B. Tabak) oder Kontakte zu kommen, damit er am Tausch- bzw. Drogenhandel unter den Häftlingen teilnehmen kann. Er wird damit unabhängiger und gewinnt letztlich an Macht, sich der totalen Kontrolle zu entziehen. | ||
Insassen fühlen sich durch die Gesellschaft teils ungerecht behandelt und ihr nicht zugehörig. Charakteristisch für die Gefangenensubkultur ist eine aggressive, feindliche Einstellung gegenüber dem Staat, der Polizei, dem Anstaltspersonal und der Gefängnispraxis (Abläufe, Regeln). Das Resozialisierungsziel empfinden Insassen als reinen Hohn. | |||
===Insassenkultur II: [[Sozialstruktur]] der Insassen=== | ===Insassenkultur II: [[Sozialstruktur]] der Insassen=== |
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