Gefängnissubkultur: Unterschied zwischen den Versionen

Zeile 45: Zeile 45:


==== [[Rollenstruktur]] ====
==== [[Rollenstruktur]] ====
Die abstrakte Rolle eines Insassen wird geformt durch Vorschriften des Gefängnisses und Erwartungen des Stabs, dem [[Insassencode]] und gruppenspezifischen Erwartungen sowie von individuellen Bedürfnissen des Gefangenen und der Auslegung seiner Häftlingsrolle. Insassen können nach unterschiedlichen Verhaltensweisen und nach ihren Normenkonfliktlösungen in bestimmte Typen [30] eingeteilt werden. Gewisse Rollen mögen in ihrer Quintessenz bereits vor Haftantritt der Person eigen gewesen sein, denn sie spiegeln bestimmte Lebensbewältigungstechniken wieder.
Die abstrakte Rolle eines Insassen wird geformt durch Vorschriften des Gefängnisses und Erwartungen des Stabs, dem [[Insassencode]] und gruppenspezifischen Erwartungen sowie von individuellen Bedürfnissen des Gefangenen und der Auslegung seiner Häftlingsrolle.  
Der „right guy“ hält sich strikt an den Insassencode, ist loyal, solidarisch und würdevoll. Er ist meist ein erfahrener Krimineller, der eine Vorbildfunktion unter den Insassen einnimmt und gegen den Stab opponiert, ohne aggressiv zu werden. Aus den „right guy“ rekrutieren sich die informellen Führer. Sie werden nicht nur von den Insassen, sondern auch vom Wachpersonal akzeptiert, so dass sie zwischen beiden Gruppen vermitteln. Damit beeinflussen oder lenken sie das Verhalten und die Meinungen Anderer.  
 
Außerdem existiert die Kalfaktorrolle, die ebenfalls eine Führerrolle beinhaltet.
Für den nordamerikanischen Vollzug wurde durch Schrag eine Unterteilung der Insassen in vier Typen nach unterschiedlichen Verhaltensweisen und nach ihren Normenkonfliktlösungen vorgenommen. Gewisse Rollen mögen in ihrer Quintessenz bereits vor Haftantritt der Person eigen gewesen sein, denn sie spiegeln bestimmte Lebensbewältigungstechniken wieder.
Der „square John“ folgt den Werten und Normen des Stabs. Trotzdem ist er loyal gegenüber seinen Mitinsassen und hält sich an die Gruppennormen.
Der antisoziale Typus bzw. der „right guy“ hält sich strikt an den Insassencode, ist loyal, solidarisch und würdevoll. Er ist meist ein erfahrener Krimineller, der eine Vorbildfunktion unter den Insassen einnimmt und gegen den Stab opponiert, ohne aggressiv zu werden. Aus den „right guy“ rekrutieren sich die informellen Führer. Sie werden nicht nur von den Insassen, sondern auch vom Wachpersonal akzeptiert, so dass sie zwischen beiden Gruppen vermitteln.  
Des Weiteren gibt es Denunzianten wie „rat“, „fink“ und „stool pigeon“, die dem Stab Informationen zum Nachteil eines Mithäftlings geben. Der „outlaw“ schenkt weder dem Insassencode noch der Anstaltsordnung Beachtung. Der „ballbuster“ ist feindselig gegenüber dem Stab und wird gering von den Mitgefangenen geschätzt, da sie zur Verschärfung der Kontrollen beitragen. Der „gorilla“ (Schläger) sowie die „wolves“, „punks“, oder „fags“, (verschiedene homosexuelle Rollen) erniedrigen die Mithäftlinge, indem sie durch Gewalt ökonomische oder sexuelle Bedürfnisse befriedigen. Das gilt auch für den „businessman“, also den Geschäftsmann.
Der prosoziale Typus bzw. der „square John“ folgt den Werten und Normen des Stabs. Trotzdem ist er loyal gegenüber seinen Mitinsassen und hält sich an die Gruppennormen.
Der asoziale Typus bzw. der „outlaw“ schenkt weder dem Insassencode noch der Anstaltsordnung Beachtung. Er lebt zurückgezogen.
Der pseudosoziale Typus bzw. der „politician“ ist opportunistisch und angepasst. Er wechselt je nach Situation die Normen zwischen Gefängnisinsassen und Stab.
 
Sykes konnte weitere Insassenrollen in einem „maximum-security prison“ ausfindig machen. Es gibt Denunzianten wie „rat“, „fink“ und „stool pigeon“, die dem Stab Informationen zum Nachteil eines Mithäftlings geben. Der „ballbuster“ ist feindselig gegenüber dem Stab und wird gering von den Mitgefangenen geschätzt, da sie zur Verschärfung der Kontrollen beitragen. Der „gorilla“ (Schläger) sowie die „wolves“, „punks“, oder „fags“, (verschiedene homosexuelle Rollen) erniedrigen die Mithäftlinge, indem sie durch Gewalt ökonomische oder sexuelle Bedürfnisse befriedigen. Das gilt auch für den „businessman“, also den Geschäftsmann.


==Kriminologische Relevanz==
==Kriminologische Relevanz==
230

Bearbeitungen