Frank Tannenbaum: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==  
== Leben ==  


Die Familie Tannenbaum (Eltern, Frank und zwei jüngere Geschwister) war 1905 von Ostgalizien in die USA gekommen und lebte zunächst in der Nähe von Great Barrington auf einer kleinen Farm in Massachussetts. Frank zog 1906 nach New York, wo er bei Verwandten unterkam und als Kellner und Aufzugsfahrer arbeitete. In Manhattan kam er in Kontakt mit anarcho-syndikalistischen Gruppen und ihren Theorien. Er wurde Mitglied der sog. Wobblies (International Workers of the World; IWW) und gehörte zu den Stammgästen des [http://en.wikipedia.org/wiki/Ferrer_center | Ferrer Center] in der West 107th Street in Manhattan, wo er u.a. Emma Goldman kennenlernte.
Die Familie Tannenbaum (Eltern, Frank und zwei jüngere Geschwister) war 1905 von Ostgalizien in die USA gekommen und lebte zunächst in der Nähe von Great Barrington auf einer kleinen Farm in Massachussetts. Frank zog 1906 nach New York, wo er bei Verwandten unterkam und als Kellner und Aufzugsfahrer arbeitete. In Manhattan kam er in Kontakt mit anarcho-syndikalistischen Gruppen und ihren Theorien. Er wurde Mitglied der [http://en.wikipedia.org/wiki/Wobblies|sog. Wobblies], deren militante Aktionen damals für Unruhe und Repression in New York sorgten. Auch gehörte er zu den Aktivisten des [http://en.wikipedia.org/wiki/Ferrer_center|Ferrer Center] in der West 107th Street in Manhattan, wo er u.a. [http://de.wikipedia.org/wiki/Emma_Goldman|Emma Goldman] kennenlernte.


Im besonders kalten Winter 1913/14 sprach der US-Präsident vor der Cooper Union in Manhattan. Auf die Frage eines Arbeitslosen: "If I need a job and there aren't any - what do I do?" antwortete er: "God knows - I don't". Um diese Zeit organisierte Tannenbaum sog. "sit-downs" von Arbeitslosen und Obdachlosen in Kirchen, etwa in der Episcopal Church an der Lower Fifth Avenue. Die Gruppe bat dann um Unterkunft und Essen. Tannenbaum kämpfte zusätzlich für den 8-Stunden-Tag und einen Mindest-Tageslohn von 3 $. Als Anführer einer sog. "army of unemployed" besetzte er an seinem 21. Geburtstag die katholische Sankt Alphonsus Kirche am West Broadway und wurde wenig später zu einem Jahr Gefängnis und einer Geldstrafe von 500 $ verurteilt. Er verbüßte fast das ganze Jahr auf Blackwell's (später: Welfare, heute: Roosevelt) Island.
Im besonders kalten Winter von 1913/14, als US-Präsident Taft vor der Cooper Union in Manhattan auf die Frage eines Arbeitslosen, "If I need a job and there aren't any - what do I do?" seine berühmte Antwort gegeben hatte: "God knows - I don't", organisierte Tannenbaum sog. "sit-downs" von Arbeitslosen und Obdachlosen in Kirchen der Gutsituierten. Man drang in die Kirche ein - etwa in die Episcopal Church an der Lower Fifth Avenue - und verlangte nach Unterkunft und Essen. Tannenbaum kämpfte zusätzlich für den 8-Stunden-Tag und einen Mindest-Tageslohn von 3 $. Aufgrund einer an seinem 21. Geburtstag stattfindenden Besetzung der katholischen Sankt-Alphonsus-Kirche am West Broadway durch seine "army of unemployed" wurde Tannenbaum wenig später zu einem Jahr Gefängnis und einer Geldstrafe von 500 $ verurteilt. Er verbüßte fast das ganze Jahr auf Blackwell's (später: Welfare, heute: Roosevelt) Island.


Sein in der Presse wiedergegebenes Auftreten vor Gericht beeindruckte die New Yorker Philanthropin Grace Childs, die zu ihm Kontakt aufnahm und entscheidend dazu beitrug, ihm seinen Wunsch nach einem Studium nach der Haftentlassung zu erfüllen. Sie kontaktierte E. Stagg Whitin vom National Committee on Prisons and Prison Labor und den Geschichtsprofessor Carlton Hayes von der Columbia University. Auch der Gefängniswärter Thomas M. Osborne (Sing-Sing), später ein Freund von Tannenbaum, spielte dabei eine Rolle. Nach einem erfolgreich verlaufenen Aufnahmegespräch mit dem Dekan Frederick P. Keppel erhielt Tannenbaum ein bescheidenes Stipendium von den Childses und machte eine akademische Karriere, die ihn nach einem ersten Columbia-Abschluss (1921) an die Brookings Institution in Washington, D.C., (PhD in Wirtschaftswissenschaften 1927) und schließlich 1935 in der Rolle eines Professors wieder an die Columbia University zurückführte.  
Sein in der Presse wiedergegebenes Auftreten vor Gericht beeindruckte die New Yorker Philanthropin Grace Childs, die zu ihm Kontakt aufnahm und entscheidend dazu beitrug, ihm seinen Wunsch nach einem Studium nach der Haftentlassung zu erfüllen. Sie kontaktierte E. Stagg Whitin vom National Committee on Prisons and Prison Labor und den Geschichtsprofessor Carlton Hayes von der Columbia University. Auch der Gefängniswärter Thomas M. Osborne (Sing-Sing), später ein Freund von Tannenbaum, spielte dabei eine Rolle. Nach einem erfolgreich verlaufenen Aufnahmegespräch mit dem Dekan Frederick P. Keppel erhielt Tannenbaum ein bescheidenes Stipendium von den Childses und machte eine akademische Karriere, die ihn nach einem ersten Columbia-Abschluss (1921) an die Brookings Institution in Washington, D.C., (PhD in Wirtschaftswissenschaften 1927) und schließlich 1935 in der Rolle eines Professors wieder an die Columbia University zurückführte.  
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