Filmische Aufarbeitung von Diktaturen in Südamerika: Unterschied zwischen den Versionen

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===Handlung===
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Nach einen in schwarz gehaltenen Vorspann schwenkt die Kamera auf ein Geigenkonzert. Im Konzertsaal sitzen der Rechtanwalt Gerardo Escobar (Stuart Wilson) und seine Frau Paulina (Sigourney Weaver). Szenenwechsel in eine stürmische Nacht. Paulina wartet auf ihren Mann und hört in einer Radiomitteilung von einer Kommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen während der Militärregierung. Gerardo ist der Vorsitzender dieser Kommission. Verspätet kommt er im Auto eines Fremden an. Dr. Miranda (Ben Kingsley) war hierfür sogar einen Umweg gefahren. Paulina, beunruhigt durch die nächtlichen Scheinwerfer greift zu einer Schusswaffe. Sie scheint in ständiger Angst zu leben. Gerardo wirft sie vor, es handele sich um eine „Alibi-Kommission“ und auch die jetzige Regierung würde nicht im Sinne der Opfer handeln und die vollständige Wahrheit ans Licht bringen. Als sich ihr Mann weigert, mit ihr offen über seine Unterredung mit dem Präsidenten zu sprechen, wirft sie die beiden Brathähnchen, die sie lange zubereitet hat, in den Abfalleimer. Dem Zuschauer wird verständlich, dass die kinderlose Ehe (die beiden sprechen über eine mögliche Adoption) unter einer Krise leidet. In der Nacht kehrt Miranda zurück, der vordergründig Gerardo einen Reifen übergibt und ihm seine Bewunderung für sein politisches Engagement ausspricht. Dabei erwähnt er eine ‚Petition im Namen der Vermissten’, die er auch unterzeichnen möchte. Außerdem erkundigt er sich, ob Namen veröffentlicht werden sollen, was Gerardo verneint. Miranda entgegen, dass irgendetwas immer durchsickert. Zwischenzeitlich fährt Paulina in Mirandas Wagen davon, was Gerardo interpretiert, dass sie ihn verlassen hat. Die beiden Männer betrinken sich. Da Miranda nicht nach Hause zurückkehren kann, bietet Gerardo ihm an, auf dem Sofa zu übernachten. Derweil versenkt Paulina den Wagen im Meer. Anschließend kehrt sie zu Fuß zum Haus zurück und schlägt Miranda mit dem Pistolengriff nieder, fesselt ihn mit einem Kabel an den Stuhl, knebelt mit ihrer Unterhose und einem Klebeband. Dabei zeigt sie ihm das Bild seiner Familie und eine Kassette mit Franz Schuberts Der Tod und das Mädchen. Von dem Lärm erwacht Gerardo, dem sie erzählt, Miranda sei der Arzt gewesen, der immer dieses Streichquartett abspielen ließ, als sie gefoltert wurde. Zwar waren ihre Augen verbunden, aber sie hatte ihn an der Stimme und an verschiedenen Redewendungen, die Miranda benutzte, erkannt. Während der Militärdiktatur war Paulina verschleppt, mit Elektroschocks gefoltert, mehrfach vergewaltigt, ihre Brüste mit brennenden Zigaretten angesengt und zum Trinken von Urin gezwungen worden. Jetzt möchte sie den gefangenen Miranda den Prozess machen, wobei ihr Ehemann als dessen Verteidiger fungieren soll. Der verzweifelte Miranda nennt Paulina eine Geisteskranke und behauptet mehrfach während der Militärregierung in Barcelona gewesen zu sein. Unbeirrt erhebt Paulina eine Anklage gegen den Arzt, den sie Misshandlungen, Überwachen der Elektroschocks und der mehrfachen Vergewaltigung (auch mit einer Metallstange) bezichtigt. Im Frühjahr 1977 war Paulina mit dem Studentenführer Gerardo liiert, der illegale Zeitschriften der Opposition herausbrachte. Die Geheimpolizei entführte sie mitten auf der Straße, aber sie war nicht bereit, ihren Geliebten zu verraten. Paulina erinnert sich später an die ‚illegale Verhaftung’: zwei Männer zerrten sie vor zahlreichen Augenzeugen am Tag in einen Wagen. Sie hatte nicht geschrieen, Gerardo sagt, sie wäre dann auch erschossen worden. Dass sie auch vergewaltigt wurde, hatte sie Gerardo immer verschwiegen, da dies sonst immer zwischen ihnen gestanden hätte. Während Gerardo auf sie einredet, sie müssten sich von ‚Anderen’ unterscheiden, zieht Paulina zunächst in Erwägung, Miranda zu vergewaltigen. Dies verwirft sie, möchte aber ein Geständnis, das sie auf Video aufzeichnet, zeigt er Reue dürfe er gehen. Wäre er tatsächlich unschuldig, was auch ihr Mann immer wieder in Erwägung zieht, sei er „eben beschissen dran“. Schließlich muss Miranda zur Toilette. Paulina öffnet seinen Hosenschlitz und steht neben ihm. Miranda ist es aufgrund diesen Eingriffs in seine Intim- und Privatsphäre nicht möglich zu urinieren. Paulina wendet sich, die Internationale pfeifend, ab und Miranda kann urinieren. Währenddessen erhält Gerardo einen Anruf des Präsidenten, es habe Todesdrohungen gegen ihn gegeben und Polizisten seien unterwegs, um ihn zu schützen. Diese würden jedoch nicht vor 6 Uhr eintreffen. Paulina zieht in Erwägung Miranda zu töten, indem sie ihn von einer Klippe stößt. In den zermürbenden Dialogen offenbart sich schließlich, dass Gerardo während der Gefangenschaft Paulinas eine Geliebte hatte. Er entschuldigt sich, dass er Paulina für tot gehalten habe. Die Videoaufzeichnung beginnt. Miranda erklärt vor laufender Kamera, er habe den Gefangenen helfen wollen und stellte Nahrungsmittel zur Verfügung. Während seiner Dienstzeit habe es keine Todesfälle gegeben. „Ich verehre Frauen!“ ruft er plötzlich aus, dass Paulina schön gewesen wäre, die hässlichen habe er immer in Ruhe gelassen. Er gibt an, Paulina mit Kabeln gefesselt zu haben, eine Information, die er weder von ihr noch von ihren Mann haben kann. Für Paulina ist dies der Beweis für seine Schuld. In diesen Moment kann Miranda sich befreien und Paulina überwältigen, wird aber seinerseits von Gerardo niedergeschlagen. Es ist 5:10 Uhr. Miranda wird zu dem Abhang geschafft, während Gerardo ein Ferngespräch mit einem Klinikum in Barcelona führt, wo auch tatsächlich bestätigt wird, dass Miranda dort gearbeitet hat. Paulina zweifelt mit Verweisen auf Täuschungsmanöver der Junta: „Ist das die Wahrheit?“ Miranda gesteht schließlich, Paulina vierzehnmal vergewaltigt zu haben. Er habe immer dagegen angekämpft, aber der Drang, Macht über Wehrlose ausüben zu können war stärker. Er hatte gefoltert, einfach nur, weil er die Möglichkeit dazu hatte. Die Geheimpolizei habe ihm immer mit „Frischfleisch“ wie junge gefangene Frauen in deren Jargon genannt worden, versorgt. Er konnte jeden „zerbrechen“ und war getrieben von „morbider Neugier“. Escobar ist nicht fähig, Miranda zu töten, Paulina nimmt ihm die Fesseln ab. Es folgt eine lange Kameraeinstellung von der Klippe. Erneuter Szenenwechsel: Das Ehepaar Escobar sitzt im Konzertsaal. Dr. Miranda sitzt mit seiner Familie in der Loge und lächelt gelangweilt seinem Sohn zu.
Nach einen in schwarz gehaltenen Vorspann schwenkt die Kamera auf ein Geigenkonzert. Im Konzertsaal sitzen der Rechtanwalt Gerardo Escobar (Stuart Wilson) und seine Frau Paulina (Sigourney Weaver). Szenenwechsel in eine stürmische Nacht. Paulina wartet auf ihren Mann und hört in einer Radiomitteilung von einer Kommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen während der Militärregierung. Gerardo ist der Vorsitzender dieser Kommission. Verspätet kommt er im Auto eines Fremden an. Dr. Miranda (Ben Kingsley) war hierfür sogar einen Umweg gefahren. Paulina, beunruhigt durch die nächtlichen Scheinwerfer greift zu einer Schusswaffe. Sie scheint in ständiger Angst zu leben. Gerardo wirft sie vor, es handele sich um eine „Alibi-Kommission“ und auch die jetzige Regierung würde nicht im Sinne der Opfer handeln und die vollständige Wahrheit ans Licht bringen. Als sich ihr Mann weigert, mit ihr offen über seine Unterredung mit dem Präsidenten zu sprechen, wirft sie die beiden Brathähnchen, die sie lange zubereitet hat, in den Abfalleimer. Dem Zuschauer wird verständlich, dass die kinderlose Ehe (die beiden sprechen über eine mögliche Adoption) unter einer Krise leidet. In der Nacht kehrt Miranda zurück, der vordergründig Gerardo einen Reifen übergibt und ihm seine Bewunderung für sein politisches Engagement ausspricht. Dabei erwähnt er eine ‚Petition im Namen der Vermissten’, die er auch unterzeichnen möchte. Außerdem erkundigt er sich, ob Namen veröffentlicht werden sollen, was Gerardo verneint. Miranda entgeget, dass irgendetwas immer durchsickert. Zwischenzeitlich fährt Paulina in Mirandas Wagen davon, was Gerardo interpretiert, dass sie ihn verlassen hat. Die beiden Männer betrinken sich. Da Miranda nicht nach Hause zurückkehren kann, bietet Gerardo ihm an, auf dem Sofa zu übernachten. Derweil versenkt Paulina den Wagen im Meer. Anschließend kehrt sie zu Fuß zum Haus zurück und schlägt Miranda mit dem Pistolengriff nieder, fesselt ihn mit einem Kabel an den Stuhl, knebelt ihn mit ihrer Unterhose und einem Klebeband. Dabei zeigt sie ihm das Bild seiner Familie und eine Kassette mit Franz Schuberts Der Tod und das Mädchen. Von dem Lärm erwacht Gerardo, dem sie erzählt, Miranda sei der Arzt gewesen, der immer dieses Streichquartett abspielen ließ, als sie gefoltert wurde. Zwar waren ihre Augen verbunden, aber sie hatte ihn an der Stimme und an verschiedenen Redewendungen, die Miranda benutzte, erkannt. Während der Militärdiktatur war Paulina verschleppt, mit Elektroschocks gefoltert, mehrfach vergewaltigt, ihre Brüste mit brennenden Zigaretten angesengt und zum Trinken von Urin gezwungen worden. Jetzt möchte sie den gefangenen Miranda den Prozess machen, wobei ihr Ehemann als dessen Verteidiger fungieren soll. Der verzweifelte Miranda nennt Paulina eine Geisteskranke und behauptet mehrfach, während der Militärregierung in Barcelona gewesen zu sein. Unbeirrt erhebt Paulina eine Anklage gegen den Arzt, den sie Misshandlungen, Überwachen der Elektroschocks und der mehrfachen Vergewaltigung (auch mit einer Metallstange) bezichtigt. Im Frühjahr 1977 war Paulina mit dem Studentenführer Gerardo liiert, der illegale Zeitschriften der Opposition herausbrachte. Die Geheimpolizei entführte sie mitten auf der Straße, aber sie war nicht bereit, ihren Geliebten zu verraten. Paulina erinnert sich später an die ‚illegale Verhaftung’: zwei Männer zerrten sie vor zahlreichen Augenzeugen am Tag in einen Wagen. Sie hatte nicht geschrieen, Gerardo sagt, sie wäre dann auch erschossen worden. Dass sie auch vergewaltigt wurde, hatte sie Gerardo immer verschwiegen, da dies sonst immer zwischen ihnen gestanden hätte. Während Gerardo auf sie einredet, sie müssten sich von den ‚Anderen’ unterscheiden, zieht Paulina zunächst in Erwägung, Miranda zu vergewaltigen. Dies verwirft sie, möchte aber ein Geständnis, das sie auf Video aufzeichnet. Zeigt er Reue, dürfe er gehen. Wäre er tatsächlich unschuldig, was auch ihr Mann immer wieder in Erwägung zieht, sei er „eben beschissen dran“. Schließlich muss Miranda zur Toilette. Paulina öffnet seinen Hosenschlitz und steht neben ihm. Miranda ist es aufgrund diesen Eingriffs in seine Intim- und Privatsphäre nicht möglich zu urinieren. Paulina wendet sich, die Internationale pfeifend, ab und Miranda kann urinieren. Währenddessen erhält Gerardo einen Anruf des Präsidenten, es habe Todesdrohungen gegen ihn gegeben und Polizisten seien unterwegs, um ihn zu schützen. Diese würden jedoch nicht vor 6 Uhr eintreffen. Paulina zieht in Erwägung, Miranda zu töten, indem sie ihn von einer Klippe stößt. In den zermürbenden Dialogen offenbart sich schließlich, dass Gerardo während der Gefangenschaft Paulinas eine Geliebte hatte. Er entschuldigt sich, dass er Paulina für tot gehalten habe. Die Videoaufzeichnung beginnt. Miranda erklärt vor laufender Kamera, er habe den Gefangenen helfen wollen und stellte Nahrungsmittel zur Verfügung. Während seiner Dienstzeit habe es keine Todesfälle gegeben. „Ich verehre Frauen!“ ruft er plötzlich aus, dass Paulina schön gewesen wäre, die hässlichen habe er immer in Ruhe gelassen. Er gibt an, Paulina mit Kabeln gefesselt zu haben, eine Information, die er weder von ihr noch von ihren Mann haben kann. Für Paulina ist dies der Beweis für seine Schuld. In diesen Moment kann Miranda sich befreien und Paulina überwältigen, wird aber seinerseits von Gerardo niedergeschlagen. Es ist 5:10 Uhr. Miranda wird zu dem Abhang geschafft, während Gerardo ein Ferngespräch mit einem Klinikum in Barcelona führt, wo auch tatsächlich bestätigt wird, dass Miranda dort gearbeitet hat. Paulina zweifelt mit Verweisen auf Täuschungsmanöver der Junta: „Ist das die Wahrheit?“ Miranda gesteht schließlich, Paulina vierzehnmal vergewaltigt zu haben. Er habe immer dagegen angekämpft, aber der Drang, Macht über Wehrlose ausüben zu können war stärker. Er hatte gefoltert, einfach nur, weil er die Möglichkeit dazu hatte. Die Geheimpolizei habe ihm immer mit „Frischfleisch“ wie junge gefangene Frauen in deren Jargon genannt wurden, versorgt. Er konnte jeden „zerbrechen“ und war getrieben von „morbider Neugier“. Escobar ist nicht fähig, Miranda zu töten, Paulina nimmt ihm die Fesseln ab. Es folgt eine lange Kameraeinstellung von der Klippe. Erneuter Szenenwechsel: Das Ehepaar Escobar sitzt im Konzertsaal. Dr. Miranda sitzt mit seiner Familie in der Loge und lächelt gelangweilt seinem Sohn zu.


===Hintergrund===
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