Filmische Aufarbeitung von Diktaturen in Südamerika: Unterschied zwischen den Versionen

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===Handlung===
===Handlung===


Der Vorspann wechselt von einem roten Hintergrund zu den Gesicht von Charles Horman (John Shea). Zunächst beobachtet er fußballspielende Kinder, dann erscheint Soldaten im Bild. Eine Stimme aus dem Off unterrichtet den Zuschauer, der Film basiere auf belegten, tatsächlichen Ereignissen, einige Namen seien zum Schutz der Betroffenen geändert. Unmittelbar nach dem Militärputsch (Charles vermerkt in seinen Notizen den 16.09.1973, 3:10 Uhr) sind Charles und Terry Simon auf den Weg zu Charles Frau Beth (Sissy Spacek), die sich aufgrund der Ereignisse kaum mehr aus dem Haus wagt: „Überall sind Leichen“. Charles und Terry beobachten sie wie Militärs zwei elegant gekleidete Frauen aus einer wartenden Menge an einer Bushaltestelle rufen und ihnen die Hosenbeine zerschneiden, da jetzt die „Frauen in diesen Land Röcke tragen“ sollen. Später sehen die beiden erschossene Menschen und junge Männer, die gezwungen werden, Hauswände von Aufschriften zu reinigen. In aller Öffentlichkeit entführen Militärs einen Mann in einem Restaurant, der eingreifende Charles wird niedergeschlagen. Beth möchte mit Charles Chile verlassen, verspätet sich jedoch, als sie sich von Bekannten verabschiedet. Sie flieht vor marodierenden Soldaten (zur Sperrstunde darf sich kein Zivilist in der Öffentlichkeit aufhalten) und kommt erst am darauffolgenden Tag in die gemeinsame Wohnung zurück, die mittlerweile verwüstet ist. Von Charles fehlt jede Spur. Zwei Wochen später fliegt Charles Vater, der calvinistisch geprägte Geschäftsmann Ed Horman (Jack Lemmon) nach Chile. Beim Flughafen muss er die mitgebrachten Bücher, darunter eine Bibel vorzeigen. Gegenüber Beth äußert er, sein Sohn habe sich selbst in Schwierigkeiten gebracht. Vertreter des amerikanischen Konsulats können keine Auskunft über den Verbleib von Charles geben, verlangen von Beth jedoch eine Liste mit seinen Freuden, was diese hartnäckig verweigert. Rückblende: Terry erzählt, wie sie und Charles den Tag nach dem Putsch (12.09.) erlebten, nicht telefonieren und Beth nicht erreichen konnten. Im Hotel lernten sie Amerikaner kennen, die nach Charles Ansicht bei Vorbereitungen an dem Umsturz mitbeteiligt waren. Beths Nachbarn berichten zwar übereinstimmend, dass Charles am Nachmittag des 16.09. zwar entführt wurde, können aber keine klare Beschreibung des Wagens, der abwechselnd als Militär- oder Zivilfahrzeug beschrieben wird, liefern, was mehrere komplizierte Rückblenden verdeutlichen. Beth erzählt Ed, dass Charles als Drehbuchautor und Journalist tätig war, primär für eine als links geltende Zeitschrift. Aus dessen Lieblingsbuch, ''Der kleine Prinz'' von Antoine de Saint-Exupery liest sie die Passage vor, man sehe nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche sei für Augen unsichtbar. Beth erklärt, sie habe deshalb keine Liste angefertigt, da die Freunde von Charles sonst sofort verhaftet werden würden. Eine weitere Zeugin führt die beiden zu dem Nationalstadion, wo angeblich bereits die amerikanischen Regierungsbeamten nach Charles gesucht haben. Zwei Mitarbeiter der illegalen Zeitung wurden dorthin verschleppt, einer von beiden beobachtet, wie ein unbekleideter Mann einen langen Gang hinuntergeführt wird, es kursieren Annahmen über Folter. Einer der beiden Freunde wird am nächsten entlassen, der andere, Frank, bleibt verschwunden. Von den Oppositionellen wird Ed unterricht, dass es in diesem Land möglich ist, ohne Grund festgenommen zu werden, was Ed als loyaler Bürger der USA für sein eigenes Land ausschließt. Die Konsulatsbeamten bestreiten ihm gegenüber jede Verstrickung in den Putsch, es gebe „keine amerikanischen Polizeihilfsoperationen“. Die Suche nach Charles in einem Krankenhaus bleibt erfolglos. Ed darf schließlich im Nationalstadion an einen Mikrofon zu seinen Sohn, von dem er hofft, er würde noch leben, sprechen. Sein verzweifelter Appell (und der von Beth) bleibt erfolglos. Ein chilenischer Polizist glaubt sich an eine Äußerung eines hochrangigen CIA-Vertreters erinnern zu können, der sagte, ein Mann namens Horman wisse zuviel und müsse weg. In einen Leichenschauhaus entdeckt Beth schließlich die Leiche von Frank, von dem das Konsulat behauptet, er befände sich in den USA. Die Annahme, Charles sei am 19.09. im Nationalstadion ermordet worden, wird zur traurigen Gewissheit. Der Tod des jungen Journalisten wird von Regierungsbeamten zynisch bestätigt: über 3.000 amerikanische Firmen seien in Chile ansässig, der ‚American Way of Life’ sei gefährdet, da Charles über die amerikanische Beteiligung am Putsch berichten wollte. Ein Sarg mit der Aufschrift ‚Charles Horman from Santiago’ wird sieben Monate später in die USA geflogen, für die Überführungskosten muss Ed aufkommen. Die Off-Stimme unterrichtet den Zuschauer, dass bei der Autopsie nicht einwandfrei die Todesursache geklärt werden konnte und die Klage von Ed Horman gegen elf Regierungsbeamte abgewiesen wurde.
Der Vorspann wechselt von einem roten Hintergrund zu den Gesicht von Charles Horman (John Shea). Zunächst beobachtet er fußballspielende Kinder, dann erscheinen Soldaten im Bild. Eine Stimme aus dem Off unterrichtet den Zuschauer, der Film basiere auf belegten, tatsächlichen Ereignissen, einige Namen seien zum Schutz der Betroffenen geändert. Unmittelbar nach dem Militärputsch (Charles vermerkt in seinen Notizen den 16.09.1973, 3:10 Uhr) sind Charles und Terry Simon auf den Weg zu Charles Frau Beth (Sissy Spacek), die sich aufgrund der Ereignisse kaum mehr aus dem Haus wagt: „Überall sind Leichen!“ Charles und Terry beobachten wie Militärs zwei elegant gekleidete Frauen aus einer wartenden Menge an einer Bushaltestelle rufen und ihnen die Hosenbeine zerschneiden, da jetzt die „Frauen in diesen Land Röcke tragen“ sollen. Später sehen die beiden erschossene Menschen und junge Männer, die gezwungen werden, Hauswände von Aufschriften zu reinigen. In aller Öffentlichkeit entführen Militärs einen Mann in einem Restaurant, der eingreifende Charles wird niedergeschlagen. Beth möchte mit Charles Chile verlassen, verspätet sich jedoch, als sie sich von Bekannten verabschiedet. Sie flieht vor marodierenden Soldaten (zur Sperrstunde darf sich kein Zivilist in der Öffentlichkeit aufhalten) und kommt erst am darauffolgenden Tag in die gemeinsame Wohnung zurück, die mittlerweile verwüstet ist. Von Charles fehlt jede Spur. Zwei Wochen später fliegt Charles Vater, der calvinistisch geprägte Geschäftsmann Ed Horman (Jack Lemmon) nach Chile. Beim Flughafen muss er die mitgebrachten Bücher, darunter eine Bibel vorzeigen. Gegenüber Beth äußert er, sein Sohn habe sich selbst in Schwierigkeiten gebracht. Vertreter des amerikanischen Konsulats können keine Auskunft über den Verbleib von Charles geben, verlangen von Beth jedoch eine Liste mit seinen Freunden, was diese hartnäckig verweigert. Rückblende: Terry erzählt, wie sie und Charles den Tag nach dem Putsch (12.09.) erlebten, nicht telefonieren und Beth nicht erreichen konnten. Im Hotel lernten sie Amerikaner kennen, die nach Charles Ansicht bei Vorbereitungen an dem Umsturz mitbeteiligt waren. Beths Nachbarn berichten zwar übereinstimmend, dass Charles am Nachmittag des 16.09. zwar entführt wurde, können aber keine klare Beschreibung des Wagens, der abwechselnd als Militär- oder Zivilfahrzeug beschrieben wird, liefern, was mehrere komplizierte Rückblenden verdeutlichen. Beth erzählt Ed, dass Charles als Drehbuchautor und Journalist tätig war, primär für eine als links geltende Zeitschrift. Aus dessen Lieblingsbuch, ''Der kleine Prinz'' von Antoine de Saint-Exupery liest sie die Passage vor, man sehe nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche sei für Augen unsichtbar. Beth erklärt, sie habe deshalb keine Liste angefertigt, da die Freunde von Charles sonst sofort verhaftet werden würden. Eine weitere Zeugin führt die beiden zu dem Nationalstadion, wo angeblich bereits die amerikanischen Regierungsbeamten nach Charles gesucht haben. Zwei Mitarbeiter der illegalen Zeitung wurden dorthin verschleppt, einer von beiden beobachtete, wie ein unbekleideter Mann einen langen Gang hinuntergeschleift wurde. Es kursieren Annahmen über Folter. Einer der beiden Freunde wird am nächsten Morgen entlassen, der andere, Frank, bleibt verschwunden. Von den Oppositionellen wird Ed unterricht, dass es in diesem Land möglich ist, ohne Grund festgenommen zu werden, was Ed als loyaler Bürger der USA für sein eigenes Land ausschließt. Die Konsulatsbeamten bestreiten ihm gegenüber jede Verstrickung in den Putsch, es gebe „keine amerikanischen Polizeihilfsoperationen“. Die Suche nach Charles in einem Krankenhaus bleibt erfolglos. Ed darf schließlich im Nationalstadion an einen Mikrofon zu seinen Sohn, von dem er hofft, er würde noch leben, sprechen. Sein verzweifelter Appell (und der von Beth) bleibt erfolglos. Ein chilenischer Polizist glaubt sich an eine Äußerung eines hochrangigen CIA-Vertreters erinnern zu können, der sagte, ein Mann namens Horman wisse zuviel und müsse weg. In einen Leichenschauhaus entdeckt Beth schließlich die Leiche von Frank, von dem das Konsulat behauptet, er befände sich in den USA. Die Annahme, Charles sei am 19.09. im Nationalstadion ermordet worden, wird zur traurigen Gewissheit. Der Tod des jungen Journalisten wird von Regierungsbeamten zynisch bestätigt: über 3.000 amerikanische Firmen seien in Chile ansässig, der ‚American Way of Life’ sei gefährdet, da Charles über die amerikanische Beteiligung am Putsch berichten wollte. Ein Sarg mit der Aufschrift ‚Charles Horman from Santiago’ wird sieben Monate später in die USA geflogen, für die Überführungskosten muss Ed aufkommen. Die Off-Stimme unterrichtet den Zuschauer, dass bei der Autopsie nicht einwandfrei die Todesursache geklärt werden konnte und die Klage von Ed Horman gegen elf Regierungsbeamte abgewiesen wurde.


===Hintergrund===
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