Filmische Aufarbeitung von Diktaturen in Südamerika: Unterschied zwischen den Versionen

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* Paulina erkennt Miranda aufgrund eines Nietzsche-Zitates, nachdem es für einen Mann unmöglich sei, die weibliche Seele in Besitz zu nehmen. Gerardo entgegnet ihm, es stamme in Wahrheit von Sigmund Freud. Im Gegensatz zu der Vorlage Dorfmans wird eindeutig geklärt, dass Miranda jener Arzt ist, der Paulina quälte.
* Paulina erkennt Miranda aufgrund eines Nietzsche-Zitates, nachdem es für einen Mann unmöglich sei, die weibliche Seele in Besitz zu nehmen. Gerardo entgegnet ihm, es stamme in Wahrheit von Sigmund Freud. Im Gegensatz zu der Vorlage Dorfmans wird eindeutig geklärt, dass Miranda jener Arzt ist, der Paulina quälte.
=='''Crónica de una fuga  - Buenos Aires 1977 (2006)'''==
==Handlung==
In den ersten Einblendungen wird daraufhin hingewiesen, dass der Film auf realen Ereignissen und auf Aussagen von Opfern der argentinischen Militärregierung beruht. Ferner nennt der Vorspann, dass es aufgrund dieser Aussagen zur Verurteilung mehrerer Junta-Angehöriger im Jahr 1985 kam. Im Original trägt der Film den Titel Crónica de una fuga: Die Chronik einer Flucht.
23. November 1977, Buenos Aires. Ein Mann wird mit dem Kopf voran gewaltsam aus einem Auto gehalten und gefragt, ob in dem Haus der Gesuchte wohnt. Die ersten Minuten arbeitet der Film mit ständig wechselnden Schnitten: ein Fußballspieler wird beim Zusammenbrechen gezeigt, während zu einer Szene übergewechselt wird, die eine Frau in der gleichen gekrümmten Pose zeigt. Die Frau wird in ihrer Wohnung von mehreren Männern misshandelt und über ihren Sohn befragt, der ein „linker Terrorist“ sein soll. Ihr Sohn ist der Torwart Claudio Tamburrini, der gewaltsam auf der Straße entführt und dem die Augen verbunden werden. Seinen Peinigern geht es darum, zu erfahren, ob er eine Druckmaschine besitze, auf der Untergrundzeitschriften vervielfältigt wurden. Erst jetzt setzt der Vorspann des Films ein. Die Außenfassade einer alten Villa ist sichtbar. Es ist strahlend blauer Tag. Claudio ist mit einem anderen Gefangenen eingeschlossen, der ihm mitteilt, es handele sich um eine Prüfung Gottes, der sehen möchte, ob „wir stark genug sind, an ihm zu glauben“. 3. Tag. In einem Badezimmer (Waschbecken, Dusche und Toilette werden mehrfach in Großaufnahmen gezeigt) wird ein brutales Verhör durchgeführt: Claudios Peiniger, die jetzt nicht mehr maskiert sind, drücken ihn mehrfach unter Wasser. Ein stark abgemagerter Mitgefangener beschwört Claudio, der leugnet ein Guerilla zu sein, alles zuzugeben. Bei ihm handelt es sich um den Mann aus dem Wagen, ‚El Tano’, der Claudio bereits vorher denunziert hatte. Claudio wird mit einem Gewehrkolben blutig geschlagen. Zurück in der Zelle spricht sein Nachbar erneut davon, Gottes Prüfung zu bestehen, woraufhin Claudio entgegnet, sein Jesus könne ihn „kreuzweise“. Daraufhin werden sämtliche Gefangene unter Schlägen zum Beten gezwungen, damit Gott sie erhöre, so der zynische Kommentar der Wachen. 31. Tag. Claudio wird vorgegaukelt man ließe ihn frei. Sein Nachbar wird unter der Drohung, nichts über seinen Aufenthalt zu verraten, aber tatsächlich freigelassen. Den Satz „Es sind gute Menschen“ (bezogen auf die Wärter) muss er ständig wiederholen. Es ist der 24. Dezember. Claudio wird die Augenbinde erstmals abgenommen, aber er hält die Augen geschlossen. Beim gemeinsamen Essen beteuert der psychisch instabile El Tano, er sei stundenlang misshandelt worden, er habe keine andere Möglichkeit mehr gesehen, als sich Claudio auszusuchen, der ihm entgegnet: „So macht ihr Revolutionen, indem ihr Leben zerstört!“ Die ständig anwesenden Wachen verkünden: „Wir befehlen, ihr gehorcht!“ 61. Tag. Claudio verlangt erstmals Besteck zum Essen, woraufhin tatsächlich Geschirr in dem Esssaal geworfen wird. Um einige wenige Nahrungsmittel entbrennt ein heftiger Streit unter den Gefangenen. El Tano wird jetzt auch von anderen Gefangenen vorgeworfen, er beschuldige willkürlich Unbeteiligte, insbesondere Studenten, die gar nicht in Verbindung zu der Guerilla-Bewegung stünden. Er erwidert, der Junta ginge es nur darum, „die Radikalen fertigzumachen“, die „einfachen Gefangenen“ seien nicht das Problem. 73. Tag. El Tano wird in eine Haftanstalt überstellt. Für den Ratschlag seines Bruders, Selbstmord zu begehen, fehlt ihm der Mut. Die Gefangenen werden mit verbundenen Augen, die Hände jeweils auf der Schulter des Vordermannes, in Autos verfrachtet und abtransportiert. 118. Tag. Ein Gefangener wird mit dem Hinweis, er solle seinen Eltern keinen Kummer bereiten, entlassen. Die Wärter führen willkürliche Gerichte durch, in welchen über Freilassung oder Tod entschieden wird. Dem Gefangenen wird suggeriert, er solle alles sagen, wenn er nicht wolle, dass seine Schädel wie eine Kokosnuss gespalten wird. Angeblich würde das FBI mit den gleichen Methoden agieren. Umgekehrt geben die Gefangenen beim Verhör nur Hinweise auf bereits ‚gesäuberte’ Häuser. In der Zelle werden den Gefangenen die Augenbinden abgenommen und ein Spiegel herumgeführt, der als Objekt der Demütigung fungiert: die Wärter beschimpfen die Insassen als „dreckig und verkommen“, einer wird mit schmutzigem Spülwasser übergossen und „blitzblank geschrubbt“, dass er „rein wie eine Jungfrau“ werde. 119. Tag. Unter den Gefangenen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen aufgrund von Nichtigkeiten. Besonders nutzt den Wärtern die geringe Solidarität untereinander. Ein Fluchtversuch, bei dem ein Wärter durch den Schlag mit einer Pfanne unschädlich gemacht werden soll, scheitert kläglich. Am Abend wagen vier Gefangene schließlich die Flucht, während eine Personenkontrolle mit einer Liste durchgeführt wird. Während eines Gewitters seilen sich die Claudio und die Anderen aus Guillermos Zimmer ab. Das Fenster konnte er mit einer Schraube öffnen. Dabei beobachten sie, wie neu eintreffende Gefangene misshandelt werden. Die Fliehenden laufen unbekleidet durch die Straßen, einer klingelt bei einer ihm unbekannten Frau, behauptet überfallen worden zu sein und bittet um Kleider und etwas Geld, was diese ihm auch aushändigt. Guillermo, der noch immer die Schraube im Mund trägt, wird bei Tag in einem Taxi mitgenommen.
Texttafeln klären über das weitere Schicksal der Betroffenen auf: Guillermo Fernandez floh nach Frankreich, wo er als Schauspieler arbeitete. 1985 sagte er gegen die Junta aus. El Vasco kann sich zunächst verstecken, wurde aber erneut verschleppt und erst 1983 freigelassen, auch er trat als Belastungszeuge gegen die Junta auf. El Gallego verließ Argentinien, sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt. Am 31. März 1978, dem Tag der Flucht, wurden die übrigen Gefangenen in Haftanstalten verlegt. Claudio Tamburinni sagte 1985 gegen die Junta aus. Abspann.


==Quellen==
==Quellen==
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