Erziehungsgedanke im Jugendstrafrecht: Unterschied zwischen den Versionen

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5. Abschied, Beibehaltung oder Reformulierung des Erziehungsgedankens
5. Abschied, Beibehaltung oder Reformulierung des Erziehungsgedankens
Der Erziehungsbegriff des Jugendgerichtsgesetzes sei beizubehalten, da es nicht nur auf das Ziel der Legalbewährung durch äußere Anpassung, sondern zudem auf die Verinnerlichung der für die Legalbewährung unerläßlichen Werte ankomme. Erziehung im Sinne einer inneren Umkehr dürfe jedoch nicht mit Gewalt erzwungen werden. Insofern sei eine Sanktionierung mit dem Ziel einer Normeninternalisierung abzulehnen. Dem Staat habe es schließlich egal zu sein, aus welcher Motivation heraus die Gesetze befolgt werden. Bei einer Mißachtung dieses Neutralitätsgebotes käme sogar ein Verstoß gegen Art. 2 I, 1 I GG ernsthaft in Betracht. Der "gute Mensch" könne und dürfe mit dem Strafrecht nicht angestrebt werden. Der Erziehungsgedanke als Rechtsprinzip gehöre mehr oder weniger abgeschafft. Als Vehikel für die Zurückdrängung des tatvergeltenden Strafrechts sei der Primat der Erziehung im Jugendstrafrecht beizubehalten. Erziehung sei hierbei als Mittel zum Zweck zu verstehen. Der Zweck bestehe in der Vermittlung der Fähigkeit, weitere Straftaten zu vermeiden. Einfluß oder Zwang auf die Motivation dürfe allerdings nicht ausgeübt werden. Weil die Spezialprävention mit dem Ziel der Legalbewährung begrenzt werden müsse, seien die Rechtsbegriffe der Schuld und des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes fruchtbar zu machen.
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