Bei Erinnerungspolitik geht es um die Gestaltung des Bildes, das sich (die zeitgenössischen erwachsenen, vor allem aber die jungen und die künftigen) Menschen vom Vorhergehenden machen (sollen). Es geht um die Auswahl dessen, was der Erinnerung für würdig befunden wird und um die Auswahl der Formen und Bewertungen, der Mechanismen und Bedingungen, welche diese Inhalte transportieren (sollen), in denen also das Alte den kommenden Generationen überliefert wird, bzw. überliefert werden soll.

Kriminologie

Erinnerungspolitik in der Kriminologie betrifft die Gestaltung des Bildes von den Ursprüngen und von der Entwicklung sowie von der wissenschaftlichen Bedeutung und sozio-politischen Funktion der Kriminologie. Es gibt bestimmte schematisierte "accounts" oder "narratives" über die "Urväter" der Kriminologie (Beccaria, Lombroso ...) und über den "Fortschritt" der Wissenschaft zwischen dem Zeitalter der Aufklärung und der heutigen Zeit.

Kriminalpolitik

Erinnerungspolitik in der Kriminalpolitik betrifft die Gestaltung des Bildes von den Ursprüngen, der Entwicklung und der Nützlichkeit der Institutionen und der von ihnen verfolgten Strategien.

Strafgesetzgebung

Polizei

Auch bei der Polizei betrifft Erinnerungspolitik die beiden zentralen Fragen, wer oder was als des Gedenkens für würdig ausgewählt wird und in welcher Form dieses Gedenken organisiert wird.

  • Gedenkwürdigkeit

(1) Getötete Polizisten

In den USA gibt es Gedenkstätten für im Dienst getötete PolizistInnen (sog. National Law Enforcement Officers Memorials). Das Georgia Public Safety Memorial in Forsyth, Georgia, USA, ist eine Säulen-Rotunde mit den in Stein gemeißelten Worten "WITH HONOR THEY SERVED". Es ist im Internet zu sehen unter der Adresse: http://georgiacops.com/GA%20Fallen%20Heros.htm

In Deutschland fragte der Bund Deutscher Kriminalbeamter (Verband Bund) unter Hinweis auf "die Morde an unseren Kollegen u.a. vom BKA und der Bundespolizei in Afghanistan (...), die einem hinterhältigen Sprengstoffanschlag zum Opfer fielen", ob "Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble das Gedenken an getötete Polizisten egal" sei und forderte aufgrund seiner "Auffassung, dass unsere Kolleginnen und Kollegen, die im Dienst ihr Leben gelassen haben, ein ehrendes Andenken verdienen und in unserer schnellebigen Welt nicht dem Vergessen anheim fallen dürfen!", "eine Gedenktafel, eine Säule oder eine andere würdige Form angemessenen Gedenkens" (der kriminalist 07-08.2008, S. 327).

Auf Landesebene finden sich Gedenkstätten, so im Polizeipräsidium Berlin/Platz der Luftbrücke.

(2) Getötete Polizeiopfer

In den USA gibt es keine Gedenkstätten für die Opfer von Polizeilichem Machtmissbrauch (Victims of Police Brutality). Grund dafür ist wohl weniger ein Mangel an Opfern von polizeilichem Machtmissbrauch als vielmehr die Nichtexistenz einer genügend starken Interessenvertretung, die das Interesse an einem würdigen Mahnmal auch gegen widerstreitende Interessen (z.B. der Polizei) durchsetzen könnte.

Dass es keinen Mangel an Anlässen gäbe, zeigen Einzelfälle und Statistiken. Zu den Einzelfällen gehören

  • die auf Video aufgenommene Misshandlung von Rodney King
  • der Tod einer 92jährigen Frau am 21. 11. 2006 in ihrem Haus in Atlante, Georgia. Sie wurde von Polizisten getötet, die gegenüber dem FBI, das den Fall untersucht, angaben, eine Drogenrazzia durchgeführt zu haben
  • der Tod des arg- und wehrlosen 23jährigen Sean Bell am Abend seines Junggesellenabschieds durch mindestens 50 Kugeln, die fünf Undercover-Polizisten aus geringer Entfernung auf ihn abfeuerten.

Gerichte, Staatsanwaltschaften

Strafvollzug

Quellen

  • Initiative des BDK Verbandes Bund für eine Gedenkstätte der Polizei - Ist Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble das Gedenken an getötete Polizisten egal? in: der kriminalist 07-08/2008: 327.