Edgework: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Theorien und Funktionen'''
==Theorien und Funktionen==


In seiner „''Soziologie des Abenteuers''“ (Jock Young) bezieht sich Lyng u.a. auf Erving Goffman, der sich in seinem Essay „''Where the Action is“'' (1967) mit dem Phänomen wachsender Bereitschaft zu risikogeneigtem Verhalten („''Action''“) in westlichen Zivilisationen der Nachkriegszeit befasst.
In seiner „''Soziologie des Abenteuers''“ (Jock Young) bezieht sich Lyng u.a. auf Erving Goffman, der sich in seinem Essay „''Where the Action is“'' (1967) mit dem Phänomen wachsender Bereitschaft zu risikogeneigtem Verhalten („''Action''“) in westlichen Zivilisationen der Nachkriegszeit befasst.
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'''Kasuistik'''
==Kasuistik==


Ungeschützte Sexualkontakte und risikobehaftete Sexualtechniken wie Sado-Masochismus oder Asphyxiation werden vom Begriff Edgework erfasst. Eben so das Betreiben von Risikosportarten wie Wildwasser-Rafting, Fassadenklettern und Fallschirmspringen. Auch im Eingehen von Investitionsrisken und in ehrenamtlich oder als Profession betriebenen Not- und Rettungsdienstleistungen manifestiert sich Edgework. Kriminalisierte Handlungen (z.B. Ladendiebstahl, Drogenkonsum oder Terrorismus) weisen eben so wie risikobehaftete Forschungs- und Recherchemethoden (Kriegsberichterstattung) die Merkmale des Edgeworking auf.
Ungeschützte Sexualkontakte und risikobehaftete Sexualtechniken wie Sado-Masochismus oder Asphyxiation werden vom Begriff Edgework erfasst. Eben so das Betreiben von Risikosportarten wie Wildwasser-Rafting, Fassadenklettern und Fallschirmspringen. Auch im Eingehen von Investitionsrisken und in ehrenamtlich oder als Profession betriebenen Not- und Rettungsdienstleistungen manifestiert sich Edgework. Kriminalisierte Handlungen (z.B. Ladendiebstahl, Drogenkonsum oder Terrorismus) weisen eben so wie risikobehaftete Forschungs- und Recherchemethoden (Kriegsberichterstattung) die Merkmale des Edgeworking auf.




'''Methoden'''
==Methoden==


Die Forschungsarbeiten zum Thema Edgework sind nicht auf eine Methode festgelegt. Zur Anwendung kommen vorwiegend qualitative Methoden der Sozialforschung, wobei der Teilnehmenden Beobachtung insofern eine Schlüsselrolle zufällt, als das eigene Edgeworkerlebnis des Forschers teils als eine Voraussetzung zum Verstehen dieser Lebenswelt beurteilt wird. Hier setzt auch die Kritik am Konstrukt Edgework an, die in neuem Gewand die Argumente des Streits um die Notwendigkeit und Möglichkeit der Sozialforschung zur Objektivität wiederholt.
Die Forschungsarbeiten zum Thema Edgework sind nicht auf eine Methode festgelegt. Zur Anwendung kommen vorwiegend qualitative Methoden der Sozialforschung, wobei der Teilnehmenden Beobachtung insofern eine Schlüsselrolle zufällt, als das eigene Edgeworkerlebnis des Forschers teils als eine Voraussetzung zum Verstehen dieser Lebenswelt beurteilt wird. Hier setzt auch die Kritik am Konstrukt Edgework an, die in neuem Gewand die Argumente des Streits um die Notwendigkeit und Möglichkeit der Sozialforschung zur Objektivität wiederholt.




'''Kriminologische Relevanz'''
==Kriminologische Relevanz==


Unter dem Einfluss des ''Cultural Turn'' interessiert sich die Kriminologie vermehrt für eine Zusammenschau von Kriminalisierung, kriminalisiertem Verhalten und Kultur. In der Tradition der klassischen Forschung des CCCS zu Jugendkultur und Moralischer Panik entstand auch die Cultural Criminology. Unter ihrem Schlüsselbegriff „''Transgression''“ thematisert sie zunehmende Kriminalisierungstendenzen und Kriminalität als alltagskulturelles Phänomen.
Unter dem Einfluss des ''Cultural Turn'' interessiert sich die Kriminologie vermehrt für eine Zusammenschau von Kriminalisierung, kriminalisiertem Verhalten und Kultur. In der Tradition der klassischen Forschung des CCCS zu Jugendkultur und Moralischer Panik entstand auch die Cultural Criminology. Unter ihrem Schlüsselbegriff „''Transgression''“ thematisert sie zunehmende Kriminalisierungstendenzen und Kriminalität als alltagskulturelles Phänomen.
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'''Literatur'''
==Literatur==


*Stephen Lyng “Holistic Health and Biomedical Medicine: A Countersystem Analysis, 1990
* Stephen Lyng “Holistic Health and Biomedical Medicine: A Countersystem Analysis, 1990


*Stephen Lyng, David D. Franks “Sociology and the Real World”, 2002
* Stephen Lyng, David D. Franks “Sociology and the Real World”, 2002


*Stephen Lyng (Hrsgb.) “The Sociology of Risk-Taking”, 2005
* Stephen Lyng (Hrsgb.) “The Sociology of Risk-Taking”, 2005
* Jack Katz “Seductions of Crime”


*Jack Katz “Seductions of Crime”
* Erving Goffman “Where the Action is”, 3 Essays


*Erving Goffman “Where the Action is”, 3 Essays
* Jeff Ferrell “Adventures in Urban Anarchy”


*Jeff Ferrell “Adventures in Urban Anarchy”
* Howard Becker „On Becoming a Marijuanauser: A Study in Symbolic Interactionism“, 1953, 1963


*Howard Becker „On Becoming a Marijuanauser: A Study in Symbolic Interactionism“, 1953, 1963




 
==Links==
'''Links'''


Cultural Criminology: http://www.culturalcriminology.org/
Cultural Criminology: http://www.culturalcriminology.org/