Dunkelfeld: Unterschied zwischen den Versionen

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*Opferbefragung  
*Opferbefragung  
Opferbefragungen werden entweder als „Crime Survey“ mit dem Ziel, das Dunkelfeld aufzuhellen, oder als „Victim Survey“ mit dem Ziel, opferbezogene Erkenntnisse zu gewinnen, durchgeführt. (Schwind, 2001) Hierbei werden die Versuchspersonen befragt, ob sie selbst oder andere ihnen bekannte Personen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes Opfer von Straftaten wurden. (Pfeiffer/ Scheerer, 1979)
Opferbefragungen werden entweder als „Crime Survey“ mit dem Ziel, das Dunkelfeld aufzuhellen, oder als „Victim Survey“ mit dem Ziel, opferbezogene Erkenntnisse zu gewinnen, durchgeführt. ([[Schwind]], 2001) Hierbei werden die Versuchspersonen befragt, ob sie selbst oder andere ihnen bekannte Personen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes Opfer von Straftaten wurden. ([[Pfeiffer]]/ [[Scheerer]], 1979)


*Informantenbefragung
*Informantenbefragung
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Obwohl sich die Befragung als gebräuchlichstes Mittel zur Erhellung des Dunkelfeldes durchgesetzt hat, ist sie nicht frei von methodologischen Mängeln, welche ihre Aussagekraft bezüglich einer Allgemeingültigkeit trüben. Bei den Befragungen wird nicht direktes soziales Verhalten erfasst, sondern lediglich verbales Verhalten. Es ist davon auszugehen, dass die hierdurch gesammelten Informationen bereits durch einen sozialen, bzw. individuellen Verzerrungsprozess verändert wurden. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Validität der Befragungen. Es ist z. B. nicht als selbstverständlich zu betrachten, das die Versuchsperson die an ihn gerichteten Fragen in dem Sinne versteht, wie sie vom Interviewer verstanden werden wollen, was mitunter zu Verzerrungen im Hinblick auf komplizierte Sachverhalte führt, wie z.B. bei der Abgrenzungen zwischen spezifischen Deliktsformen. Des Weiteren spielt die Zusicherung von Anonymität eine Rolle. Es ist davon auszugehen, dass besonders bei Täterbefragungen die Anonymität der Befragten einen Einfluss auf den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen hat. Dies ist auch das Hauptargument gegen Täterbefragungen, weshalb heutzutage Opferbefragungen bevorzugt werden. Ferner spielen Gedächtnisfehler eine Rolle als Verzerrungsfaktor,  da sich die Befragungen immer auf Ereignisse aus der Vergangenheit beziehen. Es wird z.B. angenommen, dass schwer wiegende Delikte länger im Gedächtnis bleiben als Bagatelldelikte. Dieser Umstand führt also zu einer Überrepräsentation von schweren Delikten, zu Lasten der leichten Delikte. Auch die Repräsentativität der Stichprobe ist nicht ohne weiteres gewährleistet, denn nur in den seltensten Fällen ist es möglich, alle Elemente einer Grundgesamtheit in der repräsentativen Stichprobe mit einzubeziehen, wie z.B. Menschen die nicht offiziell gemeldet sind, oder keinen festen Wohnsitz haben. (vgl. Müller, 1978)  
Obwohl sich die Befragung als gebräuchlichstes Mittel zur Erhellung des Dunkelfeldes durchgesetzt hat, ist sie nicht frei von methodologischen Mängeln, welche ihre Aussagekraft bezüglich einer Allgemeingültigkeit trüben. Bei den Befragungen wird nicht direktes soziales Verhalten erfasst, sondern lediglich verbales Verhalten. Es ist davon auszugehen, dass die hierdurch gesammelten Informationen bereits durch einen sozialen, bzw. individuellen Verzerrungsprozess verändert wurden. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Validität der Befragungen. Es ist z. B. nicht als selbstverständlich zu betrachten, das die Versuchsperson die an ihn gerichteten Fragen in dem Sinne versteht, wie sie vom Interviewer verstanden werden wollen, was mitunter zu Verzerrungen im Hinblick auf komplizierte Sachverhalte führt, wie z.B. bei der Abgrenzungen zwischen spezifischen Deliktsformen. Des Weiteren spielt die Zusicherung von Anonymität eine Rolle. Es ist davon auszugehen, dass besonders bei Täterbefragungen die Anonymität der Befragten einen Einfluss auf den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen hat. Dies ist auch das Hauptargument gegen Täterbefragungen, weshalb heutzutage Opferbefragungen bevorzugt werden. Ferner spielen Gedächtnisfehler eine Rolle als Verzerrungsfaktor,  da sich die Befragungen immer auf Ereignisse aus der Vergangenheit beziehen. Es wird z.B. angenommen, dass schwer wiegende Delikte länger im Gedächtnis bleiben als Bagatelldelikte. Dieser Umstand führt also zu einer Überrepräsentation von schweren Delikten, zu Lasten der leichten Delikte. Auch die Repräsentativität der Stichprobe ist nicht ohne weiteres gewährleistet, denn nur in den seltensten Fällen ist es möglich, alle Elemente einer Grundgesamtheit in der repräsentativen Stichprobe mit einzubeziehen, wie z.B. Menschen die nicht offiziell gemeldet sind, oder keinen festen Wohnsitz haben. (vgl. Müller, 1978)  


Neben den hier genannten, gibt es noch eine Vielzahl von weiteren Verzerrungsfaktoren, welche mit dazu beitrugen, das die Dunkelfeldforschung ihr großes Ziel, die Beschreibung einer realistischeren Verbrechenswirklichkeit, nie erreicht hat. Stattdessen produzieren und konstituieren Dunkelfeldforschungen ein anderes Bild der Kriminalitätsrealität, nämlich die der Befragten und der informellen sozialen Kontrolle. (Steffen, 1993) Schwind hat die Ergebnisse der Dunkelfelduntersuchungen welche im In- und Ausland durchgeführt wurden wie folgt zusammengefasst:
Neben den hier genannten, gibt es noch eine Vielzahl von weiteren Verzerrungsfaktoren, welche mit dazu beitrugen, das die Dunkelfeldforschung ihr großes Ziel, die Beschreibung einer realistischeren Verbrechenswirklichkeit, nie erreicht hat. Stattdessen produzieren und konstituieren Dunkelfeldforschungen ein anderes Bild der Kriminalitätsrealität, nämlich die der Befragten und der informellen sozialen Kontrolle. (Steffen, 1993) [[Schwind]] hat die Ergebnisse der Dunkelfelduntersuchungen welche im In- und Ausland durchgeführt wurden wie folgt zusammengefasst:
*es werden grundsätzlich weniger Straftaten angezeigt als nicht angezeigt, d.h. das Dunkelfeld ist bei allen bisher untersuchten Deliktsarten größer als das Hellfeld
*es werden grundsätzlich weniger Straftaten angezeigt als nicht angezeigt, d.h. das Dunkelfeld ist bei allen bisher untersuchten Deliktsarten größer als das Hellfeld
*es besteht ein von Delikt zu Delikt variierendes Dunkelfeld  
*es besteht ein von Delikt zu Delikt variierendes Dunkelfeld  
*im Dunkelfeld sind leichte Delikt weit überproportional vertreten  
*im Dunkelfeld sind leichte Delikt weit überproportional vertreten  
*besonders große Dunkelfelder gibt es im Bereich der Kinder- und Jugenddelinquenz
*besonders große Dunkelfelder gibt es im Bereich der Kinder- und [[Jugenddelinquenz]]
*mitzunehmender Delinquenzhäufigkeit wächst die Wahrscheinlichkeit polizeilich erfasst zu werden
*mitzunehmender Delinquenzhäufigkeit wächst die Wahrscheinlichkeit polizeilich erfasst zu werden
*die Relation zwischen den Geschlechtern (männlich: weiblich) ist im Hinblick auf die Deliktshäufigkeit im Dunkelfeld mit 1: 2 geringer als im Hellfeld mit 1:3.  
*die Relation zwischen den Geschlechtern (männlich: weiblich) ist im Hinblick auf die Deliktshäufigkeit im Dunkelfeld mit 1: 2 geringer als im Hellfeld mit 1:3.  
*die geographischen Kriminalitätsschwerpunkte im Dunkelfeld scheinen sich zumindest in Großstädten mit denen des statistischen Hellfeldes zu decken (Schwind, 2001)
*die geographischen Kriminalitätsschwerpunkte im Dunkelfeld scheinen sich zumindest in Großstädten mit denen des statistischen Hellfeldes zu decken ([[Schwind]], 2001)
    
    
Abschließend ist festzuhalten, dass die Kombination, der Vergleich, die Abwägung und die differenzierte Interpretation, sowohl der Erkenntnisse der offiziellen Kriminalstatistiken als auch der Ergebnisse der Dunkelfeldforschung, die bis dato beste Möglichkeit darstellen, die Kriminalitätswirklichkeit mit den uns heute zur Verfügung stehenden Mitteln, zu beschreiben.
Abschließend ist festzuhalten, dass die Kombination, der Vergleich, die Abwägung und die differenzierte Interpretation, sowohl der Erkenntnisse der offiziellen Kriminalstatistiken als auch der Ergebnisse der Dunkelfeldforschung, die bis dato beste Möglichkeit darstellen, die Kriminalitätswirklichkeit mit den uns heute zur Verfügung stehenden Mitteln, zu beschreiben.