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Der liberale evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (* 4. Februar 1906 in Breslau; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg) nahm als Angehöriger der "Bekennenden Kirche" frühzeitig Stellung gegen die regimetreuen "Deutschen Christen" und die Judenpolitik des NS-Staats. Er schloss sich schon vor 1939 dem Widerstand an, erhielt 1940 Rede- und 1941 Schreibverbot, wurde 1943 verhaftet und vier Wochen vor Kriegsende hingerichtet.
[[File:Bundesarchiv Bild 146-1987-074-16, Dietrich Bonhoeffer.jpg|thumb|Bundesarchiv Bild 146-1987-074-16, Dietrich Bonhoeffer]]Der liberale evangelische Theologe '''Dietrich Bonhoeffer''' (* 4. Februar 1906 in Breslau; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg) nahm als Angehöriger der "Bekennenden Kirche" frühzeitig Stellung gegen die regimetreuen "Deutschen Christen" und die Judenpolitik des NS-Staats. Er schloss sich schon vor 1939 dem Widerstand an, erhielt 1940 Rede- und 1941 Schreibverbot, wurde 1943 verhaftet und vier Wochen vor Kriegsende hingerichtet.


Bonhoeffer wuchs in Breslau und Berlin in einer großbürgerlichen Familie auf. Die Mutter unterrichtete die Kinder in den ersten Jahren zu Hause und sorgte für eine christliche Erziehung, während der Vater, der Psychiater und Neurologe Karl Bonhoeffer, sich von Fragen der Religion fernhielt. Zwei von Bonhoeffers Vettern - Arvid und Falk Harnack - gingen ebenfalls in den Widerstand. Bonhoeffer studierte in Tübingen, Rom und Berlin und wandte sich der liberalen (Adolf von Harnack) und der dialektischen (Karl Barth) Theologie zu. Er war Vikar in Barcelona (1928), Assistent in Berlin (1929) und 1930 Stipendiat in New York (Harlem), wo er sich mit politischen Fragen auseinander zu setzen begann. Zurück in Berlin hielt er im Wintersemester 1931/32 seine erste Vorlesung über die „Geschichte der systematischen Theologie des 20. Jahrhunderts“ und ein Seminar über „Die Idee der Philosophie und die protestantische Theologie“. Bonhoeffer überraschte seine vom aufstrebenden Nationalsozialismus bewegten Hörer auch durch unter seinen Dozentenkollegen singuläre Aussagen zum Zeitgeschehen. Der nächste Krieg sei entschlossen zu ächten, „aus dem Gehorsam gegen das uns heute treffende Gebot Gottes, daß Krieg nicht mehr sein soll, weil er den Blick auf die Offenbarung raubt.“ Am 15. November 1931 wurde Bonhoeffer in der St. Matthäuskirche (Berlin-Tiergarten) zum Pfarrer ordiniert. An den Wochenenden zog Bonhoeffer zum Meditieren und Diskutieren mit seinen Studenten häufig in eine märkische Jugendherberge und kaufte 1932 eigens dafür eine Hütte in Biesenthal am Rand Berlins. Aus diesem zwanglosen „Bonhoefferkreis“ junger Theologen gingen ab 1933 Mitstreiter im Kirchenkampf und ökumenische Delegationen hervor. Entgegen der weit verbreiteten Euphorie unter den Protestanten nahm Bonhoeffers Familie die Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sehr kritisch wahr. Am 1. Februar 1933 hielt Bonhoeffer den Radiovortrag „Wandlungen des Führerbegriffes“. Er verlangte darin eine Begrenzung totaler Machtfülle des Kanzleramtes durch rechtsstaatliche Ordnung und Volkswohl: "Der Führer wird sich dieser klaren Begrenzung seiner Autorität verantwortlich bewußt sein müssen. Versteht er seine Funktion anders, als sie so in der Sache begründet ist […] läßt er sich vom Geführten dazu hinreißen, dessen Idol darstellen zu wollen – und der Geführte wird das immer von ihm erhoffen – dann gleitet das Bild des Führers über in das des Verführers, dann handelt er verbrecherisch am Geführten wie an sich selbst. Der echte Führer […] muß die Geführten von der Autorität seiner Person weg zur Anerkennung der echten Autorität der Ordnungen und des Amtes führen … Führer und Amt, die sich selbst vergotten, spotten Gottes.“ An dieser Stelle wurde die Rundfunkübertragung wegen der deutlichen Kritik am nationalsozialistischen „Führerprinzip“ und Hitlerkult abgebrochen. Durch seinen engen Freund und Mitpfarrer Franz Hildebrandt und seinen Schwager Gerhard Leibholz, beide jüdischer Herkunft, erlebte Bonhoeffer die Folgen der nationalsozialistischen Judenverfolgung von Beginn an mit. Er hatte schon 1932 in einer Predigt gesagt:„Dann müssen wir uns nicht wundern, wenn auch für unsere Kirche wieder Zeiten kommen werden, wo Märtyrerblut gefordert werden wird. Aber dieses Blut, wenn wir denn wirklich noch den Mut und die Ehre und die Treue haben, es zu vergießen, wird nicht so unschuldig und leuchtend sein wie jenes der ersten Zeugen. Auf unserem Blute läge große eigene Schuld: Die Schuld des unnützen Knechtes, der hinausgeworfen wird in die Finsternis.“ Bonhoeffer versuchte sofort, über seinen Freund Paul Lehmann in den USA den Chief-Rabbi von New York über den sogenannten Judenboykott am 1. April 1933 zu informieren. Er begann den Aufsatz „Die Kirche vor der Judenfrage“, ergänzte ihn nach dem am 7. April 1933 erlassenen Arierparagraphen bis zum 15. April und trug ihn dann einem Pfarrerkreis vor. Im Juni ließ er den Aufsatz noch rechtzeitig vor Zensurmaßnahmen des NS-Regimes drucken. Er thematisierte damit als erster evangelischer Theologe neben Heinrich Vogel („Kreuz und Hakenkreuz“, 27. April 1933) das Verhältnis der NS-Rassenideologie zum christlichen Glauben. Er folgte zunächst der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre und gestand dem Staat das Recht zu, die „Judenfrage“ gesetzlich zu regeln und dabei „neue Wege zu gehen“, ohne dass die Kirche sich einmischen solle. Er griff auch die traditionelle antijudaistische Substitutionstheologie auf: „Niemals ist in der Kirche Christi der Gedanke verloren gegangen, daß das ‚auserwählte Volk‘, das den Erlöser der Welt ans Kreuz schlug, in langer Leidensgeschichte den Fluch seines Leidens tragen muss.“ Doch in den ergänzten Thesen nahm er zur damaligen staatlichen Gleichschaltungspolitik, die den Rechtsstaat abschaffte, Stellung:„Der Staat, der die christliche Verkündigung gefährdet, verneint sich selbst.“ Daraus folgerte er drei kirchliche Aufgaben:
Bonhoeffer wuchs in Breslau und Berlin in einer großbürgerlichen Familie auf. Die Mutter unterrichtete die Kinder in den ersten Jahren zu Hause und sorgte für eine christliche Erziehung, während der Vater, der Psychiater und Neurologe Karl Bonhoeffer, sich von Fragen der Religion fernhielt. Zwei von Bonhoeffers Vettern - Arvid und Falk Harnack - gingen ebenfalls in den Widerstand.


„1. Die Kirche hat den Staat zu fragen, ob sein Handeln von ihm als legitim staatliches Handeln verantwortet werden könne … 2. Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören … 3. Wenn die Kirche den Staat ein Zuviel oder ein Zuwenig an Ordnung und Recht ausüben sieht, kommt sie in die Lage, nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.
Im Laufe seines Studiums in Tübingen, Rom und Berlin wandte sich Bonhoeffer der liberalen (Adolf von Harnack) und der dialektischen (Karl Barth) Theologie zu. Er war Vikar in Barcelona (1928), Assistent in Berlin (1929) und 1930 Stipendiat in New York (Harlem) und begann sich mit Fragen von Krieg und Frieden sowie mit dem Verhältnis von Religion und Politik auseinanderzusetzen.  


Zu den ersten beiden Aufgaben sah er die Kirche im deutschen Staat aktuell gefordert. Ob und wann ein direktes kirchliches Widerstandsrecht gegen diesen Staat gegeben sei, wollte er jedoch nicht den Einzelnen, sondern ein „evangelisches Konzil“ entscheiden lassen. Damit erhob er anders als die meisten Mittheologen der späteren Bekennenden Kirche, die allenfalls die Kirchenmitgliedschaft der Judenchristen gegen Staatsübergriffe verteidigten, die Verteidigung der Menschenrechte zur gesamtkirchlichen Pflicht und trat von Beginn an für das gesamte verfolgte Judentum ein. Dabei hoffte er damals noch auf ein gemeinsames, vom Glaubensbekenntnis bestimmtes Handeln der Ökumene. Doch dieser Konzilsgedanke war seinen lutherisch geprägten Hörern ebenso fremd wie die unter Umständen zu politischem Widerstand für die Juden nötige Christusnachfolge, so dass einige während seines Vortrags unter Protest den Raum verließen. Als Bonhoeffer später erkannte, dass er mit diesen Positionen auch in der Bekennenden Kirche isoliert blieb, entschied er sich eigenverantwortlich für seine individuelle Teilnahme am nicht-kirchlichen, militärischen Widerstand gegen das NS-Regime. Ab Juni 1933 setzte eine Mehrheit der Deutschen Christen die Generalsuperintendenten in der Preußischen Landeskirche ab und einen Staatskommissar, August Jäger, ein. Hitler ernannte Ludwig Müller zu seinem „Vertrauensmann für Kirchenfragen“, die Deutschen Christen versuchten ihn zum Reichsbischof zu machen. Bonhoeffer richtete nun alles Augenmerk auf die Bildung einer wirksamen evangelischen Opposition. Er schlug einen Beerdigungsstreik bis zum Rücktritt des Staatskommissars vor, den jedoch niemand für möglich hielt. In Norwegen führte dieses Mittel 1941 tatsächlich zur Rücknahme staatlicher Übergriffe der NS-Besatzer. Nach dem Wahlsieg der Deutschen Christen mit etwa 70 Prozent Stimmenanteilen gegen die Jungreformatorische Bewegung bei den vom Staat kurzfristig anberaumten Kirchenwahlen am 23. Juli 1933 versuchten verschiedene Gruppen, die neuen Amtsinhaber ihrer Kirchen mit „Bekenntnissen“ zur Stellungnahme über ihren Glauben zu zwingen. Dazu erhielt Bonhoeffer zusammen mit dem Erlanger Theologen Hermann Sasse den Auftrag, einen reichsweit einheitlichen Bekenntnisentwurf zu formulieren. Der damalige Betheler Alttestamentler Wilhelm Vischer formulierte den Erstentwurf des Artikels über die „Judenfrage“. Der gemeinsame Entwurf erschien Ende August 1933 und wurde von Pfarrer Bodelschwingh, dem anerkannten Leiter der Betheler Anstalten, an 20 Gutachter versandt. Diese entschärften den Text dann vor allem bezüglich des kirchlichen Eintretens für die Juden gegen den Staat so weit, dass Bonhoeffer die Unterzeichnung ablehnte. Dennoch war das Betheler Bekenntnis ein wichtiger Schritt zur Gründung der Bekennenden Kirche im Mai 1934. Nach der Einführung des Arierparagraphen in der evangelischen Kirche auf der altpreußischen Generalsynode am 6. September 1933 in Berlin schlug Bonhoeffer den oppositionellen Pfarrern den Austritt aus der zum Staatsanhängsel gewordenen Deutschen Evangelischen Kirche vor, deren Verfassung er nun als Häresie ansah. Er fand jedoch damals noch kaum Zustimmung für eine Kirchenspaltung; selbst Karl Barth sah noch Möglichkeiten einer innerkirchlichen Opposition. Daraufhin gründete Bonhoeffer mit Martin Niemöller und anderen den Pfarrernotbund zum Schutz der bedrohten Amtsbrüder jüdischer Herkunft. Er verfasste für dessen Mitglieder die erste Version einer Selbstverpflichtung, die bereits die Bereitschaft zum Martyrium und den Alleinvertretungsanspruch auf die „wahre Kirche“ einschloss. Der Notbund bildete das organisatorische Bindeglied zwischen der nach ihrer Wahlniederlage abbröckelnden jungreformatorischen Bewegung und der nun entstehenden Bekennenden Kirche.
Der im November 1931 zum Pfarrer ordinierte Bonhoeffer hielt im Wintersemester 1931/32 seine ersten Lehrveranstaltungen, wobei er seine damals zum Nationalsozialismus tendierenden Studierenden mit klaren und unzeitgemäß kriegs- und politikkritischen Aussagen überraschte. An den Wochenenden zog Bonhoeffer zum Meditieren und Diskutieren mit seinen Studenten häufig in eine märkische Jugendherberge und kaufte 1932 eigens dafür eine Hütte in Biesenthal am Rand Berlins. Aus diesem zwanglosen „Bonhoefferkreis“ junger Theologen gingen ab 1933 Mitstreiter im Kirchenkampf und ökumenische Delegationen hervor.


Danach nahm Bonhoeffer an einem Treffen der Ökumene in Sofia teil, wo er die Auslandsvertreter umfassend über die deutschen Vorgänge und deren Hintergründe informierte. Vor der Wahl Ludwig Müllers zum Reichsbischof am 27. September 1933 entwarf er ein deutlich formuliertes Flugblatt „Der Arierparagraph in der Kirche“, das er mit Freunden nachts als Protestplakat an Bäume und Laternen anheftete. Dann entschied Bonhoeffer sich zunächst, ein Angebot für eine Auslandspfarrstelle in London vom Juli 1933 anzunehmen. Ab 17. Oktober 1933 war er Pfarrer im südlichen Londoner Vorort Forest Hill für zwei deutschsprachige Kirchengemeinden. In einem langen Brief an Karl Barth vom 24. Oktober begründete er dies damit, dass er nicht mehr in der von den Deutschen Christen gelenkten Kirche Christ sein könne, mit dieser Auffassung immer stärker auch unter Freunden isoliert sei und Abstand zu den Vorgängen gewinnen wolle, um später umso konzentrierter eingreifen zu können. Barth antwortete: „Sie müßten jetzt alle noch so interessanten denkerischen Schnörkel und Sondererwägungen fallen lassen und nur das eine bedenken, daß Sie ein Deutscher sind, daß das Haus Ihrer Kirche brennt, daß Sie genug wissen und, was Sie wissen, gut genug zu sagen wissen, um zur Hilfe befähigt zu sein, und daß Sie im Grunde mit dem nächsten Schiff auf Ihren Posten zurückkehren müssten!“ Zwar tat Bonhoeffer dies nicht sofort, doch es bewegte Barth später sehr, dass er mit dieser Reaktion Bonhoeffers Entscheidung zur Rückkehr nach Deutschland, die seine Hinwendung zum Widerstand und seinen Tod zur Folge hatte, mitbeeinflusst hatte. In London lernte er George Kennedy Allen Bell kennen, den anglikanischen Bischof von Chichester, der in der ökumenischen Bewegung hohe Ämter bekleidete und sich stark für soziale Belange einsetzte. Bell wurde einer seiner engsten Freunde und Partner im Kirchenkampf. Für einige Monate arbeitete auch Franz Hildebrandt mit ihm in London. Gefördert durch Bonhoeffers Engagement traten die englischen Auslandskirchengemeinden und Bell offen gegen die Deutschen Christen auf und forderten den Rücktritt von Ludwig Müller. Am 31. Mai 1934 gründete sich die Bekennende Kirche, indem eine Versammlung evangelischer Christen die von Karl Barth verfasste Barmer Theologische Erklärung nach einem erklärenden Referat von Hans Asmussen einstimmig annahm und einen Reichsbruderrat wählte. In den folgenden Monaten zeigten sich besonders die lutherischen Landeskirchen von Thüringen, Schleswig-Holstein, Lübeck, Sachsen sowie den Kirchenprovinzen in Altpreußen aufgrund ihrer staatskirchlichen Tradition nicht dazu bereit, dem Bekenntnis organisatorisch zu folgen und ihrer Gleichschaltung entschlossen zu widerstehen. Dort gewannen nach Synodalwahlen Bischöfe und Juristen Führungsämter, die den Deutschen Christen angehörten. In dieser Lage setzte Bonhoeffer alle Hoffnung auf die junge Ökumene. Er versuchte in erheblichen Konflikten im Vorfeld zu erreichen, dass zur Jugendkonferenz des Weltbundes auf der dänischen Nordseeinsel Fanø im August 1934 nur Befürworter der Barmer Erklärung als deutsche Delegation eingeladen wurden. Er selbst trat dort sowohl als Vertreter der Bekennenden Kirche als auch als Jugendsekretär auf. Bei der Morgendandacht am 28. August hielt er vor der Vollversammlung ein Einleitungsreferat unter dem Titel „Die Kirche und die Völkerwelt“, das viele als Friedenspredigt empfanden. Zu diesem Zeitpunkt wurden in Deutschland bereits Pazifisten von SA-Truppen terrorisiert und in Konzentrationslagern inhaftiert. Bei den folgenden Debatten wurde jedoch deutlich, dass die Delegationen aus Ungarn und Polen, die sich von Deutschland bedroht sahen, den Krieg als nationalen Widerstand nicht völlig ausschließen wollten. Am 15. April 1935 kehrte Bonhoeffer nach Deutschland zurück, nachdem er kurzzeitig eine Indienreise zu Mahatma Gandhi erwogen hatte. Er übernahm für die Bekennende Kirche die Ausbildung angehender Pastoren im Predigerseminar Zingsthof, das im Juni nach Finkenwalde in Pommern umzog. Einer seiner ersten Studenten dort war Eberhard Bethge, sein enger Freund, späterer Briefpartner und Biograf. Im Rahmen dieser Lehrtätigkeit entstand das Buch „Nachfolge“, das Karl Barth nach dem Kriege als das mit „Abstand Beste, was dazu geschrieben ist“, bezeichnete. Hier entwickelte Bonhoeffer seine Vorstellung davon, dass Kirche nicht nur Gemeinschaft von Seelen, nicht nur Verkündigung, sondern vor allem auch realer Leib Christi auf Erden sei. Dies schließe eine echte, lebendige Nachfolge Christi ein, ungeachtet der Kosten, die das für den Einzelnen habe („teure Gnade“). 1937 schloss der NS-Staat das Predigerseminar, das nun illegal weitergeführt und als „Sammelvikariat“ von mutigen Superintendenten und Pfarrern gedeckt wurde. Bonhoeffer war offiziell als Hilfsprediger in Schlawe tätig, führte aber die getarnte Vikarausbildung für die Bekennende Kirche in Köslin und Groß Schlönwitz, später im Sigurdshof weiter, bis im März 1940 auch hier die Gestapo eingriff. Seine Finkenwalder Erfahrungen reflektierte er in seinem Buch „Gemeinsames Leben“.
Die Machtergreifung sah Bonhoeffer als Katastrophe. Am 1. Februar 1933 hielt er einen im Laufe der Übertragung dann abgebrochenen Radiovortrag über „Wandlungen des Führerbegriffes“, in dem er eine Begrenzung der totalen Machtfülle des Kanzleramtes durch rechtsstaatliche Ordnung und Volkswohl verlangte: "Der Führer wird sich dieser klaren Begrenzung seiner Autorität verantwortlich bewußt sein müssen. Versteht er seine Funktion anders, als sie so in der Sache begründet ist […] läßt er sich vom Geführten dazu hinreißen, dessen Idol darstellen zu wollen – und der Geführte wird das immer von ihm erhoffen – dann gleitet das Bild des Führers über in das des Verführers, dann handelt er verbrecherisch am Geführten wie an sich selbst."


1938 entschloss sich das Ehepaar Gerhard und Sabine Leibholz, Bonhoeffers Zwillingsschwester, wegen der weiter verschärften Judengesetzgebung nach England zu emigrieren. Bonhoeffer nutzte seine Verbindungen dorthin, damit Leibholz als Berater von Bischof George Bell tätig werden konnte. Es ergaben sich über seinen Schwager Hans von Dohnanyi erste Kontakte zu Wilhelm Canaris, Hans Oster, Karl Sack und Ludwig Beck. In dieser Zeit versuchte Bonhoeffer die christlichen Kirchen in der Ökumenischen Bewegung zum Einsatz gegen die laufenden Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten zu bewegen. Aufgrund dieser Aktivitäten lernte er hohe kirchliche Würdenträger in ganz Europa kennen. Am 10. März 1939 brach er zu Gesprächen u. a. mit George Bell nach London auf, wo er erneut für eine Anerkennung der Bekennenden Kirche durch den Vorläufigen Weltrat der Kirchen warb. Trotz Sympathien konnte er nichts Grundlegendes erreichen und kehrte Mitte April nach Deutschland zurück. Am 2. Juni folgte er einer zweiten Einladung in die USA, schlug aber bereits am 20. Juni die Bitte seines Gastgebers Smith-Leiper aus, einen Lehrstuhl in Harlem zu übernehmen und damit wie viele andere deutsche Intellektuelle das amerikanische Exil anzutreten, da er seine Rolle im heraufziehenden Krieg im Widerstand in der Heimat sah. Die zugespitzte Lage in Europa ließ keinen Rückzug von der Welt zu, sondern nur ein gleichzeitig diesseitiges wie jenseitiges Leben.[3] Diese für Bonhoeffer selbst äußerst schwierige Entscheidung war von größter Bedeutung und Folgenschwere für sein weiteres Denken und Leben.
Durch seinen engen Freund und Mitpfarrer Franz Hildebrandt und seinen Schwager Gerhard Leibholz, beide jüdischer Herkunft, erlebte Bonhoeffer die Folgen der nationalsozialistischen Judenverfolgung von Beginn an mit. Er hatte schon 1932 in einer Predigt gesagt: „Dann müssen wir uns nicht wundern, wenn auch für unsere Kirche wieder Zeiten kommen werden, wo Märtyrerblut gefordert werden wird."


Auf der Rückreise besuchte er seine Schwester und deren Familie in London. Hier erfuhr er von der Ermordung des Pfarrers der Bekennenden Kirche Paul Schneider im KZ Buchenwald. Seinen Nichten Marianne und Christiane gegenüber betonte er, Schneider sei der erste Märtyrer der evangelischen Kirche im Dritten Reich, dessen Namen sie sich gut merken sollten. Bonhoeffer kam am 27. Juli wieder nach Berlin, nahm im Herbst seine Tätigkeit auf dem Sigurdshof wieder auf und suchte nun Kontakte zur Spionageabwehr im Stab des Oberkommandos der Wehrmacht unter Admiral Canaris.
Bonhoeffer versuchte sofort, über seinen Freund Paul Lehmann in den USA den Chief-Rabbi von New York über den sogenannten Judenboykott am 1. April 1933 zu informieren. Er begann den Aufsatz „Die Kirche vor der Judenfrage“, ergänzte ihn nach dem am 7. April 1933 erlassenen Arierparagraphen bis zum 15. April und trug ihn dann einem Pfarrerkreis vor. Im Juni ließ er den Aufsatz noch rechtzeitig vor Zensurmaßnahmen des NS-Regimes drucken. Er thematisierte damit als erster evangelischer Theologe neben Heinrich Vogel („Kreuz und Hakenkreuz“, 27. April 1933) das Verhältnis der NS-Rassenideologie zum christlichen Glauben. Dabei nahm er zur Abschaffung des Rechtsstaats durch die Gleichschaltungspolitik Stellung und formulierte drei Aufgaben für die Kirche: „1. Die Kirche hat den Staat zu fragen, ob sein Handeln von ihm als legitim staatliches Handeln verantwortet werden könne … 2. Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören … 3. Wenn die Kirche den Staat ein Zuviel oder ein Zuwenig an Ordnung und Recht ausüben sieht, kommt sie in die Lage, nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.“ Ob und wann ein direktes kirchliches Widerstandsrecht gegen diesen Staat gegeben sei, wollte er jedoch nicht den Einzelnen, sondern ein „evangelisches Konzil“ entscheiden lassen. Doch dieser Gedanke war seinen lutherisch geprägten Hörern ebenso fremd wie die unter Umständen zu politischem Widerstand für die Juden nötige Christusnachfolge. Als Bonhoeffer später erkannte, dass er mit diesen Positionen auch in der Bekennenden Kirche isoliert blieb, entschied er sich eigenverantwortlich für seine individuelle Teilnahme am nicht-kirchlichen, militärischen Widerstand gegen das NS-Regime.


Nachdem die Gestapo am 17. März 1940 das letzte Sammelvikariat auf dem Sigurdshof schloss und am 14. Juli eine von Bonhoeffer geleitete Freizeit polizeilich auflöste, führte er Gespräche mit Hans Oster und Hans von Dohnanyi über eine „Unabkömmlichstellung“ für Abwehraufträge. Er sollte seine ökumenischen Kontakte für die Verschwörer nutzen, um mit den Alliierten Verhandlungen einzuleiten. Bonhoeffer war also nicht an der Planung von Hitlerattentaten beteiligt, sondern diente als Verbindungsmann, offiziell im Auftrag der Abwehr. Am 22. August 1940 erhielt er „wegen seiner volkszersetzenden Tätigkeit“ Redeverbot „für das gesamte Reichsgebiet“, im März 1941 ein entsprechendes Schreibverbot.
Als die Mehrheit der Deutschen Christen sich dem Regime Mitte 1933 unterwarf, bemühte sich Bonhoeffer um die Bildung einer effektiven Opposition, schlug vergeblich einen Beerdigungsstreik bis zur Rücknahme staatlicher Übergriffe und später ebenso vergeblich den Austritt aus der zum Staatsanhängsel gewordenen Deutschen Evangelischen Kirche vor. Daraufhin gründete er mit Martin Niemöller und anderen den Pfarrernotbund zum Schutz der bedrohten Amtsbrüder jüdischer Herkunft, aus dem dann die Bekennende Kirche entstand. Vor der Wahl der NS-Marionette Ludwig Müller zum Reichsbischof am 27. September 1933 entwarf er ein deutlich formuliertes Flugblatt „Der Arierparagraph in der Kirche“, das er mit Freunden nachts als Protestplakat an Bäume und Laternen anheftete. Dann nahm er ein Angebot vom Juli 1933 an, für eine Zeit ins Ausland zu gehen: ab 17. Oktober 1933 war er Pfarrer im südlichen Londoner Vorort Forest Hill für zwei deutschsprachige Kirchengemeinden. Karl Barth gegenüber begründete er seinen Schritt mit seiner Isolierung innerhalb der deutschen Protestanten. Er wolle Abstand gewinnen, um später umso konzentrierter eingreifen zu können. Barth antwortete: „Sie müßten jetzt alle noch so interessanten denkerischen Schnörkel und Sondererwägungen fallen lassen und nur das eine bedenken, daß Sie ein Deutscher sind, daß das Haus Ihrer Kirche brennt, daß Sie genug wissen und, was Sie wissen, gut genug zu sagen wissen, um zur Hilfe befähigt zu sein, und daß Sie im Grunde mit dem nächsten Schiff auf Ihren Posten zurückkehren müssten!“


In seinem Elternhaus trafen sich einige Gegner des NS-Regimes mit zum Teil hohen Positionen in der Abwehr oder der Wehrmacht, die Hitler durch ein Attentat töten wollten. Bonhoeffer schloss sich diesem Widerstandskreis an. Die Frage des Tyrannenmordes (Darf ein Christ gegen das Gebot „Du sollst nicht morden“ verstoßen?), die Bonhoeffer für diesen konkreten Fall mit einem eindeutigen Ja beantwortete, ist theologisch-ethisch reflektiert in seinem unvollendeten Hauptwerk, der Ethik, die parallel zu seinem Engagement im militärisch-politischen Widerstand von 1940 bis zur Verhaftung im April 1943 entstand.
Gefördert durch Bonhoeffers Engagement trat die anglikanische Kirche offen gegen die Deutschen Christen auf und forderten den Rücktritt von Ludwig Müller. Am 31. Mai 1934 gründete sich die Bekennende Kirche, indem eine Versammlung evangelischer Christen die von Karl Barth verfasste Barmer Theologische Erklärung nach einem erklärenden Referat von Hans Asmussen einstimmig annahm und einen Reichsbruderrat wählte.  


Am 30. Oktober wurde Bonhoeffer der Abwehrstelle München zugeordnet, stand also im Dienst des NS-Staates – bei gleichzeitigem Redeverbot und ab März 1941 auch Schreib- und Veröffentlichungsverbot. Ab dem 17. November hielt er sich im Benediktiner-Kloster Ettal auf.
Am 15. April 1935 kehrte Bonhoeffer nach Deutschland zurück, nachdem er kurzzeitig eine Indienreise zu Mahatma Gandhi erwogen hatte. Er übernahm für die Bekennende Kirche die Ausbildung angehender Pastoren im Predigerseminar Zingsthof, das im Juni nach Finkenwalde in Pommern umzog. Einer seiner ersten Studenten dort war Eberhard Bethge, sein enger Freund, späterer Briefpartner und Biograf. Im Rahmen dieser Lehrtätigkeit entstand das Buch „Nachfolge“, das Karl Barth nach dem Kriege als das mit „Abstand Beste, was dazu geschrieben ist“, bezeichnete. Hier entwickelte Bonhoeffer seine Vorstellung davon, dass Kirche nicht nur Gemeinschaft von Seelen, nicht nur Verkündigung, sondern vor allem auch realer Leib Christi auf Erden sei. Dies schließe eine echte, lebendige Nachfolge Christi ein, ungeachtet der Kosten, die das für den Einzelnen habe („teure Gnade“). 1937 schloss der NS-Staat das Predigerseminar, das nun illegal weitergeführt und als „Sammelvikariat“ von mutigen Superintendenten und Pfarrern gedeckt wurde. Bonhoeffer war offiziell als Hilfsprediger in Schlawe tätig, führte aber die getarnte Vikarausbildung für die Bekennende Kirche in Köslin und Groß Schlönwitz, später im Sigurdshof weiter, bis im März 1940 auch hier die Gestapo eingriff.


1941/42 unternahm er – u. a. mit Helmuth von Moltke für die deutsche Spionageabwehr und zugleich den internen Widerstandskreis – Reisen nach Norwegen, Schweden und in die Schweiz. In Sigtuna und Stockholm traf er am 31. Mai / 1. Juni 1942 mit George Bell zusammen und übergab ihm geheime Dokumente über den Kreis der Widerständler und ihre Ziele für die britische Regierung. Damit verbunden war die Bitte um eine öffentliche Erklärung der Alliierten, zwischen Deutschen und Nazis nach Kriegsende zu unterscheiden. Der britische Außenminister Anthony Eden ließ Bell jedoch wissen, dass eine Unterstützung des Widerstands oder auch nur eine Antwort nicht im nationalen Interesse Großbritanniens liege.
1938 entschloss sich das Ehepaar Gerhard und Sabine Leibholz, Bonhoeffers Zwillingsschwester, wegen der weiter verschärften Judengesetzgebung nach England zu emigrieren. Bonhoeffer nutzte seine Verbindungen dorthin, damit Leibholz als Berater von Bischof George Bell tätig werden konnte. Es ergaben sich über seinen Schwager Hans von Dohnanyi erste Kontakte zu Wilhelm Canaris, Hans Oster, Karl Sack und Ludwig Beck. In dieser Zeit versuchte Bonhoeffer die christlichen Kirchen in der Ökumenischen Bewegung zum Einsatz gegen die laufenden Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten zu bewegen. Aufgrund dieser Aktivitäten lernte er hohe kirchliche Würdenträger in ganz Europa kennen. Am 10. März 1939 brach er zu Gesprächen u. a. mit George Bell nach London auf, wo er erneut für eine Anerkennung der Bekennenden Kirche durch den Vorläufigen Weltrat der Kirchen warb. Trotz Sympathien konnte er nichts Grundlegendes erreichen und kehrte Mitte April nach Deutschland zurück. Am 2. Juni folgte er einer zweiten Einladung in die USA, schlug aber bereits am 20. Juni die Bitte seines Gastgebers Smith-Leiper aus, einen Lehrstuhl in Harlem zu übernehmen und damit wie viele andere deutsche Intellektuelle das amerikanische Exil anzutreten, da er seine Rolle im heraufziehenden Krieg im Widerstand in der Heimat sah.


Vermutlich aus Sicherheitsgründen machte Bonhoeffer kaum schriftliche und nur wenige mündliche Äußerungen über seine Tätigkeit im Dienst der Abwehr. Gleichwohl sind seine in dieser Zeit entstandenen theologischen Schriften, insbesondere die Ethik, immer auch als indirekte Zeugnisse und Reflexionen dieser selbstverantwortlichen Eingebundenheit in die dramatische politische Lage zu lesen.
Auf der Rückreise besuchte er seine Schwester und deren Familie in London. Hier erfuhr er von der Ermordung des Pfarrers der Bekennenden Kirche Paul Schneider im KZ Buchenwald. Seinen Nichten Marianne und Christiane gegenüber betonte er, Schneider sei der erste Märtyrer der evangelischen Kirche im Dritten Reich, dessen Namen sie sich gut merken sollten. Bonhoeffer kam am 27. Juli wieder nach Berlin, nahm im Herbst seine Tätigkeit auf dem Sigurdshof wieder auf und suchte nun Kontakte zur Spionageabwehr im Stab des Oberkommandos der Wehrmacht unter Admiral Canaris.


Zur Jahreswende 1942/43 schrieb Bonhoeffer einen sehr persönlichen Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre, in denen sein Widerstand gegen den NS-Terror reifte und ihm zu bleibenden Erkenntnissen über christliche Lebenshaltung verhalf. Er thematisierte Zivilcourage, Ehrlichkeit und den „Blick von unten“ aus der Perspektive der Opfer einer gewalttätigen Gesellschaft. In seiner Betrachtung der im Widerstand erlernbaren Alltagstugenden hieß es: „Man muß damit rechnen, daß die meisten Menschen nur durch Erfahrungen am eigenen Leibe klug werden. […] Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuschauen sind keine christlichen Haltungen. Den Christen rufen nicht erst die Erfahrungen am eigenen Leibe, sondern die Erfahrungen am Leibe der Brüder, um derentwillen Christus gelitten hat, zur Tat und zum Mitleiden.
Nachdem die Gestapo am 17. März 1940 das letzte Sammelvikariat auf dem Sigurdshof schloss und am 14. Juli eine von Bonhoeffer geleitete Freizeit polizeilich auflöste, führte er Gespräche mit Hans Oster und Hans von Dohnanyi über eine „Unabkömmlichstellung“ für Abwehraufträge. Er sollte seine ökumenischen Kontakte für die Verschwörer nutzen, um mit den Alliierten Verhandlungen einzuleiten. Bonhoeffer war also nicht an der Planung von Hitlerattentaten beteiligt, sondern diente als Verbindungsmann, offiziell im Auftrag der Abwehr. Am 22. August 1940 erhielt er „wegen seiner volkszersetzenden Tätigkeit“ Redeverbot „für das gesamte Reichsgebiet“, im März 1941 ein entsprechendes Schreibverbot.


An hervorgehobener Stelle stand sein individuelles Glaubensbekenntnis:
In seinem Elternhaus trafen sich einige Gegner des NS-Regimes mit zum Teil hohen Positionen in der Abwehr oder der Wehrmacht, die Hitler durch ein Attentat töten wollten. Bonhoeffer schloss sich diesem Widerstandskreis an. Die Frage des Tyrannenmordes, die Bonhoeffer für diesen konkreten Fall mit einem eindeutigen Ja beantwortete, ist theologisch-ethisch reflektiert in seinem unvollendeten Hauptwerk, der Ethik, die parallel zu seinem Engagement im militärisch-politischen Widerstand von 1940 bis zur Verhaftung im April 1943 entstand.
 
Am 30. Oktober wurde Bonhoeffer der Abwehrstelle München zugeordnet, stand also im Dienst des NS-Staates – bei gleichzeitigem Redeverbot und ab März 1941 auch Schreib- und Veröffentlichungsverbot. Ab dem 17. November hielt er sich im Benediktiner-Kloster Ettal auf.


„Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müßte alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, daß auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und daß es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, daß Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern daß er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.“ Mitte Januar 1943 verlobte Bonhoeffer sich mit Maria von Wedemeyer (* 1924; † 1977), der Tochter eines pommerschen Gutsbesitzers, Schwester eines ehemaligen Konfirmanden und Enkelin seiner Gönnerin und Förderin noch aus der Zeit der Predigerseminare und Sammelvikariate, Ruth von Kleist-Retzow.
1941/42 unternahm er – u. a. mit Helmuth von Moltke für die deutsche Spionageabwehr und zugleich den internen Widerstandskreis – Reisen nach Norwegen, Schweden und in die Schweiz. In Sigtuna und Stockholm traf er am 31. Mai/1. Juni 1942 mit George Bell zusammen und übergab ihm geheime Dokumente über den Kreis der Widerständler und ihre Ziele für die britische Regierung. Damit verbunden war die Bitte um eine öffentliche Erklärung der Alliierten, zwischen Deutschen und Nazis nach Kriegsende zu unterscheiden. Der britische Außenminister Anthony Eden ließ Bell jedoch wissen, dass eine Unterstützung des Widerstands oder auch nur eine Antwort nicht im nationalen Interesse Großbritanniens liege.
Haftzeit und Hinrichtung (1943–1945) [Bearbeiten]


Am 13. und 21. März 1943 verübten Angehörige der Gruppe um Canaris, Oster und Klaus Bonhoeffer Anschläge auf Adolf Hitler, die fehlschlugen. Am 5. April wurde Dietrich Bonhoeffer gleichzeitig mit seinem Schwager Hans von Dohnanyi wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhaftet und im Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Tegel gefangen gehalten. Im September 1943 wurde Anklage erhoben; die Anklageschrift wurde erst 1991 im Militärhistorischen Archiv Prag wieder aufgefunden.[15] Das gegen Bonhoeffer eingeleitete Strafverfahren vor dem Reichskriegsgericht wurde zunächst von höheren Beamten mit Verbindungen zu Widerstandskreisen, z.B. Karl Sack, nach Kräften aufgehalten.
Mitte Januar 1943 verlobte Bonhoeffer sich mit Maria von Wedemeyer (* 1924; † 1977), der Tochter eines pommerschen Gutsbesitzers, Schwester eines ehemaligen Konfirmanden und Enkelin seiner Gönnerin und Förderin noch aus der Zeit der Predigerseminare und Sammelvikariate, Ruth von Kleist-Retzow.


Am 20. Juli 1944 unternahm Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein weiteres Attentat auf Adolf Hitler, das knapp fehlschlug. Bei den nachfolgenden intensiven Verhören konnte die Gestapo Bonhoeffer und anderen Mitverschwörern keine Beteiligung daran nachweisen. Der Fund der so genannten Zossener Akten durch die Gestapo, in welchen unter der Ägide Hans von Dohnanyis die Greueltaten des NS-Regimes zur späteren Rechtfertigung der Widerständler und Aufklärung der Bevölkerung sowie der Alliierten akribisch verzeichnet waren, im Frühherbst 1944 führte zu einer dramatischen Wendung im Fall Bonhoeffer sowie im Fall von Dohnanyi.
==Haftzeit und Hinrichtung (1943–1945)==


Aus Sorge um seine Familie verzichtete Bonhoeffer am 5. Oktober auf eine bereits vorbereitete Flucht; er befürchtete Sippenhaftung. Am 8. Oktober 1944 überstellte ihn die Gestapo in den Keller ihrer damaligen Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße 8.[16]
Am 13. und 21. März 1943 verübten Angehörige der Gruppe um Canaris, Oster und Klaus Bonhoeffer Anschläge auf Adolf Hitler, die fehlschlugen. Am 5. April wurde Dietrich Bonhoeffer gleichzeitig mit seinem Schwager Hans von Dohnanyi wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhaftet und im Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Tegel gefangen gehalten. Im September 1943 wurde Anklage erhoben; die Anklageschrift wurde erst 1991 im Militärhistorischen Archiv Prag wieder aufgefunden. Das gegen Bonhoeffer eingeleitete Strafverfahren vor dem Reichskriegsgericht wurde zunächst von höheren Beamten mit Verbindungen zu Widerstandskreisen, z.B. Karl Sack, nach Kräften aufgehalten. Nach dem Anschlag auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde Bonhoeffer von der Gestapo verhört, doch man konnte ihm keine Mitbeteiligung daran nachweisen. Der Fund der so genannten Zossener Akten durch die Gestapo, in welchen unter der Ägide Hans von Dohnanyis die Greueltaten des NS-Regimes zur späteren Rechtfertigung der Widerständler und Aufklärung der Bevölkerung sowie der Alliierten akribisch verzeichnet waren, im Frühherbst 1944 führte zu einer dramatischen Wendung im Fall Bonhoeffer sowie im Fall von Dohnanyi. Aus Sorge um seine Familie verzichtete Bonhoeffer am 5. Oktober auf eine bereits vorbereitete Flucht; er befürchtete Sippenhaftung. Am 8. Oktober 1944 überstellte ihn die Gestapo in den Keller ihrer damaligen Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße 8.
Die Hinrichtungsstelle Bonhoeffers: der Hof des Arrestblocks im KZ Flossenbürg
Büste Bonhoeffers in der Gedenkkapelle Flossenbürg


Am 17. Januar 1945 schrieb Bonhoeffer den letzten Brief an seine Eltern. Am 7. Februar wurde er in das KZ Buchenwald verlegt, wo er den britischen Mitgefangenen Payne Best kennenlernte. Am 5. April 1945 ordnete Adolf Hitler die Hinrichtung aller noch nicht exekutierten „Verschwörer“ des 20. Juli 1944 an und damit auch die Dietrich Bonhoeffers. Ein SS-Gericht, oft fälschlich als Standgericht bezeichnet, verurteilte ihn zusammen mit Wilhelm Canaris, Hans Oster, Karl Sack und Ludwig Gehre am 8. April 1945 zum Tode durch den Strang. Der Prozess war ein Scheinprozess unter dem Vorsitz von Otto Thorbeck, Inhaber der Chefrichterstelle beim SS- und Polizeigericht in München. Beisitzer waren der Kommandant des KZ Flossenbürg Max Koegel und eine weitere unbekannte Person. Verteidiger waren nicht anwesend, Zeugen wurden nicht vernommen. Die Verhandlung fand ohne Protokollführer statt; eine neue Akte wurde nicht angelegt. Die Prozessakten gegen Bonhoeffer, die bei einem Bombenangriff auf Berlin verbrannt waren, lagen nicht vor. Ankläger war Walter Huppenkothen, der zuvor bereits in einem Standgericht Hans von Dohnanyi, den Schwager Dietrich Bonhoeffers, zum Tode verurteilen ließ. Huppenkothen und Thorbeck wurden 1956 wegen des Flossenbürgverfahrens vom BGH wegen Beihilfe zum Mord verurteilt.
Am 17. Januar 1945 schrieb Bonhoeffer den letzten Brief an seine Eltern. Am 7. Februar wurde er in das KZ Buchenwald verlegt, wo er den britischen Mitgefangenen Payne Best kennenlernte. Am 5. April 1945 ordnete Adolf Hitler die Hinrichtung aller noch nicht exekutierten „Verschwörer“ des 20. Juli 1944 an und damit auch die Dietrich Bonhoeffers. Ein SS-Gericht, oft fälschlich als Standgericht bezeichnet, verurteilte ihn zusammen mit Wilhelm Canaris, Hans Oster, Karl Sack und Ludwig Gehre am 8. April 1945 zum Tode durch den Strang. Der Prozess war ein Scheinprozess unter dem Vorsitz von Otto Thorbeck, Inhaber der Chefrichterstelle beim SS- und Polizeigericht in München. Beisitzer waren der Kommandant des KZ Flossenbürg Max Koegel und eine weitere unbekannte Person. Verteidiger waren nicht anwesend, Zeugen wurden nicht vernommen. Die Verhandlung fand ohne Protokollführer statt; eine neue Akte wurde nicht angelegt. Die Prozessakten gegen Bonhoeffer, die bei einem Bombenangriff auf Berlin verbrannt waren, lagen nicht vor. Ankläger war Walter Huppenkothen, der zuvor bereits in einem Standgericht Hans von Dohnanyi, den Schwager Dietrich Bonhoeffers, zum Tode verurteilen ließ. Huppenkothen und Thorbeck wurden 1956 wegen des Flossenbürgverfahrens vom BGH wegen Beihilfe zum Mord verurteilt.
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[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Gestorben 1945]]
[[Kategorie:Geboren 1906]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Hingerichtete Person (NS-Opfer)]]
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