Der Mord im Zusammenhang des Tötens: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Ein natürliches Verbrechen liegt immer dann vor, wenn''' - und wir sprechen hier vom ''delitto naturale'' (also, wenn man so will, vom ''malum in se'' im Gegensatz zum ''mere prohibituum'') - '''grundlegende moralische Empfindungen des Mitleids (''pietà'') oder der Redlichkeit (''probità'') verletzt werden und deshalb die Tat allgemein als abscheulich empfunden wird''': ''"Il delitto sociale o naturale è una lesione de quella parte del senso morale, che consiste nei sentimenti altruistici fondamentali (pietà e probità)"'' (Garofalo 1885: 30).
'''Ein natürliches Verbrechen liegt immer dann vor, wenn''' - und wir sprechen hier vom ''delitto naturale'' (also, wenn man so will, vom ''malum in se'' im Gegensatz zum ''mere prohibituum'') - '''grundlegende moralische Empfindungen des Mitleids (''pietà'') oder der Redlichkeit (''probità'') verletzt werden und deshalb die Tat allgemein als abscheulich empfunden wird''': ''"Il delitto sociale o naturale è una lesione de quella parte del senso morale, che consiste nei sentimenti altruistici fondamentali (pietà e probità)"'' (Garofalo 1885: 30).


Fragen wir Leute auf der Straße, dann werden sie aber trotz der Antiquiertheit Garofalos etwas daran finden. Sie werden allerdings keine abstrakten Definitionen liefern, sondern sehr konkrete Beispiele. Auf die Frage - was ist ein Verbrechen - werden die meisten Menschen ohne nachzudenken einfach antworten: Na ja, ein Verbrechen, das ist zum Beispiel ein Mord.
'''Die meisten Nicht-Experten werden auf die Frage "Was ist ein Verbrechen" nicht abstrakt, sondern konkret mit einem Beispiel antworten. Sie werden sagen: ein Verbrechen, das ist zum Beispiel ein Mord.
'''


Diese Bedeutung des Mordes steht natürlich (Enzensberger 1964: 10) "in keinem Verhältnis zur Kriminalstatistik, in der ganz andere Delikte die Hauptrolle spielen. Obwohl er relativ selten ist, spielt der Mord im allgemeinen Bewußtsein eine Schlüsselrolle. Kraft seines Beispiels wird überhaupt erst verstanden, was ein Verbrechen ist" (Enzensberger 1964: 10).
:Natürlich steht das in keinem Verhältnis zur Kriminalstatistik. Dort spielen ganz andere Delikte die Hauptrolle.
 
'''Und dennoch "spielt der Mord im allgemeinen Bewußtsein eine Schlüsselrolle. Kraft seines Beispiels wird überhaupt erst verstanden, was ein Verbrechen ist"''' (Enzensberger 1964: 10).


:Hier setzt die Kriminologie gerne ein, um zu beweisen, dass und wie nützlich sie sein kann. Wenn man nur auf uns hörte, so der Refrain dieses Kanons der Medienkriminologen, wenn man nur auf uns hörte, dann wüßte man längst, dass und wie unsinng es ist, diese Furcht zu haben, weil doch die Zahl der Morde gar nicht ansteigt, weil doch kleine Kinder immer sicherer vor pädophilen Angriffen mit Todesfolge sind. Und überhaupt nimmt die Gewalt doch ab und ist alles nicht so schlimm.
:Hier setzt die Kriminologie gerne ein, um zu beweisen, dass und wie nützlich sie sein kann. Wenn man nur auf uns hörte, so der Refrain dieses Kanons der Medienkriminologen, wenn man nur auf uns hörte, dann wüßte man längst, dass und wie unsinng es ist, diese Furcht zu haben, weil doch die Zahl der Morde gar nicht ansteigt, weil doch kleine Kinder immer sicherer vor pädophilen Angriffen mit Todesfolge sind. Und überhaupt nimmt die Gewalt doch ab und ist alles nicht so schlimm.
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