Der Mord im Zusammenhang des Tötens: Unterschied zwischen den Versionen

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:Vielleicht gibt es ja sogar in der Vielfalt der menschlichen Gemeinschaften die eine oder die andere, die in dieser Hinsicht besser sind als andere. Bisher war ja immer von uns Menschen im Allgemeinen die Rede. Aber im Detail unterscheiden sich doch nicht nur die Individuen stark voneinander, sondern auch die Kulturen, die politischen Systeme und die Lebensweisen. So töten zum Beispiel nicht alle menschlichen Gemeinschaften gleich viel und gleich bedenkenlos. Denken wir an die Vegetarier und die Veganer, denken wir an die Religionen und Wertegemeinschaften, die die Achtung vor dem Leben ernst nehmen. Also etwa an den [[Jainismus]]. Die drei universellen ethischen Grundprinzipien der Jain sind Gewaltlosigkeit gegenüber allen immanent beseelten Existenzformen (Ahimsa), Unabhängigkeit von unnötigem Besitz (Aparigraha) und Wahrhaftigkeit (Satya = Verzicht auf nicht wahrheitsgemäße Rede). Zum Ablassen von Töten und Verletzen von Lebewesen gehört eine Ernährung, die weder Tier noch Pflanze für sich sterben lässt. Ein Jain wird kaum als Bauer arbeiten, weil er beim Pflügen Lebewesen verletzen könnte. Er wird auch nicht Soldat werden.
:Vielleicht gibt es ja sogar in der Vielfalt der menschlichen Gemeinschaften die eine oder die andere, die in dieser Hinsicht besser sind als andere. Bisher war ja immer von uns Menschen im Allgemeinen die Rede. Aber im Detail unterscheiden sich doch nicht nur die Individuen stark voneinander, sondern auch die Kulturen, die politischen Systeme und die Lebensweisen. So töten zum Beispiel nicht alle menschlichen Gemeinschaften gleich viel und gleich bedenkenlos. Denken wir an die Vegetarier und die Veganer, denken wir an die Religionen und Wertegemeinschaften, die die Achtung vor dem Leben ernst nehmen. Also etwa an den [[Jainismus]]. Die drei universellen ethischen Grundprinzipien der Jain sind Gewaltlosigkeit gegenüber allen immanent beseelten Existenzformen (Ahimsa), Unabhängigkeit von unnötigem Besitz (Aparigraha) und Wahrhaftigkeit (Satya = Verzicht auf nicht wahrheitsgemäße Rede). Zum Ablassen von Töten und Verletzen von Lebewesen gehört eine Ernährung, die weder Tier noch Pflanze für sich sterben lässt. Ein Jain wird kaum als Bauer arbeiten, weil er beim Pflügen Lebewesen verletzen könnte. Er wird auch nicht Soldat werden.


:Was Gewaltfreiheit für die Jain bedeutet, zeigt die Lebensweise des Acharya (Heilige) Elacharya Shri Shrutsagar in Neu-Delhi (Buchsteiner 2012): er begnügt sich nicht nur mit einem Stehfrühstück aus Wasser und Linsenbrei für die tägliche Ernährung, sondern verzichtet auch auf die Körperwäsche. Haben nicht auch die Einzeller im Wasser ein Recht auf Leben? Warum sollten sie unnötig ausgelöscht werden? Nicht zu töten heißt auch Vorsicht im Umgang mit Pflanzen: manche Jain tragen einen Mundschutz, um nicht unwillentlich Minilebewesen einzuatmen. Und fast alle achten darauf, kein Wurzelgemüse aus dem Boden zu reißen.
:Was Gewaltfreiheit für die Jain bedeutet, zeigt die Lebensweise des Acharya (Heilige) Elacharya Shri Shrutsagar in Neu-Delhi (Buchsteiner 2012): er begnügt sich nicht nur mit einem Stehfrühstück aus Wasser und Linsenbrei für die tägliche Ernährung, sondern verzichtet auch auf die Körperwäsche. Haben nicht auch die Einzeller im Wasser ein Recht auf Leben? Warum sollten sie unnötig ausgelöscht werden? Nicht zu töten heißt auch Vorsicht im Umgang mit Pflanzen: manche Jain tragen einen Mundschutz, um nicht unwillentlich Minilebewesen einzuatmen. Und fast alle achten darauf, kein Wurzelgemüse aus dem Boden zu reißen. - Das könnte zu dem Vorurteil verleiten, dass es sich um Spinner am Rande des Existenzminimus und völlig weltabgewandte Asketen handeln muss. Doch nichts wäre irreführender. Die nicht einmal zehn Millionen Jain auf der Welt sind überdurchschnittlich gebildet und wohlhabend und kommen in der zivilisierten Welt ganz gut zurecht. Viele sind übrigens im Bankgewerbe tätig - wie nicht zuletzt auch der neue Chef der Deutschen Bank, [http://de.wikipedia.org/wiki/Anshu_Jain Anshu Jain].


Die zwischen fünf und zehn Millionen Jain sind übrigens meistens sehr gebildet und durchaus wohlhabend und kommen in der zivilisierten Welt recht gut zurecht. Viele sind im Bankgewerbe tätig - wie der Chef der Deutschen Bank, [http://de.wikipedia.org/wiki/Anshu_Jain Anshu Jain].
Wenn wir von "den Menschen" sprechen, ist also immer Raum für viele Besonderheiten und Ausnahmen zuzugestehen. Das ist auch der Hoffnungsschimmer für die Zukunft. Doch müssen wir auch zugestehen: es waren nicht die Prinzipien des Jainismus, die den bisherigen Gang der Menschheitsgeschichte und insbesondere die Geschichte und Entwicklungsprinzipien des Tötens - seiner Förderung und seiner Kontrolle - maßgeblich bestimmten. Es waren andere. Und zwar folgende.


== Die Nichtverfügbarkeit (elusiveness) des Mordes ==
== Die Nichtverfügbarkeit (elusiveness) des Mordes ==
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