Der Mord im Zusammenhang des Tötens: Unterschied zwischen den Versionen

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Menschen töten auch ihre Artgenossen. Sie töten zum individuellen Nutzen oder zu dem eines Kollektivs. Sie töten aus Angst und aus Wut, wegen des Stolzes und wegen der Ehre, aus Habgier und zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, sie töten aus Macht und aus Lust, aus Ohnmacht und aus Frust. Sie töten zur Störung der Ordnung wie zu deren Sicherung. Sie töten aus edlen Motiven und aus niederen. Sie töten mit der bloßen Hand und mit Schusswaffen, aus der Nähe und aus der Distanz, unmittelbar und direkt, oft aber auch mittelbar und indirekt. Sie töten so viel und auf so viele verschiedene Arten, dass es notwendig ist, das Töten zu klassifizieren und zu regulieren. Es wird aber nicht nur kontrolliert, sondern auch trainiert und stimuliert. Die Lage ist offenbar verworren. Lässt sie sich zumindest gedanklich ordnen und vielleicht erklären - oder lässt sich gar feststellen, in welche Richtung sich das Töten entwickelt und wie man sie, die Richtung (und das damit verbundene Leiden) vielleicht sogar auf eine das Leiden, das Töten und das Morden verringernde Weise beeinflussen könnte?
Menschen töten auch ihre Artgenossen. Sie töten zum individuellen Nutzen oder zu dem eines Kollektivs. Sie töten aus Angst und aus Wut, wegen des Stolzes und wegen der Ehre, aus Habgier und zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, sie töten aus Macht und aus Lust, aus Ohnmacht und aus Frust. Sie töten zur Störung der Ordnung wie zu deren Sicherung. Sie töten aus edlen Motiven und aus niederen. Sie töten mit der bloßen Hand und mit Schusswaffen, aus der Nähe und aus der Distanz, unmittelbar und direkt, oft aber auch mittelbar und indirekt. Sie töten so viel und auf so viele verschiedene Arten, dass es notwendig ist, das Töten zu klassifizieren und zu regulieren. Es wird aber nicht nur kontrolliert, sondern auch trainiert und stimuliert. Die Lage ist offenbar verworren. Lässt sie sich zumindest gedanklich ordnen und vielleicht erklären - oder lässt sich gar feststellen, in welche Richtung sich das Töten entwickelt und wie man sie, die Richtung (und das damit verbundene Leiden) vielleicht sogar auf eine das Leiden, das Töten und das Morden verringernde Weise beeinflussen könnte?


:Vielleicht gibt es ja sogar in der Vielfalt der menschlichen Gemeinschaften die eine oder die andere, die in dieser Hinsicht besser sind als andere. Bisher war ja immer von uns Menschen im Allgemeinen die Rede. Aber im Detail unterscheiden sich doch nicht nur die Individuen stark voneinander, sondern auch die Kulturen, die politischen Systeme und die Lebensweisen. So töten zum Beispiel nicht alle menschlichen Gemeinschaften gleich viel und gleich bedenkenlos. Denken wir an die Vegetarier und die Veganer, denken wir an die Religionen und Wertegemeinschaften, die die Achtung vor dem Leben ernst nehmen. Also etwa an den [[Jainismus]].
:Vielleicht gibt es ja sogar in der Vielfalt der menschlichen Gemeinschaften die eine oder die andere, die in dieser Hinsicht besser sind als andere. Bisher war ja immer von uns Menschen im Allgemeinen die Rede. Aber im Detail unterscheiden sich doch nicht nur die Individuen stark voneinander, sondern auch die Kulturen, die politischen Systeme und die Lebensweisen. So töten zum Beispiel nicht alle menschlichen Gemeinschaften gleich viel und gleich bedenkenlos. Denken wir an die Vegetarier und die Veganer, denken wir an die Religionen und Wertegemeinschaften, die die Achtung vor dem Leben ernst nehmen. Also etwa an den [[Jainismus]]. Die drei universellen ethischen Grundprinzipien der Jain sind Gewaltlosigkeit gegenüber allen immanent beseelten Existenzformen (Ahimsa), Unabhängigkeit von unnötigem Besitz (Aparigraha) und Wahrhaftigkeit (Satya = Verzicht auf nicht wahrheitsgemäße Rede). Zum Ablassen von Töten und Verletzen von Lebewesen gehört eine Ernährung, die weder Tier noch Pflanze für sich sterben lässt. Ein Jain wird kaum als Bauer arbeiten, weil er beim Pflügen Lebewesen verletzen könnte. Er wird auch nicht Soldat werden.
 
:Was Gewaltfreiheit für die Jain bedeutet, zeigt die Lebensweise des Acharya (Heilige) Elacharya Shri Shrutsagar in Neu-Delhi (Buchsteiner 2012): er begnügt sich nicht nur mit einem Stehfrühstück aus Wasser und Linsenbrei für die tägliche Ernährung, sondern verzichtet auch auf die Körperwäsche. Haben nicht auch die Einzeller im Wasser ein Recht auf Leben? Warum sollten sie unnötig ausgelöscht werden? Nicht zu töten heißt auch Vorsicht im Umgang mit Pflanzen: manche Jain tragen einen Mundschutz, um nicht unwillentlich Minilebewesen einzuatmen. Und fast alle achten darauf, kein Wurzelgemüse aus dem Boden zu reißen.


== Die Nichtverfügbarkeit (elusiveness) des Mordes ==
== Die Nichtverfügbarkeit (elusiveness) des Mordes ==
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