Der Alte vom Berge: Unterschied zwischen den Versionen

103 Bytes hinzugefügt ,  23:35, 11. Jan. 2012
Zeile 5: Zeile 5:


==Leben==
==Leben==
Raschid ad-Din Sinans Geburtsort ist vermutlich das in der Nähe von Basra gelegene Dorf Aqral-Sudan im Südirak. Laut seiner Biographie war er der Sohn eines angesehen Bürgers Basra, was ihm zu einem höheren Bildungsstand verhalf. Nach einem nicht näher erläuterten Geschehniss zwischen ihm und seinen Brüdern verließ Sinan seine Heimat und wanderte nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Alamut Alamut], einer Bergfestung in den [http://de.wikipedia.org/wiki/Dailam Dailamiten], die damals vom ismailitischen Assassinenführer Kija Muhammad beherrscht wurde. Dessen Sohn und Nachfolger Hasan II., der gemeinsam mit Sinan in Alamut unterrichtet und ausgebildet worden war, schickte letzteren 1162 nach Syrien, um die von Hasan proklamierte ''Auferstehung'' unter den dortigen Ismailiten zu verbreiten.
Raschid ad-Din Sinans Geburtsort ist vermutlich das in der Nähe von Basra gelegene Dorf Aqral-Sudan im Südirak. Laut seiner Biographie war er der Sohn eines angesehen Bürgers Basra, was ihm zu einem höheren Bildungsstand verhalf. Nach einem nicht näher erläuterten Geschehniss zwischen ihm und seinen Brüdern verließ Sinan seine Heimat und wanderte nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Alamut Alamut], einer Bergfestung in den [http://de.wikipedia.org/wiki/Dailam Dailamiten], die damals vom ismailitischen Assassinenführer Kija Muhammad beherrscht wurde. Dessen Sohn und Nachfolger Hasan II., der gemeinsam mit Sinan in Alamut unterrichtet und ausgebildet worden war, schickte letzteren 1162 nach Syrien, um die von Hasan proklamierte ''Auferstehung'' (das Gebot, bestimmte Verhaltensweise wie Fasten und Beten einzustellen) unter den dortigen Ismailiten zu verbreiten.


Sinan stellte sich jedoch gegen diese neue Doktrin des Verbots der Befolgung islamischer Gesetze und ließ Fastenbrecher, Trinker und andere "Ekstatiker" vernichten. Anschließend stieg er zum Anführer der Assassinensekte in Syrien auf und eroberte eine Reihe an Burgen und Festungen im umliegenden Gebiet, um seinen Machtbereich zu erweitern. In den Folgejahren erwehrte er sich mehrerer Attentatsversuche aus Alamut, wo man sich vor Sinans Machtusurpiation der Assassinensekte fürchtete, bis man ihn schließlich gewehren lassen musste und den Kontakt mehr oder minder abbrach. Raschid ad-Din Sinan hatte sich damit nicht nur als bedeutende Figur der syrischen Ismailiten zur Zeit des Dritten Kreuzzuges erwiesen, sondern sich auch als einziger, von Alamut unabhängig regierender Assassinenführer etabliert. Die ihm nach einiger Zeit zugeschriebene Bezeichnung des "Alten vom Berge" ließ ihn zudem als jemand Erfahrenes, zugleich aber auch als etwas Mystisches und Fremdes erscheinen, was seine Macht und seine Respekteinflößung gegenüber den Sunniten und anderen Gruppierungen weiter erhöhte.
Sinan stellte sich jedoch gegen diese neue Doktrin des Verbots der Befolgung islamischer Gesetze und ließ Fastenbrecher, Trinker und andere "Ekstatiker" vernichten, was zu einem Bruch mit Alamut und den dortigen Assassinen führte. Residierend in [http://de.wikipedia.org/wiki/Masyaf Masyaf], stieg Sinan zum Anführer der Ismailiten in Syrien auf, und eroberte eine Reihe weiterer Burgen und Festungen im umliegenden Gebiet, um seinen Machtbereich zu erweitern. In den Folgejahren erwehrte er sich mehrerer Attentatsversuche aus Alamut, wo man sich vor einem möglichen Versuch Sinans der Machtusurpiation aller Assassinen fürchtete, bis man ihn aber schließlich gewehren ließ und den Kontakt mehr oder minder abbrach. Raschid ad-Din Sinan hatte sich damit als einziger, von Alamut unabhängig regierender Assassinenführer etabliert.


In seiner ca. 30 Jahre andauernden Herrschaft war er Auftraggeber mehrerer Assassinate auf sunnitische Muslime sowie vereinzelt auch auf Christen. Berühmt wurde Sinan unter anderem für seine Attentatsversuche auf Saladin, den Herrscher Ägyptens, mit Hilfe des [http://de.wikipedia.org/wiki/Aleppo Aleppo] regierenden [http://de.wikipedia.org/wiki/Zangiden Zengiden] Gümüschtigin. Sinan war solch eine Gefahr für Saladin, dass jener strenge Sicherheitsvorkehrungen in Kairo verordnen ließ und auch einige (allerdings eher zaghafte) Gegenangriffe auf den Alten vom Berge startete. Der später offensichtlich entstandene Waffenstillstand zwischen Saladin und Raschid ad-Din Sinan ist aufgrund dieser feindschaftlichen Vorgeschichte von ausgeschmückten Legenden umrankt, in denen zumeist von Saladins Furcht vor den Assassinen und daraus resultierenden Vermittlungen zwischen den beiden Parteien ausgegangen wird. So soll Sinan den ägyptischen Herrscher in dessen eigenem Palast zu Verhandlungen gezwungen haben, indem sich mehrere Mitglieder von Saladins engster Leibgarde als Assassinen zu erkennen gegeben hatten. Fest steht, dass es zu Zeiten Sinans in Syrien nur anfänglich zu Ausseinandersetzungen und Attentatsversuchen kam, später die beiden womöglich sogar zusammengearbeitet haben.
In seiner ca. 30 Jahre andauernden Herrschaft war er der Auftraggeber verschiedener Assassinate auf sunnitische Muslime sowie vereinzelt auch auf Christen. Die ihm nach einiger Zeit zugeschriebene Bezeichnung des "Alten vom Berge" ließ ihn dabei als jemand Erfahrenes, zugleich aber auch als etwas Mystisches und Fremdes erscheinen, was seine Macht und seine Respekteinflößung gegenüber den Sunniten und anderen Gruppierungen erhöhte.
 
Berühmt wurde Sinan sicherlich durch seine Attentatsversuche auf Saladin, den Herrscher Ägyptens, mit Hilfe des [http://de.wikipedia.org/wiki/Aleppo Aleppo] regierenden [http://de.wikipedia.org/wiki/Zangiden Zengiden] Gümüschtigin. Saladin empfand Sinan als solch eine Gefahr, dass er strenge Sicherheitsvorkehrungen in Damaskus verordnen ließ und auch einige (allerdings eher zaghafte) Gegenangriffe auf den Alten vom Berge startete. Der später offensichtlich entstandene Waffenstillstand zwischen Saladin und Raschid ad-Din Sinan ist aufgrund dieser feindschaftlichen Vorgeschichte von ausgeschmückten Legenden umrankt, in denen zumeist von Saladins Furcht vor den Assassinen und daraus resultierenden Vermittlungen zwischen den beiden Parteien ausgegangen wird. So soll Sinan den ägyptischen Herrscher in dessen eigenem Palast zu Verhandlungen gezwungen haben, indem sich mehrere Mitglieder von Saladins engster Leibgarde als Assassinen zu erkennen gegeben hatten. Fest steht, dass es zu Zeiten Sinans in Syrien nur anfänglich zu Ausseinandersetzungen und Attentatsversuchen kam, später die beiden womöglich sogar zusammengearbeitet haben.


In den 1180er und 1190er Jahren führten die syrischen Ismailiten indes weitere Attentate auf hochrangige Sunniten und Christen durch. Nach dem Assassinat an [http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_von_Montferrat Konrad von Montferrat] wurde es schließlich jedoch ruhiger um die Männer des Alten vom Berge. Raschid ad-Din Sinans Tod erfolgte zu eben dieser Zeit (vermutlich zwischen 1192 und 1194). Sein persischer Nachfolger Nasr unterstellte sich wieder der Autorität Alamuts und beendete damit die Vormachtstellung der Assassinen in Nordsyrien, die sich Sinan zuvor aufgebaut gehabt hatte.
In den 1180er und 1190er Jahren führten die syrischen Ismailiten indes weitere Attentate auf hochrangige Sunniten und Christen durch. Nach dem Assassinat an [http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_von_Montferrat Konrad von Montferrat] wurde es schließlich jedoch ruhiger um die Männer des Alten vom Berge. Raschid ad-Din Sinans Tod erfolgte zu eben dieser Zeit (vermutlich zwischen 1192 und 1194). Sein persischer Nachfolger Nasr unterstellte sich wieder der Autorität Alamuts und beendete damit die Vormachtstellung der Assassinen in Nordsyrien, die sich Sinan zuvor aufgebaut gehabt hatte.
316

Bearbeitungen