Defensible space - theory ("Raumverteidigungstheorie" / Theorie des wehrhaften bzw. verteidigungsfähigen Raumes): Unterschied zwischen den Versionen

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Newman entwickelte sein Konzept, indem er den Untergang der Sozialwohnungssiedlung Pruitt-Igoe in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri  beobachtete (vgl. Newman 1996: 9). In 11-geschossigen Hochhäusern sollten die Bewohner der Pruitt-Igoe untergebracht werden. Zur Gemeinschaftsnutzung, z. B. Waschräume, waren das Erdgeschoss der Gebäude und die dritte Etage vorgesehen. Mit der Zeit waren diese Gemeinschaftsräume durch Müll belastet und aufgrund von Vandalismus beschädigt. Sie entwickelten sich zu sehr unsicheren und gefährlichen Orten. In den Treppenhäusern und in den Aufzügen bot sich ein ähnliches Bild. Eine hohe Kriminalitätsrate und Vandalismus kennzeichneten schließlich den Alltag. Dieses Projekt erwies sich als ein Desaster und wurde etwa zehn Jahre nach seiner Konstruktion abgerissen. Newman verglich die Entwicklung in Pruitt-Igoe mit der Situation in einer anderen Sozialwohnungssiedlung, die mit einer ähnlichen Bevölkerung bewohnt war, aber problemlos und voll besetzt blieb (vgl. Newman 1996: 11).
Newman entwickelte sein Konzept, indem er den Untergang der Sozialwohnungssiedlung Pruitt-Igoe in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri  beobachtete (vgl. Newman 1996: 9). In 11-geschossigen Hochhäusern sollten die Bewohner der Pruitt-Igoe untergebracht werden. Zur Gemeinschaftsnutzung, z. B. Waschräume, waren das Erdgeschoss der Gebäude und die dritte Etage vorgesehen. Mit der Zeit waren diese Gemeinschaftsräume durch Müll belastet und aufgrund von Vandalismus beschädigt. Sie entwickelten sich zu sehr unsicheren und gefährlichen Orten. In den Treppenhäusern und in den Aufzügen bot sich ein ähnliches Bild. Eine hohe Kriminalitätsrate und Vandalismus kennzeichneten schließlich den Alltag. Dieses Projekt erwies sich als ein Desaster und wurde etwa zehn Jahre nach seiner Konstruktion abgerissen. Newman verglich die Entwicklung in Pruitt-Igoe mit der Situation in einer anderen Sozialwohnungssiedlung, die mit einer ähnlichen Bevölkerung bewohnt war, aber problemlos und voll besetzt blieb (vgl. Newman 1996: 11).
Die gemeinschaftlichen Räume waren nach Newman von den privaten Räumen abgetrennt und zu sehr isoliert, so dass diese bauliche Gestaltung demnach der Grund für den Untergang Pruitt-Igoe gewesen sein soll (vgl. Newman 1996: 10). Trotz des Vandalismus und der Kriminalität in den Eingangsbereichen, Eingangshallen, Treppenhäusern, Fahrstühlen und Korridoren stellte sich die Wohnqualität innerhalb der privaten Wohnungen deutlich anders dar.  Newman schlussfolgert daraus, dass die Bewohner nur diejenigen Räume sorgsam behandelten und kontrollierten, die sie als ihr Eigentum betrachteten (vgl. ebd.: 11). Wenn ein Raum wenigen Familien zur Verfügung stand, dann betrachteten diese Familien den Raum als ihr Eigentum und entwickelten ein Verantwortungsgefühl gegenüber den Nachbarn und der Umgebung. In den Gemeinschaftsbereichen fiel die Unterscheidung zwischen berechtigten Bewohnern und Fremden allerdings schwer. Die dadurch entstehende Anonymität begünstigte die Gelegenheiten für abweichendes Verhalten (vgl. Schwind 2013: 359).
Die gemeinschaftlichen Räume waren nach Newman von den privaten Räumen abgetrennt und zu sehr isoliert, so dass diese bauliche Gestaltung demnach der Grund für den Untergang von Pruitt-Igoe gewesen sein soll (vgl. Newman 1996: 10). Trotz des Vandalismus und der Kriminalität in den Eingangsbereichen, Eingangshallen, Treppenhäusern, Fahrstühlen und Korridoren stellte sich die Wohnqualität innerhalb der privaten Wohnungen deutlich anders dar.  Newman schlussfolgert daraus, dass die Bewohner nur diejenigen Räume sorgsam behandelten und kontrollierten, die sie als ihr Eigentum betrachteten (vgl. ebd.: 11). Wenn ein Raum wenigen Familien zur Verfügung stand, dann betrachteten diese Familien den Raum als ihr Eigentum und entwickelten ein Verantwortungsgefühl gegenüber den Nachbarn und der Umgebung. In den Gemeinschaftsbereichen fiel die Unterscheidung zwischen berechtigten Bewohnern und Fremden allerdings schwer. Die dadurch entstehende Anonymität begünstigte die Gelegenheiten für abweichendes Verhalten (vgl. Schwind 2013: 359).


Dieses Phänomen beobachtete Newman auch bei Untersuchungen von Hochhäusern in New York und kam dabei zu dem Ergebnis, dass Hochhäuser mit mehr als fünf Stockwerken deutlich stärker belastet waren als Mehrfamilienhäuser mit bis zu drei Stockwerken (vgl. Schwind 2013: 358). Die Kriminalitätsrate stieg zudem nahezu proportional zu der Gebäudehöhe an (vgl. Newman 1972: 27). Er stellte allerdings ebenso fest, dass auch die Sozialstruktur der Bewohner Einfluss auf die Kriminalität habe (Kube 1982: 22).
Dieses Phänomen beobachtete Newman auch bei Untersuchungen von Hochhäusern in New York und kam dabei zu dem Ergebnis, dass Hochhäuser mit mehr als fünf Stockwerken deutlich stärker belastet waren als Mehrfamilienhäuser mit bis zu drei Stockwerken (vgl. Schwind 2013: 358). Die Kriminalitätsrate stieg zudem nahezu proportional zu der Gebäudehöhe an (vgl. Newman 1972: 27). Er stellte allerdings ebenso fest, dass auch die Sozialstruktur der Bewohner Einfluss auf die Kriminalität habe (Kube 1982: 22).
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