Biopiraterie: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Biopiraterie''', umfasst den Prozess der Aneignung von biologischen Ressourcen und traditionellem Wissen auf Basis des [[Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS-Abkommen)|geistigen Eigentumsrechtes]], indem diese durch Patente an Einzelne transformiert werden.   
'''Biopiraterie''', umfasst den Prozess der Aneignung von biologischen Ressourcen und [[Traditionelles Wissen|traditionellem Wissen]] auf Basis des [[Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS-Abkommen)|geistigen Eigentumsrechtes]], indem diese durch Patente an Einzelne transformiert werden.   


Im ''International Handbook of Criminology'' wird dieser Prozess von Rob White (2010) zunächst in drei betreffende Bereiche kategorisiert:  
Im ''International Handbook of Criminology'' wird dieser Prozess von Rob White (2010) zunächst in drei betreffende Bereiche kategorisiert:  
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Der Bezeichnung ''Biopiraterie'' lässt sich auf soziale Bewegungen und Nicht- Regierungsorganisationen (NGO´s) aus den frühen 1990er Jahre zurückführen.  Die semantische Betrachtung des Begriffs impliziert bereits eine Kritik, an den damit beschriebenen Handlungen.  Die „ETC-Group“ (früher [http://de.wikipedia.org/wiki/Rural_Advancement_Foundation_International RAFI]) (NGO)  prägt den Begriff ''Biopiraterie'', der das Aneignen von Wissen und biologischen Ressourcen aus agrar- und indigenen Gemeinschaften durch Einzelne oder Institutionen, die eine exklusive und alleinige Kontrolle über diese Ressourcen anstreben <ref> http://www.etcgroup.org/en/issues/biopiracy Letzter Zugriff: 25.06.2011</ref>.  
Der Bezeichnung ''Biopiraterie'' lässt sich auf soziale Bewegungen und Nicht- Regierungsorganisationen (NGO´s) aus den frühen 1990er Jahre zurückführen.  Die semantische Betrachtung des Begriffs impliziert bereits eine Kritik, an den damit beschriebenen Handlungen.  Die „ETC-Group“ (früher [http://de.wikipedia.org/wiki/Rural_Advancement_Foundation_International RAFI]) (NGO)  prägt den Begriff ''Biopiraterie'', der das Aneignen von Wissen und biologischen Ressourcen aus agrar- und indigenen Gemeinschaften durch Einzelne oder Institutionen, die eine exklusive und alleinige Kontrolle über diese Ressourcen anstreben <ref> http://www.etcgroup.org/en/issues/biopiracy Letzter Zugriff: 25.06.2011</ref>.  


In der bislang seit über zwei Jahrzehnten andauernden Diskussion kristallisierten sich ''zwei partial überlappende Begriffe'' heraus;  deren Verwendungen gleichzeitig eine Art `''Positionierung''´ zu dieser Thematik mit liefert. Während `''Biopiraterie''´ gerne durch Kritiker verwendet wird, bedienen sich Befürworter vorzugsweise des Begriffs der  `''[[Bioprospektion]]''´.<ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, [[ISBN978-1843922209]]</ref>  
In der bislang seit über zwei Jahrzehnten andauernden Diskussion kristallisieren sich ''zwei partial überlappende Begriffe'' heraus;  deren Verwendungen gleichzeitig eine Art `''Positionierung''´ zu dieser Thematik mit liefert. Während `''Biopiraterie''´ gerne durch Kritiker verwendet wird, bedienen sich Befürworter vorzugsweise des Begriffs der  `''[[Bioprospektion]]''´.<ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, ISBN 9781843922209</ref>  
Die beiden Begriff `''Biopiraterie''´ und `''Bioprospektion''´ werden von manchen Autoren u.a. Christine Godt (2004) und Johan Ragnar (2004) vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sachverhalte ''parallel verwendet''.
Die beiden Begriffe `''Biopiraterie''´ und `''Bioprospektion''´ werden von manchen Autoren u.a. Christine Godt (2004) und Johan Ragnar (2004) vor dem Hintergrund unterschiedlicher Sachverhalte ''parallel verwendet''.
 


== rechtlichen Aspekte==
== rechtlichen Aspekte==
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Die Allgemeinen Erklärungen der Vereinten Nationen zu  [[Menschenrechte| Menschenrechten]] und den [[Rechte indigener Völker| Rechten indigener Gemeinschaften]] betonen in Ihren Grundsätzen individuale und kollektive Rechte gegenüber dem Staat, wodurch indigenen und lokalen Gemeinschaften u.a. der  Schutz traditionellen Wissens, als eine Form des kollektiven Eigentums zugesprochen wird.   
Die Allgemeinen Erklärungen der Vereinten Nationen zu  [[Menschenrechte| Menschenrechten]] und den [[Rechte indigener Völker| Rechten indigener Gemeinschaften]] betonen in Ihren Grundsätzen individuale und kollektive Rechte gegenüber dem Staat, wodurch indigenen und lokalen Gemeinschaften u.a. der  Schutz traditionellen Wissens, als eine Form des kollektiven Eigentums zugesprochen wird.   


Die Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) und die menschenrechtlichen Erklärungen sind völkerrechtlich verbindliche Abkommen, die sich gegenseitig Stützen und miteinander in Einklang stehen. Allerdings kommt es zu einer ''Kollision zwischen Handels- und Völkerrechten'', indem die CBD, die Rechte indigener Völker und die TRIPS-Abkommen als völkerrechtlich verbindliche Abkommen in einem unklaren Verhältnis zueinander stehen<ref>http://www.biopiraterie.de/fileadmin/pdf/hintergrund/cbd-trips-konflikt.pdf </ref>.
Die Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) und die menschenrechtlichen Erklärungen sind völkerrechtlich verbindliche Abkommen, die sich gegenseitig stützen und miteinander in Einklang stehen. Allerdings kommt es zu einer ''Kollision zwischen Handels- und Völkerrechten'', indem die CBD, die Rechte indigener Völker und die TRIPS-Abkommen als völkerrechtlich verbindliche Abkommen in einem unklaren Verhältnis zueinander stehen<ref>http://www.biopiraterie.de/fileadmin/pdf/hintergrund/cbd-trips-konflikt.pdf </ref>.
Der Diskurs über die ''Vereinbarkeit von Handels- und Völkerrechten'' wird getragen von den grundsätzlich gegenläufigen Schutzrichtungen beider Rechtsbereiche:
Der Diskurs über die ''Vereinbarkeit von Handels- und Völkerrechten'' wird getragen von den grundsätzlich gegenläufigen Schutzrichtungen beider Rechtsbereiche:


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*Die Rechte indigener Völker stoßen an ihre Grenzen, da sie einerseits nicht hinreichend definieren können, welche Gemeinschaften den Indigenen zugehörig sind und anderseits keine verbindlichen Sanktionen für Verstöße gegen diese Rechte erklärt werden. Die TRIPS-Abkommen übergehen somit nicht nur die Rechte indigener Völker und setzen diese außer Kraft, sondern untergraben auch das Übereinkommen über die biologische Vielfalt, was zu diesem Fall ähnliche Formulierungen enthält.<ref>http://www.eed.de//fix/files/doc/eed_091205_Patentrechte_Menschenrechte_2009_de.pdf </ref>
*Die Rechte indigener Völker stoßen an ihre Grenzen, da sie einerseits nicht hinreichend definieren können, welche Gemeinschaften den Indigenen zugehörig sind und anderseits keine verbindlichen Sanktionen für Verstöße gegen diese Rechte erklärt werden. Die TRIPS-Abkommen übergehen somit nicht nur die Rechte indigener Völker und setzen diese außer Kraft, sondern untergraben auch das Übereinkommen über die biologische Vielfalt, was zu diesem Fall ähnliche Formulierungen enthält.<ref>http://www.eed.de//fix/files/doc/eed_091205_Patentrechte_Menschenrechte_2009_de.pdf </ref>


*Der Sortenschutz mit dem  Saatgutverkehrsgesetz lässt unberücksichtigt, dass in der Agrarwirtschaft bisher ein Großteil der Pflanzen konventionell gezüchtet, Saatgut gesammelt, aufgehoben und getauscht wurde.  Diese traditionellen Vorgehensweisen werden durch die TRIPS-Abkommen untersagt und [[Kriminalisierung| kriminalisiert]]. Diese rechtlichen Normen der TRIPS-Abkommen  untergraben die Übereinkommen über biologische Vielfalt, die den Schutz traditionellen Wissens und traditioneller Vorgehensweisen als notwendig für den Erhalt der biologischen Vielfalt ansieht.<ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], [[ISBN 0864865147]]</ref>
*Der Sortenschutz mit dem  Saatgutverkehrsgesetz lässt unberücksichtigt, dass in der Agrarwirtschaft bisher ein Großteil der Pflanzen konventionell gezüchtet, Saatgut gesammelt, aufgehoben und getauscht wurde.  Diese traditionellen Vorgehensweisen werden durch die TRIPS-Abkommen untersagt und [[Kriminalisierung| kriminalisiert]]. Diese rechtlichen Normen der TRIPS-Abkommen  untergraben die Übereinkommen über biologische Vielfalt, die den Schutz traditionellen Wissens und traditioneller Vorgehensweisen als notwendig für den Erhalt der biologischen Vielfalt ansieht.<ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], ISBN 0864865147</ref>


*In den TRIPS-Abkommen werden  angemessene, rechtlich regulierte Vorteilsausgleiche zwischen Patentinhabern und lokalen Gemeinschaften nicht berücksichtigt. Es wird im Gegenteil sogar verhindert, dass ein staatlicher Schutz gegen die Patentierbarkeit von biologischen Ressourcen zum Schutz des Gemeinwohles installiert wird, da dieses gegen internationale Handelsabkommen verstoßen würde.<ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], [[ISBN 0864865147]]</ref> Das Übereinkommen über biologische Vielfalt berücksichtigt zwar einen angemessenen Ausgleich von zu erwartenden Vorteilen, jedoch liegen hierzu bislang keine gesetzlichen Vereinbarungen vor, obwohl dies ein Kernpunkt der CBD darstellt soll.  <ref>Elisa Träger (2008) Bioprospektion und indigene Rechte. Der Konflikt um die Nutzung von Bioressourcen. Masterthesis. Philosophische Fakultät- Universität zu Köln, Köln </ref>   
*In den TRIPS-Abkommen werden  angemessene, rechtlich regulierte Vorteilsausgleiche zwischen Patentinhabern und lokalen Gemeinschaften nicht berücksichtigt. Es wird im Gegenteil sogar verhindert, dass ein staatlicher Schutz gegen die Patentierbarkeit von biologischen Ressourcen zum Schutz des Gemeinwohles installiert wird, da dieses gegen internationale Handelsabkommen verstoßen würde.<ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], ISBN 0864865147</ref> Das Übereinkommen über biologische Vielfalt berücksichtigt zwar einen angemessenen Ausgleich von zu erwartenden Vorteilen, jedoch liegen hierzu bislang keine gesetzlichen Vereinbarungen vor, obwohl dies ein Kernpunkt der CBD darstellen soll.  <ref>Elisa Träger (2008) Bioprospektion und indigene Rechte. Der Konflikt um die Nutzung von Bioressourcen. Masterthesis. Philosophische Fakultät- Universität zu Köln, Köln </ref>   


Nach einer weit verbreiteten Auffassung ergibt sich die ''Unvereinbarkeit beider rechtlicher Abkommen'' aus Art.15 des Übereinkommens über die biologische Vielfalt. Hiernach bedarf es bei einer Nutzung von genetischen Ressourcen einer Zustimmung durch die lokale Gemeinschaft und eines angemessen, rechtlich regulierten Vorteilsausgleiches. <ref> http://telc.jura.uni-halle.de/sites/default/files/altbestand/Heft18.pdf </ref> Durch die TRIPS-Abkommen werden lokale Gemeinschaften übergangen und etwaige Vorteilsausgleiche nicht berücksichtigt.  
Nach einer weit verbreiteten Auffassung ergibt sich die ''Unvereinbarkeit beider rechtlicher Abkommen'' aus Art.15 des Übereinkommens über die biologische Vielfalt. Hiernach bedarf es bei einer Nutzung von genetischen Ressourcen einer Zustimmung durch die lokale Gemeinschaft und eines angemessen, rechtlich regulierten Vorteilsausgleiches. <ref> http://telc.jura.uni-halle.de/sites/default/files/altbestand/Heft18.pdf </ref> Durch die TRIPS-Abkommen werden lokale Gemeinschaften übergangen und etwaige Vorteilsausgleiche nicht berücksichtigt.  
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Eine Studie im Auftrag der Friedrich Ebert Stiftung (2003) stellt heraus, dass ein hinreichender Schutz von Menschenrechten in Einklang mit Handelsabkommen nur erfolgen kann, wenn letztere „''ausdrückliche Vorschriften enthalten, aus denen sich die jeweiligen Respektierungs-, Schutz- und Erfüllungspflichten gegenüber den einschlägigen Menschenrechten ergeben''“ <ref> http://library.fes.de/pdf-files/iez/01950.pdf </ref>. Die TRIPS- Abkommen sollen dahingehend ergänzt werden „''dass im Fall einer Kollision zwischen staatlichen Pflichten aus den Verträgen und aus Menschenrechten letztere den Vorrang haben''“ <ref> http://library.fes.de/pdf-files/iez/01950.pdf </ref>.
Eine Studie im Auftrag der Friedrich Ebert Stiftung (2003) stellt heraus, dass ein hinreichender Schutz von Menschenrechten in Einklang mit Handelsabkommen nur erfolgen kann, wenn letztere „''ausdrückliche Vorschriften enthalten, aus denen sich die jeweiligen Respektierungs-, Schutz- und Erfüllungspflichten gegenüber den einschlägigen Menschenrechten ergeben''“ <ref> http://library.fes.de/pdf-files/iez/01950.pdf </ref>. Die TRIPS- Abkommen sollen dahingehend ergänzt werden „''dass im Fall einer Kollision zwischen staatlichen Pflichten aus den Verträgen und aus Menschenrechten letztere den Vorrang haben''“ <ref> http://library.fes.de/pdf-files/iez/01950.pdf </ref>.


Aushandlungsprozesse von Normsetzung sowie Normendurchsetzung von Menschen- und Völkerrechte sind Ergebnis internationaler Machtkonstellationen von Staaten <ref>Koenig, Matthias (2005) Menschenrechte. Campus Verlag. Frankfurt.</ref>. Diese Rechte sind im Vergleich zu Handelsabkommen viel zu vage formuliert und häufig führt eine nicht Kodifizierung in nationalstaatliche ''sui- generis'' Rechte zu einer verminderten Durchsetzungsfähigkeit und fehlenden Sanktionsmöglichkeit beim Verstoß gegen diese Rechte.  In Folge ist eine Anklage wegen Verstößen gegen die Menschenrechte schwer bis gar nicht gerichtlich durchsetzbar, da es keinen Gerichtshof für Menschenrechte gibt.  Am [http://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Strafgerichtshof  Internationalen Strafgerichtshof] engl. International Criminal Court, ICC) und nationalen Gerichtshöfen werden zwar Menschrechtsverbrechen verhandelt, jedoch nur Verbrechen gegen die Menschlichkeit und nicht alle Menschenrechtsverletzungen. Natürlich einzelne Personen haben keinerlei Möglichkeit Verstöße gegen Menschenrechte geltend zu machen.
Aushandlungsprozesse von Normsetzung sowie Normendurchsetzung von Menschen- und Völkerrechte sind Ergebnis internationaler Machtkonstellationen von Staaten <ref>Koenig, Matthias (2005) Menschenrechte. Campus Verlag. Frankfurt.</ref>. Diese Rechte sind im Vergleich zu Handelsabkommen viel zu vage formuliert und häufig führt eine nicht Kodifizierung in nationalstaatliche ''sui- generis'' Rechte zu einer verminderten Durchsetzungsfähigkeit und fehlenden Sanktionsmöglichkeit beim Verstoß gegen diese Rechte.  In Folge ist eine Anklage wegen Verstößen gegen die Menschenrechte schwer bis gar nicht gerichtlich durchsetzbar, da es keinen Gerichtshof für Menschenrechte gibt.  Am [http://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Strafgerichtshof  Internationalen Strafgerichtshof] (engl. International Criminal Court, ICC) und nationalen Gerichtshöfen werden zwar Menschrechtsverbrechen verhandelt, jedoch nur Verbrechen gegen die Menschlichkeit und nicht alle Menschenrechtsverletzungen. Natürlich einzelne Personen haben keinerlei Möglichkeit Verstöße gegen Menschenrechte geltend zu machen.


==Illegitime und illegale Prozesse der Biopiraterie'''==
==Illegitime und illegale Prozesse der Biopiraterie'''==
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Die Kritik, dass die geistigen Eigentumsrechte, geschützt durch die [[Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS-Abkommen)| TRIPS- Abkommen]] lediglich die Interessen westlicher Industrienationen vertreten, wird verstärkt durch den Kontext, indem das Abkommen entstanden ist.  
Die Kritik, dass die geistigen Eigentumsrechte, geschützt durch die [[Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS-Abkommen)| TRIPS- Abkommen]] lediglich die Interessen westlicher Industrienationen vertreten, wird verstärkt durch den Kontext, indem das Abkommen entstanden ist.  


Das [http://de.wikipedia.org/wiki/Intellectual_Property_Committee ''Intellectual Property Committee'' (IPC)], vertreten durch die Firmen Bristol Myers, DuPont, General Electric, General Motors, Hewlett Packard, IBM, Johnson and Johnson, Merck & Co., Inc., Monsanto, Pfizer, Rockwell International und Time-Warner waren maßgeblich an der Entwicklung und Implementierung dieses Abkommens in das internationale Zoll- und Handelsabkommen verantwortlich. <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], [[ISBN 0864865147]]</ref><ref>Michael Carolan (2008) Making Patents and Intellectual Property Work: The Asymmetrical "Harmonization" of TRIPS. Organization & Environment 21 (3):295–310.</ref> Während der Uruguay-Runde (1986-1994) wurden die entsprechenden Verhandlungen mit allen teilnehmenden Staaten geführt, die TRIPS- Abkommen beschlossen und die [http://de.wikipedia.org/wiki/Welthandelsorganisation Welthandelsorganisation (WTO)] gegründet.  
Das [http://de.wikipedia.org/wiki/Intellectual_Property_Committee ''Intellectual Property Committee'' (IPC)], vertreten durch die Firmen Bristol Myers, DuPont, General Electric, General Motors, Hewlett Packard, IBM, Johnson and Johnson, Merck & Co., Inc., Monsanto, Pfizer, Rockwell International und Time-Warner war maßgeblich für die Entwicklung und Implementierung dieses Abkommens in das internationale Zoll- und Handelsabkommen verantwortlich. <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], ISBN 0864865147</ref><ref>Michael Carolan (2008) Making Patents and Intellectual Property Work: The Asymmetrical "Harmonization" of TRIPS. Organization & Environment 21 (3):295–310.</ref> Während der Uruguay-Runde (1986-1994) wurden die entsprechenden Verhandlungen mit allen teilnehmenden Staaten geführt, die TRIPS- Abkommen beschlossen und die [http://de.wikipedia.org/wiki/Welthandelsorganisation Welthandelsorganisation (WTO)] gegründet.  


Somit verliert die [http://de.wikipedia.org/wiki/WIPO Weltorganisation für geistiges Eigentum  (WIPO)] der Vereinten Nationen ihrer Zuständigkeit zum Schutz des weltweiten geistigen Eigentums an die WTO. Vandana Shiva (2001) kritisiert, dass die Entwicklungshilfeländer zwar offiziell eine Mehrheit der teilnehmenden Staaten bildet, diese jedoch ihr Stimmrecht nicht einbringen konnten, da den Meisten eine Teilnahme aus finanziellen Gründen nicht möglich war.
Somit verliert die [http://de.wikipedia.org/wiki/WIPO Weltorganisation für geistiges Eigentum  (WIPO)] der Vereinten Nationen ihre Zuständigkeit zum Schutz des weltweiten geistigen Eigentums an die WTO. Vandana Shiva (2001) kritisiert, dass die Entwicklungshilfeländer zwar offiziell eine Mehrheit der teilnehmenden Staaten bildet, diese jedoch ihr Stimmrecht nicht einbringen konnten, da den Meisten eine Teilnahme aus finanziellen Gründen nicht möglich war.


Dieses Vorgehen und seine Folgen werden kritisiert, da hierdurch ein „Akt legislativer Balance“ zwischen  verschiedenen Interessen von einzelnen Ländern, Industrielobby und Behörden geschaffen wird. Die WTO wird vor divergierende Rollenerwartung gestellt. Einerseits ist es ihre Aufgabe das positive Recht gegenüber den Firmen mittels Sanktionen durchzusetzen und andererseits soll sie diesen helfen rechtliche Regulierungen zu beachten <ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, [[ISBN978-1843922209]]</ref>.
Dieses Vorgehen und seine Folgen werden kritisiert, da hierdurch ein „Akt legislativer Balance“ zwischen  verschiedenen Interessen von einzelnen Ländern, Industrielobby und Behörden geschaffen wird. Die WTO wird vor divergierende Rollenerwartung gestellt. Einerseits ist es ihre Aufgabe das positive Recht gegenüber den Firmen mittels Sanktionen durchzusetzen und andererseits soll sie diesen helfen rechtliche Regulierungen zu beachten <ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, ISBN 9781843922209</ref>.


Weiterhin werden mit dem bilateralen Omnibus Trade and Tariff Act (1988) Entwicklungshilfeländer dazu gezwungen ihren Agrarmarkt für westliche Industrienationen weiter zu öffnen, <ref>Michael Carolan (2008) Making Patents and Intellectual Property Work: The Asymmetrical "Harmonization" of TRIPS. Organization & Environment 21 (3):295–310.</ref> was in Verbindung mit den TRIPS- Abkommen dazu geführt hat, dass u.a. Pakistan und Indien den Abkommen zustimmen mussten <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], [[ISBN 0864865147]]</ref>; <ref>Johan Ragnar (2004) Biopiracy, the CBD and TRIPS – The Prevention of Biopiracy. Masterthesis. Faculty of Law - University of Lund- Sweden, Lund </ref>.
Weiterhin werden mit dem bilateralen Omnibus Trade and Tariff Act (1988) Entwicklungshilfeländer dazu gezwungen ihren Agrarmarkt für westliche Industrienationen weiter zu öffnen, <ref>Michael Carolan (2008) Making Patents and Intellectual Property Work: The Asymmetrical "Harmonization" of TRIPS. Organization & Environment 21 (3):295–310.</ref> was in Verbindung mit den TRIPS- Abkommen dazu geführt hat, dass u.a. Pakistan und Indien den Abkommen zustimmen mussten <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], ISBN 0864865147</ref>; <ref>Johan Ragnar (2004) Biopiracy, the CBD and TRIPS – The Prevention of Biopiracy. Masterthesis. Faculty of Law - University of Lund- Sweden, Lund </ref>.


Dass dies zu einer unausgeglichenen Anwendung und auch Manipulation des rechtlichen Regulierungssystems führen kann berichtet Eichenwald (2001) <ref>http://www.nytimes.com/2001/01/25/business/25FOOD.html?pagewanted=7 Letzter Zugriff: 05.08.2011</ref>, der das Saatgutunternehmen Monsanto anklagt, im Jahr 1986 an die US-Regierung herangetreten zu sein, um erstens potentiell feindliche und restriktive rechtliche Regulation abzuwenden und zweitens mit der Forderung die breite Öffentlichkeit zu beruhigen <ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, [[ISBN978-1843922209]]</ref>. Somit wurde im Vorfeld der TRIPS- Abkommen für ein „''Grünwaschen''“ der neuen Technologie gesorgt<ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, [[ISBN978-1843922209]]</ref>.
Dass dies zu einer unausgeglichenen Anwendung und auch Manipulation des rechtlichen Regulierungssystems führen kann, berichtet Eichenwald (2001) <ref>http://www.nytimes.com/2001/01/25/business/25FOOD.html?pagewanted=7 Letzter Zugriff: 05.08.2011</ref>, der das Saatgutunternehmen Monsanto anklagt, im Jahr 1986 an die US-Regierung herangetreten zu sein, um erstens potentiell feindliche und restriktive rechtliche Regulation abzuwenden und zweitens mit der Forderung die breite Öffentlichkeit zu beruhigen <ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, ISBN 9781843922209</ref>. Somit wurde im Vorfeld der TRIPS- Abkommen für ein „''Grünwaschen''“ der neuen Technologie gesorgt<ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, ISBN 9781843922209</ref>.


====Lobbyismus der agrartechnologischen Unternehmen====
====Lobbyismus der agrartechnologischen Unternehmen====
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In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass der Geschäftsführer von Monsanto, ebenfalls als Berater des US- Präsidenten und im Gremium der Handelsvertretung (engl. ''United States Trade Representative, USTR'')  fungierte. <ref> Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref> Das Gremium überwacht die Umsetzung und Wirksamkeit [[Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS-Abkommen)| geistiger Eigentumsrechte]] in anderen Ländern <ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Handelsvertreter_der_Vereinigten_Staaten</ref>.  
In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass der Geschäftsführer von Monsanto, ebenfalls als Berater des US- Präsidenten und im Gremium der Handelsvertretung (engl. ''United States Trade Representative, USTR'')  fungierte. <ref> Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref> Das Gremium überwacht die Umsetzung und Wirksamkeit [[Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS-Abkommen)| geistiger Eigentumsrechte]] in anderen Ländern <ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Handelsvertreter_der_Vereinigten_Staaten</ref>.  


Darüber hinaus herrscht eine rege Fluktuation zwischen Mitarbeitern von Monsanto und amerikanischen Behörden: Lebensmittelzulassung (''Food and Drug Administration, FDA''), der Landwirtschaftsbehörde (''United States Department of Agriculture, USDA''), der Umweltbehörde (''Environmental Protection Agency, EPA'') <ref>Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>.
Darüber hinaus herrscht eine rege Fluktuation zwischen Mitarbeitern von Monsanto und amerikanischen Behörden, wie der Lebensmittelzulassung (''Food and Drug Administration, FDA''), der Landwirtschaftsbehörde (''United States Department of Agriculture, USDA'' und der Umweltbehörde (''Environmental Protection Agency, EPA'') <ref>Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>.
   
   
Weiterhin vertreten Angestellte von Monsanto wichtige Positionen bei der europäischen Industrievereinigung EuropaBio (engl. ''European Association of Genetic Engineering Industries''), im ''TransAtlantic Business Dialogue (TABD)'', im Beratungsgremium der englischen Behörde ''British Biotechnology Science Research Council (BBSRC)''.  <ref> Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>
Weiterhin vertreten Angestellte von Monsanto wichtige Positionen bei der europäischen Industrievereinigung EuropaBio (engl. ''European Association of Genetic Engineering Industries''), im ''TransAtlantic Business Dialogue (TABD)'' und im Beratungsgremium der englischen Behörde ''British Biotechnology Science Research Council (BBSRC)''.  <ref> Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>


Zum Netzwerk der Agrarunternehmen gehören des Weiteren führende Wissenschaftler der ''Abteilung Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (ARD)'' der Weltbank sowie Ausschussmitglieder der E''uropäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)'', wovon fast 1/3 eng mit Monsanto, Bayer CropScience und Syngenta zusammenarbeiten.  
Zum Netzwerk der Agrarunternehmen gehören des Weiteren führende Wissenschaftler der ''Abteilung Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (ARD)'' der Weltbank sowie Ausschussmitglieder der E''uropäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)'', wovon fast 1/3 eng mit Monsanto, Bayer CropScience und Syngenta zusammenarbeiten.  
Zwei der drei deutschen Vertretern, Hans-Jörg Buhk und Detlef Bartsch, beide beim ''Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)'' tätig und für die Zulassung von GVO´s verantwortlich, werben in einem Video der Firma Monsanto für gentechnisch modifizierten Mais und folgenden ökonomischen Vorteilen. <ref>Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>
Zwei der drei deutschen Vertreter, Hans-Jörg Buhk und Detlef Bartsch, beide beim ''Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)'' tätig und für die Zulassung von GVO´s verantwortlich, werben in einem Video der Firma Monsanto für gentechnisch modifizierten Mais und folgenden ökonomischen Vorteilen. <ref>Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>


Agrarunternehmen finanzieren weltweit Universitäten und andere Bildungseinrichtungen, wodurch ihnen ein maßgeblicher Einfluss auf internationale wissenschaftliche Gremien zugeschrieben wird.<ref>Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref> In der Forschung für die Nutzung von biologischen Ressourcen für die Industrie ist Beispielsweise das Unternehmen Monsanto mit einem Anteil von 29.82% beteiligt <ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report.</ref>.
Agrarunternehmen finanzieren weltweit Universitäten und andere Bildungseinrichtungen, wodurch ihnen ein maßgeblicher Einfluss auf internationale wissenschaftliche Gremien zugeschrieben wird.<ref>Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref> In der Forschung für die Nutzung von biologischen Ressourcen für die Industrie ist Beispielsweise das Unternehmen Monsanto mit einem Anteil von 29.82% beteiligt <ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report.</ref>.
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Die WTO übt nicht nur auf europäische, sondern auch auf afrikanische Staaten einen enormen Druck aus und fordert gentechnologisch veränderte Pflanzen (GVO´s) zu akzeptieren.
Die WTO übt nicht nur auf europäische, sondern auch auf afrikanische Staaten einen enormen Druck aus und fordert gentechnologisch veränderte Pflanzen (GVO´s) zu akzeptieren.


Der Europäischen Kommission wurde 2004  vorgeworfen, dass das erhobene Moratorium zum Importverbot von GVO´s das internationale Handelsrecht verletzt. Zu dieser Zeit gab es jedoch keine rechtlichen Grundlagen für Sanktionen gegenüber Staaten, so dass die USA von der WTO verlangte die Reglungen schnellstmöglich unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne einen wissenschaftlichen Beirat zu erstellen. Im selben Jahr erreichten zwei offene Briefe von 80 Ländern die Vereinten Nationen, die den legalen und politischen Druck und deren Folgen beklagten. <ref>Reece Walters (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology 4 (2):217–235.</ref> Nach etlichen Verzögerungen u.a. durch Petitionen gerichtet an die WTO, präsentierte diese im Februar 2006 eine vorläufige Reglung, die bestätigen, dass die EU das internationale Handelsrecht verletzt hat, indem sie die Produktion und den Nutzen von GVO´s eingeschränkt habe.  
Der Europäischen Kommission wurde 2004  vorgeworfen, dass das erhobene Moratorium zum Importverbot von GVO´s das internationale Handelsrecht verletzt. Zu dieser Zeit gab es jedoch keine rechtlichen Grundlagen für Sanktionen gegenüber Staaten, so dass die USA von der WTO verlangte die Reglungen schnellstmöglich unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne einen wissenschaftlichen Beirat zu erstellen. Im selben Jahr erreichten zwei offene Briefe von 80 Ländern die Vereinten Nationen, die den legalen und politischen Druck und deren Folgen beklagten. <ref>Reece Walters (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology 4 (2):217–235.</ref> Nach etlichen Verzögerungen u.a. durch Petitionen gerichtet an die WTO, präsentierte diese im Februar 2006 eine vorläufige Reglung, die bestätigt, dass die EU das internationale Handelsrecht verletzt hat, indem sie die Produktion und den Nutzen von GVO´s eingeschränkt habe.  


Im Ergebnis musste die EU Entschädigungszahlungen an die USA, Kanada und Argentinien für ökonomische Verluste auf Grund illegaler Handelsbarrieren zahlen. <ref>Reece Walters (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology 4 (2):217–235.</ref>  Als Folge erkannte die Europäische Kommission den gentechnologisch modifizierten, herbizid-resistenten Mais (''NK603xMON810; kurz: MON810'') aus dem Haus Monsanto an, nahm diesen zusammen mit 16 weiteren in den EU- Saatgut- Katalog auf und lässt diese folglich zum kommerziellen Anbau zu.  Sieben EU- Staaten (Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien und Luxemburg) lockerten Ihre Regulierungen in Bezug auf GVO´s.
Im Ergebnis musste die EU Entschädigungszahlungen an die USA, Kanada und Argentinien für ökonomische Verluste auf Grund illegaler Handelsbarrieren zahlen. <ref>Reece Walters (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology 4 (2):217–235.</ref>  Als Folge erkannte die Europäische Kommission den gentechnologisch modifizierten, herbizid-resistenten Mais (''NK603xMON810; kurz: MON810'') aus dem Haus Monsanto an, nahm diesen zusammen mit 16 weiteren in den EU- Saatgut- Katalog auf und lässt diese folglich zum kommerziellen Anbau zu.  Sieben EU- Staaten (Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien und Luxemburg) lockerten Ihre Regulierungen in Bezug auf GVO´s.
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Seit 2009 ist ''MON810'' in Deutschland für den kommerziellen Anbau (für den technologischen wiederum nicht) verboten. Gegen dieses Verbot reichte Monsanto zwei Mal Klage ein jedoch ohne Erfolg. <ref>http://www.sueddeutsche.de/wissen/verbot-von-genmais-monsanto-scheitert-erneut-vor-gericht-1.458043 Letzter Zugriff: 01.08.2011</ref> Woraufhin im selben Jahr 19 neue Zulassungsanträge für GVO´s, davon entstammen 15 der Maislinie, bei der EU- Kommission vorlagen. <ref>http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/gentechnik/zulassungen/</ref>.
Seit 2009 ist ''MON810'' in Deutschland für den kommerziellen Anbau (für den technologischen wiederum nicht) verboten. Gegen dieses Verbot reichte Monsanto zwei Mal Klage ein, jedoch ohne Erfolg. <ref>http://www.sueddeutsche.de/wissen/verbot-von-genmais-monsanto-scheitert-erneut-vor-gericht-1.458043 Letzter Zugriff: 01.08.2011</ref> Woraufhin im selben Jahr 19 neue Zulassungsanträge für GVO´s, davon entstammen 15 der Maislinie, bei der EU- Kommission vorlagen. <ref>http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/gentechnik/zulassungen/</ref>.


Agrarunternehmen exportieren neben GVO´s auch andere Waren, die auf dem eigenen Markt nicht zulässig sind in Entwicklungsländer und arbeiten massiv an der Ausbildung eines dortigen Marktes. Im Jahr 2010 spendet Monsanto 450 Tonnen herbizid- resistentes Saatgut im Rahmen des Erdbebens an die haitianische Regierung und die Behörde für internationale Entwicklung der USA stellte die finanziellen Mittel für das dazugehörige Herbizid bereit, womit der haitianische Agrarsektor in Zukunft in einer marktwirtschaftlichen Abhängigkeit zu dem Unternehmen stehen könnte. <ref>http://www.welt-ernaehrung.de/2010/10/15/das-recht-auf-vielfalt-der-kampf-um-krisensicheres-saatgut/</ref>  
Agrarunternehmen exportieren neben GVO´s auch andere Waren, die auf dem eigenen Markt nicht zulässig sind in Entwicklungsländer und arbeiten massiv an der Ausbildung eines dortigen Marktes. Im Jahr 2010 spendet Monsanto 450 Tonnen herbizid- resistentes Saatgut im Rahmen des Erdbebens an die haitianische Regierung und die Behörde für internationale Entwicklung der USA stellte die finanziellen Mittel für das dazugehörige Herbizid bereit, womit der haitianische Agrarsektor in Zukunft in einer marktwirtschaftlichen Abhängigkeit zu dem Unternehmen stehen könnte. <ref>http://www.welt-ernaehrung.de/2010/10/15/das-recht-auf-vielfalt-der-kampf-um-krisensicheres-saatgut/</ref>  
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Die Unternehmen wenden bestimmende Strategien zur Durchsetzung marktwirtschaftlicher Interessen an und kaufen darüber hinaus seit Jahre mittelständische Firmen auf, um ihre Dominanz auszubauen.  
Die Unternehmen wenden bestimmende Strategien zur Durchsetzung marktwirtschaftlicher Interessen an und kaufen darüber hinaus seit Jahre mittelständische Firmen auf, um ihre Dominanz auszubauen.  


Die Verflechtung untereinander (ausgenommen Monsanto und Pioneer) wird durch gemeinsame Projekte und gegenseitiges bereitstellen von Nutzungslizenzen und Technologien zunehmend stabiler. Die Unternehmen teilen sich die Märkte in Asien und Osteuropa, Afrika oder andere Schwellenländer und kooperieren mit dortigen Firmen oder expandieren durch Aufkäufe.  
Die Verflechtung untereinander (ausgenommen Monsanto und Pioneer) wird durch gemeinsame Projekte und gegenseitiges Bereitstellen von Nutzungslizenzen und Technologien zunehmend stabiler. Die Unternehmen teilen sich die Märkte in Asien und Osteuropa, Afrika oder andere Schwellenländer und kooperieren mit dortigen Firmen oder expandieren durch Aufkäufe.  


Aus Wettbewerbsgründen werden immer wieder zwischen den Unternehmen der Agrartechnologie gegenseitige Übernahmen von Tochterfirmen veranlasst.
Aus Wettbewerbsgründen werden immer wieder zwischen den Unternehmen der Agrartechnologie gegenseitige Übernahmen von Tochterfirmen veranlasst.
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Die Schädigungen der Umwelt und Gesundheit durch Kontaminationen mit herbizid- und insektenrestiten Pflanzen sind bereits verherrend. Kontaminationen durch gentechnisch veränderte Pflanzen, die keine keimfähigen Samen produzieren ([http://de.wikipedia.org/wiki/Genetic_Use_Restriction_Technology#Terminator-Technologie Terminator-Technologie]) würden unabsehbare Folgen für den Menschen in einer biodiversitätreichen Umwelt haben.
Die Schädigungen der Umwelt und Gesundheit durch Kontaminationen mit herbizid- und insektenrestiten Pflanzen sind bereits verherrend. Kontaminationen durch gentechnisch veränderte Pflanzen, die keine keimfähigen Samen produzieren ([http://de.wikipedia.org/wiki/Genetic_Use_Restriction_Technology#Terminator-Technologie Terminator-Technologie]) würden unabsehbare Folgen für den Menschen in einer biodiversitätreichen Umwelt haben.


Obwohl Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten, ab einem Anteil von 0.9% des Gesamtgewichtes gekennzeichnet werden müssen ist, es nicht ungewöhnlich, dass auch in Endprodukten Kontaminationen nachzuweisen sind. Wissenschaftler der Universität Glamorgan testeten eine Vielzahl von Nahrungsmitteln, die explizit aus ökologischer Landwirtschaft stammen und, als frei von Gentechnologie zertifiziert sind, mit dem Ergebnis, dass beispielsweise 80% der Sojaprodukte genmodifizierten Soja enthalten<ref>Hazel Croall (2007) Food crime. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, [[ISBN 978-1843922209]]</ref>.
Obwohl Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten, ab einem Anteil von 0.9% des Gesamtgewichtes gekennzeichnet werden müssen ist, es nicht ungewöhnlich, dass auch in Endprodukten Kontaminationen nachzuweisen sind. Wissenschaftler der Universität Glamorgan testeten eine Vielzahl von Nahrungsmitteln, die explizit aus ökologischer Landwirtschaft stammen und, als frei von Gentechnologie zertifiziert sind, mit dem Ergebnis, dass beispielsweise 80% der Sojaprodukte genmodifizierten Soja enthalten<ref>Hazel Croall (2007) Food crime. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, ISBN 9781843922209</ref>.


Die biologische Vielfalt wird nicht nur durch Kontaminationen mit gentechnisch veränderte Pflanzen geschädigt, sondern auch durch die Einschränkungen im Rahmen des Saatgutverkehrgesetzes, dass den konventionellen Landwirten verbietet auf traditionelle Weise, des Tauschens und Sammeln von besonders ertragreichen Ähren ihre Äcker zu bestellen.
Die biologische Vielfalt wird nicht nur durch Kontaminationen mit gentechnisch veränderte Pflanzen geschädigt, sondern auch durch die Einschränkungen im Rahmen des Saatgutverkehrgesetzes, dass den konventionellen Landwirten verbietet auf traditionelle Weise, des Tauschens und Sammeln von besonders ertragreichen Ähren ihre Äcker zu bestellen.
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====Schädigung der Agrarwirtschaft in westlichen Ländern====
====Schädigung der Agrarwirtschaft in westlichen Ländern====


Viele Landwirte beklagen, dass ihre Anbauflächen bereits durch genmodifiziertes Pflanzen kontaminiert sind. Für die ökologisch nachhaltige Landwirtschaft ziehen ''Kontaminationen'' sogar Zertifikatentziehungen und durchaus auch eine zerstörte finanzielle Existenz der Landwirte nach sich <ref>Maria Lee (2008) The Governance of Coexistence Between GMOS and Other Forms of Agriculture: A Purely Economic Issue? Journal of Environmental Law 20 (2):193–212.</ref>.  In Kanada finden diesbezüglich eine Reihe von Gerichtsverhandlungen statt, in denen ökologische Landwirte Konzerne wie Monsanto und Bayer verklagen <ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report.</ref>.
Viele Landwirte beklagen, dass ihre Anbauflächen bereits durch genmodifizierte Pflanzen kontaminiert sind. Für die ökologisch nachhaltige Landwirtschaft ziehen ''Kontaminationen'' sogar Zertifikatentziehungen und durchaus auch eine zerstörte finanzielle Existenz der Landwirte nach sich <ref>Maria Lee (2008) The Governance of Coexistence Between GMOS and Other Forms of Agriculture: A Purely Economic Issue? Journal of Environmental Law 20 (2):193–212.</ref>.  In Kanada finden diesbezüglich eine Reihe von Gerichtsverhandlungen statt, in denen ökologische Landwirte Konzerne wie Monsanto und Bayer verklagen <ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report.</ref>.
In Deutschland sind jene Haftungsansprüche im Fall einer Kontamination durch das Gentechnikgesetz im Jahr 2008 reguliert, wodurch der Landwirt, der genmodifizierte Pflanzen anbaut für Kontaminationen benachbarter Ackerflächen zur Verantwortung gezogen werden kann <ref>http://www.sueddeutsche.de/politik/urteil-in-karlsruhe-gentechnikgesetz-ist-verfassungsgemaess-1.1027655 Letzter Zugriff: 15.08.2011</ref>.     
In Deutschland sind jene Haftungsansprüche im Fall einer Kontamination durch das Gentechnikgesetz im Jahr 2008 reguliert, wodurch der Landwirt, der genmodifizierte Pflanzen anbaut für Kontaminationen benachbarter Ackerflächen zur Verantwortung gezogen werden kann <ref>http://www.sueddeutsche.de/politik/urteil-in-karlsruhe-gentechnikgesetz-ist-verfassungsgemaess-1.1027655 Letzter Zugriff: 15.08.2011</ref>.     


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*Landwirte, die bewusst Saatgut von genetisch modifizierten Pflanzen für das Folgejahr zurückhalten und einen Lizenzvertrag unterschrieben haben.
*Landwirte, die bewusst Saatgut von genetisch modifizierten Pflanzen für das Folgejahr zurückhalten und einen Lizenzvertrag unterschrieben haben.


Laut einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2005 müssen Landwirte die einen Kaufvertrag mit dem Unternehmen Monsanto abschließen, eine ''Technologie Einverständniserklärung'' unterschreiben, durch die sie gezwungen werden jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen und sich damit einverstanden geben, keine Saat aufzuheben, zu verkaufen oder im Folgejahr unberechtigt zu nutzen. Mit dem Vertrag gibt der Landwirt einen Großteil seines privaten Rechtes ab und erlaubt Monsanto somit jederzeit legalen Zutritt zur Farm, die Erlaubnis Kopien von Aufzeichnungen, Rechnungen und Finanzaufstellungen zumachen, wenn diese für das Unternehmen relevant sind. Ebenfalls wird durch den Vertrag erklärt, dass es zu Pollenflug kommen kann, der Vertragspartner aber nicht dazu verpflichtet, ist dieses zu verhindern<ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report.</ref>.
Laut einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2005 müssen Landwirte, die einen Kaufvertrag mit dem Unternehmen Monsanto abschließen, eine ''Technologie Einverständniserklärung'' unterschreiben, durch die sie gezwungen werden, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen und sich damit einverstanden geben, keine Saat aufzuheben, zu verkaufen oder im Folgejahr unberechtigt zu nutzen. Mit dem Vertrag gibt der Landwirt einen Großteil seines privaten Rechtes ab und erlaubt Monsanto somit jederzeit legalen Zutritt zur Farm, die Erlaubnis Kopien von Aufzeichnungen, Rechnungen und Finanzaufstellungen zumachen, wenn diese für das Unternehmen relevant sind. Ebenfalls wird durch den Vertrag erklärt, dass es zu Pollenflug kommen kann, der Vertragspartner aber nicht dazu verpflichtet ist, dieses zu verhindern<ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report.</ref>.


Zur Aufdeckung der verschiedenen Formen von Patentverstößen verfolgt Monsanto eine aggressive Strategie. Wenn für Monsanto handfeste Indikatoren vorliegen, ist eine regelmäßig angewendete Vorgehensweise, die Landwirte unter Druck zu setzen und sich außergerichtlich zu einigen. Aus Angst vor weiteren Repressionen stimmen viele dem außergerichtlichen Vergleich zu. <ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report</ref>
Zur Aufdeckung der verschiedenen Formen von Patentverstößen verfolgt Monsanto eine aggressive Strategie: Liegen Monsanto handfeste Indikatoren einer Patentverletzung vor, so werden Landwirte i.d.R. unter Druck gesetzt, um eine außergerichtliche Einigung zu erzwingen. Aus Angst vor weiteren Repressionen stimmen viele dem außergerichtlichen Vergleich zu. <ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report</ref>
Die Anzahl von beforschten Landwirten in den USA wird auf circa 500, allein für das Jahr 2004 eingeschätzt <ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report.</ref>.
Die Anzahl von beforschten Landwirten in den USA wird auf circa 500, allein für das Jahr 2004 eingeschätzt <ref> The Center for Food Safety (2004) Monsanto vs. U.S. Farmers Report.</ref>.


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Eines der bekanntesten Beispiele trat sich in Kanada zu und handelt von dem Landwirt [http://de.wikipedia.org/wiki/Percy_Schmeiser Percy Schmeiser], der über zehn Jahre lange, sich wiederholende Konflikte mit dem Unternehmen Monsanto ausstand. Schmeiser betrieb rege Öffentlichkeitsarbeit und ließ sein Disput mit dem Unternehmen 2009 in einer medienwirksamen Dokumentation ''David versus Monsanto'' verfilmen.  
Eines der bekanntesten Beispiele ereignete sich in Kanada und handelt von dem Landwirt [http://de.wikipedia.org/wiki/Percy_Schmeiser Percy Schmeiser], der über zehn Jahre lang, sich wiederholende Konflikte mit dem Unternehmen Monsanto ausstand. Schmeiser betrieb rege Öffentlichkeitsarbeit und ließ sein Disput mit dem Unternehmen 2009 in einer medienwirksamen Dokumentation ''David versus Monsanto'' verfilmen.  


Eine Zunehmende ökonomische Deprivation von Landwirten aus dem westlichen Agrarsektor wird außerdem in Verbindung mit den Saatgutverkehrsgesetzen gebracht. Diese Untersagen den konventionellen Landwirten auf traditionelle Weise ihre Anbauflächen zu bestellen. Das heißt, den Landwirten ist es nicht gestattet, Ähren von besonders guten Pflanzen für das Folgejahr zurückzuhalten oder diese Samen mit anderen Landwirten zu tauschen. Die traditionelle Landwirtschaft wird [[Kriminalisierung| kriminalisiert]] und ein Inverkehrbringen von Samen, ist in Deutschland und anderen Ländern nur für gewerbliche Zwecke gestattet, sofern die Samen beim Bundessortenamt registriert sind <ref> http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/saatverkg_1985/gesamt.pdf Letzter Zugriff: 15.08.2011</ref>. Ziel ist es Verunreinigungen, durch schlechte Saat zu verhindern.  
Eine Zunehmende ökonomische Deprivation von Landwirten aus dem westlichen Agrarsektor wird außerdem in Verbindung mit den Saatgutverkehrsgesetzen gebracht. Diese Untersagen den konventionellen Landwirten auf traditionelle Weise ihre Anbauflächen zu bestellen. Das heißt, den Landwirten ist es nicht gestattet, Ähren von besonders guten Pflanzen für das Folgejahr zurückzuhalten oder diese Samen mit anderen Landwirten zu tauschen. Die traditionelle Landwirtschaft wird [[Kriminalisierung| kriminalisiert]] und ein Inverkehrbringen von Samen, ist in Deutschland und anderen Ländern nur für gewerbliche Zwecke gestattet, sofern die Samen beim Bundessortenamt registriert sind <ref> http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/saatverkg_1985/gesamt.pdf Letzter Zugriff: 15.08.2011</ref>. Ziel ist es Verunreinigungen, durch schlechte Saat zu verhindern.  
Für Deutschland ist das Gesetz 1985 in Kraft getreten und wurde seit dem mehrfach novelliert. Erst mit der Überführung in die [[Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS-Abkommen)| TRIPS- Abkommen]] wurde das Gesetz flächendeckend und konsequent umgesetzt, wie der Fall von Josef Albrecht aus Oderdingen zeigt. Zum wiederholten Mal bringt Albrecht sein Vergehen selbst zur Anzeige, bis er im Jahr 1996  ein Bußgeld in Höhe von ''1500 DM'' erhielt, dessen Zahlung er verweigerte. Der Landwirt ist der Meinung, dass man die biologische Vielfalt und vor allem die Qualität des Weizens nur durch reziprokes Tauschen guter Ähren und traditionellen Bestellens der Äcker erhalten kann. „''Sogar teurer Hochleistungszuchtweizen hätte in meinem Biobetrieb keinen höheren Ertrag als diese widerstandsfähige Hofsorte'', sagt Albrecht“<ref>http://www.zeit.de/1996/28/Verbotenes_Korn Letzter Zugriff: 05.08.2011.</ref> Seine Absicht war es eine Öffentlichkeit für dieses Thema herzustellen. Soziale Gruppen, die Evangelische Kirche und die Partei der Grünen schlossen sich an und forderten Bürger zur Selbstanzeige auf. <ref>http://www.zeit.de/1996/28/Verbotenes_Korn Letzter Zugriff: 05.08.2011</ref>
Für Deutschland ist das Gesetz 1985 in Kraft getreten und wurde seit dem mehrfach novelliert. Erst mit der Überführung in die [[Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS-Abkommen)| TRIPS- Abkommen]] wurde das Gesetz flächendeckend und konsequent umgesetzt, wie der Fall von Josef Albrecht aus Oderdingen zeigt. Zum wiederholten Mal bringt Albrecht sein Vergehen selbst zur Anzeige, bis er im Jahr 1996  ein Bußgeld in Höhe von ''1500 DM'' erhielt, dessen Zahlung er verweigerte. Der Landwirt ist der Meinung, dass man die biologische Vielfalt und vor allem die Qualität des Weizens nur durch reziprokes Tauschen guter Ähren und traditionellen Bestellens der Äcker erhalten kann. „''Sogar teurer Hochleistungszuchtweizen hätte in meinem Biobetrieb keinen höheren Ertrag als diese widerstandsfähige Hofsorte'', sagt Albrecht“<ref>http://www.zeit.de/1996/28/Verbotenes_Korn Letzter Zugriff: 05.08.2011.</ref> Seine Absicht war es eine Öffentlichkeit für dieses Thema herzustellen. Soziale Gruppen, die Evangelische Kirche und die Partei der Grünen schlossen sich an und forderten Bürger zur Selbstanzeige auf. <ref>http://www.zeit.de/1996/28/Verbotenes_Korn Letzter Zugriff: 05.08.2011</ref>


Die monopole Kontrolle über Pflanzen und Saatgut durch die Agrarunternehmen führt zu einer Abhängigkeit der Landwirte von der Marktwirtschaft. Die steigenden Preise für Saatgut sowie die repressiven Strategien der Unternehmen verursachen finanzielle Schädigungen bei Landwirten, die auch in Armut und Verschuldung enden können. <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], [[ISBN 0864865147]]</ref>
Die monopole Kontrolle über Pflanzen und Saatgut durch die Agrarunternehmen führt zu einer Abhängigkeit der Landwirte von der Marktwirtschaft. Die steigenden Preise für Saatgut sowie die repressiven Strategien der Unternehmen verursachen finanzielle Schädigungen bei Landwirten, die auch in Armut und Verschuldung enden können. <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], ISBN 0864865147</ref>


====Schädigung indigener/lokaler Gemeinschaften in den Entwicklungsländern====  
====Schädigung indigener/lokaler Gemeinschaften in den Entwicklungsländern====  


In vielen Ländern wird traditionelle Medizin sowie indigenes Wissen über die Nutzung von (Heil-) Pflanzen für medizinische Zwecke anerkannt, häufig auch auf Grund des Fehlens eines, dem Westen ähnlichen Medizinsystems. Indigene Gemeinschaften des Regenwaldes in Latein- Amerika aber auch lokale Gemeinschaften biodiversitätsreichen Entwicklungsländer sind daher für die Pharma- und Agrarindustrie von besonderem Interesse. In Indien gibt es beispielsweise über 600,000 `Praktiker´ für traditionelle Medizin.<ref>Johan Ragnar (2004) Biopiracy, the CBD and TRIPS – The Prevention of Biopiracy. Masterthesis. Faculty of Law - University of Lund- Sweden, Lund </ref>
In vielen Ländern wird traditionelle Medizin sowie indigenes Wissen über die Nutzung von (Heil-) Pflanzen für medizinische Zwecke anerkannt, häufig auch auf Grund des Fehlens eines, dem Westen ähnlichen Medizinsystems. Indigene Gemeinschaften des Regenwaldes in Latein- Amerika, aber auch lokale Gemeinschaften biodiversitätsreichen Entwicklungsländer, sind daher für die Pharma- und Agrarindustrie von besonderem Interesse. In Indien gibt es beispielsweise über 600,000 `Praktiker´ für traditionelle Medizin.<ref>Johan Ragnar (2004) Biopiracy, the CBD and TRIPS – The Prevention of Biopiracy. Masterthesis. Faculty of Law - University of Lund- Sweden, Lund </ref>
 
Seit den 80er Jahren werden im Bereich medizinischer, chemischer und kosmetischer Bioprospektionsprojekte vermehrt Verträge zwischen indigenen Völkern oder lokalen Gruppen und Unternehmen geschlossen, die den Vorteilsausgleich regeln sollen. Dennoch stehen die bisher gezahlten Entschädigungsleistungen in einem zweifelhaften Verhältnis zum Gewinn der Unternehmen. Studien über Bioprospektionsprojekte (''Shaman Pharmaceuticals, International Cooperative Biodiversity Group (ICBG), Instituto Nacional de Bioversidad (INBIO''))  zeigen, dass, indigene Gemeinschaften oft gar nicht richtig integriert werden, monetäre Vorteilsausgleiche nicht in einer angemessenen Höhe und nicht direkt an die Gemeinschaft gezahlt werden und es zu einer unfairen Verteilung der Entschädigungsleistungen kommen könnte, da indigenes Wissen nicht an die lokale Gemeinschaft gebunden sein muss und andere Gemeinschaften ebenso über dieses Wissen verfügen können. <ref>Elisa Träger (2008) Bioprospektion und indigene Rechte. Der Konflikt um die Nutzung von Bioressourcen. Masterthesis. Philosophische Fakultät- Universität zu Köln, Köln </ref><ref>Maria-Costanza Torri (2011) Bioprospecting and Commercialisation of Biological Resources by Indigenous Communities in India: Moving Towards a New Paradigm? Science Technology & Society 16 (2):123–146.</ref>


Seit den 80er Jahren werden im Bereich medizinischer, chemischer und kosmetischer Bioprospektionsprojekte vermehrt Verträge zwischen indigenen Völkern oder lokalen Gruppen und Unternehmen geschlossen, die den Vorteilsausgleich regeln sollen. Dennoch stehen die bisher gezahlten Entschädigungsleistungen im einem zweifelhaften Verhältnis zum Gewinn der Unternehmen. Studien über Bioprospektionsprojekte (''Shaman Pharmaceuticals, International Cooperative Biodiversity Group (ICBG), Instituto Nacional de Bioversidad (INBIO''))  zeigen, dass, indigene Gemeinschaft oft gar nicht richtig integriert werden, monetäre Vorteilsausgleiche nicht in einer angemessenen Höhe und nicht direkt an die Gemeinschaft gezahlt werden und es zu einer unfairen Verteilung der Entschädigungsleistungen kommen könnte, da indigenes Wissen nicht an die lokale Gemeinschaft gebunden sein muss und andere Gemeinschaften ebenso über dieses Wissen verfügen können. <ref>Elisa Träger (2008) Bioprospektion und indigene Rechte. Der Konflikt um die Nutzung von Bioressourcen. Masterthesis. Philosophische Fakultät- Universität zu Köln, Köln </ref><ref>Maria-Costanza Torri (2011) Bioprospecting and Commercialisation of Biological Resources by Indigenous Communities in India: Moving Towards a New Paradigm? Science Technology & Society 16 (2):123–146.</ref>
Neben den fehlenden Vorteilsausgleichen für biologische Ressourcen sind die Konsequenzen von Patenten im Bereich der Agrarkultur ähnlich denen des westlichen Agrarsektors. Jedoch ist die getätigte Landwirtschaft in Entwicklungsländern oft lediglich als Substitutionswirtschaft angelegt.  


Neben den fehlenden Vorteilsausgleichen für biologische Ressourcen sind die Konsequenzen von Patenten im Bereich der Agrarkultur ähnlich denen des westlichen Agrarsektors. Jedoch ist die getätigte Landwirtschaft in Entwicklungsländern oft lediglich als Substitutionswirtschaft angelegt. Die monopole Kontrolle der Agrarindustrie führt zu einer neuen Form der Abhängigkeit. Die traditionelle Landwirtschaft wird [[Kriminalisierung |kriminalisiert]] und die Landwirte sind gezwungen sich nach marktwirtschaftlichen Preisen für Saatgut zu richten. Das Saatgut ist allerdings häufig zu teuer für die Landwirte, so dass diese Kredite aufnehmen, die u.a. von Agrarunternehmen angeboten werden, um ihre Felder bestellen zu können. Die versprochenen Mehrerträge durch das Saatgut der Unternehmen bleiben aus, oft ist die Ernte auch gänzlich ertragslos.  
Die monopole Kontrolle der Agrarindustrie führt zu einer neuen Form der Abhängigkeit, indem Landwirte gezwungen sind, sich nach marktwirtschaftlichen Preisen für Saatgut zu richten. Allerdings ist das Saatgut häufig zu teuer für die Landwirte, so dass diese Kredite aufnehmen müssen, die u.a. von Agrarunternehmen angeboten werden. Gleichzeitig bleiben die versprochenen Mehrerträge durch das Saatgut der Unternehmen aus, oft ist die Ernte auch gänzlich ertragslos. Dies erschwert zusätzlich den finanziellen Ausgleich von Krediten.
Darüber hinaus wird die biologische Vielfalt durch Kontaminationen zerstört. Die agrartechnologischen Unternehmen machen sich dies zum Vorteil, um Patente und Lizenzgebühren von den Landwirten einzuklagen. <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], [[ISBN 0864865147]]</ref>
Darüber hinaus wird die biologische Vielfalt durch Kontaminationen zerstört. Dies machen sich die agrartechnologischen Unternehmen wiederum zum Vorteil, indem sie auf bedrohte Pflanzen Patente und Lizenzgebühren von den Landwirten einklagen. Ein weitere Aspekt ist die [[Kriminalisierung]] von Landwirten durch rechtliche Reglementierungen der Handelsabkommen. <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], ISBN 0864865147</ref>


Die Verschuldung und ökonomische Deprivation der Landwirte führt zu einer Lebensmittelabhängigkeit von der Industrie und letztendlich zu einer nationalen Armut, da die Defizite des niedrigen Außenhandels weiter steigen. Die Auswirkungen auf soziale, ökologische und marktwirtschaftliche Strukturen können zu anomischen Zuständen führen, die in der Folge ein vermehrtes Auftreten von Kriminalität und Suiziden bei den Landwirten nach sich ziehen können, was für Regionen Indiens bereits bestätigt wird. <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], [[ISBN 0864865147]]</ref>
Die Verschuldung und ökonomische Deprivation der Landwirte führt zu einer Lebensmittelabhängigkeit von der Industrie und letztendlich zu einer nationalen Armut, da die Defizite des niedrigen Außenhandels weiter steigen. Die Auswirkungen auf soziale, ökologische und marktwirtschaftliche Strukturen können zu anomischen Zuständen führen, die in der Folge ein vermehrtes Auftreten von Kriminalität und Suiziden bei den Landwirten nach sich ziehen können, was für Regionen Indiens bereits bestätigt wird. <ref>Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights Zed Books, London [u.a], ISBN 0864865147</ref>


Eine Studie der [http://de.wikipedia.org/wiki/WIPO Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO)] zeigt, dass obwohl die Entwicklungsländer berechtigte Bedenken gegenüber den geistigen Eigentumsrechten äußern, ein großes Interesse besteht, an der Optimierung geistiger Eigentumsrechte mitzuarbeiten, da darin eine Möglichkeit gesehen wird, traditionelles Wissen dennoch angemessen zu schützen <ref>Jim Chen (2006) There's No Such Thing as Biopiracy … And It's a Good Thing Too. McGeorge Law Review 37 </ref>.
Eine Studie der [http://de.wikipedia.org/wiki/WIPO Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO)] zeigt, dass obwohl die Entwicklungsländer berechtigte Bedenken gegenüber den geistigen Eigentumsrechten äußern, ein großes Interesse daran besteht, an der Optimierung geistiger Eigentumsrechte mitzuarbeiten, da darin eine Möglichkeit gesehen wird, traditionelles Wissen dennoch angemessen zu schützen <ref>Jim Chen (2006) There's No Such Thing as Biopiracy … And It's a Good Thing Too. McGeorge Law Review 37 </ref>.


===Illegale Prozesse===
===Illegale Prozesse===
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Insgesamt wurden während der Jahre 1997 und 2002 illegale Zahlungen (''700.000 US$'') an mehrere indonesische Beamte entrichtet. Monsanto bekannte sich zu den Vorwürfen und erhielt eine Geldstrafe (''1.5 Millionen US$'') sowie die Auflage, die Finanzen die folgenden drei Jahre unabhängig prüfen zu lassen.  
Insgesamt wurden während der Jahre 1997 und 2002 illegale Zahlungen (''700.000 US$'') an mehrere indonesische Beamte entrichtet. Monsanto bekannte sich zu den Vorwürfen und erhielt eine Geldstrafe (''1.5 Millionen US$'') sowie die Auflage, die Finanzen die folgenden drei Jahre unabhängig prüfen zu lassen.  


Im Jahr 2005 ist die indische Landwirtschaftsbehörde bestochenen worden, mit dem Ziel, der indischen Zulassungsbehörde einen gefälschten Bericht vorzulegen, indem die Evaluation der genmodifizierten Baumwolle positiven dargestellt wird<ref> Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>.
Im Jahr 2005 ist die indische Landwirtschaftsbehörde bestochenen worden, mit dem Ziel, der indischen Zulassungsbehörde einen gefälschten Bericht vorzulegen, indem die Evaluation der genmodifizierten Baumwolle positive dargestellt wird<ref> Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>.
Unternehmen wie Monsanto wird vorgeworfen, mehrfach bei Patentanträgen wichtige wissenschaftliche Studien, die eine Unbedenklichkeit einzelner Produkte widerlegen würde, entweder nicht eingereicht zu haben oder eingereichte Dokumente verfälscht zu haben<ref> Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref><ref>Dokumentarfilm (29. Mai 2008) Monsanto, mit Gift und Genen. ([http://video.google.com/videoplay?docid=-7781121501979693623]). Letzter Zugriff: 01.07.2011</ref>. Im Jahr 2004 wurde beispielsweise bei der EPA ein Patent für genmodifizierten Mais eingereicht, dessen gesundheitliche Unbedenklichkeit durch eine Studie aus dem Jahr 1995 belegt werden sollte, die bereits Grundlage für den damaligen Patentantrag war<ref>Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>. Im Jahr 2007 beantragt Monsanto "die Einfuhr von 100 Kilogramm trockenresistenter Maissaat sowie ihre experimentelle Freisetzung“ bei der südafrikanischen Behörde. Dem Antrag ist stattgegeben, jedoch wird bemängelt, dass dieser Antrag nicht vollständig ist, so dass umfassende Einschätzungen zur Unbedenklichkeit nicht gegeben werden können <ref> Ute Sprenger (2008) Die Heilversprechen der Gentechnikindustrie- ein Realitäts-Check. Studie im Auftrag des BUND. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)</ref>.   
Unternehmen wie Monsanto wird vorgeworfen, mehrfach bei Patentanträgen wichtige wissenschaftliche Studien, die eine Unbedenklichkeit einzelner Produkte widerlegen würde, entweder nicht eingereicht zu haben oder eingereichte Dokumente verfälscht zu haben<ref> Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref><ref>Dokumentarfilm (29. Mai 2008) Monsanto, mit Gift und Genen. ([http://video.google.com/videoplay?docid=-7781121501979693623]). Letzter Zugriff: 01.07.2011</ref>. Im Jahr 2004 wurde beispielsweise bei der EPA ein Patent für genmodifizierten Mais eingereicht, dessen gesundheitliche Unbedenklichkeit durch eine Studie aus dem Jahr 1995 belegt werden sollte, die bereits Grundlage für den damaligen Patentantrag war<ref>Greenpeace Deutschland (2005) Monsanto. Ein Gentechnik-Gigant kontrolliert die Landwirtschaft. </ref>. Im Jahr 2007 beantragt Monsanto "die Einfuhr von 100 Kilogramm trockenresistenter Maissaat sowie ihre experimentelle Freisetzung“ bei der südafrikanischen Behörde. Dem Antrag ist stattgegeben, jedoch wird bemängelt, dass dieser Antrag nicht vollständig ist, so dass umfassende Einschätzungen zur Unbedenklichkeit nicht gegeben werden können <ref> Ute Sprenger (2008) Die Heilversprechen der Gentechnikindustrie- ein Realitäts-Check. Studie im Auftrag des BUND. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)</ref>.   


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==Kriminologische Relevanz==
==Kriminologische Relevanz==


Reece Walters fokussiert im Jahr 2004 den Diskurs um gentechnologisch veränderte Organismen aus kriminologischer Perspektive und integriert diesen innerhalb der Teildisziplin [[Green Criminology]] <ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, [[ISBN 978-1843922209]]</ref><ref>Reece Walters (2004) Criminology and genetically modified food. The British Journal of Criminology 44 (2):151–167.</ref>.  
Reece Walters fokussiert im Jahr 2004 den Diskurs um gentechnologisch veränderte Organismen aus kriminologischer Perspektive und integriert diesen innerhalb der Teildisziplin [[Green Criminology]] <ref>Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, ISBN 9781843922209</ref><ref>Reece Walters (2004) Criminology and genetically modified food. The British Journal of Criminology 44 (2):151–167.</ref>.  


Im Jahr 2007 verweist dieser darüber hinaus, auf die enge Verknüpfung zu ''state and corporate crimes'' <ref>Reece Walters (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology 4 (2):217–235.</ref> und zeigt auf inwiefern durch die Herstellung und den Handel mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln Raum für [[Green Criminology| Eco-Crime]] geschaffen wird, die meistens von Staaten oder Unternehmen initiiert werden <ref>Reece Walters (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology 4 (2):217–235.</ref>.
Im Jahr 2007 verweist dieser darüber hinaus, auf die enge Verknüpfung zu ''state and corporate crimes'' <ref>Reece Walters (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology 4 (2):217–235.</ref> und zeigt auf, inwiefern durch die Herstellung und den Handel mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln Raum für [[Green Criminology| Eco-Crime]] geschaffen wird, die meistens von Staaten oder Unternehmen initiiert werden <ref>Reece Walters (2007) Food Crime, Regulation and the Biotech Harvest. European Journal of Criminology 4 (2):217–235.</ref>.


Hazal Croall zeigt mit ihren Untersuchungen über Kriminalität im Prozess der Nahrungsmittelproduktion (''food crime'') auf, dass es eine Vielzahl von Formen gibt,  die teilweise ineinander übergehen und nur durch heranziehen verschiedener Ansätze von [[White Collar Crime]], [[Corporate Crime]], [[State Crime]] und organisierter Kriminalität angemessen erfasst werden können <ref>Hazel Croall (2007) Food crime. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, [[ISBN 978-1843922209]]</ref>. Folgendes wird ebenfalls bei der Betrachtung von Biopiraterie deutlich.
Hazal Croall zeigt mit ihren Untersuchungen über Kriminalität im Prozess der Nahrungsmittelproduktion (''food crime'') auf, dass es eine Vielzahl von Formen gibt,  die teilweise ineinander übergehen und nur durch heranziehen verschiedener Ansätze von [[White Collar Crime]], [[Corporate Crime]], [[State Crime]] und organisierter Kriminalität angemessen erfasst werden können <ref>Hazel Croall (2007) Food crime. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals. Willan Pub., Cullompton, UK, ISBN 9781843922209</ref>. Folgendes wird ebenfalls bei der Betrachtung von Biopiraterie deutlich.
Vor dem Hintergrund kriminologischer Theorien, die eine macht- und statusgebundenheit des Täters fokussieren, können Prozesse von Biopiraterie, abhängig von der Verwendung des Verbrechensbegriffs durch analytische Kategorien wie [[White Collar Crime]], [[Corporate Crime]], [[State Crime]], [[Famine Crime]], [[Green Criminology| Eco-Crime]] konzeptualisiert werden.  
Vor dem Hintergrund kriminologischer Theorien, die eine macht- und statusgebundenheit des Täters fokussieren, können Prozesse von Biopiraterie, abhängig von der Verwendung des Verbrechensbegriffs durch analytische Kategorien wie [[White Collar Crime]], [[Corporate Crime]], [[State Crime]], [[Famine Crime]], [[Green Criminology| Eco-Crime]] konzeptualisiert werden.  


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Auf transnationaler Ebene wird die Entwicklungs- und Hungerhilfe auf legalem Weg durch Staaten und Unternehmen zum Erlangen finanzieller Vorteile missbraucht, die sogenannten [[Famine Crime]] entsprechen der Terminologie des repressiven Verbrechens.  
Auf transnationaler Ebene wird die Entwicklungs- und Hungerhilfe auf legalem Weg durch Staaten und Unternehmen zum Erlangen finanzieller Vorteile missbraucht, die sogenannten [[Famine Crime]] entsprechen der Terminologie des repressiven Verbrechens.  
Die auf nationaler Ebene verübten legalen Repressionen betreffen vor allem die Agrarwirtschaft; zum einen werden den Landwirten Privilegien aberkannt, indem eine traditionelle Landwirtschaft kriminalisiert wird und zum anderen werden geistige Eigentumsrechte genutzt, um Patente auf eigentliches Allgemeingut bei Landwirten einzuklagen. Dies zerstört sozialökonomische Existenzen und letztendlich eine konventionelle Agrarwirtschaft und stellt entsprechend den typologischen Charakteristiken, ein repressives Verbrechen ''par excellence'' dar.  
Die auf nationaler Ebene verübten legalen Repressionen betreffen vor allem die Agrarwirtschaft; zum einen werden den Landwirten Privilegien aberkannt, indem eine traditionelle Landwirtschaft kriminalisiert wird und zum anderen werden geistige Eigentumsrechte genutzt, um Patente auf eigentliches Allgemeingut bei Landwirten einzuklagen. Dies zerstört sozialökonomische Existenzen und letztendlich eine konventionelle Agrarwirtschaft und stellt entsprechend den typologischen Charakteristiken, ein repressives Verbrechen ''par excellence'' dar.  
Die Kollateralschäden für Umwelt und Gesundheit, die im Zuge der dominanten Durchsetzung von ökonomischen Interessen entstehen sind repressives Verbrechen.
Die Kollateralschäden für Umwelt und Gesundheit, die im Zuge der dominanten Durchsetzung von ökonomischen Interessen entstehen, sind repressives Verbrechen.


==weblinks (Film- und Tondokumente)==
==weblinks (Film- und Tondokumente)==
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*Jay McGown Out of Africa: ''Mysteries of Access and Benefit Sharing''.
*Jay McGown Out of Africa: ''Mysteries of Access and Benefit Sharing''.
*Ikechi Mgbeoji (2006) ''Global biopiracy. Patents, plants, and indigenous knowledge.'' UBC Press, Vancouver [u.a.], ISBN 9780774811521.
*Ikechi Mgbeoji (2006) ''Global biopiracy. Patents, plants, and indigenous knowledge.'' UBC Press, Vancouver [u.a.], ISBN 9780774811521.
*Vandana Shiva (2000) ''Stolen harvest. The hijacking of the global food supply.'' Zed Books, London [u.a], [[ISBN 1842770241]].
*Vandana Shiva (2000) ''Stolen harvest. The hijacking of the global food supply.'' Zed Books, London [u.a], ISBN 1842770241.
*Rob White (2008) ''Crimes against nature. Environmental criminology and ecological justice.'' Willan, Cullompton, UK [u.a.], ISBN 9781843923619.
*Rob White (2008) ''Crimes against nature. Environmental criminology and ecological justice.'' Willan, Cullompton, UK [u.a.], ISBN 9781843923619.




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