Bindungstheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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====Verbindungslinien aus der Kriminologie====
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=====social bonds=====
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Hirschi bezeichnet "social bonds" als wesentliche Steuerungselemente devianten Verhaltens: Neben "commitment", "involvement" und "belief" gehört dazu "attachment", das er als "essence of internalization of norms, conscience, or superego" sieht (1969, S.18) und als "emotionales Band", über das sich dem Kind "elterliche Ideale und Erwartungen" mitteilen (S.86). Hirschi bezieht sich damit auf sekundäre Folgen von Bindung, wie sie auch durch die Bindungstheorie gestützt werden können. Ein ausdrücklicher Bezug auf Bowlbys Bindungskonzept, insbesondere auf die verhaltensbiologischen Grundannahmen oder die Diagnosekriterien, fehlt. Das Konzept "Bindung" bleibt im Vergleich unterkomplex:  
Hirschi bezeichnet "social bonds" als wesentliche Steuerungselemente devianten Verhaltens: Neben "commitment", "involvement" und "belief" gehört dazu "attachment", das er als "essence of internalization of norms, conscience, or superego" sieht (1969, S.18) und als "emotionales Band", über das sich dem Kind "elterliche Ideale und Erwartungen" mitteilen (S.86). Hirschi bezieht sich damit auf sekundäre Folgen von Bindung, wie sie auch durch die Bindungstheorie gestützt werden können. Ein Bezug auf Bowlbys Bindungskonzept hinsichtlich der verhaltensbiologischen Grundannahmen oder der Diagnosekriterien fehlt. Das Konzept "Bindung" bleibt im Vergleich unterkomplex:  


In einer ersten Abgrenzung geht Hirschi davon aus, dass fehlendes "attachment" den "psychopathischen" Täter auszeichne (S.17), spricht später von einer geringeren Wahrscheinlichkeit, dass ein Deliquent seinen Eltern verbunden sei ("closely tied"; S.85). Diagnostisch unterscheidet er mit einfacher Differenzierung zwischen "Bindung" und "fehlender Bindung", operationalisiert sie über Qualitäten von Kommunikation und andere, über Selbstauskünfte erhobene Beziehungsmerkmale (Fragebogenverfahren). Einen direkten Bezug zu Bowlby formuliert er lediglich in Bezug auf Untersuchungen, die psychiatrisch relevante Folgen einer längeren Trennung eines Kindes von der Mutter belegen (S.86f). Andere, aus Sicht der Bindungsforschung relevante Lebensumstände, die Bindung beeinflussen können, werden nicht thematisiert (etwa: andere Formen der Vernachlässigung oder Misshandlung).  
In einer ersten Abgrenzung geht Hirschi davon aus, dass fehlendes "attachment" den "psychopathischen" Täter auszeichne (S.17), spricht später von einer geringeren Wahrscheinlichkeit, dass ein Deliquent seinen Eltern verbunden sei ("closely tied"; S.85). Diagnostisch unterscheidet er mit einfacher Differenzierung zwischen "Bindung" und "fehlender Bindung", operationalisiert sie über Qualitäten von Kommunikation und andere, über Selbstauskünfte erhobene Beziehungsmerkmale (Fragebogenverfahren). Einen direkten Bezug zu Bowlby formuliert er lediglich in Bezug auf Untersuchungen, die psychiatrisch relevante Folgen einer längeren Trennung eines Kindes von der Mutter belegen (S.86f). Andere, aus Sicht der Bindungsforschung relevante Lebensumstände, die Bindung beeinflussen können, werden nicht thematisiert (etwa: andere Formen der Vernachlässigung oder Misshandlung).


=====Belastung=====
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Anonymer Benutzer