Bernard L. Madoff

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Bernard ("Bernie") L. (Lawrence) Madoff (* 29.04.1938 in Queens, New York City), Mitbegründer der Technologiebörse NASDAQ und einst Inhaber von einer der größten Vermögensverwaltungsfirmen der Welt. Ende 2008 wurde er als jahrzehntelanger Betreiber eines Investmentfonds, betrieben nach einem Ponzisystem, verhaftet. Im März 2009 erklärte Madoff sich des Wertpapierbetrugs, der Geldwäsche, des Meineids und falscher Angaben gegenüber der Börsenaufsicht für schuldig und wurde am 29. Juni 2009 zu 150 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Madoff beging den größten Anlagebetrug der Geschichte mit einem geschätzen Schaden von etwa 65 Milliarden Dollar (ca. 51 Milliarden Euro).

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Bernard Madoff im März 2009


Leben

Madoff wurde 1938 in Queens, New York, in eine jüdische Familie geboren. Seine Eltern waren Sylvia und Ralph Z. Madoff. Bernard Madoff wuchs in Queens, einem Stadtbezirk von New York City auf und besuchte die Far Rockaway Highschool, wo er 1956 seinen Schulabschluss erreichte. Dort lernte er auch Ruth Alpern kennen, die er 1959 heiratete. Im Gegensatz zu seiner von Geldsorgen geplagten Herkunftsfamilie (Schulden; Unregelmäßigkeiten bei Börsengeschäften) machte Bernard Madoff eine Bilderbuchkarriere. Nach dem Abschluß seines Politikwissenschaftsstudiums am Hofstra College im Jahre 1960 und gelegentlichen Besuchen von Vorlesungen an der Brooklyn Law School, gründete er 1960 mit 5.000 Dollar Erspartem (durch Ferienjobs als Rettungsschwimmer und die Einrichtung von Gartenbewässerungsanlagen) eine Investmentfirma namens Madoff Investment Securities LLC, die sich vor allem auf den Handel mit Penny Stock – Aktien, deren Wert unter einer Einheit in lokaler Währung liegt – spezialisierte. Dies rentierte sich nicht zuletzt wegen Maddoffs frühen Einstieg in den computergestützten Wertpapierhandels. Schon 1970 hatte seine Firma Investment Securities viele Kunden - vornehmlich aus den Country Clubs der High Society, wie z.B. dem Palm Beach Country Club. Saul Alpern, Madoffs Schwiegervater, verhalf dem Unternehmen zu weiteren Wachstum, indem er Freunde und deren Familien als Kunden für Bernard Madoffs Firma aquirierte. So wurde Madoff Investment Securities LLC bald zum größten Wertpapierhändler auf dem NASDAQ und 2008 zum sechstgößten Wertpapierhändler der Wallstreet.

Erste Kontakte mit der US-Börsenaufsicht SEC (United States Securities and Exchange Commission) machte die Familie Madoff im August 1963, als Sylvia Madoff, der Mutter von Bernard Madoff, die Zulassung infrage gestellt wurde. Bis dato arbeitete Sylvia Madoff als „Broker dealer“ mit ihrem Unternehmen namens Gibraltar Securities. Im Januar 1964 verzichtete die SEC auf weitere Maßnahmen im Zusammenhang mit ihren unklaren Vermögensverhältnissen, doch musste Sylvia Madoff im Gegenzug auf ihre Tätigkeit verzichten. Unklar ist, ob ihr Ehemann Ralph die Geschäfte führte, obwohl sie dafür registriert war. Inwieweit dies mit Steuerschulden des Ehepaars in Zusammenhang steht, ist ebenfalls unklar. Ohnehin wies das Familien- und Geschäftsleben der Madoffs zahlreiche Verknüpfungen auf. So arbeiteten einige Familienmitglieder bei Madoff Investment Securities LLC: Sein jüngerer Bruder Peter B. Madoff, war Senior Managing Director und Chief Compliance Officer, Peters Tochter, Shana, war compliance attorney. Maddofs Söhne, Mark und Andrew, arbeiteten zusammen mit Madoffs Neffen, Charles Weiner, in der Handelsabteilung des Unternehmens.

Madoff wirkte in der National Association of Securities Dealers (NASD) mit, die den NASDAQ regulierte. Sein Unternehmen war eine der treibenden Kräfte bei der Entwicklung desselben. 1990 war Madoff dann Vorsitzender des Board of Directors und wenig später Mitglied des Board of Governors des NASD. Madoffs Firma Madoff Investment Securities LLC verwaltete Anlagegelder für vermögende Kunden und zwei Dutzend Hedgefonds mit 17 Milliarden Dollar. In demselben Gebäude befand sich auch der Sitz von "Cohmad Securities", das seit 1970 von Bernard L. Madoff und seinem Bruder Peter B. Madoff geleitet wurde.

Investment Skandal

Seit 1991 hatte Madoff ein gigantisches Schnellballsystem betrieben, bei dem es insgesamt, so nahm man zu diesem Zeitpunkt an, um rund 50 Milliarden Dollar (ca. 38 Milliarden Euro, Stand Januar 2009) ging. Madoffs Versprechen für die Anleger bestand darin, jährlich 8 bis 12% Gewinn der eingezahlten Summe zu erwirtschaften, egal wie der Markt stehe. Tatsächlich vermochte Bernard L. Madoff sein Versprechen einzuhalten und erwirtschaftete 17 Jahre hintereinander einen beeindruckenden Gesamtgewinn von über 557% (vgl. Gregoriou, 2009: 5). Dieses konstante Wachstum machte Madoff zu einem gefragten Geschäftspartner und die Möglichkeit in ihn zu investieren stand nicht für jedermann offen. "Bernie" wie er von (damaligen) Freunden auch genannt wurde, konnte sich seine Geschäftspartner aussuchen. Manche fanden nur auf Empfehlungen bereits bestehender Geschäftskontakte hin in seinen wirtschaftlichen Handeln Berücksichtigung. Gregoriou (2009: 5) fasst dies mit folgenden Zitat zusammen: “I know Bernie. I can get you in”. Die Investorenschaft setzte sich zusammen aus wohltätigen Stiftung, investment professionals, Berühmtheiten, reputable Banken etc.

Was die Investoren nicht wussten, war, dass Madoff die versprochenen Gewinne aus immer neuen Kundeneinlagen ausbezahlte. Als einer seiner Kunden mehrere Milliarden an Einlagen zurückforderte, brach das System zusammen. Anscheinend hatte Madoff vor, sich zu stellen, nachdem sein System kurz vor dem Zusammenbruch stand. Seit Dezember 2007 bestanden Probleme, weil Kunden im Zuge der Finanzkrise ihre Einlagen abzogen. Auffällig war auch, dass die Stiftung der Familie Madoff im Jahre 2007 nur 95.000 Dollar an wohltätige Organisationen gespendet hatte, während im Jahr zuvor noch 1.277.600 Dollar gespendet worden waren.

Am 10. Dezember 2008 informierte Madoff seine Söhne darüber, dass er sich entschieden habe einige Millionen Dollar Boni früher als geplant auszuzahlen. Madoffs Söhne, Mark und Andrew verlangten zu wissen wie ihr Vater in der Lage sei Boni auszuschütten, wenn er es sich nicht leisten könne seine Geldgeber zu bezahlen. Bernard Madoff gestand daraufhin, dass der Anlagegüterverwaltungzweig der Firma ein elaboriertes Schneeballsystem, nur eine "große Lüge" sei (vgl. Gregoriou, 2009: 5). Madoffs Söhne verständigten daraufhin das FBI, was am 11. Dezember 2008 zur Verhaftung Bernard Madoffs führte.

Im Schuldeingeständnis, das Madoff vor Gericht verlesen hat, hält Madoff fest, er habe im Jahre 1991 mit dem Schneeballsystem begonnen. Seit diesem Zeitpunkt habe er keine legitimen Investitionen mehr mit dem Geld seiner Klienten getätigt; stattdessen habe er das Geld auf seinem Chase Manhattan Bank Geschäftskonto deponiert. Er habe sich verpflichtet gefühlt die Kundenerwartungen nach hohen Renditen auch trotz ökonomischer Rezessionen zu erfüllen. Madoff tätigte gefälschte (Auslands-)Transaktionen und machte falsche Angaben bei der Börsenaufsicht. Madoff teilte dem Gericht mit, er habe stets die Absicht gehabt wieder ans legale Handelsgeschäft anzuknüpfen, doch dies stellte sich als schwierig und letztendlich als unmöglich heraus. Zum Schluß sei er sich dessen bewusst gewesen, dass sein Betrug wahrscheinlich aufgedeckt werden würde. Trotz der gewaltigen Dimensionen des Betrugs, beteuerte Madoff im Prozess stets alleine gehandelt zu haben. Weder seine Söhne, noch seine Frau wären zu irgendeinem Zeitpunkt in den Betrug eingeweiht gewesen. Bei den Vorermittlungen unter dem US Magistrate Judge Gabriel Gorenstein am US-Bezirksgericht in Manhattan (US vs. Madoff; 08-MAG-02735) stellte sich heraus, dass in den zwei Wochen vor der Verhaftung rund 15 Millionen Dollar von Madoff-Unternehmen auf das Konto seiner Ehefrau Ruth überwiesen wurden. Das erschütterte die Annahme, dass er als Einzeltäter gehandelt haben konnte.

Lücken in der Kontrolle

Der amerikanische Kriminologe und Soziologe Edwin H. Sutherland (1949) definierte White Collar Crime als Verbrechen, die von einer ehrbaren Person mit hohem sozialem Ansehen im Rahmen ihres Berufes und unter Verletzung des Vertrauens, das man ihnen entgegenbringt begangen werden. Die drei zentralen Elemente der Sutherlandschen Definition Respektabilität, hoher sozialer Status und die Verletzung des Vertrauens kommen auch im Fall Madoff zum tragen.

Monetärer Wohlstand

Die kulturelle Struktur der USA als achievement-culture (Merton) gibt das Erreichen monetären Wohlstands als erstrebenswertes Ziel vor. Dieses hat Bernard L. Madoff zweifelfrei erreicht: Im Dezember 2008 bezifferte das Ehepaar Madoff sein Vermögen vor Gericht auf über 800 Millionen Dollar, wovon die von Madoff geführte Firma mit 700 Millionen Dollar ausmachte. Viele der weiteren (oft immobilen) Vermögenswerte liefen auf den Namen von Ruth Madoff - so z.B. eine Eigentumswohnung in Manhatten (7 Mio.), Grundstücke in Florida, auf Long Island und in Südfrankreich (19 Mio.), aber auch Möbel und Kunstgegenstände in den Anwesen des Ehepaares (9,9 Mio.). Im März 2009 erklärten die Anwälte von Ruth Madoff, ihr gehörten Vermögenswerte in Höhe von 69 Millionen Dollar. Folglich verfügte Madoff über hohes ökonomisches Kapital (Bourdieu), was ihm zu einer respektablen Person machte. Gregoriou (2009: 5) hält fest, dass bei "Bernie" zu investieren ein exklusives Privileg darstellte – ein klares Zeichen dafür, dass man es sozial "geschafft" hat.

Ausnutzung gesellschaftlichen Ansehens

Madoff hatte einen so exzellenten Ruf, dass die Börsenaufsicht ihn privilegiert behandelte und z.B. auch tolerierte, dass er seine Bilanzen von einer obskuren Wirtschaftsprüfergesellschaft namens Friehling & Horowitz prüfen ließ, die lediglich aus einem 78-Jährigen Wirtschaftsprüfer in Florida, einer Sekretärin und einem 47-jährigen Buchhalter in einem 22 Quadratmeter großen Büro in New York bestand. Sein gesellschaftliches Ansehen war ebenfalls makellos. So war Madoff eine bewunderte Persönlichkeit in einem der elitärsten Golfklubs des Landes. Zusammen mit seiner Frau Ruth wirkte er als Philanthrop und Spender für Colleges, Theater, Bildungseinrichtungen, jüdische Wohltätigkeitsorganisationen sowie als Kunstmäzen. Diese Tätigkeiten sicherten Madoff Ehrbarkeit und Respektabilität, kurz symbolisches Kapital. Bernard Madoffs unerhörter Erfolg und tadelloser Ruf erhoben ihn über jeden Verdacht. Das Vertrauen in Madoffs Fähigkeiten und Integrität war so groß, dass das Infragestellen seines Erfolges oder seiner Person den Großteil seiner Investoren nicht in den Sinn kam. Wer dies doch tat spielte damit seine Karriere zu riskieren (vgl. Gregoriou, 2009: 5).

Netzwerke

Madoff hat die Anwerbung immer neuer Investoren bis zuletzt persönlich betrieben, doch hat ein Teil der von ihm Angeworbenen weitere Investoren angesprochen. Somit wirkten seine hochkarätigen sozialen Kontakte, sein soziales Kapital, als Multiplikatoreffekt bei der Generierung von kulturellem und vor allem ökonomischem Kapital. Unter den Investoren ist der am härtesten von Verlusten betroffene die Fairfield Greenwich Group. Diese Gruppe verwaltete seit Anfang der 80er Jahre Investorengelder im Umfang von 14,1 Milliarden Dollar. Geleitet wurde sie von Walter Noel, dessen vier Schwiegersöhne, die aus Kolumbien, der Schweiz und Italien stammen, nach einem Beitrag des International Herald Tribune die Anwerbung von Neukunden in Europa und Südamerika betrieben. Das Unternehmen gab an, 7,5 Milliarden Dollar verloren zu haben, was vor allem auf den Fairfield Sentry fund zurückzuführen ist, der ausschließlich bei Madoff investierte. Von den Investoren verlangte es ein Prozent der Einlage, dazu zwanzig Prozent von den Gewinnen. Die in Manhattan ansässige Fairfield-Greenwich-Gruppe arbeitete wiederum mit Jeffrey Tucker, einem ehemaligen Angestellten der Securities and Exchange Commission zusammen, sowie Andrés Piedrahita, dem Ehemann von Corina Noel, einer der fünf Töchter von Walter Noel. In Italien warb Lisina Noels Ehemann, Yanko Della Schiava, im schweizerischen Lausanne Alix Noels Ehemann Philip Toub.

Andere „Zubringer“, wie J. Ezra Merkin und sein Ascot Partners fund oder Gerald Breslauer aus Los Angeles, die für Steven Spielberg und Jeffrey Katzenberg investierten, vereinnahmten 1,5 Prozent der Anlagesummen. Auch gegen Merkin und Ascot soll Anklage erhoben werden.

In enger Verbindung mit Madoff stand Robert Jaffe, ein 64-jähriger aus Massachusetts, der über gute Kontakte zu Investoren in Boston und Palm Beach verfügte. Jaffe ist der Schwiegersohn von Carl Shaprio, dem Gründer von Kay Windsor. Er war Vizepräsident der Cohmad Securities, eines Brokerhauses, das zu zwanzig Prozent Madoff gehörte. Cohmad zahlte Provisionen an Zubringer, die Kunden für Madoff warben. Auch Jaffe erhielt von der Ersteinlage jedes Kunden ein bis zwei Prozent, doch behauptet er, von dem Schneeballsystem Madoffs nichts gewusst zu haben.

Mangelhafte Aufsicht durch die SEC

Christopher Cox, der Leiter der Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) äußerte am 16.12.2008 dass über Jahre glaubhaften und gezielten Hinweisen auf das betrügerische Verhalten Madoffs nicht nachgegangen worden sei. Die ersten Hinweise stammen aus dem Jahr 1999. Cox, der erst im Juni 2005 Leiter der SEC geworden ist, ließ eine Untersuchung des Vorgangs einleiten. Der Generalinspektor der SEC, H. David Kotz, versucht zu ermitteln, wie die Regulatoren, trotz zahlreicher Hinweise ("red flags"), es nicht vermochten Madoffs Betrug zu entdecken. Dabei steht auch die Beziehung in Rede, die zwischen der Nichte Madoffs, Shana Madoff, und dem leitenden SEC-Angestellten Eric Swanson, bestand (Swanson, der von 1996 bis 2006 bei der SEC gearbeitet hatte, heiratete Shana Madoff im Jahre 2007).

Der designierte US-Präsident Barack Obama äußerte sich zu dem Skandal mit den Worten, der Fall „hat uns erneut daran erinnert, wie dringend Reform nötig ist“ („has reminded us yet again of how badly reform is needed“).

Am 14.11.2009 meldete die Financial Times, dass die Financial Industry Regulatory Authority (Finra), die mehr als 5.000 registrierte Wertpapierhändler zu überwachen hat, seit 1999 bereits 19 mal wegen Beschwerden gegen Madoff Untersuchungen durchgeführt habe.

Der unabhängige Betrugsexperte Harry Markopoulos hatte verschiedentlich die SEC kontaktiert und vor Madoff gewarnt. Er hatte auch Unterlagen übergeben. Als die SEC nicht reagierte, fürchtete er um sein Leben (vgl. Chernoff 2009).

Schon früh hatte Madoff Kontakt zur SEC aufgenommen, und Arthur Levitt Jr., der von 1993 bis 2001 ihr Leiter war, ließ sich gelegentlich von ihm beraten. Allerdings waren die beiden vielfach verschiedener Auffassung und der Kontakt habe keinen besonderen Rang gehabt.

Geschädigte

Zu den bislang bekannten Geschädigten gehören folgende Privatpersonen, Banken, Investmentgesellschaften, gemeinnützige Stiftungen sowie der Fiskus.

Privatpersonen, Banken, Investmentgesellschaften

  • Fairfield Sentry Ltd, ein Hedgefonds der Walter Noel's Fairfield Greenwich Group (Velust: 7,3 Milliarden Dollar)
  • Kingate Global Fund Ltd, ein Hedgefonds der Kingate Management Ltd.
  • Access International Advisors (Verlust 1,4 Milliarden; Suizid des Fondsmanagers Thierry Magon)
  • Hedgefonds Bramdean Alternatives von Nicola Horlick in London
  • Maxam Capital Management LLC (280 Mio. Dollar). Die Gründerin Sandra Manzke hatte selbst Investoren an Madoff vermittelt
  • Tremont Group Holdings Inc., ein Hedgefonds der Oppenheimer Funds Inc. (hatte die Hälfte seines Anlagevermögens bei Bernard Madoff investiert)
  • Robert I. Lappin Charitable Foundation, eine karitative jüdische Organisation in Salem, Massachusetts, die beispielsweise Reisen jüdischer Kinder nach Israel finanzierte (Konkurs).
  • Picower Stiftung in New York, die u.a. medizinische Forschungsprojekte finanziert, und das gesamte Stiftungsvermögen von rund 1 Milliarde Dollar von Madoff Securities verwalten ließ (Tätigkeit beendet).
  • Spielbergs Geschäftspartner und Chef von DreamWorks Animation, Jeffrey Katzenberg
  • Wunderkinder Foundation (Spielberg)
  • Irwin Kellner, Wirtschaftswissenschaftler bei MarketWatch (2,2 Millionen)
  • Organisationen städtischer Angestellter (Employees Board, Police Board, Fire Board)
  • Gabriel Bitran vom Massachusetts Institute of Technology (er hatte Anlegern suggeriert, Preisschwankungen minimieren zu können, hatte jedoch einen Teil des Geldes über einen Fonds bei Madoff investiert)
  • Die 91-jährige Schauspielerin Zsa Zsa Gabor und ihr Ehemann Prinz Frederic von Anhalt (4,5 Millionen Dollar)
  • Die nach Luxemburger Recht betriebenen Fonds „Lux-Alpha SICAV“ (liquidiert), „Lux-Invest“ (gehört der Schweizer UBS) und „Thema“ (gehört der englischen HSBC) waren bei Madoff mit 5-7 Milliarden Euro engagiert. "Herald (Lux) SICAV" (liqudiert). Rund ein Dutzend Fonds hat die Anteilsrücknahme ausgesetzt.
  • Die Schweizer Banque Benedict Hentsch Fairfield Partners SA (Genf) hatte 56 Millionen Schweizer Franken ihrer Kunden investiert.
  • Carl und Ruth Shapiro, wichtige Spender für das Museum of Fine Arts (50% ihres Vermögens; 220 Mio. Dollar)
  • Brandeis University
  • Beth Israel Deaconess Medical Centre
  • Avram und Carol Goldberg, die früheren Besitzer von Stop and Shop, einer Supermarktkette
  • Stephen Fine, Präsident der Biltrite Corp.
  • Verlust Schweizer Banken zusammen 4,22 Milliarden Dollar
  • Die Union Bancaire Privée (im Juni 2008 verwaltetes Vermögen: 127 Milliarden Schweizer Franken) war mit 700 Millionen US-Dollar bei Madoff engagiert (weniger als 1 Prozent der gesamten verwalteten Vermögens). Betroffen ist vor allem der Fonds Dinvest Total Return, dessen Rendite sich dadurch um 3 Prozent verschlechterte. Eigene Gelder hatte die Bank nicht bei Madoff investiert.
  • Die Bank Benedict Hentsch war erst im August 2008 mit Fairfield Greenwich Group fusioniert worden, die 7,5 Milliarden Dollar bei Madoff angelegt hatte.
  • Die EIM Group hatte 2 % ihres Kapitals (220 Millionen Dollar) bei Madoff investiert
  • Notz, Stucki & Cie sowie Benbassat & Cie. sind ebenfalls betroffen.
  • Mehrere hundert Kunden der Hyposwiss Private Bank (Genf) hatten absichtlich von sich aus bei Madoff investiert (Verlust von 175 Mio. Franken)
  • Hyposwiss Private Bank Genf, die bis Februar 2008 Anglo Irish Bank (Suisse) SA hieß, war als Tochtergesellschaft der irischen Anglo Irish Bank seit Jahren im Hedgefonds-Geschäft aktiv.
  • Der französische Vermögensverwalter Oddo, der die Aktien seiner Kunden, die im luxemburgischen Fonds Lux Alpha lagen, dessen Depositärin wiederum die UBS war, und der am 4.11.2008 verkauft hatte, verklagte die UBS, da er nie Geld erhalten habe. Am 15. Januar wurde die UBS Luxemburg zu einem Schadenersatz in Höhe von 30 Millionen Euro verurteilt.
  • Österreichische Privatanleger (350 Mio. Euro), die in Primeo-Fonds von Pioneer Alternative Investment Management, die zur UniCredit in Mailand gehören, und in Herald Fonds der österreichischen Privatbank Medici investiert hatten (Wien). Das Unternehmen mit nur 15 Mitarbeitern gehört zu einem Viertel der Bank Austria. Der Rest des Unternehmens gehört Sonja Kohn (zugleich Chairwoman der Bank, bis am 31. Dezember 2008 die Privatbank Medici zwangsweise unter staatliche Aufsicht gestellt und ein Regierungskommissär bestellt wurde). Von Medici verwaltete Fonds und bei Madoff LLC angelegte Gelder: 2,1 - 3,6 Milliarden Dollar. Noch im November 2008 hatte die Wiener Banker bei „Germany's Hedgefund-Award“ den ersten Platz belegt. Frau Kohn kannte Mdoff seit den 80er Jahren persönlich. Sie hatte ihn in Monsey kennen gelernt, einem hauptsächlich von jüdisch-orthodoxen Gemeinden bewohnten Ort nahe New York. 1990 gründete sie die Firma Eurovaleur und, nachdem sie nach Wien zurückgekehrt war, Medici Finanzservice GmbH – wobei sie den ungeschützten Namen „Medici“ übernahm, ohne irgendwelche Kontakte zum Florentiner Bankhaus aufzuweisen. Von 1996 bis 2000 beriet sie den österreichischen Finanzminister Johann Farnleitner und erhielt 1999 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Sie dürfte ganz überwiegend Madoff-Beteiligungen vertrieben haben. Kohn behauptet, nichts von Madoffs Schneeballsystem gewusst zu haben. Gegen die Medici Bank führt die Oesterreichische Nationalbank eine Prüfung durch. Kohn soll mit Madoffs Betrugssystem 50 Millionen Euro pro Jahr verdient haben. Sie soll dazu Fonds-Gelder in Irland und Luxemburg eingeworben und über die Cayman Islands zu Madoff transferiert haben. Davon sollen jährlich nur 8 Millionen Euro nach Wien geflossen sein, der Rest in die Schweiz, möglicherweise an die Privatbank Genevalor, Benbassat & Cie. Bereits am 18.12.2008 gab der ehemalige Börsenchef Stefan Zapotocky seinen Sitz im Kontrollgremium der Banken-Österreichische Industrie-Holding AG Fimbag auf. Er hatte im Board des von Madoff gemanagten Fonds Alpha-Prime gesessen, der von Sonia Kohn mitentwickelt worden war.
  • In Deutschland sind anscheinend nur private Kunden von rund 20 frei vertriebenen Dachfonds und Zertifikaten betroffen. Ihre Investitionen erfolgten über den Umweg zweier von Österreich aus vertriebener Fonds mit den Namen "Thema US Equity" und "Herald US Absolute Return"“ (Vertreiber: die Wiener Privatbank Medici). Die Gesellschaften Frankfurt-Trust, Ampega-Gerling, Carat, Alceda und Universal-Investment mussten den Wert der beiden Fonds in ihren Portfolios auf einen Wert von 10 Cent abschreiben. Entsprechend sank auch der Kurs der Dachfonds ab. Auf diese Weise entstehen den Kunden durch veränderte außerbörsliche und börsliche Bewertungen weitere Schäden. Möglicherweise haftet die Depotbank (in diesem Fall eine irische Tochtergesellschaft der Großbank HSBC) gegenüber Anlegern aus der Verletzung von Verwahr- und Prüfpflichten. Ihr Wirtschaftsprüfer ist PricewaterhouseCoopers. Namhafte Vertriebsquelle in Deutschland war die UBS, die für besonders vermögende Kunden über Dachfonds der UBS Sauerborn Trust in Thema und Herald investierte.
  • In Italien ist bisher der Fonds Pioneer Alternative Investments der Bank UniCredito betroffen, der in Dublin ansässig ist. Es handelt sich nach Angaben der Bank um 75 Millionen Euro (kaum Privatkunden). Die indirekte Verwicklung in die Bernard L.Madoff Investment Securities liegt bei rund 805 Mio EUR. Deren Geld floss dabei vor allem in den Herald USA Fund der Wiener Bank Medici. Mediobanca verneinte jede Investition bei Madoff, räumte aber am 16. Dezember ein, mit 671.000 Dollar über die Compagnie Monegasque de Banque investiert gewesen zu sein.
  • In Frankreich verlor BNP Paribas 350 Millionen Euro, da sie über den Handel und durch Kredite in Mitleidenschaft wurde.
  • Der Finanzdienstleister Natixis verlor 450 Millionen Euro.
  • Die Société Générale hatte weniger als 10 Millionen Euro investiert. Sie hatte Madoff nach einem Besuch in New York auf ihre interne schwarze Liste gesetzt und ihre Kunden vor einem Investment gewarnt.
  • Der Gründer und Fondmanager René-Thierry Magon de la Villehuchet des Investmentfonds Access International Advisors verlor 1,4 Milliarden Dollar und beging in seinem Büro Suizid. Der Fondsmanager entstammte einer traditionsreichen aristokratischen französischen Familie.
  • Die spanische Bank Santander (Verlust ca. 3 Milliarden Dollar). Ihre Investitionen erfolgten durch das Tochterunternehmen Optimal; auf eigene Rechnung investierte Santander 17 Millionen. Die spanische Antikorruptionsbehörde untersucht die Beziehungen, die Santander mit dem Investmentfonds Fairfield Greenwich Group und den Fonds des US-Vermögensverwalters von Madoff unterhielt. Im Tausch gegen Klageverzichte bot Santander seinen geschädigten Privatkunden 1,38 Milliarden Euro in Papieren, wohl Vorzugsaktien des eigenen Unternehmens, an. Cremades & Calvo-Sotelo, die 1.800 Geschädigte vertreten, verlangen auch Kompensationen gegenüber institutionellen Anlegern.
  • Nach Angaben der Bank von Portugal beläuft sich der dortige Schaden auf mindestens 67 Millionen Euro, wobei 18 Millionen von Banken getragen werden müssen.
  • In Großbritannien ist Bramdean Alternatives, das über 9 % seines Kapitals bei Madoff eingesetzt hatte, von hohen Verlusten bedroht. Auch die Royal Bank of Scotland fürchtet Verluste von 400 Millionen Euro. Die HSBC (Hongkong and Shanghai Banking Corporation) ist mit rund einer Milliarde Dollar investiert. Nach Angaben der Bank sind nur eine „kleine Anzahl“ institutioneller Anleger sowie Depotkunden betroffen.
  • Geschädigte finden sich auch unter den Hedgefonds in den so genannten Steueroasen wie den britischen Jungferninseln in der Karibik. Dort sind Auriga International Advisers mit Verlusten von 350 Millionen Dollar (hier die offizielle Währung) betroffen. Dieser Hedgefond war überwiegend in Fairfield Sentry investiert, wie der Mehrheitseigner Jacques Rauber erklärte, der wiederum ausschließlich bei Madoff investiert war. Nach Aussage des Zürichers sei der Fonds Auriga Alternative Strategies viel weniger betroffen.
  • Die japanische Nomura meldete Verluste von rund 225 Millionen Euro; auch Aozora ist mit mindestens 137 Millionen Dollar bei Madoff investiert.
  • In Australien untersuchen die Commonwealth Bank und die National Australia Bank, ob sie indirekt verwickelt sind. Mitte Januar 2009 galt unter den Banken Australiens nur Westpac als nicht betroffen.
  • Die Elie-Wiesel-Stiftung des Nobelpreisträgers und Holocaustüberlebenden Elie Wiesel hat im Zuge des Madoff-Skandals nahezu ihr gesamtes Vermögen in Höhe von 15,2 Millionen Dollar verloren.
  • Madoff Family Foundation (Verlust 18 Mio. Dollar)
  • Fortis (Verlust von bis zu einer Milliarde Euro durch indirekte Investitionen).
  • Eine Pensionskasse von Shell (Verlust von rund 29 Millionen Euro).

Indirekte Schäden

Gemeinnutz und Sponsoring

  • Die Stiftung Justice, Equality, Human dignity, and Tolerance (JEHT) muss aufgrund des Skandals auf Zuwendungen von Madoff verzichten. Sie sah sich gezwungen, aufzugeben, wie ihr Leiter Robert Crane beim Sender Democracy Now! erklärte.[96][97]
  • Das Museum of Jewish Heritage musste inzwischen 12 % seiner Angestellten kündigen, weil die Sponsorenzuwendungen eingebrochen sind. Vor dem Hintergrund, dass laut Bloomberg 25 % des Spendenaufkommens für höhere Bildungsinstitute von Juden kommen, trifft diese Katastrophe eine ganze Reihe weiterer Organisationen. So leiden etwa die Brandeis University und Bostons Museum of Fine Arts, Stiftungen, die bei Madoff investiert hatten, wie die Frank Lautenberg Foundation erlitten zudem Verluste und sind daher doppelt betroffen. Die von dem Demokraten Lautenberg aus New Jersey gegründete Stiftung investierte 12,8 ihrer 13,8 Millionen Dollar betragenden Einlagen bei Madoff. Diese Stiftung allein gab 352.500 Dollar an den United Jewish Appeal of MetroWest NJ in Whippany, New Jersey (beides 2006). Die Jewish Federation of Greater Los Angeles hat nach dem gleichen Bericht 6,4 Millionen Dollar eingebüßt, was 11 % ihres Vermögens entspricht. Sie unterstützt die verarmten Mitglieder der Gemeinde. Die Yeshiva University verlor wohl 110 Millionen. Ramaz, eine Schule an der New Yorker Upper Eastside hat rund 6 Millionen eingebüßt, die Maimonides School, eine orthodoxe Tagesschule in Brookline, Massachusetts, 5 Millionen. Die UJA-Federation, die rund 100 Gesundheits-, Bildungs- und Gemeindeeinrichtungen unterstützt, konnte beim Wall Street Dinner des Jahres 2008 nur noch 18,8 statt 21,6 Millionen Dollar an Spenden einsammeln, wie noch 2007.
  • Eine weitere, erst 2007 gegründete Stiftung, muss um die Jahreswende 2008 auf 2009 geschlossen werden, die Fair Food Foundation of Ann Arbor. Ihre Aktivitäten basierten auf den Einlagen einer unbekannten, vermögenden Person bei Madoff. Sie hatte u. a. die Lebensmittelversorgung verarmter Bezirke in Detroit zum Ziel.

Steuerausfälle

Die Seattle Times stellte Spekulationen darüber an, wie sich die Vermögensverluste auf die Steuereinnahmen der USA auswirken könnten. Sie kommt dabei zu Steuerausfällen von bis zu 17 Milliarden Dollar.

Schäden bei Rückversicherern

Gegen die Schadensbelastung aus Klagen gegen Vermittler und Fondsmanager, die Kundengelder bei Madoff investiert hatten, und die ihre Sorgfalts- und Aufklärungspflichten verletzt haben, haben die Fondbetreiber spezielle Haftpflichtversicherungen abgeschlossen. - Nach Schätzung des Rückversicherungsmaklers Aon Benfield müssen die Versicherer mit einer Schadenbelastung von 1,8 Milliarden Dollar rechnen. Insgesamt ist mit maximalen Versicherungsdeckungen von über sechs Milliarden Dollar zu rechnen. Die versicherten Schäden belaufen sich demnach auf 760 Millionen bis 3,8 Milliarden Dollar.

Reaktionen

Juristische Reaktionen der Geschädigten

Da die wenigsten Geschädigten direkt bei Madoff engagiert waren, richten sich die betreffenden Vermögensverwalter auf Klagen der Kunden ein, denn es wird in jedem Einzelfall festgestellt werden müssen, ob die Verwalter ihren Obliegenheiten nachgekommen sind. So hat etwa die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. einen Informationsdienst „für Madoff-Geschädigte“ eingerichtet. Ausgangspunkt sind danach die Fonds Thema US Equity und Herald US Absolute Return, in die über Dachfonds und Zertifikate investiert worden ist. Sie hatten nach Schätzung der SdK zuletzt ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro. Die Investmentgesellschaften Alceda, Ampega-Gerling, Carat, Frankfurt-Trust und Universal-Investment haben den Wert der beiden Fonds in ihren Portfolios vorsorglich auf 0,10 Euro gestellt. Der Schaden wurde am 19.12.2008 auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt. Ungeklärt ist die Verantwortlichkeit der Depotbanken von Fonds.

Einige Dachfonds mit einem Absolute-Return-Ansatz sahen die zu dieser Zeit noch nicht als Madoff-Fonds erkannten Anlageformen als geeignetes Instrument für ihr Portfolio an. Das galt etwa für den Dachfondsmanager Bernd Greisinger, in dessen fünf Fonds die Madoff-Anteile durchschnittlich 40 Prozent betrugen. Er erwarb zudem im zweiten Halbjahr 2008 Herald-Fonds. Dachfonds wie der BG Global Dynamic oder der Carat Global One mit ihrem hohen Anteil an Herald- und Thema-Fonds. Andere Dachfonds schrieben die Verluste ab und mussten am 16. Dezember einen deutlichen Kursrückgang hinnehmen. Betroffen ist u. a. der UBS Sauerborn-Vermögensstrategie I mit einem Volumen von über 500 Millionen Euro.

Anfang Dezember lagen noch Kauforders im Umfang von vielleicht 100 Millionen Euro vor, wie etwa beim Finanzdienstleister Carat, wo 1,2 Millionen Euro auf den Anlagetermin Mitte Dezember warteten. Diese Verzögerung wiederum lag daran, dass die Fonds, wie bei derlei Anlagen üblich, nur zweimal im Monat gehandelt wurden. Das Geld lag also zu dieser Zeit noch bei der Depotbank in Luxemburg, einer Tochter der HSBC. Die HSBC stornierte, als Madoff verhaftet wurde, sofort alle Aufträge, doch ist der Verbleib des deponierten Geldes unklar. Christine Lagarde, die französische Finanzministerin, forderte die EU-Finanzminister auf, die Regeln in dieser Hinsicht zu ändern. Dies betrifft die als undertakings in collective investment in transferrable securities oder UCITS bekannten Regularien, die von Land zu Land differieren. Dagegen wehrte sich Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, denn die bereits eingezahlten, aber noch nicht investierten Gelder werden überall deponiert und bei Bedarf wieder ausgezahlt. Das gilt jedoch nicht für von Depositenbanken beauftragte Unternehmen und Banken. Die Kette der jeweiligen Zwischeneigentümer müsse genauer überwacht werden.

Letztlich müssen Gerichte entscheiden, wer für welchen Schaden aufkommen muss. So ist etwa unklar, ob Hedgefonds, die noch vor dem Zusammenbruch des Madoff'schen Systems ihr Geld und die Gewinne abgezogen haben, zur Herausgabe ihrer Gewinne veranlasst werden. Dies würde wiederum Klagen der Anleger bei den betroffenen Fonds nach sich ziehen.

Ähnliches könnte für Privatanleger gelten, die Gewinne aus Madoffs System gezogen haben. Sie könnten zur Rückzahlung gezwungen werden. Dies hat jedoch Bedingungen: „Während die tatsächlichen betrügerischen Handlungen (fraudulent transfers) Vorsatz bzw. Kenntnis voraussetzen, was wohl nur in den wenigsten Fällen nachzuweisen sein wird, ist dieser Nachweis beim sogenannten constructive fraud nicht notwendig, wenn (1) die Veranlagungen vor Eröffnung des Konkurses erfolgt sind, (2) sie inkongruent waren (d.h. für weniger als einen angemessenen Gegenwert erfolgten) und (3) der Schuldner zum Zeitpunkt der Zahlung schon insolvent war.“

Repex Ventures SA, ein auf den britischen Virgin Islands ansässiges Unternehmen, hat am 12. Januar in den USA die Medici Bank verklagt. Es hatte 700.000 Dollar in den Herald (LUX) US Absolute Return Fund der Bank Medici investiert. Die Klage richtet sich auch gegen Sonja Kohn, und den ehemaligen Vorstandschef Peter Scheithauer. Laut Bloomberg wird eine Sammelklage oder Gruppenstatus für die Klage angestrebt. Der Vorwurf lautet auf Anlegerbetrug, da die Verbindung zu Madoff nirgendwo genannt wurde.

In Österreich strebt die Advofin, ein Prozessfinanzierer, der rund 200 Investoren vertritt, eine Sammelklage gegen die Bank Austria an, der die Medici Bank zu 25 % gehört. Ähnliches gilt für Zwerling, Schachter & Zwerling, die in New York und Seattle ansässig sind.

In den USA basieren die Klagen gegen Madoff, seine Zwischenhändler und Geschäftspartner auf Verletzungen des New Yorker Schuldner- und Gläubigergesetzes, des New Yorker Handelsrechts, des Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act und auf Bereicherung und Mittäterschaft bei Verletzung von treuhänderischen Pflichten.

Außergerichtliche Verhandlungen

Über 100 spanische und südamerikanische Investoren, die insgesamt 120 Millionen Euro verloren haben, nahmen Kontakt zu verschiedenen Banken auf. Sie hatten zwischen 150.000 und 10.000.000 Euro investiert und wollen gemeinsam mit Barclays Bank und Banco Santander verhandeln. Santander ist Eigentümer von Abbey, Alliance and Leicester und Bradford and Bingley. Auch mit Fortis und der portugiesischen Bank Espirito Santo sind Gespräche vorgesehen.

Zwangsliquidation des Unternehmens

Am 15.12.2008 gab ein New Yorker Richter dem Antrag des Anlegerschutzfonds Securities Investor Protection Corporation (SIPC) statt, das Unternehmen Bernard Madoffs zu liquidieren, um es einem Treuhänder zu unterstellen. Die SIPC verfügt über einen Reservefonds, um Investoren von Finanzunternehmen mit bis zu 500.000 Dollar pro Kunde beizustehen.

Nach Abriegelung und Durchsuchung des 17. Stock von Madoffs Firmensitz im Lipstick Building an der Third Avenue in Manhattan konnte der Treuhänder der SIPC bis zum 21.01.2009 Vermögenswerte von rund 830 Millionen Dollar bei Madoffs BMIS sichern.

Menschliche Verluste

Im Gefolge der Affäre nahmen sich zwei Personen das Leben. Im Dezember der renommierte Investor René-Thierry Magon de la Villehuchet, der 1,4 Milliarden Dollar bei Madoff angelegt hatte und sich aus Gram über den Verlust seines eigenen Vermögens und dessen seiner Freunde und Kunden am 22.12.2008 mit Schlaftabletten und durch Aufschneiden seines linken Armes in seinem Büro in Manhattan umbrachte. Im Februar 2009 brachte sich im britischen Southampton ein ehemaliger Soldat, der das gesamte Familienvermögen von über einer Million Euro bei Madoff investierte hatte, ebenfalls um.

Ermittlungen und Anklagen im Unternehmensumfeld

Madoff behauptete auch während seines Prozesses, allein gehandelt zu haben, doch ermitteln die Behörden weiterhin gegen Angehörige seiner Familie und gegen Angestellte, sowie gegen Wirtschaftsprüfer. Von diesem engeren Kreis verlangt Ermittler Irving Picard insgesamt 735 Millionen Dollar.

Anklage gegen Madoffs Buchhalter David Friehling

So erhob die Staatsanwaltschaft am 18. März Anklage gegen Madoffs langjährigen Buchhalter David Friehling wegen Begünstigung und Beihilfe zum Anlagebetrug und wegen der Erstellung von vier falschen Prüfberichten. Er hat demnach 17 Jahre lang keinerlei Prüfung vorgenommen, diese jedoch gegenüber den Behörden vorgetäuscht. Der 49-jährige hatte sich gestellt und wurde gegen eine Kaution von 2.500.000 Dollar auf freien Fuß gesetzt. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu 105 Jahren. Friehling erhielt zumindest in den Jahren 2004 bis 2007 monatlich von Madoff 12.000 bis 14.500 Dollar.

Konfisziertes Vermögen von Madoffs Söhnen

Kurz nach dem Prozess gegen Bernard Madoff kündigte die Staatsanwaltschaft an, 31,55 Millionen Dollar aus dem Vermögen der Söhne konfiszieren zu wollen, da es sich hierbei um einen Kredit des Verurteilten handle.Beide Söhne waren im väterlichen Unternehmen angestellt, doch sollen sie nichts von seinem Betrugssystem gewusst haben.

Madoffs Bruder

Ein Teil des Vermögens von Peter Madoff wurde eingefroren, weil er seine treuhänderischen Pflichten verletzt haben, und das Vermögen von Andrew Ross Samuels, einem Studenten der Brooklyn Law School, bei Bernard Madoff angelegt haben soll. Dabei handelt es sich um 478.000 Dollar, die Peter Madoff, nach Meinung des Klägers in voller Kenntnis des Betrugssystems Bernard Madoffs, investiert habe. Peter Madoffs Vermögen wurde zunächst eingefroren, doch durfte er nach der Entscheidung von Richter Stephen Bucaria ab dem 3. April wieder über 10.000 Dollar pro Monat verfügen. Peter Madoff besitzt ein Haus in Old Westbury auf Long Island, dessen Wert auf 3 Millionen Dollar taxiert wurde. Ein Gericht entschied, dass er seinen Aston Martin DB2/4 aus dem Jahr 1964 herausgeben muss, zu dessen Erwerb er im März und Mai 2008 umgerechnet mehr als 150.000 Euro vom Konto der Madoff Securities International abgezogen hatte.

Quellen

Weblinks