Beccaria-Schema

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Die stereotype Art und Weise, wie Cesare Beccaria als großer Humanisierer, als Begründer des rechtsstaatlichen modernen Strafrechts, als Vorkämpfer gegen Folter und Todesstrafe usw. dargestellt wird, bezeichnet Wolfgang Naucke als "Beccaria-Schema". Das Beccaria-Schema ist einerseits nicht vollkommen falsch, es verabsolutiert aber andererseits gewisse Züge des Reformers, "verdinglicht" sie gewissermaßen und verdeckt vor allem entscheidende Widersprüche und Schwächen in der Begründung, die das Bild des Reformers deutlich verdunkeln. Derselbe Widerspruch zwischen Humanität und sozialer Nützlichkeit, den Peter Strasser (1984) als "Beccaria-Falle" bezeichnete, wurde von Wolfgang Naucke ebenfalls ins Zentrum seiner Rezeption und Bewertung von Beccarias Rolle in der Geschichte von Strafrecht und Kriminologie gerückt.