Arthur Nebe: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Arthur Nebe''' (* 13. November 1894 in Berlin; † vermutlich 3. März 1945 in Berlin-Plötzensee) war ein bekannter Kriminalist und erfolgreicher Fahnder, der seit 1938 einerseits Kontakt zu Widerstandszirkeln hatte und nach seiner Festnahme Anfang 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, der andererseits aber auch seit 1937 als Reichskriminaldirektor und Chef des Reichskriminalpolizeiamtes (Amt V des RSHA) - zunächst im Rang eines SS-Sturmbannführers, seit 1941 als SS-Gruppenführer - selbst an den NS-Gewaltverbrechen nennenswerten Anteil hatte - nicht zuletzt an den Mordorgien der Einsatzgruppe B (deren Kommandeur er war), am "Vergasungs-Experiment" in Mogilew und der Liquidierung von britischen Kriegsgefangenen nach einem vereitelten Fluchtversuch.  
'''Arthur Nebe''' (* 13. November 1894 in Berlin; † vermutlich 3. März 1945 in Berlin-Plötzensee) war eine widersprüchliche Persönlichkeit: er war erstens ein bekannter Kriminalist und erfolgreicher Fahnder, zweitens ein nationalsozialistischer Gewaltverbrecher sowie drittens ein Mann mit guten Kontakten zum Widerstand gegen Hitler, der Anfang 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
 
Zum Ersten Weltkrieg hatte er sich als Freiwilliger gemeldet und wurde zweimal verwundet. Am 1. April 1920 wurde er Kriminalkommissar-Anwärter bei der Polizeiverwaltung Berlin und studierte zudem einige Semester Medizin und Volkswirtschaft. In den Jahren 1920 bis 1923 zog er die „Deutschnationale Jugendgruppe Prenzlauer Berg“ auf und bildete zusammen mit anderen Polizeibeamten eine völkisch, d.h. gegen Juden und Freimaurer agitierende, Gruppe. Am 1. Juli 1931 wurde Nebe Mitglied der NSDAP (Mitglied Nr. 574.307) und der SA.
Im Frühjahr 1932 organisierte er mit anderen höheren Kriminalbeamten die Fachschaft Kriminalpolizei innerhalb der NS-Beamtenarbeitsgemeinschaft. Er gab Interna des Polizeipräsidiums Berlin an den NSDAP-Abgeordneten im Preußischen Landtag Kurt Daluege weiter.
 
Der zum Kriminalrat aufgestiegene Nebe wurde nach der Machtergreifung von Hermann Göring für die Gestapo rekrutiert. Kurt Daluege wurde er am 1. Januar 1935 mit der Leitung des preußischen Landeskriminalamtes (LKPA) beauftragt. Am 2. Dezember 1936 wechselte er mit dem Dienstgrad „Sturmbannführer“ von der SA zur Schutzstaffel (SS) (SS-Nr. 280.152) unter gleichzeitiger Ernennung zum „SS-Führer im SD-Hauptamt“. Im Juli 1937 wurde Arthur Nebe zum Leiter des späteren Amtes V des Reichssicherheitshauptamtes, das kriminalpolizeiliche Aufgaben wahrnahm. Als Reichskriminaldirektor war Nebe Chef der deutschen Kriminalpolizei. Von 1938 bis 1944 war Nebe zudem Direktor der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission (IKPK) und von 1942 bis 1943 mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Präsidenten der IKPK beauftragt.
Der SS-Sturmbannführer (und seit 1941 SS-Gruppenführer) Nebe war als Reichskriminaldirektor (seit 1937) und Chef des Reichskriminalpolizeiamtes (Amt V des RSHA) an den Mordorgien der Einsatzgruppe B (deren Kommandeur er war), am "Vergasungs-Experiment" in Mogilew und der Liquidierung von britischen Kriegsgefangenen nach einem vereitelten Fluchtversuch beteiligt.  




== Jugend ==
== Jugend ==
Der Sohn eines Volksschullehrers machte 1914 das Notabitur am Leibniz-Gymnasium in Berlin und meldete sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst. Während des Ersten Weltkrieges kämpfte er beim Pionier-Bataillon 17, wurde zweimal verwundet und am 30. März 1920 als Oberleutnant a. D. entlassen. Am 1. April 1920 wurde er Kriminalkommissar-Anwärter bei der Polizeiverwaltung Berlin und studierte zudem einige Semester Medizin und Volkswirtschaft. In den Jahren 1920 bis 1923 zog er die „Deutschnationale Jugendgruppe Prenzlauer Berg“ auf und bildete zusammen mit anderen Polizeibeamten eine völkische Gruppe, die sich mit Propaganda gegen Juden und Freimaurer innerhalb der Polizeibeamtenschaft befasste. Nebe war seit 1924 mit Elise Schaeffer verheiratet und hatte eine Tochter, Gisela (* 1926).
Der Sohn eines Volksschullehrers machte 1914 das Notabitur am Leibniz-Gymnasium in Berlin und meldete sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst. Während des Ersten Weltkrieges kämpfte er beim Pionier-Bataillon 17, wurde zweimal verwundet und am 30. März 1920 als Oberleutnant a. D. entlassen.  


==Karriere in der Kriminalpolizei==
==Karriere in der Kriminalpolizei==


Besuch der ungarischen Polizeiabordnung im Februar 1939, von links nach rechts: SS-Standartenführer Arthur Nebe, Boor und SS-Oberführer Werner Best
 
Am 1. Juli 1931 wurde Nebe Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) (Mitglied Nr. 574.307) und der Sturmabteilung (SA). Den Grundstein für seine Karriere legte er, indem er im Frühjahr 1932 zusammen mit anderen höheren Kriminalbeamten die Fachschaft Kriminalpolizei innerhalb der NS-Beamtenarbeitsgemeinschaft organisierte und Dienstinterna des Polizeipräsidiums Berlin an den NSDAP-Abgeordneten im Preußischen Landtag Kurt Daluege weitergab. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 rekrutierte Hermann Göring den zum Kriminalrat aufgestiegenen Nebe für die Gestapo. Von Kurt Daluege wurde er am 1. Januar 1935 mit der Leitung des preußischen Landeskriminalamtes (LKPA) beauftragt. Am 2. Dezember 1936 wechselte er mit dem Dienstgrad „Sturmbannführer“ von der SA zur Schutzstaffel (SS) (SS-Nr. 280.152) unter gleichzeitiger Ernennung zum „SS-Führer im SD-Hauptamt“. Im Juli 1937 wurde Arthur Nebe zum Leiter des späteren Amtes V des Reichssicherheitshauptamtes, das kriminalpolizeiliche Aufgaben wahrnahm. Als Reichskriminaldirektor war Nebe Chef der deutschen Kriminalpolizei. Von 1938 bis 1944 war Nebe zudem Direktor der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission (IKPK) und von 1942 bis 1943 mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Präsidenten der IKPK beauftragt.


===Kontakt zum Widerstand===
===Kontakt zum Widerstand===
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