Armut: Unterschied zwischen den Versionen

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Häussermann und Kronauer stellen einen Bezug her zwischen Armut und Raum bzw. dem Quartier und abweichendem Verhalten. Im Mittelpunkt ihrer Betrachtung steht der Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund eines sich veränderten Arbeitsmarktes als Folge des Wandels von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und damit einhergehend eine Vergrößerung der Diskrepanz in der  
Häussermann und Kronauer stellen einen Bezug her zwischen Armut und Raum bzw. dem Quartier und abweichendem Verhalten. Im Mittelpunkt ihrer Betrachtung steht der Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund eines sich veränderten Arbeitsmarktes als Folge des Wandels von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und damit einhergehend eine Vergrößerung der Diskrepanz in der  
Einkommensverteilung sowie einer Zunahme von Armut. Betroffene Menschen müssen aufgrund des Verlustes des Arbeitsplatzes und der damit einhergehenden Verschlechterung ihrer monetären Ressourcen ihre bisherige Wohnung aufgeben und in andere, niedere Quartiere ausweichen. Armut hat den Autoren zufolge soziale und kulturelle Folgen, die in Ausgrenzung und Exklusion münden. Um eine solche Situation meistern zu können, spielt es demnach eine Rolle, in welchen räumlichen Zusammenhängen die Menschen leben, die in Armut geraten sind. Die Nachbarschaft, das Quartier, stellt einen Raum dar, der soziale und materielle Ressourcen bereitstellt oder den Zugang dazu erschwert oder verhindert. Das Wohnen in einem Quartier, in dem sich benachteiligte Haushalte konzentrieren kann Armut verstärken und Ausgrenzungstendenzen unterstützen (vgl. Häussermann/Kronauer 2009, S. 113).   
Einkommensverteilung sowie einer Zunahme von Armut. Betroffene Menschen müssen aufgrund des Verlustes des Arbeitsplatzes und der damit einhergehenden Verschlechterung ihrer monetären Ressourcen ihre bisherige Wohnung aufgeben und in andere, niedere Quartiere ausweichen. Armut hat den Autoren zufolge soziale und kulturelle Folgen, die in Ausgrenzung und Exklusion münden. Um eine solche Situation meistern zu können, spielt es demnach eine Rolle, in welchen räumlichen Zusammenhängen die Menschen leben, die in Armut geraten sind. Die Nachbarschaft, das Quartier, stellt einen Raum dar, der soziale und materielle Ressourcen bereitstellt oder den Zugang dazu erschwert oder verhindert. Das Wohnen in einem Quartier, in dem sich benachteiligte Haushalte konzentrieren kann Armut verstärken und Ausgrenzungstendenzen unterstützen (vgl. Häussermann/Kronauer 2009, S. 113).   
Effekte eines Quartiers können demnach in drei Dimensionen gruppiert werden (vgl. Häussermann/Kronauer 2009, S. 121).  
Effekte eines Quartiers können demnach in drei Dimensionen gruppiert werden (vgl. Häussermann/Kronauer 2009, S. 121).  
Das ''soziale Milieu'' wird von Modernisierungsverlierern, sozial Auffälligen und sozial Diskriminierten geprägt. Es entsteht demnach eine Dominanz abweichender Normen, die als Anpassungsdruck wirkt und zu einer dominanten Kultur abweichenden Verhaltens führt. Kinder und Jugendliche erlernen abweichendes Verhalten als normal, da ihnen wirklich normale Rollenmodelle fehlen (Theorie des sozialen Lernens). Erwachsene werden ebenfalls negativ beeinflusst. Ihre Kontakte konzentrieren sich auf das Quartier, welches sie selten verlassen. Kontakte zu Angehörigen integrierter Gruppen werden abgebaut, sodass die Qualität der Kontaktnetze schwindet (Netzwerktheorie) (vgl. ebd. 2009, S. 122 f.).
Das ''soziale Milieu'' wird von Modernisierungsverlierern, sozial Auffälligen und sozial Diskriminierten geprägt. Es entsteht demnach eine Dominanz abweichender Normen, die als Anpassungsdruck wirkt und zu einer dominanten Kultur abweichenden Verhaltens führt. Kinder und Jugendliche erlernen abweichendes Verhalten als normal, da ihnen wirklich normale Rollenmodelle fehlen (Theorie des sozialen Lernens). Erwachsene werden ebenfalls negativ beeinflusst. Ihre Kontakte konzentrieren sich auf das Quartier, welches sie selten verlassen. Kontakte zu Angehörigen integrierter Gruppen werden abgebaut, sodass die Qualität der Kontaktnetze schwindet (Netzwerktheorie) (vgl. ebd. 2009, S. 122 f.).
''Materiell'' wird das Quartier benachteiligt durch eine Reduktion von Investitionen in die Infrastruktur sowie die Reduktion von Angeboten an Waren und Dienstleistungen, sodass insgesamt nur eine geringe Vielfalt von Einrichtungen für Konsum, Unterhaltung und Freizeit im Quartier besteht. Es entsteht schließlich ein Eindruck von Ärmlichkeit, der Vermüllung und Verwahrlosung der öffentlichen Räume (vgl. ebd. 2009, S. 125).
''Materiell'' wird das Quartier benachteiligt durch eine Reduktion von Investitionen in die Infrastruktur sowie die Reduktion von Angeboten an Waren und Dienstleistungen, sodass insgesamt nur eine geringe Vielfalt von Einrichtungen für Konsum, Unterhaltung und Freizeit im Quartier besteht. Es entsteht schließlich ein Eindruck von Ärmlichkeit, der Vermüllung und Verwahrlosung der öffentlichen Räume (vgl. ebd. 2009, S. 125).
''Symbolisch'' werden die Bewohner dieser Quartiere von außen stigmatisiert, was mit einer inneren Abwertung einhergeht. So wird die Bausubstanz vernachlässigt oder die Bewohner dieser Quartiere werden bei der Suche nach Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen benachteiligt. Der Selbstwert der Bewohner sinkt entsprechend im Zeitverlauf (vgl. ebd. 2009, S. 126).
''Symbolisch'' werden die Bewohner dieser Quartiere von außen stigmatisiert, was mit einer inneren Abwertung einhergeht. So wird die Bausubstanz vernachlässigt oder die Bewohner dieser Quartiere werden bei der Suche nach Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen benachteiligt. Der Selbstwert der Bewohner sinkt entsprechend im Zeitverlauf (vgl. ebd. 2009, S. 126).


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