Arbeitshaus: Unterschied zwischen den Versionen

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waren" (Ayass 1993).
waren" (Ayass 1993).


Die in England bereits mit dem Armengesetz von 1576 institutionalisierte "Große Einschließung" (vgl.  Michel Foucault und Bronislaw Geremek) gelangte über die Niederlande (1595-96: Rasphuis, Spinhuis in Amsterdam) auf den europäischen Kontinent. Wie für Deutschland, so galten die Zucht- und Arbeitshäuser in Amsterdam auch für die Schweiz als Vorbilder. "In den meisten Schweizer Städten ermöglichte die Multifunktionalität der bestehenden Anstalten entsprechende Erweiterungen zu Zwangsarbeits- und Korrektionsanstalten, denen mit Beginn des 17. Jh. zahlreiche Neugründungen folgten, so z.B. in der Stadt Genf, wo im 1535 gegr. Hôpital Général 1631 eine Abt. als Maison de Discipline eröffnet wurde. Neben Genf wurden auch in Zürich 1637, Bern 1657, St. Gallen 1661 und Basel 1667 solche Zuchthäuser oder Zuchthausabt. eingerichtet. Für die weitere Entwicklung massgebl. war der Doppelcharakter dieser Anstalten: Sie blieben als Armenhäuser Institutionen der geschlossenen Armenfürsorge, wurden aber durch die Prinzipien des Freiheitsentzugs und des Arbeitszwangs zunehmend mit Zwecken des Strafvollzugs verknüpft. Arbeit wurde in den Anstalten zur korrektiven Disziplin für Deviante und Delinquente. Der damit verbundene Gedanke der Erziehung und Umerziehung der Insassen und Insassinnen zu moral. besseren und wirtschaftl. nützlicheren Mitgliedern der Gesellschaft trat im Verlauf des 18. Jh. in den Vordergrund. Die in Hausordnungen immer wieder festgelegte anstaltsinterne Disziplin (Fleiss, Arbeitsleistung, Einhalten des Stundenplans, Sauberkeit usw.), die durch spezif. Sanktionen (Körperstrafen, Isolierung) aufrecht erhalten wurde, gilt daher auch als ein über die Anstaltsmauern hinaus wirkendes Instrument gesamtgesellschaftl. Sozialdisziplinierung . Die Idee jedoch, mit der Internierung und Erziehung zur Arbeit die bettelnden Armen und Nicht-Sesshaften zu integrieren und gleichzeitig über die Anstaltsproduktion wirtschaftl. Gewinn zu erzielen, liess sich nur selten realisieren. Die Zucht- und Arbeitshäuser hatten v.a. den Charakter von Strafanstalten" (Wolfensberger 2006).
Die in England bereits mit dem Armengesetz von 1576 institutionalisierte "Große Einschließung" (vgl.  Michel Foucault und Bronislaw Geremek) gelangte über die Niederlande (1595-96: Rasphuis, Spinhuis in Amsterdam) auf den europäischen Kontinent. Wie für Deutschland, so galten die Zucht- und Arbeitshäuser in Amsterdam auch für die Schweiz als Vorbilder. "In den meisten Schweizer Städten ermöglichte die Multifunktionalität der bestehenden Anstalten entsprechende Erweiterungen zu Zwangsarbeits- und Korrektionsanstalten, denen mit Beginn des 17. Jh. zahlreiche Neugründungen folgten, so z.B. in der Stadt Genf, wo im 1535 gegr. Hôpital Général 1631 eine Abt. als Maison de Discipline eröffnet wurde. Neben Genf wurden auch in Zürich 1637, Bern 1657, St. Gallen 1661 und Basel 1667 solche Zuchthäuser oder Zuchthausabt. eingerichtet. Für die weitere Entwicklung massgebl. war der Doppelcharakter dieser Anstalten: Sie blieben als Armenhäuser Institutionen der geschlossenen Armenfürsorge, wurden aber durch die Prinzipien des Freiheitsentzugs und des Arbeitszwangs zunehmend mit Zwecken des Strafvollzugs verknüpft. Arbeit wurde in den Anstalten zur korrektiven Disziplin für Deviante und Delinquente. Der damit verbundene Gedanke der Erziehung und Umerziehung der Insassen und Insassinnen zu moral. besseren und wirtschaftl. nützlicheren Mitgliedern der Gesellschaft trat im Verlauf des 18. Jh. in den Vordergrund. Die in Hausordnungen immer wieder festgelegte anstaltsinterne Disziplin (Fleiss, Arbeitsleistung, Einhalten des Stundenplans, Sauberkeit usw.), die durch spezif. Sanktionen (Körperstrafen, Isolierung) aufrecht erhalten wurde, gilt daher auch als ein über die Anstaltsmauern hinaus wirkendes Instrument gesamtgesellschaftl. Sozialdisziplinierung . Die Idee jedoch, mit der Internierung und Erziehung zur Arbeit die bettelnden Armen und Nicht-Sesshaften zu integrieren und gleichzeitig über die Anstaltsproduktion wirtschaftl. Gewinn zu erzielen, ließ sich nur selten realisieren. Die Zucht- und Arbeitshäuser hatten v.a. den Charakter von Strafanstalten" (Wolfensberger 2006).


== Literatur ==  
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