Allgemeine SS

Version vom 13. Mai 2013, 22:02 Uhr von Tiao (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Im Gegensatz zu den SS-Sonderverbänden, die Konzentrationslager befehligten und im Krieg die Vernichtungspolitik organisierten, hat die '''Allgemeine SS''', d…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Im Gegensatz zu den SS-Sonderverbänden, die Konzentrationslager befehligten und im Krieg die Vernichtungspolitik organisierten, hat die Allgemeine SS, die u.a. auch als Rekrutierungsbecken für Sondereinheiten wie die Totenkopfverbände diente, wenig Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen. Bastian Hein hat 2012 ein Grundlagenwerk dazu verfasst.

Gegründet wurde die Schutzstaffel (SS) von Adolf Hitler nach seiner Haftentlassung im Jahre 1925 als eine allein ihm verpflichtete Schlägertruppe. Damals "deutete nichts darauf hin, dass die SS ein Jahrzehnt später als Hitlers 'mörderische Funktionselite' das Rückgrat der nationalsozialistischen Diktatur bilden und aus dem Normenstaat (Ernst Fraenkel) ein SS-Staat werden würde" (Niedhart 2013).

1926 übergab Hitler der damals schon tausend Mitglieder zählenden SS die "Blutfahne" - eine an den Putschversuch von 1923 erinnernde Parteireliquie.

Gegenüber Auflehnungen seitens der SA gegen die Parteizentrale erwies sich die SS als "disziplinierende Parteipolizei". 1931 gebrauchte Hitler in einem Dankesbrief die Formel: "SS-Mann. Deine Ehre heißt Treue", die sich später in leicht abgewandelter Form auf den Gürtelschnallen der SS-Uniformen fand.

Die Allgemeine SS umfasste Ende der 30er Jahre ca. 200 000 Männer (= 90% der SS-Mitglieder): "Tagsüber gingen sie ihren Berufen nach und leisteten nur während ihrer Freizeit SS-Deinst, das heißt an zwei Abenden in der Woche und zwei Sonntagen im Monat. In dieser Zeit erheilten sie eine strenge körperliche und ideologische Ausbildung. Letztere diente der Verherrlichung der 'nordischen Rasse' und der Ausgrenzung insbesondere der Juden, aber auch anderer Gruppen aus der 'Volksgemeinschaft'" (Niedhart 2013).

Rekrutierung

Die heterogene Organisation war eine "Schnittstelle" zwischen der deutschen Gesellschaft und dem "Neuadel" des Schwarzen Ordens und umfasste "Arbeitslose, Hilfsarbeiter und kleinbürgerliche Handwerker ebenso wie Adelssöhne, hohe Beamte und Professoren" (Niedhart 2013).

Beitrittsmotivation war "das tief greifende Krisenerlebnis der nach 1891 geborenen Frontgeneration und der nach 1901 geborenen Kriegsjugend": "Letztere machte 1938 den Löwenanteil der Allgemeinen SS aus" (Niedhart 2013).

Nach Hein war die Hinwendung zur SS eine "Wahloption" und "keineswegs alternativlos": "Weiter mehr Männer traten in Sportvereine ein und nicht in Parteiarmeen" (Niedhart 2013).



Literatur

  • Hein, Bastian (2012) Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder, 1925-1945. München: Oldenbourg.
  • Niedhart, Gottfried (2013) Himmlers Freizeitkrieger. Die "Allgemeine SS". FAZ 13.05.2013: 8 (Hein-Rezension).