Alkoholverbot in den USA: Unterschied zwischen den Versionen

 
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Das aus einem längeren sozio-kulturellen Konflikt entstandene '''Alkoholverbot in den USA''' (1920-1933) - also die auch als "Das Noble Experiment" bezeichnete Alkoholprohibition - prägte sich dem kollektiven Gedächtnis vor allem durch die ungewollten Nebenfolgen dieses großangelegten Trockenlegungsversuchs ein (Mafia, Korruption, Bandenkriege in Chicago).
Das '''Alkoholverbot in den USA (1920-1933)''' gilt als Modellfall einer [[Prohibition]]. Seine Struktur und Wirkungsweise kennzeichnen auch andere Fälle der [[Alkoholprohibition]] und darüber hinaus auch die heutige weltweite Drogenprohibition. Seinerzeit als "The Noble Experiment" bekannt, prägte sich die Prohibition dem kollektiven Gedächtnis vor allem durch ihre ungewollten Nebenfolgen in Form der amerikanischen Mafia und der Korruption ein.  


Rechtsgrundlage des Alkoholverbots war der durch den sog. Volstead Act zustandegekommene 18. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung (18th Amendment). Der Volstead Act war vom US-Senat am 18.12.1917 vorgeschlagen, von 36 Staaten bestätigt und am 16.01.1919 ratifiziert worden. Ein Veto des US-Präsidenten wurde vom US-Kongress am 28.10.1919 überstimmt, so dass der Verfassungszusatz im Januar 1920 in Kraft trat.
==Einführung==
Die Prohibition begann am 16.01.1920 mit dem Inkrafttreten des sog. Volstead Acts (= 18th Amendment; 18. Verfassungszusatz). Der Vorschlag war vom US-Senat gekommen (18.12.1917). 36 Staaten hatten ihn bestätigt. Am 16.01.1919 war er ratifiziert worden. Nachdem der Kongress dann noch im Oktober 1919 mit überwältigender Mehrheit das Veto des US-Präsidenten Wilson überstimmt hatte, konnte die Prohibition in Kraft treten. - Damit war ein Prozess abgeschlossen, der 1851 im Staate Maine mit der ersten Prohibition auf Bundesstaatsebene begonnen hatte. 1916 galt schon in 23 Bundesstaaten der USA ein generelles Alkoholverbo, in 17 davon war es durch Volksabstimmung zustande gekommen.  


Die Implementierung des Verbots war nicht effektiv. Illegale Produktion und Verbreitung von Alkohol breiteten sich rasch aus. Vor allem in den Großstädten entstanden sogenannte Flüsterkneipen ("Speakeasy"). In New York City stieg deren Zahl von 1922 bis 1927 von rund 5.000 auf 30.000, wenn nicht 100.000 an [[http://www.archives.gov/education/lessons/volstead-act/]].
Die Einführung der Prohibition verlief parallel zur Einführung des Frauenwahlrechts: nachdem es 1900 nur in elf Staaten galt, wurde fast zeitgleich mit der Prohibition das Frauenwahlrecht in die Verfassung aufgenommen (28.08.1920). Sigmund Freud schrieb in diesem Zusammenhang 1927 in „Die Zukunft einer Illusion“:


In den Großstädten wurde die Prohibition unpopulär. Am 23.03. 1933 unterzeichnete Präsident Franklin D. Roosevelt ein als Cullen-Harrison Act bekannt gewordenes Gesetz zur Aufhebung des Volstead Acts. Am 5.12. 1933 hob die Unterzeichnung des 21. Zusatzartikels zur Verfassung den 18. Zusatzartikel auf.
:Wer durch Dezennien Schlafmittel genommen hat, kann natürlich nicht schlafen, wenn man ihm das Mittel entzieht. Dass die Wirkung der religiösen Tröstungen der eines Narkotikums gleichgesetzt werden darf, wird durch einen Vorgang in Amerika hübsch erläutert. Dort will man jetzt den Menschen – offenbar unter dem Einfluss der Frauenherrschaft – alle Reiz-, Rausch- und Genussmittel entziehen und übersättigt sie zur Entschädigung mit Gottesfurcht. Auch auf den Ausgang dieses Experiments braucht man nicht neugierig zu sein.


== Vorgeschichte ==
Die Problematisierung des Alkoholkonsums ist freilich älter. Sie wurde befördert durch die technische Ermöglichung des Massenkonsums von Bier in den USA. Neue Herstellungs-, Kühlungs- und Distributionsmethoden ("Eisenbahn") und die sog. Saloons mit ihrer gelegentlichen Kombination von Alkohol, Glücksspiel und Prostitution begünstigten die Gründung einer Prohibitionspartei (1869).
Im 19. Jahrhundert begann auf der Grundlage neuer Herstellungs-, Kühlungs- und Distributionsmethoden ("Eisenbahn") eine erneute Phase des Massenkonsums von Bier in den USA, bei denen vor allem die sog. Saloons mit ihrer gelegentlichen Kombination von Alkohol, Glücksspiel und Prostitution eine die Problematisierung begünstigende Rolle spielten. 1869 wurde eine Prohibitionspartei gegründet. Vor allem aber übte um die Wende zum 20. Jahrhundert der ‚Christliche Frauenbund für Abstinenz’ (Women’s Christian Temperance Union) zusammen mit der 1893 in Oberlin (Ohio) gegründeten 'Anti-Saloon-League' erheblichen Einfluss aus. Als Gegenbewegung formierten sich die „Anti-Temperance-Societies“, die beispielsweise unter den Baptisten eine starke Fraktion hatten. Sie hielten den Alkohol weiterhin für eine Gabe Gottes.


Die Verbindung der Frauenbewegung (Christlicher Frauenbund für Abstinenz; Women’s Christian Temperance Union) mit der 1893 in Oberlin (Ohio) gegründeten 'Anti-Saloon-League' übte erheblichen Einfluss aus. Als Gegenbewegung formierten sich die „Anti-Temperance-Societies“, die beispielsweise unter den Baptisten eine starke Fraktion hatten. Sie hielten den Alkohol weiterhin für eine Gabe Gottes.


== Einführung ==
==Ende==
*1851: Erste Prohibition in einem ganzen Bundesstaat (Maine)
Die Beendigung der Prohibition erfolgte durch Volksabstimmungen und nicht durch die jeweiligen Parlamente der Einzelstaaten. Am 5.12.1933 endete die Prohibition landesweit, als mit Utah der 36. Bundesstaat den 21. Zusatzartikel der Verfassung vom 20.2.1933 ratifizierte, womit die nötige Quote von 3/4 der (damals 48) Staaten erreicht war. Noch heute wird von manchen der 5. Dezember als [http://www.repealday.org/ Repeal Day] gefeiert. Das war während der Amtszeit von Franklin D. Roosevelt. Zur großen Freude von Brauereien, Liberalen, Kriegsheimkehrern, katholischen Einwanderern und Kriminologen.
*1916: Prohibition in 23 Bundesstaaten der USA, davon in 17 durch Volksabstimmung.  


Der erhöhte Lebensmittelbedarf während des Krieges hat dann der Anti-Alkohol-Bewegung zusätzliche Begründung verliehen und die Politiker unter Druck gesetzt. Das „Volstead-Gesetz“ definierte als alkoholische Getränke alles mit über 0,5 % Alkoholgehalt. Präsident Wilson legte gegen diese Bestimmung zunächst sein Veto ein, aber der Druck der öffentlichen Meinung war so stark, dass sich sowohl im Repräsentantenhaus wie im Senat eine Zweidrittelmehrheit fand, die das Veto des Präsidenten unwirksam machte. Am 16. Januar 1919 wurde es unter Präsident Woodrow Wilson ratifiziert und als 18. Zusatzartikel in die Verfassung der Vereinigten Staaten aufgenommen; dies war nötig, da laut Verfassung solche Handelsbestimmungen bis dahin den einzelnen Bundesstaaten vorbehalten waren und der Kongress somit auf dem Wege der normalen Gesetzgebung kein bundesweites Handelsverbot erlassen konnte. Das Gesetz trat am 16. Januar 1920 in Kraft.
Dieser Zusatzartikel stellte es den Bundesstaaten jedoch frei, die Prohibition auf eigene Faust fortzuführen. 1948 bestand sie immer noch in drei Staaten. Erst 1966 schaffte mit Mississippi der letzte US-Bundesstaat sie wieder ab. Es gibt jedoch auch heute noch [http://io9.com/5895477/these-are-the-places-in-america-where-alcohol-is-still-banned "trockene" Städte und Landkreise vor allem in den Südstaaten]. In vielen US-Bundesstaaten ist der Kauf von Alkohol weiterhin nur in staatseigenen Läden erlaubt, die teilweise nur in relativ geringer Anzahl existieren und für amerikanische Verhältnisse sehr beschränkte Öffnungszeiten haben. In einigen Staaten ist das Mitbringen von Alkohol aus anderen Bundesstaaten weiterhin eine Straftat.


Art. 18[5]
== Wirkungen ==
Abschnitt 1. Nach Ablauf eines Jahres, von der Bestätigung dieses Artikels angefangen, ist die Erzeugung, der Verkauf oder die Versendung alkoholischer Getränke innerhalb des Gebietes der Vereinigten Staaten, ihre Einfuhr in oder ihre Ausfuhr aus den Vereinigten Staaten und allen Gebieten, die ihrer Hoheit unterstehen, für menschlichen Genuss hiermit verboten.
Es gab immer irgendwo trinkbaren Alkohol zu kaufen; vor allem in New York City und Chicago. Insbesondere in den sogenannten „Speakeasys“, also getarnten Lokalitäten, in denen es (nach außen) nicht allzu laut zuging. Anfang der 1920er Jahre schätzte die Polizei die Zahl illegaler Kneipen in der Stadt New York auf 32.000 – doppelt so viele, wie es vor der Prohibition an legalen Kneipen gab.
Abschnitt 2. Der Kongress und die Einzelstaaten sollen in gleicher Weise befugt sein, die zur Ausführung dieses Artikels angemessenen Gesetze zu erlassen.
Abschnitt 3. Dieser Artikel soll unwirksam sein, wenn er nicht durch die gesetzgebenden Körperschaften der einzelnen Staaten, wie es die Verfassung bestimmt, binnen sieben Jahren, vom Zeitpunkt seiner Unterbreitung an die Staaten seitens des Kongresses ab, als Abänderung der Verfassung bestätigt wird.
Die Einführung der Prohibition gegen den Alkohol verlief parallel zur Einführung des Frauenwahlrechts. Um 1900 hatten erst elf Staaten den Frauen das Wahlrecht eingeräumt. Am 28. August 1920, also fast zeitgleich mit dem Beginn der landesweiten Prohibition, wurde das Frauenwahlrecht in die Verfassung aufgenommen. Sigmund Freud schrieb in diesem Zusammenhang 1927 in „Die Zukunft einer Illusion“:


Die Organisation des illegalen Alkoholhandels hatten organisierte Banden übernommen. Im Stadtgebiet von New York City beherrschte die US-amerikanische Cosa Nostra 25 % und die sogenannte Kosher Nostra 70 % des Schwarzmarktes. Den Rest teilten sich Iren und andere. In Chicago hingegen herrschte das Chicago Outfit unter Al Capone, das sich gegen die irische North Side Gang durchsetzte. Die Gewinne aus diesem Handel waren im Vergleich zu den bisher betriebenen Geschäftsfeldern der Banden immens und wurden später nur durch Einnahmen aus dem illegalen Drogenhandel, insbesondere mit Heroin und Kokain oder Designerdrogen, übertroffen.


Schaufenster der amerikanischen Antisuffragisten-Organisation
Das Alkoholverbot hat seine Ziele in keiner Weise erreicht, sondern im Gegenteil dem Gangstertum erst zum Aufschwung verholfen und die Korruption befördert. Der politische Einfluss durch das entstandene Schwarzgeld hat die Cosa Nostra immer wieder vor der Strafverfolgung beschützt. So wurden die unterbezahlten Prohibitionsagenten, die das Verbot eigentlich überwachen sollten, durch Bestechung und Bedrohung gefügig gemacht. Bestochene Polizisten verrieten den Termin einer Razzia oder schauten generell weg; hochrangige Politiker und Beamte stellten z. B. Waffenscheine aus oder verhinderten staatsanwaltschaftliche Ermittlungen.
„Wer durch Dezennien Schlafmittel genommen hat, kann natürlich nicht schlafen, wenn man ihm das Mittel entzieht. Dass die Wirkung der religiösen Tröstungen der eines Narkotikums gleichgesetzt werden darf, wird durch einen Vorgang in Amerika hübsch erläutert. Dort will man jetzt den Menschen – offenbar unter dem Einfluss der Frauenherrschaft – alle Reiz-, Rausch- und Genussmittel entziehen und übersättigt sie zur Entschädigung mit Gottesfurcht. Auch auf den Ausgang dieses Experiments braucht man nicht neugierig zu sein“


– Sigmund Freud: Fragen der Gesellschaft – Ursprünge der Religion. Die Zukunft einer Illusion[6]
Die Implementierung des Verbots war nicht effektiv. Illegale Produktion und Verbreitung von Alkohol breiteten sich rasch aus. Vor allem in den Großstädten entstanden sogenannte Flüsterkneipen ("Speakeasy"). In New York City stieg deren Zahl von 1922 bis 1927 von rund 5.000 auf 30.000, wenn nicht 100.000 an [[http://www.archives.gov/education/lessons/volstead-act/]].


Positive Auswirkungen
In den Großstädten wurde die Prohibition unpopulär. Am 23.03. 1933 unterzeichnete Präsident Franklin D. Roosevelt ein als Cullen-Harrison Act bekannt gewordenes Gesetz zur Aufhebung des Volstead Acts. Am 5.12. 1933 hob die Unterzeichnung des 21. Zusatzartikels zur Verfassung den 18. Zusatzartikel auf.
Der Alkoholkonsum sank infolge der Prohibition nachweislich. Alkoholpolitisch unbelastete Mediziner zitieren die Prohibition als Beispiel, wie durch eine Senkung des Konsums die alkoholbedingten Schäden, z. B. die Zahl der Todesfälle durch Leberzirrhose, vermindert werden konnten. Die Zahl der in die Illegalität gezwungenen Alkoholkonsumenten, die an der durch ihre Krankheit verursachten Leberzirrhose verstarben, hat also nicht die Höhe der verstorbenen Konsumenten zu Zeiten legalen Alkoholkonsums erreicht. So war eine deutliche Abnahme der alkoholbedingten Todesfälle in der Fastprohibition 1910–1920 festzustellen, ein Tiefstand 1920–1931 sowie ein langsames, aber stetiges Ansteigen seither.


Negative Auswirkungen


Ein Formular für ein ärztliches Rezept (“Medicinal Alcohol form”)
==Positive Auswirkungen==
Das Ziel, die Kriminalität zu senken, wurde nicht erreicht. Die landesweit rund 2.300 nur gering entlohnten Prohibitionsagenten waren nicht in der Lage, das Verbot vollständig durchzusetzen. In den Folgejahren entwickelte sich das illegale Geschäft sehr zügig, da die Nachfrage nach Alkohol nicht aufhörte. Als Straftat wurde nur der Verkauf gewertet, nicht der bloße Konsum. Damit gelang der Kriminalität ein beachtlicher Aufschwung. Allein von 1920 bis 1921 stieg die Kriminalität um 24 Prozent an. Auch über die ganzen 1920er Jahre nahm die Kriminalität stark zu:
Während der Prohibition ging der Gesamt-Alkoholkonsum in den USA zurück. Auch Todesfälle aufgrund alkoholbedingter Schäden (wie z.B. Leberzirrhose) gingen zurück.
 
==Negative Auswirkungen==
Die erhoffte Kriminalitätsreduktion blieb aus. Die landesweit rund 2.300 und zudem schlechtbezahlten Prohibitionsagenten waren nicht in der Lage, das Verbot vollständig durchzusetzen. In den Folgejahren entwickelte sich das illegale Geschäft sehr zügig, da die Nachfrage nach Alkohol nicht aufhörte. Als Straftat wurde nur der Verkauf gewertet, nicht der bloße Konsum. Allein von 1920 bis 1921 stieg die Kriminalität um 24 Prozent an. Auch über die ganzen 1920er Jahre nahm die Kriminalität stark zu:


13 % mehr schwere Verbrechen
13 % mehr schwere Verbrechen
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Einfuhr: Mit dem Begriff Pipeline bezeichnete man in den USA der Prohibitionszeit ein von den Schmugglerbanden betriebenes Transportnetz. Dieses bestand unter anderem aus Tunneln und präparierten Lastwagen (für den Schmuggel aus Mexiko und Kanada) sowie einer ganzen Flotte von Schmuggelschiffen. Im kubanischen Varadero befindet sich eine Villa, die Al Capone als Schnapsdepot diente; heute befindet sich dort das Restaurant 'Casa de Al'. Von Kuba wurde der Alkohol auf Yachten nach Florida transportiert. Die Fahrtrouten dieser Schiffe hießen im Volksmund „Schnapsstraße“ (engl. Rum Row).
Einfuhr: Mit dem Begriff Pipeline bezeichnete man in den USA der Prohibitionszeit ein von den Schmugglerbanden betriebenes Transportnetz. Dieses bestand unter anderem aus Tunneln und präparierten Lastwagen (für den Schmuggel aus Mexiko und Kanada) sowie einer ganzen Flotte von Schmuggelschiffen. Im kubanischen Varadero befindet sich eine Villa, die Al Capone als Schnapsdepot diente; heute befindet sich dort das Restaurant 'Casa de Al'. Von Kuba wurde der Alkohol auf Yachten nach Florida transportiert. Die Fahrtrouten dieser Schiffe hießen im Volksmund „Schnapsstraße“ (engl. Rum Row).
Vertrieb: Verkauft wurde vor allem in illegalen Kneipen (Speakeasys).
Vertrieb: Verkauft wurde vor allem in illegalen Kneipen (Speakeasys).
Abschaffung




US Wochenschauaufnahmen zur Abschaffung der Prohibition
Der Druck durch die Bürger, denen die unübersehbaren Erfolge der „illegalen“ Branche und ihr zunehmend auf der Straße ausgetragener bewaffneter Kampf um Geschäftsanteile missfielen, sowie derer, die dem Gesetz Unverständnis entgegenbrachten, z. B. Kriegsheimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg, wuchs ständig und brachte die Prohibition schließlich ins Wanken. Dies führte schließlich zur Aufhebung des 18. Zusatzartikels durch den 21. Zusatzartikel vom 20. Februar 1933 während der Amtszeit von Präsident Franklin D. Roosevelt.


Art. 21[5]
Abschnitt 1. Der achtzehnte Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten wird hiermit aufgehoben.
Abschnitt 2. Der Versand oder die Einfuhr von alkoholischen Getränken in irgendeinen Staat, ein Gebiet oder einen Besitz der Vereinigten Staaten zum Zwecke der Ablieferung oder des Gebrauchs daselbst ist hiermit verboten, wenn dadurch ein dort geltendes Gesetz verletzt wird.
Abschnitt 3. Dieser Artikel soll unwirksam sein, wenn er nicht als Zusatz zur Verfassung von den Konventen der Einzelstaaten, wie in der Verfassung vorgesehen, innerhalb von sieben Jahren vom Zeitpunkt seiner Unterbreitung durch den Kongress an die Staaten bestätigt ist.
Dieser Versuch ist in den USA bisher nicht wiederholt worden; das Verbot war nicht haltbar. Es gab immer irgendwo trinkbaren Alkohol zu kaufen; vor allem in New York City und Chicago. Insbesondere in den sogenannten „Speakeasys“, also getarnten Lokalitäten, in denen es (nach außen) nicht allzu laut zuging. Anfang der 1920er Jahre schätzte die Polizei die Zahl illegaler Kneipen in der Stadt New York auf 32.000 – doppelt so viele, wie es vor der Prohibition an legalen Kneipen gab. [7]


Die Organisation des illegalen Alkoholhandels hatten organisierte Banden übernommen. Im Stadtgebiet von New York City beherrschte die US-amerikanische Cosa Nostra 25 % und die sogenannte Kosher Nostra 70 % des Schwarzmarktes;[8] den Rest teilten sich Iren oder andere Gruppierungen. In Chicago hingegen herrschte das Chicago Outfit unter Al Capone, das sich gegen die irische North Side Gang tödlich durchsetzte. Die Gewinne aus diesem Handel waren im Vergleich zu den bisher betriebenen Geschäftsfeldern der Banden immens und wurden später nur durch Einnahmen aus dem illegalen Drogenhandel, insbesondere mit Heroin und Kokain oder Designerdrogen, übertroffen. Das Alkoholverbot hat seine Ziele in keiner Weise erreicht, sondern im Gegenteil dem kriminellen Gangstertum erst richtig zum Aufschwung verholfen und die Korruption befördert. Der politische Einfluss durch das entstandene Schwarzgeld hat die Cosa Nostra immer wieder vor der Strafverfolgung beschützt. So wurden die unterbezahlten Prohibitionsagenten, die das Verbot eigentlich überwachen sollten, durch Bestechung und Bedrohung gefügig gemacht. Bestochene Polizisten verrieten den Termin einer Razzia oder schauten generell weg; hochrangige Politiker und Beamte stellten z. B. Waffenscheine aus oder verhinderten staatsanwaltschaftliche Ermittlungen.


Wie die Einführung der Prohibition musste auch ihre Aufhebung durch die einzelnen Bundesstaaten umgesetzt werden. Dies geschah durch Volksabstimmungen und nicht durch die jeweiligen Parlamente der Einzelstaaten. Am 5. Dezember 1933 endete die Prohibition landesweit, als mit Utah der 36. Bundesstaat den 21. Zusatzartikel der Verfassung ratifizierte, womit die nötige Quote von 3/4 der (damals 48) Staaten erreicht war. Dieser Zusatzartikel stellte es den Bundesstaaten jedoch frei, die Prohibition auf eigene Faust fortzuführen. 1948 bestand sie immer noch in drei Staaten. Erst 1966 schaffte mit Mississippi der letzte US-Bundesstaat sie wieder ab. Es gibt jedoch einzelne Städte und Landkreise in den Südstaaten, die bis heute „trocken“ geblieben sind, sogenannte "dry counties". In vielen US-Bundesstaaten ist der Kauf von Alkohol weiterhin nur in staatseigenen Läden erlaubt, die teilweise nur in relativ geringer Anzahl existieren und für amerikanische Verhältnisse sehr beschränkte Öffnungszeiten haben. In einigen Staaten ist das Mitbringen von Alkohol aus anderen Bundesstaaten weiterhin eine Straftat.
== Spätfolgen ==
Organisiertes Verbrechen: Obwohl den Alkoholschmugglern durch das Ende der Prohibition ihr „Kerngeschäft“ genommen wurde, blieben die Strukturen des organisierten Verbrechens bestehen und suchten nach neuen Geschäftsfeldern. Diese bestanden vor allem im Handel mit weiterhin illegalen Betäubungsmitteln wie Opium, woraus sich der bis heute bestehende organisierte Drogenhandel entwickelte.
*Brauwesen: Von einigen tausend kleinen und mittleren Brauereien vor der Prohibition blieb in den USA nur noch eine Handvoll Multis übrig, auch das Fachwissen der Braumeister ging weitestgehend verloren.
*Weinanbau: Durch die großflächige Rodung von Weinbergen lag der Weinbau noch jahrzehntelang darnieder.
*Trinkverhalten: Cocktails, meist aus starken Spirituosen und nichtalkoholischen Getränken gemischt, blieben auch nach der Prohibition in den USA noch lange beliebter als Wein und Bier.
 
==Spielfilme==
 
#“The Public Enemy.” Deutsch: Der öffentliche Feind. William Wellman 1931. Entstehung von Jimmy Cagney als Star. Begründete das Genre des Gangsterfilms. Tom Powers (Cagney) macht Karriere und findet ein trauriges Ende. Gewaltszenen einschließlich einer berüchtigten Grapefruit-Szene sorgten für Kontroversen.
#“Little Caesar.” Rico (Edward G. Robinson) macht über die klandestinen Trinkorte (Speakeasies) Karriere, bevor er tief und hart fällt.
#“Scarface.” 1932. [[Al Capone]] lieferte unfreiwillig die Vorlage. Paul Muni in der Titelrolle. Bandenkrieg über Speakeasies. Muni wird Chicagos Boss. 1983 remake mit Al Pacino in der Hauptrolle.
#“The Roaring Twenties.” Deutsch: Die Wilden Zwanziger. Alte Soldatenfreunde werden Rivalen im Alkoholschmuggel (bootlegging). 1939. Cagney und Humphrey Bogart. Mit dem Ende der Prohibition endet auch ihre Karriere.
#“Some Like It Hot.” 1959. Tony Curtis und Jack Lemmon fliehen vor Gangstern, nachdem sie zufällig Zeugen eines Massakers geworden waren. Sie treffen und wollen Marilyn Monroe, während sie gleichzeitig den Gangstern entkommen wollen.
#“The St. Valentine’s Day Massacre.” 1967. Regisseur Roger Corman. 7 rivalisierende Gangster wurden von Capones Leuten umgebracht. Medienberichte über das Massaker "proved to America that Prohibition was simply not working; it was repealed four years later."
#“The Great Gatsby.” 1974. Jay Gatsby (Robert Redford) verkörpert den Übermut der “Roaring Twenties” nach F. Scott Fitzgeralds Vorlage. Versionen: 1949; 2000.
#“Once Upon a Time in America.” Deutsch: Es war einmal in Amerika. Sergio Leones letzter Film (1984). Schwarzmarkt befördert Karriere der Straßenkinder Robert De Niro und James Woods in New York. [[Repeal]] bringt das Ende - auch ihrer Träume vom Reichtum.
#“Miller’s Crossing.” Coen Brothers. 1990. Albert Finney als Gangsterboss, der von seinem besten Mann, Gabriel Byrne, manipuliert wird.
#"Legends of the Fall" Deutsch: [http://de.wikipedia.org/wiki/Legenden_der_Leidenschaft Legenden der Leidenschaft]. Edward Zwick 1994.
#"Last Man Standing" 1996.
#“The Untouchables.” Die Unbestechlichen. 1987. Nach dem Remake von "Scarface" schuf Brian de Palma einen der besten Prohibitionsfilme aller Zeiten. Basierend auf den Erfahrungen des Ermittlers Eliot Ness, der es mit korrupten Polizisten und Capones Chicago-Gangstern aufgenommen hatte. Mit Kevin Costner, de Niro, Sean Connery. Oscar.
#Filme zu Al Capone: 1932 Scarface, 1959 Al Capone, 1967 Chicago-Massaker (St. Valentine’s Day Massacre)


Spätfolgen
==Videos==
Organisiertes Verbrechen: Obwohl den Alkoholschmugglern durch das Ende der Prohibition ihr „Kerngeschäft“ genommen wurde, blieben die Strukturen des organisierten Verbrechens bestehen und suchten nach neuen Geschäftsfeldern. Diese bestanden vor allem im Handel mit weiterhin illegalen Betäubungsmitteln wie Opium, woraus sich der bis heute bestehende organisierte Drogenhandel entwickelte.
*[http://www.youtube.com/watch?v=hV1xAV97IXI&feature=related The Mafia, the Prohibition Years (1)]
Brauwesen: Von einigen tausend kleinen und mittleren Brauereien vor der Prohibition blieb in den USA nur noch eine Handvoll Multis übrig, auch das Fachwissen der Braumeister ging weitestgehend verloren.
*[http://www.youtube.com/watch?v=jd-40VnMG94 Ken Burns: Prohibition, Drug Laws, & Unintended Consequences]
Weinanbau: Durch die großflächige Rodung von Weinbergen lag der Weinbau noch jahrzehntelang darnieder.
*[http://voices.yahoo.com/the-unintended-consequences-prohibition-747955.html Rooney, Sean (2008) The Unintended Consequences of Prohibition]
Trinkverhalten: Cocktails, meist aus starken Spirituosen und nichtalkoholischen Getränken gemischt, blieben auch nach der Prohibition in den USA noch lange beliebter als Wein und Bier.
 
Alkoholprohibition in der Literatur
==Literatur==
F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby
===Fachliteratur===
Upton Sinclair: Alkohol (engl. Originaltitel: The Wet Parade)
*[https://www.d.umn.edu/~bmork/2306/readings/gusfield.htm Gusfield, Joseph R. Symbolic Crusade]
Jacques R. Pécheral: Gib dem Haifisch keinen Rum (franz. Originaltitel Boulevard du Rhum)
 
Filme
*Hepner, Adolf (1912) Die amerikanische Prohibition und die abstinenten Sozialisten. In: Sozialistische Monatshefte 16, Heft 1, S. 37–44.
1931: Der öffentliche Feind
*Kobler, John (1973) Ardent Spirits: The Rise and Fall of Prohibition. New York: Putnam.
1939: Die wilden Zwanziger
*Okrent, Daniel (2010) Last Call: The Rise and Fall of Prohibition.  
1984: Es war einmal in Amerika
*Rorabaugh, W.J. (1979) The Alcoholic Republic: An American Tradition. Oxford University Press.
1994: Legenden der Leidenschaft
 
1996: Last Man Standing
===Romane===
Al Capone
 
*F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby
*Upton Sinclair: Alkohol (engl. Originaltitel: The Wet Parade)
*Jacques R. Pécheral: Gib dem Haifisch keinen Rum (franz. Originaltitel Boulevard du Rhum)
 
==Weblinks==
*Alcohol Prohibition Was A Failure auf cato.org.
*Alkoholprohibition – kein aktuelles Thema auf edimuster.ch.
 
*Darstellungen aus der Zeit der Alkoholprohibition auf authentichistory.com.
 
*[http://www.mega.nu/ampp/drugtext/craig101.htm Levine, Reinarman: From Prohibition to Regulation]
 
*National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism, National Institutes of Health, www.alcoholpolicy.niaaa.nih.gov.


1932 Scarface
*[http://thesocietypages.org/socimages/2010/10/10/28094/ Sharp, Gwen (2010) Unintended Consequences of Prohibition. In: Sociological Images]
1959 Al Capone
1967 Chicago-Massaker (St. Valentine’s Day Massacre)
1987 The Untouchables – Die Unbestechlichen
Literatur
John Kobler: Ardent Spirits: The Rise and Fall of Prohibition. Putnam, New York 1973.
W. J. Rorabaugh: The Alcoholic Republic: An American Tradition. Oxford University Press, 1979.
Adolf Hepner: Die amerikanische Prohibition und die abstinenten Sozialisten. In: Sozialistische Monatshefte 16, 1912, Heft 1, S. 37–44.[9]
Weblinks
Alcohol Prohibition Was A Failure auf cato.org.
Darstellungen aus der Zeit der Alkoholprohibition auf authentichistory.com.
Alkoholprohibition – kein aktuelles Thema auf edimuster.ch.
Einzelnachweise
Bob Skilnik: Beer: A History of Brewing in Chicago. Baracade Books, 2006. Vgl. The National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism, National Institutes of Health, www.alcoholpolicy.niaaa.nih.gov.
Jo Durden Smith: MAFIA.Die wahre Geschichte des organisierten Verbrechens; Premio Verlag GmbH Münster; Übersetzung Klaus Helmut; ISBN 978-3-86706-047-9; S.64
Teaching With Documents: The Volstead Act and Related Prohibition Documents. The National Archives, 14. Februar 2008, abgerufen am 28. Oktober 2009 (Englisch).
Gert Raeithel: Geschichte der nordamerikanischen Kultur. 1600 bis 2002. 4. Auflage. Bd. 2. Frankfurt am Main 2003, S. 77.
↑ Zititert nach: Udo Sautter: Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. 5. Auflage, Alfred Kröner Verlag, 1994.
Sigmund Freud: Fragen der Gesellschaft – Ursprünge der Religion. Die Zukunft einer Illusion. Studienausgabe, Bd. 9, 1927, Frankfurt am Main 1974, S. 182.
Ric Burns/James Sanders: New York. Die illustrierte Geschichte von 1609 bis heute. München 2002, S. 318.
John Dickie: Cosa Nostra: Die Geschichte der Mafia. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-596-17106-4, S. 265.
Digitalisat: FES Library, Bonn 2006.


basierend auf Wikipedia, der freien Enzyklopädie
*Teaching With Documents: The Volstead Act and Related Prohibition Documents. The National Archives, 14. Februar 2008, abgerufen am 28. Oktober 2009 (Englisch).
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