Alkohol und Gewalt
Alkoholkonsum und Gewaltausbrüche sind eng miteinander verbunden. Häufig werden Gewalthandlungen unter Einfluss von Alkohol begangen, laut einer Kriminalstatistik von 2009 handelt es sich um mehr als 30% aller Gewaltverbrechen. Dabei lässt sich ein besonders hoher Anteil der betrunkenen Täter bei schwerer und gefährlicher Körperverletzung feststellen. Eine Studie in Bern von 2007 hält fest, dass bei Körperverletzung, Raub und häuslicher Gewalt in bis zu zwei Drittel der Fälle Alkohol im Spiel gewesen ist. Dabei richtet sich die Gewalt Jugendlicher unter Alkoholeinfluss oft gegen Objekte, während bei älteren Tätern häufig Personen betroffen sind. Als alkoholtypisch gelten: Kindesmisshandlung, Gewalt in der Familie, Beleidigung und Sachbeschädigung sowie Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Eine Vielzahl von Studien zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und aggressiven, gewalttätigen Handlungen. Allerdings ist die Forschung aufgrund der Komplexität der Faktoren noch uneinig, wie genau Alkoholkonsum dazu führt, dass aggressive Verhaltensweisen zunehmen und welche Faktoren dabei zusätzlich und moderierend eine Rolle spielen. Rossow benennt 1996 grundlegende beeinflussende Faktoren, die Einfluss auf das Risiko haben, verletzt zu werden bzw. in eine Schlägerei verwickelt zu werden. Dazu zählen neben dem Alkoholkonsum insgesamt auch Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildungslevel, Persönlichkeitsfaktoren, Freundeskreis, Besuch öffentlicher „Trinkplätze“ und die Frequenz der Alkoholräusche. Ferner weisen verschiedene Untersuchungen darauf hin, dass Konsummuster (z.B.: Vorglüher, Nicht-Vorglüher) und Trinkmuster, also die Häufigkeit des Konsums und die Menge pro Trinkgelegenheit, aufschlussreicher sind als die durchschnittliche Konsummenge.
Es gibt diverse Ansätze und Überlegungen aus neurobiologischer, kognitiver, psychologischer und soziologischer Sicht für den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gewaltverhalten. Dabei stößt man sowohl auf monokausale und interaktive Modelle als auch auf Modelle mit unabhängigen Wirkfaktoren. Allgemein wird aber eine Triggerwirkung des Alkohols angenommen, der in frustrierenden Situationen Aggression enthemmt, wenn andere Antwortmöglichkeiten schwierig sind. Allerdings wird deutlich, dass es zu einfach wäre zu behaupten, dass Alkohol auslösend für Gewalt ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass Alkoholmissbrauch als ein Faktor in einem komplexen Faktorengebäude gesehen werden muss, der für bestimmte Tätertypen das Auftreten und auch die Schwere gewalttätiger Übergriffe wahrscheinlicher macht.
Weblinks
- Alkohol und Gewalt im Jugendalter: Gewaltformen aus Täter- und Opferperspektive, Konsummuster und Trinkmotive – Eine Sekundäranalyse der ESPAD Schülerbefragung.
- BGGA: Wenn Alkohol, dann in Maßen.
- Familiäre Gewalt und Alkohol: Eine Einführung in die Thematik und Empfehlungen für die Praxis.
- Freiburger StreetTalk: Ergebnisse einer Befragung in der Freiburger Innenstadt zu Alkoholkonsum und Gewalterleben.
- 2. Deutscher Suchtkongress: Wenn Alkohol zu Gewalt führt.
- Polizei-Befragung ergibt: Bei Gewalthandlungen ist häufig Alkohol im Spiel.