Alkohol und Gewalt: Unterschied zwischen den Versionen

keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(4 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 2: Zeile 2:


== Alkohol und Aggressionsdelikte ==
== Alkohol und Aggressionsdelikte ==
Allgemein wird eine Triggerwirkung des Alkohols angenommen. In frustrierenden Situationen wird Alkohol getrunken, um mit der Problematik zurechtzukommen. Gleichzeitig entsteht dadurch auch eine Enthemmung. Die Wahrscheinlichkeit aggressiver Handlungen steigt an. Alkoholmissbrauch ist also eher Auslöser als Ursache. Er ist ein Faktor in einem komplexen Faktorenkomplex, der für bestimmte Tätertypen das Auftreten und auch die Schwere gewalttätiger Übergriffe wahrscheinlicher macht.


*Nach Polizeilichen Kriminalstatistiken in Deutschland und Österreich werden 30-50% aller Gewaltdelikte unter Einfluss von Alkohol begangen.
*Nach Polizeilichen Kriminalstatistiken in Deutschland und Österreich werden 30-50% aller Gewaltdelikte unter Einfluss von Alkohol begangen.
Zeile 10: Zeile 11:
*Knapp die Hälfte der Jungen und etwa 30-40 % der Mädchen, die Opfer von Gewalttaten werden, weisen (nach Kuntsche et al. 2003) selbst einen problematischen Alkoholkonsum auf. Für Abstinente und risikoarm konsumierende besteht demnach eine geringe Wahrscheinlichkeit, sich gewalttätig zu verhalten.
*Knapp die Hälfte der Jungen und etwa 30-40 % der Mädchen, die Opfer von Gewalttaten werden, weisen (nach Kuntsche et al. 2003) selbst einen problematischen Alkoholkonsum auf. Für Abstinente und risikoarm konsumierende besteht demnach eine geringe Wahrscheinlichkeit, sich gewalttätig zu verhalten.


Die Kriminalstatistiken des Jahres 2007 für Deutschland zeigen sogar, dass in manchen Bundesländern bei jeder zweiten Gewalttat, die von Jugendlichen begangen wurde, Alkohol im Spiel war[7] [8].
*Eine Vielzahl von Studien zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und aggressiven, gewalttätigen Handlungen. Allerdings ist die Forschung aufgrund der Komplexität der Faktoren noch uneinig, wie genau Alkoholkonsum dazu führt, dass aggressive Verhaltensweisen zunehmen und welche Faktoren dabei zusätzlich und moderierend eine Rolle spielen.
Eine Vielzahl von Studien zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und aggressiven, gewalttätigen Handlungen. Allerdings ist die Forschung aufgrund der Komplexität der Faktoren noch uneinig, wie genau Alkoholkonsum dazu führt, dass aggressive Verhaltensweisen zunehmen und welche Faktoren dabei zusätzlich und moderierend eine Rolle spielen.
*Rossow benennt 1996 grundlegende beeinflussende Faktoren, die Einfluss auf das Risiko haben, verletzt zu werden bzw. in eine Schlägerei verwickelt zu werden. Dazu zählen neben dem Alkoholkonsum insgesamt auch Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildungslevel, Persönlichkeitsfaktoren, Freundeskreis, Besuch öffentlicher „Trinkplätze“ und die Frequenz der Alkoholräusche.
Rossow benennt 1996 grundlegende beeinflussende Faktoren, die Einfluss auf das Risiko haben, verletzt zu werden bzw. in eine Schlägerei verwickelt zu werden. Dazu zählen neben dem Alkoholkonsum insgesamt auch Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildungslevel, Persönlichkeitsfaktoren, Freundeskreis, Besuch öffentlicher „Trinkplätze“ und die Frequenz der Alkoholräusche.
*Ferner weisen verschiedene Untersuchungen darauf hin, dass Konsummuster (z.B.: Vorglüher, Nicht-Vorglüher) und Trinkmuster, also die Häufigkeit des Konsums und die Menge pro Trinkgelegenheit, aufschlussreicher sind als die durchschnittliche Konsummenge.
Ferner weisen verschiedene Untersuchungen darauf hin, dass Konsummuster (z.B.: Vorglüher, Nicht-Vorglüher) und Trinkmuster, also die Häufigkeit des Konsums und die Menge pro Trinkgelegenheit, aufschlussreicher sind als die durchschnittliche Konsummenge.
 
*Es gibt diverse Ansätze und Überlegungen aus neurobiologischer, kognitiver, psychologischer und soziologischer Sicht für den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gewaltverhalten. Dabei stößt man sowohl auf monokausale und  interaktive Modelle als auch auf Modelle mit unabhängigen Wirkfaktoren.


Es gibt diverse Ansätze und Überlegungen aus neurobiologischer, kognitiver, psychologischer und soziologischer Sicht für den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gewaltverhalten. Dabei stößt man sowohl auf monokausale und  interaktive Modelle als auch auf Modelle mit unabhängigen Wirkfaktoren.
Allgemein wird aber eine Triggerwirkung des Alkohols angenommen, der in frustrierenden Situationen Aggression enthemmt, wenn andere Antwortmöglichkeiten schwierig sind.
Allerdings wird deutlich, dass es zu einfach wäre zu behaupten, dass Alkohol auslösend für Gewalt ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass Alkoholmissbrauch als ein Faktor in einem komplexen Faktorengebäude gesehen werden muss, der für bestimmte Tätertypen das Auftreten und auch die Schwere gewalttätiger Übergriffe wahrscheinlicher macht.


==Weblinks==
==Weblinks==
*Kuntsche et al., 2003 (ESPAD Sekundäranalyse): Alkohol und Gewalt im Jugendalter
*Kuntsche et al., 2003 (ESPAD Sekundäranalyse): Alkohol und Gewalt im Jugendalter [[http://www.sfa-ispa.ch/DocUpload/rr_Espad_Alkohol_Gewalt.pdf]]
*Artikel auf welt.de vom 10. März 2008: Jeder zweite jugendliche Straftäter ist betrunken. [[http://www.welt.de/politik/article1783594/Jeder_zweite_jugendliche_Straftaeter_ist_betrunken.html]]
*Artikel auf welt.de vom 10. März 2008: Jeder zweite jugendliche Straftäter ist betrunken. [[http://www.welt.de/politik/article1783594/Jeder_zweite_jugendliche_Straftaeter_ist_betrunken.html]]
Polizeiliche Kriminalstatistik 2007 für Niedersachsen
*Polizeiliche Kriminalstatistik 2007 für Niedersachsen [[http://www.mi.niedersachsen.de/live/live.php?navigation_id=14797&article_id=62176&_psmand=33]]
* [http://www.sucht-info.ch/fileadmin/user_upload/DocUpload/rr_Espad_Alkohol_Gewalt.pdf Alkohol und Gewalt im Jugendalter: Gewaltformen aus Täter- und Opferperspektive, Konsummuster und Trinkmotive – Eine Sekundäranalyse der ESPAD Schülerbefragung.]
* [http://www.sucht-info.ch/fileadmin/user_upload/DocUpload/rr_Espad_Alkohol_Gewalt.pdf Alkohol und Gewalt im Jugendalter: Gewaltformen aus Täter- und Opferperspektive, Konsummuster und Trinkmotive – Eine Sekundäranalyse der ESPAD Schülerbefragung.]
* [http://www.bgga.de/3.html BGGA: Wenn Alkohol, dann in Maßen.]
* [http://www.bgga.de/3.html BGGA: Wenn Alkohol, dann in Maßen.]
31.738

Bearbeitungen