Alfred Hoche: Unterschied zwischen den Versionen

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Alfred Hoche thematisierte in seinem Aufsatz eine Reihe von Versuchungen, die den Arzt dazu führen könnten, Patienten-Leben nicht so weit wie möglich zu verlängern, sondern durch aktives Tun zu beenden (z.B. Bitten von Angehörigen, den Patienten von seinem Leiden zu erlösen). Manche Menschen mit angeborener Demenz seien aber auch "Ballastexistenzen" und "leere Menschenhülsen", welche die Gesamtheit der Gesellschaft belasteten und deren Interessen am Leben zurückzustehen hätten hinter den Überlebensinteressen des Ganzen. Hoche hoffte auf ein Ende der von ihm beklagten Zeit eines "überspannten Humanitätsbegriffes" und einer Überschätzung des Wertes des Einzelnen gegenüber der Gesamtheit.  
Alfred Hoche thematisierte in seinem Aufsatz eine Reihe von Versuchungen, die den Arzt dazu führen könnten, Patienten-Leben nicht so weit wie möglich zu verlängern, sondern durch aktives Tun zu beenden (z.B. Bitten von Angehörigen, den Patienten von seinem Leiden zu erlösen). Manche Menschen mit angeborener Demenz seien aber auch "Ballastexistenzen" und "leere Menschenhülsen", welche die Gesamtheit der Gesellschaft belasteten und deren Interessen am Leben zurückzustehen hätten hinter den Überlebensinteressen des Ganzen. Hoche hoffte auf ein Ende der von ihm beklagten Zeit eines "überspannten Humanitätsbegriffes" und einer Überschätzung des Wertes des Einzelnen gegenüber der Gesamtheit.  


Mit seinen volkswirtschaftlichen Überlegungen wurde Hoche zu einem "Mörderischer Vordenker" (Ernst Klee) der NS-"Euthanasie": "Nehmen wir für den Einzelfall eine durchschnittliche Lebensdauer von 50 Jahren an, so ist leicht zu ermessen, welches ungeheure Kapital in Form von Nahrungsmitteln, Kleidung und Heizung dem Nationalvermögen für einen unproduktiven Zweck entzogen wird. ... ein Pflegepersonal von vielen tausend Köpfen wird für diese gänzlich unfruchtbare Aufgabe festgelegt und fördernder Arbeit entzogen" (Alfred Hoche).
Mit seinen volkswirtschaftlichen Überlegungen wurde Hoche zu einem "Mörderischer Vordenker" (Ernst Klee) der NS-"Euthanasie". O-Ton Hoche: "Nehmen wir für den Einzelfall eine durchschnittliche Lebensdauer von 50 Jahren an, so ist leicht zu ermessen, welches ungeheure Kapital in Form von Nahrungsmitteln, Kleidung und Heizung dem Nationalvermögen für einen unproduktiven Zweck entzogen wird. ... ein Pflegepersonal von vielen tausend Köpfen wird für diese gänzlich unfruchtbare Aufgabe festgelegt und fördernder Arbeit entzogen."
 


Die von Alfred Hoche in die öffentliche Diskussion gebrachten radikalen Gedanken über die Tötung „unwerten Lebens“ wurden von zeitgenössischen Wissenschaftlern in Deutschland nicht aufgenommen und weiterentwickelt. Die deutschen Vertreter der Eugenik/Rassenhygiene ignorierten Hoches Vorschläge, oder lehnten sie scharf ab (Stefan Kühl; Die Internationale der Rassisten, 1997, Seite 163; Peter Weingart et al.; Rasse, Blut und Gene, 1992, Seite 524). So sagte der Eugeniker Lothar Loeffler: „Euthanasie und Vernichtung lebensunwerten Lebens lehnen wir mit Recht ab.“
Die von Alfred Hoche in die öffentliche Diskussion gebrachten radikalen Gedanken über die Tötung „unwerten Lebens“ wurden von zeitgenössischen Wissenschaftlern in Deutschland nicht aufgenommen und weiterentwickelt. Die deutschen Vertreter der Eugenik/Rassenhygiene ignorierten Hoches Vorschläge, oder lehnten sie scharf ab (Stefan Kühl; Die Internationale der Rassisten, 1997, Seite 163; Peter Weingart et al.; Rasse, Blut und Gene, 1992, Seite 524). So sagte der Eugeniker Lothar Loeffler: „Euthanasie und Vernichtung lebensunwerten Lebens lehnen wir mit Recht ab.“
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